Hinterland – Schreibung, Definition, Bedeutung, Etymologie, Synonyme, Beispiele | DWDS
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Hinterland, das

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GrammatikSubstantiv (Neutrum) · Genitiv Singular: Hinterland(e)s · wird nur im Singular verwendet
Aussprache  [ˈhɪntɐˌlant]
Worttrennung Hin-ter-land
Wortzerlegung 1hinter Land
eWDG

Bedeutungen

1.
Gebiet, das im Bereich eines (wirtschaftlichen) Zentrums liegt
Beispiele:
dieser Hafen, Industrieort hat kein großes Hinterland
das Hinterland als Rohstoffbasis, Absatzgebiet, Einflusssphäre
die engen Verkehrsverbindungen zwischen der Hauptstadt und ihrem Hinterland
auch ein kulturelles Zentrum braucht Hinterland
2.
Gebiet hinter der Front
Beispiele:
die Nachschubwege im Hinterland
das Hinterland des Gegners mit Flugzeugen angreifen
die Verwundeten ins Hinterland bringen
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
2hinter · hinterher · hinterrücks · Hinterhalt · hinterhältig · Hinterlist · hinterlistig · Hinterland · Hintersasse · Hinterwäldler
2hinter Präp. mit Dativ und Akkusativ ‘an der, an die Rückseite von’, ein konstantes Lageverhältnis (bei Ruhe und gleichlaufender Bewegung) oder die Richtung auf einen Zielpunkt angebend, von räumlichen Vorstellungen her auch auf zeitliche Verhältnisse übertragen (vgl. etw. hinter sich haben, bringen); ahd. hintar (10. Jh., bereits für das 9. Jh. mehrfach als 1. Kompositionsglied bezeugt, ferner in hintarort ‘zurück, verkehrt’, gihintaren, firhintaren, s. hindern, verhindern), mhd. hinder, frühnhd. hinder, hinter, mnd. hinder (auch temporal ‘nach, von … an’), mnl. hinder, got. hindar (auch ‘jenseits von’). Die heute literatursprachlich allein in präpositionaler Verwendung übliche Lokalpartikel ist zunächst Adverb, daher noch mhd. mnl. aengl. hinder ‘hinten, nach hinten, zurück’ (aengl. auch ‘hinunter’) sowie die oben angeführten Ableitungen und zahlreiche Zusammensetzungen im Ahd.; nur die regionale Umgangssprache bewahrt Reste des adverbiellen Gebrauchs in Präfixverben wie omd. südd. hinterbringen, -kommen, -schaffen (‘nach hinten’), omd. hinteressen, -kippen, -schlucken (‘hinunter’); vgl. auch dahinter. Bei hinter, das wahrscheinlich an den unter hinten (s. d.) genannten erweiterten Pronominalstamm germ. *hind- anzuschließen ist, handelt es sich um eine Adverbialbildung auf -r, vergleichbar den in 1da, hier, wo (s. d.) fortlebenden Pronominaladverbien ahd. thār, hier, (h)wār und anderen lokalen Adverbien und Präpositionen mit derselben Endung, z. B. außer, nieder, über, unter (s. d.). Dieser Bildungstyp liegt vielleicht alten Komparativformen auf ie. -(t)ero- zugrunde (s. 1hinter Adj.). – hinterher Adv. räumlich ‘nach einer Person, Sache folgend’, auch (in der Gegenwart häufiger) zeitlich ‘danach, später’ (Anfang 18. Jh.), entstanden aus adverbialen Bestimmungen des Typs hinter jmdm., etw. her durch verkürzende Zusammenrückung von Präposition und nachgestelltem Adverb (s. her). hinterrücks Adv. ‘von hinten’, daher ‘unversehens, heimlich, heimtückisch’ (15. Jh., frühnhd. hinderrucks, -rücks), gelegentlich im Sinne von ‘rücklings, mit dem Rücken voran’; Verschmelzung von mhd. frühnhd. hinder Präp., das in älterer Zeit vereinzelt auch den Genitiv regiert, mit der Genitivform des (ehemals stark flektierenden) Substantivs mhd. frühnhd. rück(e), ruck(e) (s. Rücken); vgl. vorausgehendes ahd. hintarruggi (10. Jh.), mhd. hinderrucke ‘rückwärts, zurück’ (aus Präposition und Akkusativform). Hinterhalt m. ‘Versteck, von dem aus man einem Gegner auflauert, ihn überraschend (eigentlich von hinten) angreift, Falle’ (16. Jh.), früher auch ‘Truppenreserve, Stütze, Rückhalt’ (so schon 15. Jh.), ‘heimlicher Vorbehalt’ (17. Jh.); dazu hinterhältig Adj. ‘seine wahren Absichten verbergend, verschlossen, heimtückisch’ (17. Jh.; bis ins 19. Jh. oft hinterhaltig); nicht verwandt ist frühnhd. hynderheldig ‘abschüssig’, 15. Jh. (zu Halde, s. d.). Hinterlist f. ‘heimtückisches Wesen, unehrliches Handeln, Falschheit’, mhd. hinderlist m. (zum Grundwort s. List); dazu älter bezeugtes hinterlistig Adj. ‘heimtückisch, unaufrichtig’, ahd. hintarlistīg (Hs. 12. Jh.), mhd. hinderlistec. Hinterland n. ‘wirtschaftlich nutzbares Gebiet in der Umgebung einer Stadt, eines Hafens, Industriezentrums’, vom 15. Jh. an vereinzelt belegt, im letzten Viertel des 19. Jhs. geläufig, zu dieser Zeit vor allem Rechtsbegriff der Kolonialpolitik (vgl. die Entlehnungen engl. frz. ital. span. hinterland), seit den 20er Jahren des 20. Jhs. auch ‘Gebiet hinter der Front’. Hintersasse m. ‘von einem Feudalherrn abhängiger Bauer’ (eigentlich ‘wer hinter einem, in dessen Schutz ansässig ist’), auch ‘Stadtbewohner ohne Bürgerrechte, Zugezogener’ (seit dem 14. Jh. allgemeiner ‘zur Miete Wohnender’), mhd. hindersæʒe, hinderseʒʒe; im Nhd. setzt sich eine umlautlose Nebenform durch (zur Bildungsweise s. Insasse). Hinterwäldler m. ‘ungeschliffener, urwüchsig derber, weltfremder Mensch’, heute meist spöttisch für einen hinter der modernen Entwicklung Zurückgebliebenen; Lehnbildung (30er Jahre des 19. Jhs.) nach amerik.-engl. backwoodsman, das zunächst den Ansiedler im Westen Nordamerikas jenseits des Alleghanygebirges bezeichnet.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Hinterland · Provinz · ländliches Gebiet
Unterbegriffe
  • Södermanland · Sörmland
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Hinterland‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Hinterland‹.

