Schloss Kleßheim

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Schloss Kleßheim aus der Luft
Schloss Kleßheim
Schloss Kleßheim im Sommer 2011
Schlossaussicht nach Süden
Schlosstor in Kleßheim
Schloss Kleßheim, Südansicht
Dekorativer Ausblick zum Kleßheimer Schlossparktor
Johann Bernhard Fischer von Erlach: Prospect des Neuen Lust-Gebäudes seiner Hoch Fürste Gnaden zu Salzburg, 1721.
Ausschnitt aus dem Kupferstich Salzburg, ca. 1740, von Matthäus Seutter.

Das Lustschloss Kleßheim liegt vier Kilometer nordwestlich des Stadtzentrums der Landeshauptstadt Salzburg auf dem Gebiet der Gemeinde Wals-Siezenheim.

Allgemeines

Das Schloss steht unter Denkmalschutz, der Schlosspark Kleßheim wurde 2014 wegen seiner geschichtlichen, künstlerischen oder sonstigen kulturellen Bedeutung ebenfalls unter Denkmalschutz gestellt.[1]

Es ist von einem Schlosspark samt Mauer mit mehreren Türmen umgeben, an dessen Nordseite der Käferheimer Mühlbach fließt. Im historischen Schlosspark befindet sich Golf & Country Club Salzburg und nördlich, etwas unterhalb des Schlosses die weithin bekannten Tourismusschulen Salzburg-Kleßheim.

Geschichte

Ursprünglich befand sich hier mit dem Kleshof einstmals ein kleiner Adelssitz, der im Jahr 1690 von Fürsterzbischof Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein erworben wurde. In dessen Auftrag wurde um 1700 nach Plänen von Johann Bernhard Fischer von Erlach mit dem Bau des Lustschlosses Favorita begonnen. Nach dem Tod des Fürsterzbischofs im Jahr 1709 war der Bau bereits weit voran geschritten, wurde aber von seinem Nachfolger, Fürsterzbischof Franz Anton Harrach, vorerst eingestellt, widmete sich dieser doch vorrangig dem Ausbau des Schlosses Mirabell. Erst Fürsterzbischof Leopold Anton Freiherr von Firmian, der Erbauer des Schlosses Leopoldskron, ließ das Schloss Kleßheim mit vielen Abstrichen gegenüber dem ursprünglichem Plan vollenden.

Der trotzdem sehenswerte Bau besteht aus drei vornehm ausgeschmückten Geschoßen, wobei sich im etwas erhöhten Haupttrakt der große Festsaal mit seiner hohen, luftigen Kuppel befindet. Die Terrasse des Portals in der Mitte des Haupttrakts wurde hingegen erst 1723 angebaut. Am Beginn der Auffahrt befindet sich auf jedem Außensockel ein liegender Hirsch, dessen Geweih mit goldenen Sternen, eine Anspielung an das Wappen des Fürsterzbischofs Firmian, versetzt ist. Dieser Hirsch war auch das Wappen der Schüler der "Höheren Lehranstalt für Fremdenverkehrsberufe Kleßheim", heute Tourismusschulen Salzburg-Kleßheim, im Besitz der Wirtschaftskammer Salzburg.

Die angrenzende zweiarmige Rampe führt in weitem Bogen vom barockem zentralen Ziergarten, den Fürsterzbischof Hieronymus Graf Colloredo in einen Englischen Garten umgestalten ließ, zum Schloss hinauf.

Während der Zeit der Österreichisch-Ungarischen Monarchie befand sich das Schloss ab 1866 im Besitz des Erzherzog Ludwig Viktor von Österreich, dem jüngsten Bruder von Kaiser Franz Joseph I., der seit 1861 aus Wien verbannt war. Da ihm das Schloss im Winter zu unbequem war, beauftragte er den Architekten Heinrich von Ferstel (* 1828; † 1883) mit dem Bau des so genannten Winterschlosses. Am 18. Jänner 1919 starb er im Winterschloss. Bestattet wurde er am Friedhof der Pfarrkirche in Siezenheim. Die Erben verkauften das Schloss am 25. April und am 3. Mai 1921 an das Land Salzburg.

Dabei sollte der Ankauf des Schlosses durch den Verkauf der dort befindlichen Kunstgegenstände ins Ausland finanziert werden. Die Vereinbarung bestand darin, dass die vor einer möglichen Verstaatlichung durch die Republik Österreich stehende Immobilie zu Privateigentum erklärt wurde, für die Ausfuhr der Mobilien (Kunstgegenstände) kein Ausfuhrzoll erhoben wurde, der Erlös für die Mobilien zu einem Drittel dem Land zufiel und dieses mit seinem Anteil am Erlös den Ankauf der Immobilien (Gebäude und Grundbesitz) finanzieren sollte. Zur Abwicklung wurde ein Ko­mi­tee gebildet, das aus Robert Preußler, Dr. Franz Rehrl und Max Ott bestand.

