Geistlicher wurde vom Erzbischof von Toledo mit Medienverbot belegt

Sanktionen gegen Priester: Gebetsaufruf für Papst-Tod nicht Grund?

Veröffentlicht am 08.05.2024 um 11:41 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Ein spanischer Priester muss auf bischöfliche Anweisung seine Tätigkeit in den sozialen Medien einstellen. Er hatte mit anderen Geistlichen bekundet, für den Tod von Papst Franziskus zu beten. Doch der Grund für die Sanktionen ist wohl ein anderer.

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Die Sanktionen gegen den spanischen Priester Francisco José Delgado, auf dessen YouTube-Kanal zum Gebet für den baldigen Tod von Papst Franziskus aufgerufen worden war, haben laut einem Medienbericht einen anderen Hauptgrund. Wie die Vatikan-Korrespondentin der argentinischen Tageszeitung "La Nación", Elisabetta Piqué, am Dienstag schrieb, sei der Geistliche auf Betreiben des Vatikans wegen Angriffen gegen einen mutmaßlichen Missbrauchsbetroffenen in den sozialen Medien bestraft worden, der ein Zeuge in der Untersuchung gegen die Gemeinschaft "Sodalicio de Vida Cristiana" sei. Vatikanische Quellen hätten dies gegenüber der Zeitung bestätigt.

In dem Bericht zitiert "La Nación" einen Beitrag des offenbar betroffenen Missbrauchsopfers José Enrique Escardó auf der Plattform "X" (vormals Twitter), in dem dieser die Hintergründe erläutert. Demnach habe ihn Delgado mehrere Monate lang verleumdet und beleidigt. "Die Geschichte erreichte den Vatikan und sie baten mich um Details zu dem Fall, weil die Untersuchung des Sodalicio noch nicht abgeschlossen ist. Sie sagten mir, dass sie ihn sanktionieren würden." Einige Tage später habe Delgado Papst Franziskus auf YouTube den Tod gewünscht. "Nun, das sind sie Konsequenzen", so Escardó. Die Sanktionen gegen den Priester bezeichnete er als "gute Nachricht". Er sei stolz darauf, dass es ihm zu verdanken sei.

Anweisung des Erzbischofs

Delgado hatte am Dienstagmorgen auf "X" mitgeteilt, dass er auf direkte Anweisung seines Diözesanbischofs, des Erzbischofs von Toledo, seine Aktivitäten in den sozialen Medien einstellen müsse. Sein Rückzug geschehe nicht aus freien Stücken. "Ich habe keine andere Wahl, als mich gegen eine Verleumdung zu verteidigen, von der ich hoffe, eines Tages Einzelheiten nennen zu können." Spanische Medien hatten daraufhin zunächst einen Zusammenhang zu einem Video hergestellt, das im Februar auf dem von Delgado betriebenen YouTube-Kanal veröffentlicht wurde. Darin bekundeten mehrere Geistliche, darunter Delgado, die Intention, für einen baldigen Tod von Papst Franziskus zu beten.

Nach wachsender öffentlicher Kritik an ihren Aussagen in dem Video teilten die Priester mit, missverstanden worden zu sein und entschuldigten sich für ihre Wortwahl. Sie hätten "auf humorvolle Art" über den Papst gesprochen. Das Erzbistum Toledo betonte damals, dass man grundsätzlich jede Art von Abneigung gegenüber dem Heiligen Vater verurteile. Die beiden Priester aus dem Erzbistum seien darüber informiert worden, dass sie öffentlich für ihre Worte um Vergebung bitten müssten, weil sie die kirchliche Gemeinschaft verletzt und die Gläubigen empört hätten. Anfang März teilten die Betreiber des Kanals mit, ihn bis auf Weiteres zu pausieren. Ende April wurden jedoch wieder Videos gepostet.

Die "Sodalicio de Vida Cristiana" wurde 1971 in Peru gegründet. In kurzer Zeit profilierte sich die Laiengemeinschaft, der auch viele Kleriker angehören, als konservatives Gegengewicht zur progressiven Befreiungstheologie im Land. Papst Johannes Paul II. (1978-2005) förderte die Gemeinschaft und erhob sie 1997 zu einer Vereinigung päpstlichen Rechts. 2015 veröffentlichten Journalisten Recherchen, in denen sie der Bewegung jahrzehntelangen sexuellen und psychologischen Missbrauch vorwarfen. Die seit Jahren im Raum stehenden Vorwürfe waren jedoch von den Bischöfen nicht weiterverfolgt worden, wohl auch, weil die Gemeinschaft großen Einfluss in der peruanischen Kirche besitzt. 2023 entsandte Papst Franziskus zwei Sonderermittler in das Andenland, um die Vorwürfe aufzuklären. (mal)