Castle Rock: Gemischtwaren-Grusel auf Motiven Stephen Kings - Kritik der Serie
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Castle Rock: Gemischtwaren-Grusel auf Motiven Stephen Kings - Kritik der Serie

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Ein Rückblick auf das King-Mischmasch-Serienwerk „Castle Rock“
Ein Rückblick auf das King-Mischmasch-Serienwerk „Castle Rock“ © Hulu

Horror-Altmeister Stephen King ist nicht nur der erfolgreichste Autor des Genres, sondern auch der am meisten verfilmte. Von 2018 bis 2019 versuchte sich Franchise-Rebooter J. J. Abrams an einer Art Best-of der Werke Kings in Serienform. Das Ergebnis trug den Titel „Castle Rock“.

Spoilerwarnung - diese Meldung kann Hinweise auf die Fortführung der Handlung enthalten!

Der Direktor des Shawshank-Gefängnisses nahe Castle Rock in Maine, Dale Lacy (Terry O'Quinn, zuletzt zu sehen in The Walking Dead: The Ones Who Live) begeht kurz vor seiner Pensionierung Selbstmord.

Seine Nachfolgerin Theresa Porter (Ann Cusack, The Boys) will einen stillgelegten Zellenblock reaktivieren, um die gestiegene Anzahl an Häftlingen unterbringen zu können. Bei den Vorbereitungen entdeckt Gefängniswärter Zalewski (Noel Fisher, „The Red Line“) einen in einem Käfig im Keller eingesperrten Gefangenen (Bill Skarsgard, „Es“), der immer wieder den Namen Henry Deaver flüstert.

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Dieser Henry Deaver (Andre Holland, American Horror Story) lebt nun in Texas, wo er sich als Anwalt für zum Tode verurteilte Straftäter einen Namen gemacht hat. Auch er stammt aus Castle Rock und lebte dort als Adoptivsohn von Ruth und Matthew Deaver (Sissy Spacek, Night Sky und Adam Rothenberg, Ozark). Als Kind war Henry in einen mysteriösen Vorfall verwickelt, bei dem er mehrere Tage lang spurlos verschwand und in dessen Zug sein Adoptivvater ums Leben kam.

Zalewski verständigt Deaver heimlich ohne das Wissen Porters und er kehrt in seine Heimatstadt zurück. Hier trifft er wieder auf seine mittlerweile stark demente Mutter, die vom berenteten Sheriff Alan Pangborn (Scott Glenn, The Leftovers) betreut wird. Pangborn hatte Henry nach seinem Wiederauftauchen gefunden. Außerdem trifft er auf seine alte Freundin Molly Strand (Melanie Lynskey, Yellowjackets), welche übersinnliche Fähigkeiten besitzt.

Zalewski muss derweil miterleben, wie der namenlose Gefangene flieht und dabei mehrere Wärter tötet. Später stellt sich dies jedoch lediglich als beunruhigende Vision heraus, die offenbar durch geistige Kräfte des Unbekannten ausgelöst wurde.

Henry wird in eine bizarre Geschichte hineingezogen, in der sowohl Direktor Lacys Witwe Martha (Frances Conroy, Dead to Me) als auch die Schriftstellerin Diane, genannt Jackie Torrance (Jane Levy, Suburgatory) eine wichtige Rolle spielen.

Die zweite Staffel erzählt eine andere Story. Diesmal geht es um die medikamentenabhängige Krankenschwester Annie Wilkes (Lizzy Caplan, Masters of Sex), die mit ihrer Tochter Joy (Elsie Fisher, „Der Exorzismus der Gretchen Lang“) quer durch Amerika reist und verschiedene kurzzeitige Jobs annimmt, um ihren Suchtmittelvorrat wieder aufzufüllen.

Hierbei geraten die beiden auch nach Castle Rock, wo sie in der Pension des schmierigen Ace Merrill (Paul Sparks, House of Cards) unterkommen. Merrills todkranker Onkel Pop (Tim Robbins, „Die Verurteilten“), bei dem er und sein Bruder Chris (Matthew Alan, Snowfall) aufgewachsen sind, ist ein einflussreicher Mann in der Stadt.