Dazu fand sich in der Salzburger Wacht vom 28. April 1921 folgende Notiz:[2]

Die Erwerbung des Schlosses Kleßheim.

Folgender vom Beschaffungs- und Verwaltungsausschuß im Einverständnis mit dem Finanzausschuß im Salzburger Landtag gestellte Antrag wurde einstimmig mit Beifall angenommen:

Der Landtag wolle beschließen:

1. Der Bericht des Salzburger Landesrates (Landesregierung) vom 19. April 1921 über die Erwerbung des Schlosses Kleßheim und die damit zusammenhängenden Rechtsgeschäfte wir genehmigend zur Kenntnis genommen.

2. Der Landtag spricht dem mit der Durchführung dieser Transaktion betraut gewesenen Landesrate, insbesondere den eigentlichen Lastern der ganzen Aktion, das sind die Herren Landeshauptmannstellvertreter Max Ott und Dr. Franz Rehrl und dem Herrn Subreserenten Dr. Karl Graßberger für die sachgemäße und erfolgreiche Arbeit im Interesse des Landes seinen Dank und volle Anerkennung aus.

Zwischen April und Juni kam es am Wiener Dorotheum zu mehreren Versteigerungen des Inventars. So kamen Anfang Juni beispielsweise vier prächtige Waldmüllergemälde. Am zweiten Tag dieser Juniauktion wurde der fünfache Ausrufungsbetrag aller Versteigerungssache erwirtschaftet.[3]

In einem Zusatzvertrag erhielt das Land neben den gesamten Immobilien eine große Anzahl von Mobilien ohne Altertumswert sowie den ganzen Viehbestand.[4]

"Gästehaus des Führers"

Adolf Hitler, der sich gern in der Gegend um Salzburg aufhielt, nutzte das Schloss ab 1938 für Staatsempfänge und Arbeitstreffen. Ab November 1940 wurde das Sommerschloss Kleßheim weisungsgemäß nur noch als "Gästehaus des Führers" tituliert, das Winterschloss als Kavalierhaus. Im November 1941 wurde das Schloss vom Reichsgau Salzburg um 1,5 Millionen Reichsmark an das Deutsche Reich verkauft. Nach einigen Umgestaltungen galt des Gästehaus als bezugsfertig, auch wenn die Innengestaltung noch bis 1943 dauerte.

Die Italiener hätten sehr gute Arbeit geleistet - das meldete man dem Führer persönlich. Sie seien dazu erzogen worden, sogar "im Bombenhagel weiterzuarbeiten und sich gegen feindliche Luftangriffe selbst zu verteidigen". Diese Aussagen Adolf Hitlers über die italienischen Zwangsarbeiter stammen aus einem Gespräch mit dem italienischen faschistischen Diktator Benito Mussolini auf Schloss Kleßheim im April 1944. Es war eines von drei Treffen der beiden Machthaber in Kleßheim.

Der Umstand, dass an den umfassenden Umbauarbeiten an Schloss Kleßheim als "Gästehaus des Führers" und dem angrenzenden Kavalierhaus neben regulären Arbeitern auch Zwangsarbeiter aus sechs Nationen und sowjetische Kriegsgefangene beteiligt waren, ist bislang kaum bekannt. Cassandra Burgstaller, Studierende und Studienassistentin am Fachbereich Geschichte an der Universität Salzburg, hat sich mit dem dunklen Kapitel der Schlossgeschichte beschäftigt: "Aus den Unterlagen, die dazu noch in den Archiven erhalten sind, geht hervor, dass etwa 1 000 Arbeiter und Zwangsarbeiter eingesetzt und ausgebeutet worden sind. Sie stammten aus Italien, Polen, der Ukraine und Österreich. Untergebracht waren sie in Dachböden der Nebengebäude und in Baracken im Schlosspark."

Mussolini war im Jahr 1942 auch der Erste, der nach Kleßheim eingeladen wurde. Die Umbauarbeiten waren noch nicht beendet, weshalb der Befehl erteilt wurde, die Baracken abzubauen und außerhalb der Schlossmauern wieder aufzubauen. Es sind keine Selbstzeugnisse der Arbeiter überliefert. Aber aus der Korrespondenz zwischen Lagerleiter und Reichsstatthalter geht laut Burgstaller hervor, dass die Unterbringung katastrophal gewesen sein muss: "Die Bade- und Waschanlage war in unbrauchbarem Zustand. Die Arbeiter litten an Krankheiten und Ungeziefer. In der Baracke gab es kaputte Türen und fehlende Glasscheiben, die erst inmitten des Winters 1945 ausgetauscht wurden."

