Goethes: Verliebtsein, Frühling, Glücksgefühle – was der Dichter über den Mai wusste - WELT
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Literatur Sturm und Drang

Verliebtsein, Frühling, Glücksgefühle – was Goethe über den Mai wusste

Literarischer Korrespondent
Wie einst Goethe und Friederike: Verliebte küssen sich im Grünen Wie einst Goethe und Friederike: Verliebte küssen sich im Grünen
Wie einst Goethe und Friederike: Verliebte im Grünen
Quelle: Getty Images/Digital Vision/Janina Steinmetz
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1771 wurde in der deutschen Literatur die Jugend erfunden. Goethe liebte Friederike und dichtete die schönsten Verse des Sturm und Drang. Es war eine literarische Revolution, die bis heute nachwirkt.

Die Liebe ist eine Himmelsmacht, die für den Liebenden die ganze Welt verändern kann oder zumindest das Leben. Manchmal eben auch den Gang der Literaturgeschichte. Als der 21-jährige Johann Wolfgang Goethe (damals noch lange kein „von“ Goethe) im Herbst 1770 in Sesenheim nordöstlich von Straßburg die Pfarrerstochter Friederike Brion kennenlernte, nahm die Entwicklung der deutschen Literatur einen anderen Verlauf. Zwar war Goethe nicht zum ersten Mal verliebt, aber anders als in frustrierenden Leipziger Studienjahren, trieben ihn die Gefühle nun zu einem dichterischen Durchbruch.

„Wie herrlich leuchtet/ Mir die Natur!/ Wie glänzt die Sonne!/ Wie lacht die Flur!“, so die berühmten ersten Verse des im folgenden Frühling entstandenen „Mailieds“, das ursprünglich noch „Maifest“ hieß. In einem neuen volksliedhaften Sound fanden jugendliche Begeisterung, Naturerfahrung und Liebesrausch ihren unerhörten, jubelnden Ausdruck.

„Es dringen Blüten/ Aus jedem Zweig/ Und tausend Stimmen/ Aus dem Gesträuch// Und Freud und Wonne/ aus jeder Brust.“ Der Goethe-Herausgeber Erich Trunz schrieb, hier sei – erstmals in der deutschen Dichtung – „das Jung-Sein zum Klang“ geworden. Eine lyrische Jugendrevolte.

Theoretiker wie Herder, den Goethe ebenfalls in Straßburg kennenlernte, hatten diese literarische Jugendbewegung schon gedanklich vorbereitet. Der „Sturm und Drang“ war eine zeitspezifische Disposition, die alltägliche Erfahrungen wie amouröse Frühlingsgefühle oder den Genuss der Natur in seinen Strudel hineinzog und die einfachen Worte – „Glück“, „Lust“, „Sonne“, „Luft“ etc. – mit maximaler Leuchtkraft auflud. „O Mädchen, Mädchen,/ Wie lieb ich Dich!/ Wie blinkt dein Auge,/ Wie liebst du mich!“

Tatsächlich war die Beziehung Goethes zu Friederike, die im Sommer 1771 schon vorbei war, am Ende eher quälend, von Vorwürfen und Schuldgefühlen überschattet, über deren Einzelheiten sich Generationen von Germanisten den Kopf zerbrochen haben. Welche Erfahrungen genau den mitreißenden lyrischen Aufschwüngen zu Grunde lagen, ist nicht zu klären, so sehr die „Friederikenforschung“ auch spekulierte. Die „Bruchstücke einer großen Konfession“, wie Goethe seine Werke rückblickend verstanden wissen wollte, ließen sich nicht mehr zusammensetzen, zumal fast alle Briefe zwischen den Liebenden verloren sind.

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Jenes Sesenheimer Idyll, das die Fantasie der Goethe-Leser so anregte, ist (fast) nur in den Gedichten zu greifen. Erschienen sind sie erstmals 1775 in einer Zeitschrift – zu diesem Zeitpunkt war Goethe bereits der berühmte Autor des „Götz“ (1773) und des „Werther“ (1774).

Ebenso wie das genauso berühmte „Willkommen und Abschied“ wurde das „Mailied“ zu einem zeitlosen Ausdruck subjektiver Erlebnisintensität. An einem unscheinbaren Pronomen hängt hier alles: „Wie herrlich leuchtet mir die Natur!“ Wegen dieser Verse wird uns der Mai für immer der Monat des Sturm und Drang und der Liebe sein.

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