Nach einem schicksalhaften Kampfeinsatz in seiner Militärzeit in Somalia hat Pop das von dort stammende Geschwisterpaar Nadia (Yusra Warsama, „The Last Days on Mars“) und Abdi (Barkhad Abdi, The Curse) bei sich aufgenommen. Nadia ist Ärztin geworden, Abdi leitet zusammen mit dem widerwilligen Ace die Geschäfte seines Adoptivvaters.

Annie macht die Bekanntschaft Nadias in dem Krankenhaus, in dem sie eine Anstellung findet und die Ärztin kommt hinter ihre Suchterkrankung. Sie versucht, Annie zu helfen und lernt dabei auch Joy kennen, die in Wahrheit in einem völlig anderen Verhältnis zu ihrer angeblichen Mutter steht, als diese ihr erzählt hat.

Da kommt es zu einer Reihe unerklärlicher Vorfälle in Castle Rock, in deren Mittelpunkt eine Satanssekte aus der amerikanischen Gründerzeit steht. Für diese spielt der geheimnisvolle Unbekannte aus der ersten Staffel eine große Rolle.

King-Fest

Motiv zur Serie „Castle Rock“
Motiv zur Serie „Castle Rock“ © Hulu

Die Referenzen an Stephen King, von dem keine feste literarische Vorlage für die Serie stammt, sind recht zahlreich. Die Idee dazu hatten Sam Shaw und Dustin Thomason, King selbst fungierte als einer der ausführenden Produzenten.

Realisiert wurde Castle Rock von der Film- und TV-Schmiede Bad Robot Productions des berühmten J. J. Abrams (der durch seine Serien Alias und Lost berühmt wurde und unter anderem Reboots sowohl von „Star Trek“ als auch „Star Wars“ schuf) in Zusammenarbeit mit Warner Bros. Television.

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In den USA war „Castle Rock“ ab 2018 beim Streamingdienst Hulu zu sehen, hierzulande erfolgte die Veröffentlichung ab Anfang 2019 beim mittlerweile eingestellten Starzplay. Auch erschienen beide Staffeln auf Blu-ray und DVD.

Die titelgebende fiktive Kleinstadt Castle Rock in Maine ist der Schauplatz von mehr als zwanzig Romanen und Geschichten Stephen Kings, darunter „The Dead Zone“, „Cujo“ sowie „Stand by Me: Das Geheimnis eines Sommers“ basierend auf der Novelle „The Body“ (allerdings verlegt der Film die Stadt von Maine nach Oregon).

Unter vielem anderen spielt in „Castle Rock“ das Shawshank-Gefängnis eine wichtige Rolle in der Handlung. Wie Filmfans wissen, ist dieses der Schauplatz des Oscar- und Golden Globe-nominierten Films „The Shawshank Redemption“ aus dem Jahr 1994, den viele King-Fans für die bis heute beste Verfilmung einer Vorlage des Horror-Meisters halten.

Auch die Figur des in der Serie im Ruhestand befindlichen Sheriff Alan Pangborn, hier gespielt von Scott Glenn, ist ein alter Bekannter für King-Leser und die Freunde der Verfilmungen. In den Romanen und nachfolgenden Adaptionen „Needful Things“ und „The Dark Half“ spielte er in seiner noch aktiven Zeit wichtige Rollen. In erstgenanntem Film verkörperte ihn Ed Harris (Westworld), in zweiterem Michael Rooker (The Walking Dead).

Schriftstellerin Diane Torrance, genannt Jackie hingegen ist die Nichte von Jack Torrance, der, gespielt von Jack Nicholson, 1980 erstmals durch das Overlook-Hotel in Colorado in der Verfilmung von „The Shining“ tobte.

