Wer war Karl der Große?
Deutschland und Frankreich – heute betrachten wir die beiden Nachbarländer als zwei unterschiedliche Staaten mit teils eigener Kultur. Das ist jedoch gar nicht so selbstverständlich, wie man zunächst glauben mag! Zu Beginn des Mittelalters, zu der Zeit der Karolinger, standen die beiden Länder nämlich unter derselben Herrschaft. Wie kam es dazu und wann wurde dieses Großreich geteilt?
Karl der Große (747–814) war ein fränkischer König und ab Weihnachten des Jahres 800 Kaiser, der das größte Reich regierte, das Europa seit dem antiken Imperium Romanum gesehen hatte. Während seiner Herrschaft stieß er viele Veränderungen in Europa an und begründete neue kaiserliche Traditionen. Somit wurde er eine der bekanntesten Figuren des europäischen Mittelalters. Damals wie heute gilt er einigen als „Vater Europas“.
Wann lebte Karl der Große? |
747/748 bis 814 n. u. Z. |
Wer war Karl der Große? |
Ab 768 König und ab 800 auch Kaiser der Franken |
Wann wurde Karl der Große zum Kaiser gekrönt? |
Im Jahr 800 wurde Karl der Große als erster „westlicher“ Herrscher seit der Antike in Rom zum Kaiser gekrönt |
Wie regierte Karl der Große? |
Er war Christ und verband Politik mit Religion. Ein wichtiges Ziel seiner Politik war die Christianisierung. |
Karl der Große – Leben
Im Folgenden soll beleuchtet werden, wie sich das Leben Karl des Großen gestaltete, was dies mit seiner familiären Abstammung zu tun hatte und welche Auswirkungen sein Wirken hatte.
Karl der Große – Herkunft
Über die Kindheit Karls des Großen ist nicht viel bekannt, da die durch den Gelehrten Einhard verfasste Vita Karoli Magni, also „Das Leben Karls des Großen“, hierzu keine Informationen bereitstellt und es auch sonst keine gesicherten Quellennachweise für diesen Lebensabschnitt Karls gibt. Selbst über Ort und Datum seiner Geburt wurde in der Forschung viel gestritten. Seine adelige Herkunft lässt nur auf eine relativ behütete und privilegierte Kindheit schließen.
Wusstest du schon?
Der Name „Karl der Große“ ist in den lateinischen Quellen als Karolus Magnus belegt. Magnus bedeutet „der Große“ und ist auch heute noch ein männlicher Vorname. Mit einer Körpergröße von ca. 1,90m galt Karl unter seinen Zeitgenossen übrigens nicht nur wegen seiner militärischen Erfolge als „der Große“.
Karl der Große wurde also bereits adelig geboren; er entstammte der fränkischen Königsfamilie der Karolinger, die eigentlich Arnulfinger hießen und später nach Karls direkter Blutlinie umbenannt wurden. Die Karolinger waren zunächst sogenannte Hausmeier der Merowingerdynastie und übten somit Aufgaben in der Verwaltung des Reichs aus. Auf diesem Fundament konnten die Karolinger im 8. Jahrhundert unter Karl Martell ihre Macht ausbauen, denn sie hatten ohnehin bereits Einfluss auf die Geschehnisse im Frankenreich. Karls Vater und Sohn Martells, Pippin der Jüngere, konnte die karolingische Alleinherrschaft erlangen, indem er den letzten Merowingerkönig Childerich in ein Kloster verbannte. Pippin regierte bis zum Tod im Jahr 768 und übertrug die Herrschaft auf beide seine Söhne, also Karl und dessen Bruder Karlmann.
Merke:
Karl der Große entstammte der Dynastie der Karolinger, die im 8. Jahrhundert unter dessen Vater Pippin von der bloßen Verwaltung des Frankenreichs in die Alleinherrschaft aufsteigen konnte.
