Liebe auf den ersten Blick sei es wohl nicht gewesen. Das gab Ljudmila Putina auch öffentlich zu. „Manchmal trifft man einen Menschen und verliebt sich. Das war nicht der Fall... Ich habe mich allmählich an ihn gewöhnt und mich verliebt.“ Das erzählt sie dem Journalisten Oleg Blozkij, dem Autor der Biografie von Wladimir Putin, „Der Weg zur Macht“, die 2002 erschien. Die Flugbegleiterin aus Kaliningrad und der KGB-Offizier haben sich 1980 in Leningrad kennengelernt.
Ein Freund des künftigen Präsidenten Russlands lud Wladimir Putin, Ljudmila und ihre Kollegin ins Theater ein. „Er war ganz unansehnlich, auf der Straße würde er nicht meine Aufmerksamkeit anziehen“, beschreibt Putina ihren ersten Eindruck von Wladimir in dem Buch „Aus erster Hand. Gespräche mit Wladimir Putin“.
Allerdings stellte sich heraus, dass Wolodja jemand ist, der Karten für jede Theatervorstellung in der Stadt bekommen kann. Drei Tage blieben die Flugbegleiterinnen in Leningrad, jeden Abend gingen sie mit Putin ins Theater. Zum Abschied schrieb er ihr seine Telefonnummer auf.
Viele haben das Ende geahnt
Auch das Ende ihrer Ehe verkündeten die Putins im Theater. Das Interview mit dem staatlichen Sender Rossija 24, das am Donnerstagabend ausgestrahlt wurde, wirkte sehr unnatürlich. Nach dem floskelhaften Lob der Vorstellung wurde das Paar gefragt, ob sie noch zusammenleben.
Putin verzog sein Gesicht zu einem Lächeln und sagte, dass sie sich getrennt hätten. „Das war eine gemeinsame Entscheidung“, sagte er. „Eine zivilisierte Scheidung“, nannte es Ljudmila Putina. Damit machten sie offiziell, was man lange ahnte.
In den vergangenen Jahren mied die russische First Lady die Öffentlichkeit. Im Herbst 2012 drehte der Sender NTV einen Film über Putin. Journalisten besuchten ihn in seiner Residenz und zeigten seinen Tagesablauf.
Seine Frau kommt in der Dokumentation kein einziges Mal vor. Nur der schwarze Labrador Kony wartet auf den Präsidenten, während er morgens seine Bahnen im Schwimmbad zieht. Danach frühstückt der Staatschef alleine. Putin inszenierte sich ständig gerne als Held und Kämpfer und erschien mit der Zeit fast einsam. Emotionen waren nur auf seinen zahlreichen Bildern mit Tieren zu sehen.
Putin als Macho
„Er ist ein sehr emotionaler Mensch, doch konnte er seine Emotionen überhaupt nicht zum Ausdruck bringen“, erzählte sein alter Freund, der Musiker Sergej Roldugin, über die jungen Jahren des Präsidenten. Dafür spricht auch die Art, wie er seiner Frau Ljudmila 1983 einen Heiratsantrag machte. Eines Abends sagte er: „Du weißt nun, wie ich bin. Ich bin im Prinzip kein bequemer Mensch.“
Dann fing er an, sich zu beschreiben: schweigsam, manchmal rau und beleidigend. „Mir wurde klar, dass wir uns wohl voneinander trennen“, so Ljudmila Putina im Buch „Aus erster Hand“. Dann aber sagte Putin überraschend, dass er sie liebe und vorschlage, am 28. Juli zu heiraten.
Die Hochzeit wurde auf einem Schiff gefeiert. In Russland ist es üblich, dass die Gäste „Gorjko“ („Bitter“) schreien und das Ehepaar sich dann küsst. „Ich weiß nicht mehr, ob wir „Gorjko“ geschrien haben. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wie wir uns danach küssten“, sagt Putina in der Biografie von Oleg Blozki. Es gibt nur wenige Schwarz-Weiß-Bilder von dieser Hochzeit. Den Hochzeitstag haben sie danach nie gefeiert.
Von Anfang an zeigte Putin sich als Macho. Ihre erste Tochter kam 1985 zur Welt. Ljudmila Putina wollte sie Natascha nennen. Doch als sie ein paar Tage nach der Geburt mit ihrem Mann den Namen besprechen wollte, sagte er: „Nein, sie wird Mascha heißen.“ „Mir kamen die Tränen“, erzählt Putina in der Biografie ihres Mannes von Oleg Blozki. „Dann wurde mir klar, dass ich keine Wahl habe.“
Putinas Traum vom ruhigen Familienleben platzt
„Er nimmt Frauen nicht ernst, schaut auf sie mit einer gewissen Verachtung“, sagte Putina im Interview für das Buch „Aus erster Hand“. Als der sowjetische Geheimdienstoffizier mit der Familie in Dresden lebte, machten ihm die Nachbarn Vorwürfe, dass er seiner Frau nicht helfe. Putina hatte von einem ruhigen Familienleben geträumt.
Die Eheleute sollen gemeinsame Interessen haben, miteinander darüber sprechen, was im Arbeitsleben passiert, gemeinsam den Haushalt führen und die Freizeit mit den Kindern verbringen, erzählte sie dem Journalisten Blozki. Doch die Arbeit ihres Mannes beim Geheimdienst und seine Karriere nach dem Zerfall der Sowjetunion waren mit diesem Familienbild nicht vereinbar.
Am 31. Dezember 1999 erklärte der russische Präsident Boris Jelzin seinen Rücktritt. Putin wurde zu seinem Stellvertreter und Nachfolger. In dieser Silvesternacht begleitete Ljudmila Putina ihren Mann bei der Reise nach Tschetschenien, wo er russische Truppen besuchte.
Anfangs war Ljudmila Putina noch häufig an der Seite des Präsidenten zu sehen. Sie gründete ein Zentrum zur Entwicklung russischer Sprache und eröffnete Kulturveranstaltungen. Doch mit der Zeit ist sie beinahe ganz aus der Öffentlichkeit verschwunden.
Gerüchte über Affäre
Für viele Russen war es nicht überraschend. Mit Ausnahme von Raisa Gorbatschowa blieben die Frauen von sowjetischen Funktionären, aber auch von modernen russischen Politikern, der klassischen Rolle der First Lady fern.
Im Interview am Donnerstag erklärte Putina, ihre Ehe sei daran gescheitert, dass sie nicht gern in der Öffentlichkeit stand. „Wir sehen uns kaum“, sagte der Präsident. Am nächsten Tag musste Putins Pressesprecher die beständigen Gerüchte dementieren, Putin werde bald eine andere Frau heiraten.
Bereits 2008 berichtete die Zeitung „Moskowskij Korrespondent“, Putin habe sich von seiner Frau getrennt und heirate die Turnerin Alina Kabajewa. Das Blatt wurde am nächsten Tag geschlossen, die Gerüchte blieben. Doch ob und wann der russische Staatschef mit dem nächsten Überraschungsinterview das Geheimnis seines Privatlebens lüftet, kann niemand vorhersagen.