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Anno erfreut sich großer Beliebtheit, doch wo bitte ist Anno Online geblieben? Wir klären auf, was mit dem Free-to-Play-Ableger geschehen ist.

Um das Jahr 2010 herum begann der große Hype um Free-to-Play-Spiele. Kostenlos spielbare Titel mit der Möglichkeit, sich für Geld mehr Komfort oder andere Vorteile zu verschaffen, hat es schon vorher gegeben. Doch dass auch größere Hersteller auf den Zug aufsprangen, damit ging es eben im genannten Zeitraum los. Einer dieser Hersteller ist Ubisoft gewesen. Das französische Unternehmen wollte damals nicht mehr nur die Spieler aufwendig produzierter Vollpreistitel für PC und Konsole (wie Assassin's Creed und Far Cry) erreichen, sondern auch diejenigen, die nur gelegentlich zocken und nicht bereit sind, 60 Euro für ein neues Spiel auszugeben. So veröffentlichte man unter anderem 2011 Die Siedler Online, einen kostenlos spielbaren Ableger der beliebten Aufbauspielreihe, der im Browser läuft. Er kam gut an und so folgte zwei Jahre später Anno Online. Heute ist Anno die wesentlich erfolgreichere Marke, doch das gilt nicht für das Browsergame-Segment.

Schöne Erinnerungen

Wer heutzutage im Netz oder eben bei uns auf der Seite nach Anno Online sucht, wird vieles finden, aber kein Spiel, was man spielen kann – außer man lässt sich eben zu einem anderen Titel weiterleiten. Anno Online ist nicht mehr. Dabei fing alles so vielversprechend an. Der Düsseldorfer Entwickler Blue Byte, eine Tochter von Ubisoft, konnte mit Die Siedler Online einen richtigen Erfolg feiern. Um die Hauptreihe stand es 2011 gar nicht mehr so gut. Das 2010 erschienene Die Siedler 7 ist zwar ein tolles Spiel gewesen, aber zu einem Klassiker wie etwa Teil 2 sollte es, wie sich sich später gezeigt hat, nicht werden. Danach ging die Serie völlig den Bach runter, aber das Browsergame konnte sich behaupten und läuft heute immer noch. Ubisoft dachte sich: "Na, wenn Die Siedler im Browser so erfolgreich läuft, klappt das doch bestimmt auch mit Anno", und ließ Blue Byte Anno Online auf Basis der gleichen Engine produzieren. 2012 wurde der Titel angekündigt, im Jahr darauf erfolgten der Open-Beta-Start und auch der finale Release.

Anno Online entpuppte sich als ein sehr gutes Browsergame und bildete einen schönen Gegensatz zum zwei Jahre zuvor erschienen Anno 2070. Mit dessen Zukunftsszenario wurden längst nicht alle Fans der Reihe warm. Anno Online spielte wieder in einer mittelalterlichen Welt wie Anno 1404. Die Grafik war zwar nur zweidimensional, sah aber fantastisch aus, schön gezeichneter Gebäudemodelle und vielen Animationen sei Dank. Es erinnerte sehr an die ersten beiden Serienteile, Anno 1602 und 1503, erstrahlte aber im Gegensatz zu denen in scharfem HD.

Spielerisch war Anno Online ein klassisches Anno. Es ging um den Aufbau einer Stadt auf einer Insel der neuen Welt, die Verwaltung von Produktionsketten, das Stillen der Bedürfnisse der eigenen Bevölkerung und das Ganze war genau so idyllisch, wie man es von einem Anno erwartet. Der eigenen Siedlung beim Wachsen zuzusehen, sich immer größeren Herausforderungen zu stellen und aber auch ständig neue Bauoptionen zu erhalten, das war nicht viel weniger motivierend als in den Vollpreisteilen der Serie. Einziger Haken waren die teils sehr langen Wartezeiten. Da dauerte der Bau eines neuen Schiffs gerne mal mehrere Stunden und wenn man den Nebel lichten wollte, um neue Sektoren zum Bebauen freizuschalten, ohne dafür Geld auszugeben, kostete das nicht nur viele Ressourcen, sondern auch eine Menge Geduld, weil der Vorgang einen oder gar mehrere Tage in Anspruch nahm.

Ein frühes, trauriges Ende

Für Gelegenheitsspieler, die nur mal eine halbe Stunde am Abend zocken wollten, war Anno Online aber gut kostenlos spielbar und aufgrund seiner inhaltlichen Qualitäten und der hübschen Optik eine Empfehlung wert. Gerne würden wir euch das Spiel auch heute noch ans Herz legen, aber ach … Langfristiger Erfolg blieb ihm verwehrt. Nach nur drei Jahren gab Blue Byte bekannt, dass man Anno Online nicht mehr weiterentwickeln werde. Man stelle die Produktion von Updates ein, somit kamen auch keine neuen Inhalte mehr nach. Das Spiel ging in den Wartungsmodus. Die Server liefen als noch weiter, aber sonst geschah nichts mehr.

Ende 2017 folgte die nächste, noch viel größere Hiobsbotschaft für die Fans: Der Betrieb von Anno Online, seines Forums und der Social-Media-Kanäle werde eingestellt. Am 31. Januar 2018 zog Blue Byte dann sämtliche Stecker und das Spiel verschwand aus dem Internet – für immer. Während sich Die Siedler Online seit mittlerweile zwölf Jahren behaupten kann, hat Anno Online es nicht mal geschafft, auch nur halb so lange zu bestehen. Das ist schon irgendwie witzig, wenn wir bedenken, wie beliebt ein Anno 1800 ist, während das jüngste "Die Siedler"-Spiel mit dem Untertitel Neue Alianzen ein totaler Flop geworden ist.

Was gibt es für Alternativen?

Wer ein Spiel spielen möchte, das Anno Online sehr ähnlich ist, und nicht davor scheut, Geld in die Hand zu nehmen, dem können wir nur Anno 1800 oder (falls man nicht auf das Mittelalter-Setting verzichten möchte) Anno 1404 nahelegen. Letzteres hat zwar nun schon 14 Jahre auf dem Buckel, die Grafik ist aber gut gealtert, das Gameplay immer noch fantastisch und das Spiel mitsamt der tollen "Venedig"-Erweiterung ist für einen schmalen Taler zu haben. Anno 1800 ist teurer (vor allem, wenn ihr es mit allen DLCs spielen wollt), sieht aber viel besser aus und ist auch ein ungleich größeres, komplexeres Spiel.

Soll es ein kostenloses Spiel sein, liegt es nahe, in Die Siedler Online reinzuschauen. Immerhin basiert es auf derselben Engine und es wird immer noch aktiv gepflegt. Regelmäßig erscheinen Updates und jedes Jahr finden große saisonale Events statt, etwa zu Ostern und Halloween. Natürlich bestehen viele spielerische Unterschiede zwischen Die Siedler Online und Anno Online, aber wenn ihr nicht speziell auf Anno, sondern einfach ein gutes Aufbauspiel mit mittelalterlichem Flair Lust habt, ist Blue Bytes Browsergame-Oldie eine gute Wahl. Eine andere Alternative ist Forge of Enmpires von InnoGames, allerdings ist das Mittelalter hier nur eine von etlichen Epochen, die ihr durchlauft. In dem Spiel begleitet ihr eure Stadt von der Steinzeit bis in die ferne Zukunft.