Karl der Große als König
Die Macht im Frankenreich war nach dem Tod Pippins also auf seine Söhne Karl und Karlmann übergegangen. Die Reichsteile Karls des Großen umschlossen die seines Bruders teilweise. Beide hatten unterschiedliche Vorstellungen davon, wie sie ihre geerbten Reichsteile regieren wollten. In den allermeisten Angelegenheiten regierten sie diese nicht gemeinsam, sondern einzeln und unabhängig voneinander, was immer wieder zu Streitigkeiten zwischen ihnen führte. Es gibt zwar Hinweise auf wenige Ausnahmen, in denen Karl und Karlmann in religiösen Angelegenheiten zusammengearbeitet haben (zum Beispiel die Abhaltung einer Synode, also einer Kirchenversammlung). Jedoch war ihr Verhältnis generell von Anfang an angespannt, da beide sich ihrer Macht bewusst waren und sich somit gegenseitig mehr als Konkurrenten als als Brüder wahrnahmen. Die ersten Herrschaftsjahre Karls des Großen waren also von Geschwisterstreitigkeiten einer ganz anderen Dimension geprägt. Eine Eskalation dieses Konflikts wurde nur durch den Tod Karlmanns im Jahr 771 abgewendet. So wurde Karl der Große zum alleinigen König der Franken.
Karl der Große als Kaiser
Karl der Große herrschte nun über ein großes Reich im Herzen Europas. Am Höhepunkt seiner Macht reichte sein Einfluss von der Nordsee bis nach Mittelitalien und von West nach Ost von den Pyrenäen bis ins heutige Ungarn. Diese Eroberungen konnte er teilweise noch als König, teilweise nach seiner Kaiserkrönung im Jahr 800 erzielen. Nun stellt sich die Frage, wie Karl es schaffte, die Kaiserkrone zu erlangen:
Karl hatte trotz der Übertragung des Erbes Pippins, also die Reichsteile seines Bruders, den Anspruch auf noch mehr Macht. Er sah sich als legitimer Nachfolger der römischen Kaiser und ersuchte daher zunächst im Oströmischen Reich (auch: Byzantinisches Reich) Kaiserin Irene um Unterstützung für sein Vorhaben. Denn im Vergleich zum Weströmischen Reich, dessen letzter Kaiser Romulus Augustulus 476 n. u. Z. abgesetzt worden war, lebte die Tradition des Kaisertums in Byzanz fort. Dort betrachtete man Karls Machtanspruch und eine Annäherung von Frankenreich und Byzantinischem Reich aber eher kritisch. Unter anderem, weil Kaiserin Irene den Franken wohl die Übertragung eines gleichberechtigten Imperiums gewähren wollte. Dies lehnte die byzantinische Oberschicht jedoch aus traditionellen Gründen ab, denn nach antikem römischem Recht konnte eine Frau nicht den Befehl über das Heer haben. Kaiserin Irene wurde daraufhin abgesetzt und verbannt.
Wusstest du schon?
Die Menschen in der Antike verstanden unter dem Begriff Imperium zunächst militärische Befehlsgewalt. Erst während der Kaiserzeit bildete sich die Bedeutung als „Herrschaftsbereich“ oder einfach „Reich“ aus.
Karl der Große konnte auf die kaiserliche Unterstützung in Byzanz also nicht zählen und brauchte daher eine neue Strategie. Da kam ihm das Hilfegesuch Papst Leos III. ganz recht: Dieser war in Rom in eine prekäre Situation geraten, denn er hatte dort immer mehr Gegner, die sein unsittliches Verhalten kritisierten und ihn daher des Amtes entheben wollten. Sie forderten, den Papst zu blenden und ihm die Zunge abzuschneiden. Das klingt in heutigen Ohren verständlicherweise brutal, zählte aber damals zu gängigen Bestrafungen.
Aus Furcht vor dieser Brutalität und dem Verlust von Macht floh Papst Leo III. im Jahr 799 nach Paderborn, um den Schutz Karls des Großen in Anspruch zu nehmen. Karl gewährte ihm diesen, verlangte jedoch im Gegenzug vom Papst die Kaiserkrone.
So sollte es geschehen. Karl zog nach Rom und wurde dort von Papst Leo III. am Weihnachtstag des Jahres 800 gesalbt und zum Kaiser gekrönt. Er hatte somit nicht nur seinen eigenen Machtanspruch ausbauen und festigen können, sondern begründete auch eine neue Tradition in der Verknüpfung von Krone und Kirche – der Kaiser als höchster weltlicher Herrscher mit der Legitimation des größten geistlichen Herrschers des damaligen Europas.
