Unerkannt am Glühweinstand: Ole Werners erste Wochen in Bremen
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Werders neuer Cheftrainer Unerkannt am Glühweinstand: Ole Werners erste Wochen in Bremen

Viel Gelegenheit, Bremen näher kennenzulernen, hatte Werders neuer Cheftrainer Ole Werner bislang nicht. Seine Entdeckerfreude ist aber geweckt. Und ein Ende seiner Zeit im Hotel ist auch absehbar.
13.12.2021, 18:11 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Von Daniel Cottäus

Um ein Autogramm gebeten wurde er nicht. Auch nach einem Selfie hat ihn niemand gefragt. Als Ole Werner kürzlich mit seiner Freundin auf dem Bremer Weihnachtsmarkt unterwegs war, wurde der neue Trainer des SV Werder Bremen noch nicht einmal angesprochen. Was allerdings eher an seinem Outfit, denn an der allgemeinen Zurückhaltung der Menschen in Bremen gelegen haben dürfte.

„Ich hatte eine Maske auf und dazu ein Basecap, weil das Wetter nicht besonders gut war“, berichtet der 33-Jährige, der als „Coach inkognito“ zwischen Glühweinstand und Bratwurstbude unerkannt blieb, dem ansonsten aber sicherlich der eine oder andere Fan auf die Schulter geklopft hätte. Schließlich kann das Werder-Umfeld, so der allgemeine Eindruck Mitte Dezember 2021, mit diesem Ole Werner als Trainer ziemlich gut leben. Das Wort „Hype“ ist in diesem Zusammenhang zwar etwas zu laut, zu schrill, zu wenig norddeutsch – aber dennoch: Trainer, Verein und Stadt scheinen sich ziemlich schnell gefunden zu haben.

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„Natürlich ist es mir wichtig, ein Gefühl dafür zu bekommen, wie so eine Stadt tickt“, sagt Werner – und hebt hervor: „Das ist für mich etwas, was das Arbeiten bei einem großen Traditionsverein ausmacht.“ Nur: Viel Gelegenheit dazu hatte er bisher nicht. Seit er bei Werder angeheuert hat, lebt der Trainer im Hotel, fährt morgens im Dunkeln zum Stadion und abends im Dunkeln wieder zurück. „Außerhalb des Hotels und des Vereinsgeländes habe ich von Bremen noch nicht viel wahrnehmen können“, sagt Werner, dessen ruhige und sachliche Art sowohl im Verein als auch außerhalb gut ankommt. Was natürlich auch an den jüngsten Erfolgserlebnissen liegt: Zwei Spiele, zwei Siege, so etwas macht eben beliebt. „Mir ist schon klar, dass die Berichterstattung dann eher positiv ist“, sagt Werner, „und trotzdem ist es mir wichtig, dass ich mich weiter auf meine Arbeit konzentriere. Das versuche ich, auch der Mannschaft vorzuleben.“

Aus dem Team waren inzwischen schon mehrere Stimmen zu vernehmen, die Art und Ansprache Werners positiv hervorgehoben haben. Nach dem Regensburg-Spiel betonte Leonardo Bittencourt etwa: „Er packt die Mannschaft so an, wie sie es braucht.“ Werner selbst sagt über sein Verhältnis zu den Spielern: „Wir haben in den ersten beiden Wochen sehr gut gearbeitet.“ Was einerseits eine ziemlich nüchterne Feststellung ist, andererseits aber auch ein Satz, der gewisse Erwartungen schürt: Dann kann es ja so weitergehen.
Ein Auswärtssieg am Sonntag in Hannover würde nicht nur Werners Werder-Weste weiterhin weiß halten, sondern seine Mannschaft zudem endgültig an der Spitzengruppe der 2. Liga andocken lassen. Heißt: Im neuen Jahr könnte der direkte Wiederaufstieg ins Visier genommen werden. 

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Dass sich Werner bei diesem Thema (noch) zurückhaltend äußert, ist nachvollziehbar. Schließlich ist (vor seiner Zeit) in der Hinrunde viel passiert in Bremen, ist der Club gerade erst wieder in ruhigerem Fahrwasser angekommen. „Erstmal warten wir jetzt das Hannover-Spiel ab“, sagt Werner. Und: „Danach müssen wir schauen, was in den letzten Wochen gut gelaufen ist, welche Dinge wir entwickeln müssen und in welcher Zeit das möglich ist.“ Und dann? „Dann kann man sich auch über Ziele unterhalten.“

Grundsätzlich ist Werner ein Freund von entsprechenden Vorgaben, ob nun Etappenziele oder endgültige. „Ich glaube schon, dass es wichtig ist, sowohl als Einzelperson als auch als Mannschaft ein klar formuliertes Ziel zu haben, an dem man sich selbst überprüfen kann“, sagt er. Nicht ausgeschlossen also, dass Werder im neuen Jahr offiziell zum Angriff auf die Bundesliga bläst. Bei weiterhin passenden Ergebnissen dürfte das Werners Beliebtheit in Bremen jedenfalls nicht schaden.

Nach dem Trainingslager Anfang Januar, so hofft es der Trainer, wird er aus dem Hotel in eine eigene Wohnung ziehen. Am Montag war der erste Besichtigungstermin. Seine in Neumünster lebende Freundin wird allerdings vorerst dort bleiben. „Sie ist dort beruflich eingespannt. Wir sehen uns an den freien Tagen. Es sind nur anderthalb Stunden Fahrt, das ist überschaubar“, sagt Werner, der in Bremen als Privatmann demnächst folgende Fragen für sich klären will: „Wo ist hier was? Wo lohnt es sich hinzugehen an einem freien Tag?“ Ist ja auch nicht ewig Weihnachtsmarkt.

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