Machtkampf unter den Chefs russischer Söldnergruppen - ZDFheute

    Machtkampf unter den Chefs russischer Söldnergruppen

    Motivation privater Kampfgruppen:Der Machtkampf unter Russlands Söldnergruppen

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    Die Gruppe Wagner ist die wohl bekannteste private russische Söldnertruppe - aber nicht die einzige. Über deren Rolle und Rivalitäten spricht Politologe Pleyer bei ZDFheute live.

    Söldner der Wagnergruppe in Bachmut, Ukraine
    Söldner der Gruppe Wagner in der umkämpften Stadt Bachmut
    Quelle: Imago


    In der Ukraine kämpfen neben dem russischen Militär auch Söldner privater Gruppen. Die Gruppe Wagner wurde gleich zu Beginn des Krieges und ihr Chef, Jewegeni Prigoschin, als "Putins Koch" und Mann fürs Grobe bekannt. Seine Gruppe unterstützt die russische Armee im erbitterten Kampf um Bachmut.
    In Russland gibt es jedoch mehrere andere Söldnergruppen, zwischen denen es Rivalitäten gibt. Eine wichtige Rolle spielt die Söldnertruppe Patriot, die von Verteidigungsminister Sergei Schoigu protegiert werden soll. Was dieser Machtkampf bedeutet und was er möglicherweise über die Zukunft der Russischen Föderation aussagt, erklärt Politikwissenschaftler Severin Pleyer vom Thinktank der Bundeswehr in Hamburg bei ZDFheute live.
    Sehen Sie hier das ganze Interview bei ZDFheute live mit Severin Pleyer:

    Gruppe Patriot und Gruppe Wagner konkurrieren

    "Die Grundproblematik ist, dass die Gruppe Wagner alles überdeckt, wenn wir in der Debatte um die Söldnerfirmen in Russland sprechen", sagt Politikwissenschaftler Pleyer bei ZDFheute live.
    Es gebe aber im Moment vor allem eine große Konkurrenz zwischen zwei Söldnertruppen:
    • die Gruppe Patriot von Verteidigungsminister Sergei Schoigu und
    • die Gruppe Wagner von Wagnerchef Jewgeni Prigoschin.
    Patriot rekrutiere sich vor allem aus Spezialkräften und werde natürlich auch von Verteidigungsminister Schoigu protegiert. Laut aktuellen Analysen spielten sich die beiden Gruppen gegeneinander aus.
    "Auch gerade das Auftreten von Wagner-Chef Prigoschin zeugt davon, dass die Russische Föderation einen internen Machtkampf widerspiegelt" so Pleyer. Das betreffe aber nicht Präsident Wladimir Putin, sondern dieser Machtkampf finde unter seinen Gefolgsleuten statt.

    Rivalität unter Putins Gefolgsleuten Schoigu und Prigoschin

    Prigoschin und Schoigu haben eine jahrelange Feindschaft, die sie jetzt anscheinend auch in der Ukraine mit ihren Söldnertruppen indirekt ausfechten.

    Severin Pleyer, Thinktank der Bundeswehr in Hamburg

    Alle diese Söldnertruppen würden von Firmenchefs mitfinanziert. Gazprom beispielsweise sei ein kleiner Teil davon, die in Bataillonsstärke rekrutierten. Diese Spezialisten würden in der Verteidigung eingesetzt, seien aber meist nicht in der Ukraine, sondern in Afrika oder auf Ölbohrstationen vor der Küste Afrikas aktiv.
    Problematisch sei die Zuordnung der einzelnen Gruppen. "Genau das ist das Ziel der Russischen Föderation in diesem Umfang, dass man nicht genau weiß, wer, was und wann macht", so Pleyer.

    Experte: Söldnertruppen wollen "Pfründe schützen"

    Putins Macht sei durch diese Rivalität aktuell nicht in Gefahr. Allerdings könne man Rückschlüsse darauf ziehen, wie manche der Akteure die Zukunft Russlands sehen: "Nämlich, dass man eigene Streitkräfte braucht, um notfalls seine eigenen Pfründe in Sicherheit zu bekommen." Verteidigungsminister Schoigu habe mit seiner Gruppe Patriot eine der größten und am besten ausgebildeten Streitmächte innerhalb Russlands.

    Wenn man einen Blick in die Zukunft wagen möchte, kann es sein, dass die Russische Föderation intern schon plant, wie es weitergehen könnte sollte eine Niederlage eintreten.

    Severin Pleyer, Politikwissenschaftler

    Das sei zwar spekulativ. Es sei aber trotzdem bezeichnend, dass sehr viele Oligarchen und sehr viele hohe Politiker private Söldner oder "Semi-Streitkräfte" anheuern, um sich in der Ukraine zu beteiligen oder um mittel- bis langfristig ihre Pfründe zu sichern.



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    Quelle: ZDF
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