Als frisch gekrönter Kaiser mit kirchlicher Unterstützung ließen sich die folgenden Aufgaben vermutlich besser bewältigen:
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Grenzsicherung: Neu erschlossene Gebiete müssen verwaltet und gesichert werden.
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Geopolitische Reformen: Mit der sogenannten „Grafschaftsverfassung“ wurden Gebiete neu gegliedert, damit sie in Karls Sinne verwaltet werden konnten.
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Reisekönigtum bzw. Reisekaisertum: Errichtung von sogenannten „Pfalzen“ überall im Reich, um sich ein Bild von der jeweiligen Lage vor Ort machen zu können und so flexibel zu regieren
Karl der Große – Kriege
Karl der Große konnte seine Macht und sein Reich wie alle bisherigen Herrscher aus Antike und Mittelalter größtenteils nur über militärische Eroberungen und Kriege ausbauen. Dies gehörte schon zu seiner politischen Praxis, bevor er im Jahr 800 zum Kaiser gekrönt wurde.
Merke:
Die Kriegsmotive Karls des Großen umfassten überwiegend Christianisierung, Reichsexpansion und Grenzsicherung.
Karl der Große – Christianisierung der Sachsen (772–804)
Die bekanntesten Kriege Karls des Großen waren wohl die Sachsenkriege im späten 8. und frühen 9. Jahrhundert mit dem Ziel der Christianisierung. Denn die Sachsen lebten in den Augen eines streng christlichen Herrschers heidnisch und mussten demnach zivilisiert werden.
Sachsen? Das kenne ich doch!
Gut aufgepasst! Allerdings kann man die heutigen Sachsen nicht mit denen zur Zeit Karl des Großen gleichsetzen. Ursprünglich waren die Sachsen ein loser Verband germanischer Stämme und siedelten deutlich weiter nordwestlich vom heutigen Bundesland Sachsen. Genauer gesagt erstreckte sich ihr damaliges Siedlungsgebiet zwischen Nordsee und Harz und zwischen Rhein und Eider und umfasst damit grob die heutigen Bundesländer Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Man sieht also, dass die Spuren dieses historischen Volks auch heute noch sichtbar sind!
Die Motive für einen fränkischen Krieg gegen die Sachsen waren vielseitig. Zum einen verfolgte Karl der Große das Ziel, die Sachsen zu christianisieren, da sie in den Augen der römischen Kirche als ungläubige Heiden galten. Damit einher gingen teils brutale, völkermordähnliche Methoden, um die Sachsen zum christlichen Glauben zu zwingen. So nahm er Geiseln, ließ Menschen hinrichten und zerstörte Kulturgüter und Wohnhäuser der Sachsen. Insofern lässt sich hier auch von Unterwerfung als weiteres Motiv sprechen. Ein Beispiel für seine Brutalität ist das Blutgericht von Verden im Jahr 782. In den Reichsannalen wird von 4 500 Sachsen berichtet, die von den Soldaten Karls des Großen geköpft worden sein sollen. Moderne Historikerinnen und Historiker bezweifeln diese Angabe jedoch und gehen davon aus, dass vermutlich eine Null zu viel überliefert wurde.
In letzter Konsequenz dienten Christianisierung und Unterwerfung natürlich als Voraussetzung dafür, die Sachsenstämme in das Frankenreich einzubinden und so das eigene Gebiet zu erweitern. Ein weiteres Ziel, für das es allerdings nicht ausreichend Belege gibt, könnte die Unterbindung sächsischer Raubzüge gewesen sein, die die Sachsen schon seit der Merowingerzeit immer wieder auf fränkischem Gebiet unternahmen. Dies dürfte auch ohne Beleg und ohne Intention Karls ein Nebeneffekt der Sachsenkriege gewesen sein.