Bodensee Entwässerung Erschließung Hafenstadt Heeresgruppe Küste Küstenort Küstenregion Küstenstadt Limes agrarisch anatolisch andalusisch ansteigend balkanisch bergig dachauer dalmatinisch erschließen feindlich gebirgig hügelig kaschubisch ligurisch mecklenburgisch rheinhessisch thrakisch unterentwickelt unwegsam vernachlässigt

Verwendungsbeispiele für ›Hinterland‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

In der Stadt ohne Hinterland ist eine Ausweitung der Kapazität kaum möglich. [Der Spiegel, 13.11.1989]
An Material scheint es der Contra im Moment zumindest in ihrem honduranischen Hinterland nicht zu mangeln. [konkret, 1987]
Zurück auf dem Hauptarm geht es paddelnd tiefer ins Hinterland hinein. [Die Zeit, 05.07.2010, Nr. 27]
Ins Hinterland führen keine Straßen, dort hat kein Handy Empfang. [Die Zeit, 16.01.2006, Nr. 03]
Sie kam aus einem kleinen Dorf im Hinterlande von Valencia. [Thelen, Albert Vigoleis: Die Insel des zweiten Gesichts, Düsseldorf: Claassen 1981 [1953], S. 354]
Zitationshilfe
„Hinterland“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Hinterland>.

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