Hauptfigur von Staffel zwei hingegen ist die jüngere Ausgabe der fanatischen Annie Wilkes, die verkörpert von Kathy Bates in der Verfilmung von „Misery“ ihren Lieblingsautor Paul Sheldon (James Caan) gefangen setzte und bedrohte.

Gleich mehrere Darsteller stammen ebenfalls aus den filmischen Welten Stephen Kings. Sissy Spacek, die in Staffel eins die verwirrte Ruth Deaver spielt, war 1976 in der Titelrolle von „Carrie“, der allerersten King-Verfilmung dessen Romandebüts zu sehen. Bill Skarsgard hingegen, der in beiden Staffeln den geheimnisvollen Fremden gibt, kennt man als Clown Pennywise aus Andy Muschiettis zweiteiliger Verfilmung von Kings „Es“. Tim Robbins wiederum, in Staffel zwei der Darsteller des todkranken Pop Merrill, war als Andy Dufresne neben Morgan Freeman einer der beiden Hauptdarsteller in „The Shawshank Redemption“.

Bei so viel Prominenz aus dem King-Universum sollte eigentlich nichts schiefgehen können? Leider nicht ganz...

Irrungen und Wirrungen

Bill Skarsgard in „Castle Rock“
Bill Skarsgard in „Castle Rock“ © Hulu

Setzen wir die positiven Aspekte der Serie an den Anfang. Zwar werden nur echte King-Aficionados restlos alle Referenzen an das Werk Kings bemerken und verstehen, doch hindert das Fehlen entsprechender Kenntnisse nicht daran, der Geschichte folgen zu können.

Die Darsteller sind allesamt ausgezeichnet ausgewählt. Vor allem liefern Sissy Spacek in der ersten Staffel als demente Adoptivmutter der Hauptfigur und Andre Holland als Anwalt mit Vergangenheit sowie Lizzy Caplan als verstörte künftige Gewalttäterin und Tim Robbins als sterbender Patriarch durchaus solide und respektable schauspielerische Leistungen ab.

Ein ausgesprochenes Problem beider Staffeln war für viele Zuschauer das Übermaß an Nebenplots zur eigentlichen Handlung. Diese waren je nachdem mal mehr, mal weniger direkt mit der Haupthandlung verknüpft und lenkten teilweise ziemlich stark von dieser ab. Ein Großteil selbst der Nebenfiguren erhielten ihre eigenen, unterschiedlich interessanten Geschichten.

Es wirkte sich natürlich auf die Spannungskurve aus, wenn ein Handlungsstrang pausiert wurde, um stattdessen einen anderen weiterzuführen. Insbesondere in Staffel zwei sorgte dies mitunter für Verwirrung und auch für Längen. Zudem wurde die sprichwörtliche Katze einfach viel zu schnell aus dem Sack gelassen und der Zuschauer erfuhr zu rasch, was hinter der geheimnisvollen Sekte steckte. Dafür jedoch, das sei angemerkt, gibt es eine ziemlich zündende Zusatz-Pointe zum Serienabschluss.

Kurz gesagt, angesichts der zahlreichen Anspielungen auf das beträchtliche Werk Stephen Kings wollte man oftmals einfach zu viel gleichzeitig in der Serie, was den Gesamteindruck von ihr teilweise stark verwässerte. Das Weglassen einiger dieser Nebenschauplätze hätte der Geschichte in „Castle Rock“ eine weit höhere Flüssigkeit beschert, wovon das insgesamt ziemlich ambitionierte Projekt deutlich profitiert haben würde. Zu einer dritten Staffel der Serie kam es übrigens nicht.

Mit ein paar Abzügen in der Gesamtwertung bleiben dreieinhalb von fünf Horrorwälzern übrig.

„Castle Rock“ kann übrigens neben wie erwähnt auf Blu-ray und DVD nach der Einstellung von Starzplay unter anderem im kostenpflichtigen Angebot der Streamingdienste Amazon Prime Video und Google Play angeschaut werden.

Hier abschließend noch ein Originaltrailer zur Serie „Castle Rock“:

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