Das brutale Vorgehen Karls des Großen wurde von den Sachsen natürlich nicht ohne Weiteres hingenommen. Es gab eine Reihe von Aufständen und widerständigen Aktionen, die sich gegen die Unterwerfung durch die Franken wehren wollten. Berühmtes Beispiel sächsischen Widerstands ist der Herzog Widukind, der sich Karls Abwesenheit während dessen Langobardenfeldzug zunutze machte, um Verteidigungsfeldzüge gegen fränkische Heere vorzubereiten. Diese erzielten in den nächsten Jahren mal mehr, mal weniger Erfolge gegen den Unterdrücker. Letztlich jedoch musste Widukind sich taufen lassen und den christlichen Glauben und somit die fränkische Herrschaft akzeptieren.
Nachdem der Widerstand der Sachsen erstickt worden war, konnte Karl der Große seine Ziele vollenden. Die Sachsen wurden endgültig christianisiert und Karl der Große, der in der Zwischenzeit zum Kaiser gekrönt worden war, integrierte die sächsischen Gebiete in sein Frankenreich – teils mittels erzwungener Umsiedlungen.
Karl der Große – weitere Expansion des Reichs
Langobardenfeldzug (773–774)
Wie schon zuvor sein Vater unternahm auch Karl der Große in den ersten Jahren als König einen Langobardenfeldzug. Das heißt, er zog militärisch nach Ober- bzw. Mittelitalien. Dieses wurde von den Langobarden beherrscht. Wegen der geografischen Nähe zu Rom – und damit zum Papst – war diese Region im Machtinteresse eines mittelalterlichen Herrschers mit christlichem Selbstverständnis. Die Situation dort war also oftmals sehr angespannt. So auch im Jahr 773, als der Papst die Schutzmacht Karls des Großen erbat. Zuvor hatte der Langobardenkönig Desiderius sich Gebiete angeeignet, die eigentlich der Kirche gehörten. Dies und die Tatsache, dass die Frau Karlmanns nach dessen Tod mit ihren Kindern ins Langobardenreich geflohen war, stellte eine Bedrohung der fränkischen Vormacht in Europa dar. Insofern wurde Karl der Große veranlasst, der Bitte des Papstes nachzukommen. Er zog mit seinem Heer nach Italien und konnte dort nach mehreren Schlachten und Eroberungen befestigter Städte Desiderius besiegen. Als Konsequenz dieses Feldzugs gliederte Karl der Große das Langobardenreich in sein Frankenreich ein und nannte sich fortan rex francorum et langobardorum, also „König der Franken und der Langobarden“.
Kampf in Südeuropa
Nicht nur gegen Langobarden und heidnische Sachsen, sondern auch gegen die arabischen Eroberer der iberischen Halbinsel versuchte Karl der Große anzukämpfen, um das Frankenreich zu vergrößern. Dort, wo das heutige Spanien liegt, wurde über das gesamte Mittelalter hinweg ein erbitterter Kampf von Christen gegen Muslime geführt, der nach der spanischen Geschichtsschreibung als Reconquista (Zurückeroberung) bekannt geworden ist. Doch an den Südgrenzen seines Reichs erwies sich Karl der Große als weniger siegreich. Es hat zwar Verhandlungen und symbolische Unterwerfungen gegeben (wie zum Beispiel 801 in Barcelona). Jedoch hatten die Franken dadurch keinen hohen Mehrwert. Es gelang ihm lediglich, ein kleines Grenzgebiet zu sichern, das aber auch erst nach seinem Tod wirklich als Spanische Mark eingerichtet wurde. Karl der Große hatte sonst keinen großen Einfluss auf die Geschehnisse der Reconquista, obwohl seine Heere die islamischen Mauren in Frankreich zurückdrängen konnten.
Awarenkriege
Die Ostgrenzen seines Reichs konnte Karl der Große in den sogenannten Awarenkriegen sichern. Dies war ein nomadisches Reitervolk, das ungefähr in den heutigen Ländern Ungarn, Slowakei, Slowenien, in großen Teilen Tschechiens, im Ostteil Österreichs sowie in Teilen von Polen, Rumänien, Kroatien, Serbien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Moldawien und Bulgarien und im äußersten Westen der Ukraine siedelte. Die Awaren waren zuvor immer wieder in das fränkische Reich eingefallen, was Karl den Großen dazu veranlasste, die Ostgrenzen seines Reichs sichern zu müssen. Er versuchte dies zunächst diplomatisch, also auf Basis von Verhandlungen. Diese scheiterten jedoch, sodass er letztlich auch hier zu militärischen Mitteln griff. Sein Biograf Einhard beschreibt den Awarenkrieg als den größten Krieg Karls neben den Sachsenkriegen.
Karl der Große – Religion
An der Piazza di Porta San Giovanni in Rom befindet sich heute an dem stehen gebliebenen Rest des alten Lateranpalasts (dem früheren Sitz des Papstes), der die Heilige Treppe und die Kapelle Sancta Sanctorum beherbergt, ein Mosaik, das die Bedeutung des Herrschers des Frankenreichs Karl des Großen zeigt: Er war Christ und verband die Politik mit Religion. In einer Szene sind Papst Leo III. und Karl der Große zu Petrus Füßen zu sehen, das geistliche Oberhaupt und der weltliche Beschützer der Kirche.
Durch seine Verbindung der Politik mit der Religion begründete Karl der Große eine Tradition, die das gesamte Mittelalter prägen sollte: Kaiser werden konnte nur, wer sich vom Papst als solchen krönen ließ. Durch den Bezug auf Rom wollte man sich als Nachfolger der römischen Kaiser der Antike verkaufen.
Während seiner Herrschaft führte Karl der Große allerdings nicht nur Kriege. Er veranlasste auch eine ganze Reihe bedeutender Reformen, die vor allem hinsichtlich der Verbesserungen im Bildungswesen als Karolingische Renaissance in die Geschichte Europas eingegangen sind. Einige dieser Reformen lassen sich der folgenden Tabelle entnehmen:
Reformbereich |
Beispiel |
Verwaltung |
Einrichtung neuer Grafschaften und Pfalzen |
Bildung |
Schriftreform Karolingische Minuskel, Gründung neuer Schulen, neue Lehrpläne |
Militär |
stehendes Heer, Verbesserung von Infrastruktur und Logistik, Pflichtdienste |
Karl der Große – Stammbaum
Karl der Große stammte aus der Familie der Karolinger. Er war Sohn Pippins des Jüngeren und seiner Frau Bertrada. In der Forschung ist recht wenig über seine Kindheit bekannt, über sein weiteres Leben hingegen aufgrund der Reichsannalen recht viel:
Karl der Große – Tod und Ende des Frankenreichs
Karl der Große verstarb nach 41 langen Herrschaftsjahren im Jahr 814 in Aachen und wurde in der Pfalzkapelle beigesetzt. Seine Gebeine sind im vergoldeten Karlsschrein aufbewahrt. Sein Tod markierte das Ende einer Ära, denn das Frankenreich war nie wieder so stabil wie unter Kaiser Karl dem Großen. Sein Sohn, Ludwig der Fromme, erbte das Reich, konnte dieses aber weniger erfolgreich regieren als sein Vater. Als auch Ludwig verstarb, wurde das Frankenreich nach dem Vertrag von Verdun im Jahr 843 unter seinen drei Söhnen aufgeteilt:
- Das Westfrankenreich bekam Karl der Kahle.
- In der Mitte wurde unter Lothar I. von Bayern das Mittelreich Lotharingien errichtet.
- Das Ostfrankenreich ging an Ludwig den Deutschen und sollte später zum Heiligen Römischen Reich werden.
Expertenwissen: Karl der Große und seine heutige Bedeutung
Zum Ende seines Lebens bekam Karl der Große wohl Skrupel und zeigte Reue hinsichtlich seiner begangenen Taten. Dennoch wurde er 1165 heilig gesprochen. Bereits zu Lebzeiten wurde Karl der Große „Vater Europas“ genannt. Für das Geschichtsbewusstsein und die europäische Geschichte per se gilt Karl der Große als einer der wichtigsten Herrscher. Dabei ist es zunächst nicht von Bedeutung, ob man sein Wirken jetzt nach heutigen Werten als positiv oder negativ bewertet. Für die europäische Identität ist Karl der Große immer wieder ein relevanter Bezugspunkt.
Wusstest du zum Beispiel schon, dass anlässlich des 1275. Geburtstags Karl des Großen im Jahr 2023 in der EU eine spezielle Euromünzserie geprägt wurde, die an Karls Wirken erinnern soll? Auf dieser Münze ist auf der Rückseite das Monogramm Karls des Großen eingestanzt, also sozusagen seine Unterschrift.
Karl der Große – Zusammenfassung
Karl der Große...
- war ein fränkischer König, der als erster mittelalterlicher Herrscher vom Papst zum Kaiser gekrönt wurde.
- erreichte die größte Ausdehnung des Frankenreiches.
- führte Kriege, um Europa zu christianisieren und die Grenzen seines Reichs zu sichern.
- veranlasste wichtige Reformen in Verwaltung, Bildung und Militär.
- ist auch heute noch ein relevanter Bezugspunkt für die europäische Identität und die Idee der EU.
Häufig gestellte Fragen zu Karl dem Großen
Warum ist Karl der Große so wichtig?
Karl der Große (747–814) war ein fränkischer König und später der erste westeuropäische Kaiser. Durch eine Reihe von erfolgreichen militärischen Feldzügen gelang es diesem mittelalterlichen Herrscher, sein Reich auf ganz Westeuropa auszudehnen. Diese beeindruckenden militärischen Erfolge führten dazu, dass Karl der Große oft als „Vater Europas“ bezeichnet wurde.
Was hat Karl der Große für Europa getan?
Karl der Große führte erfolgreiche Kriege gegen die Langobarden und die Sachsen, wodurch er das Territorium des Frankenreichs erweiterte. Durch seine kluge Bündnispolitik und die Stärkung der Ostgrenzen trug er zur Stabilisierung der Region bei. Sein Einfluss auf die geschichtliche Entwicklung Europas war zweifellos bedeutend und prägend.
War Karl der Große deutsch oder französisch?
Es gibt Spekulationen und Debatten darüber, ob Karl der Große als Deutscher, Franzose oder vielleicht sogar als „Vater Europas“ betrachtet werden sollte. Die Antwort auf diese Frage ist jedoch, dass zu seiner Zeit um das Jahr 800 herum keine Nationalstaaten in der Form existierten, wie wir sie heute kennen. Karl der Große sah sich selbst vielmehr in der Tradition und Nachfolge der römischen Kaiser und strebte danach, die Ideale und Institutionen des Römischen Reichs in seinem eigenen Herrschaftsgebiet zu bewahren und zu stärken.
Wer war der mächtigste deutsche Kaiser?
„Vater Europas“ ist der Titel, der Karl dem Großen, dem König und Kaiser des Frankenreichs, verliehen wurde. Er regierte über das größte Reich, das Europa seit dem Römischen Reich gesehen hatte, und wird auch in der heutigen Zeit als eine der bedeutendsten und einflussreichsten Persönlichkeiten in der Geschichte Europas anerkannt.
Wen besiegte Karl der Große?
Im Jahr 787 besiegte Karl der Große den bayerischen Herzog Tassilo III., setzte ihn 788 in der Pfalz Ingelheim ab und integrierte Bayern in das Frankenreich. Im Jahr 795 führte er erneute Kämpfe gegen die Araber in Spanien. Zwischen 791 und 796 unterwarf er in einer Serie von Kriegen die Awaren entlang der Donau und Theiß und etablierte die Awarische Mark. Diese militärischen Aktionen und die Schaffung neuer Verwaltungsgebiete trugen zur Ausdehnung und Stärkung seines Reichs bei.
Wieso ist Karl der Große Kaiser geworden?
Angetrieben von seinem tiefen Glauben führte Karl der Große die Christianisierung der heidnischen Sachsen voran, wobei er in einigen Fällen auch auf Gewalt zurückgriff. Als Höhepunkt seiner politischen Ambitionen wurde er zu Weihnachten im Jahr 800 in Rom von Papst Leo III. zum Kaiser gekrönt. Diese Krönung zum Kaiser symbolisierte die enge Verbindung zwischen dem fränkischen Herrscher und der Kirche und trug zur Festigung seiner Macht und seiner Rolle als bedeutende politische Figur in Europa bei.