Ins Auge fallen heute die 2,9 Meter großen Sandsteinadler auf den Eingangsportalen, die im Zuge des Umbaus aufgestellt wurden. Der "Empfangsbahnhof Liefering" wurde im Dezember 1942 fertiggestellt. Unter dem Schloss befinden sich ein eigens von Hitler angelegter Gleisanschluss an die damalige Reichsbahn sowie 1944 errichtete Bunkeranlagen, die heute noch existieren.

1945 wurde das Schloss von den Amerikanern als Reichsbesitz beschlagnahmt.

Tourismusschule

Hauptartikel Tourismusschulen Salzburg-Kleßheim

Die Tourismusschulen Salzburg - Kleßheim waren bis 1972 im Schloss untergebracht, bevor sie in einen Neubau in unmittelbarer Nähe übersiedelten und auch noch das Kavalierhaus benutzten. Im Schloss blieben noch einige Räume wie Küche und Unterrichtsräume. Es wurde bis in die 1990er Jahre des 20. Jahrhunderts auch für viele Bälle, Empfänge und Kongresse genutzt. So wohnte hier Königin Elisabeth II. von England und Präsidenten verschiedener Länder bei ihren Staatsbesuchen. Dann zog das Spielcasino Salzburg vom nicht mehr existierenden Café Winkler (war wie die Tourismusschulen noch heute, damals im Besitz der Wirtschaftskammer Salzburg) in die Räume des Schlosses, wo es noch heute untergebracht ist.

Panoramabild Kleßheimer Schlosspark

Schlosspark

Torwächterhaus mit dem Uhrturm an der Schlossparkmauer von Kleßheim
Hirschskulptur bei der Schlossauffahrt von Kleßheim

Die zum Schloss gehörende Gartenanlage, die mit einer hohen Schlossmauer und elf Wächterhäuschen (Schusshäuschen oder Sommerhäuschen) versehen ist, bestand wohl von Anfang an, sicher aber seit der Zeit Erzbischof Firmians aus drei jeweils von Mauern voneinander getrennten Teilen:

  • Dem zentralen Ziergarten mit dem Schloss im Mittelpunkt,
  • den Meierhofgarten (Wirtschaftsgarten) mit dem Meierhof im Süden -
  • den großen Fasangarten (Jagdgarten) mit dem Schlösschen Belvedere, von Johann Bernhard Fischer von Erlach erbaut (heute Hoyos-Stöckl genannt) im Norden.

Das im Gartenkonzept am Eingangstor zum Ziergarten stehende Torwarthaus mit seinem markanten Uhrturm stammt aus der Zeit Erzbischof Firmians. Der barocke Ziergarten war einst mit vielen ornamentalen Wasserbecken samt allegorischen Figuren und Springbrunnen versehen. Hier fanden sich neben blumengeschmückten Zierbeeten auch Boskettte-Ziergehölz und Irrgärten. Teile dieses feingliedrigen Barock-Ziergartens wurden unter Erzbischof Hieronymus Graf Colloredo zu im englischen Geschmack gestalteten Gartenfeldern umgewandelt. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde dieser nun schon verwilderte englische Garten unter Verwendung alter Vorgaben in Teilen wieder als Barockanlage revitalisiert.

Der Meierhofgarten mit angeschlossenem großen Obstgarten diente wesentlich auch der Pflege und Verbreitung wenig bekannter Gemüsesorten und Früchte und erlangte 1817 bei der ersten gezielten Salzburger Auspflanzung von Saatkartoffeln (unter genauer Anleitung des Kleßheimer Hofgärtners) auf Pongauer Bauernäckern Bedeutung. Der Meierhofgarten und der ursprünglich barocke Ziergarten sind samt Schloss und Meierhof nach der erhöht am Mönchsbergfuß stehenden Pfarrkirche Mülln, unserer lieben Frau Mariae Himmelfahrt (Müllner Kirche) hin ausgerichtet. Heute befindet sich in diesem einstigen Garten das Kavalierhaus sowie Teile der Landwirtschaftliche Schulen Kleßheim.

Der große Fasangarten besaß noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts

  • eine Haupt-Wegachse vom Hoyos-Stöckl über das (nun leider vermauerte) Lieferinger Tor nach der Müllner Kirche, aber auch
  • eine dominante alleebepflanzte Nord-Süd-Wegachse vom gleichen Tor zum nördlichen Rott-Tor sowie zudem
  • Quer-Wegachsen, die auf die Wallfahrtskirche von Maria Plain (dominant am Plainberg gelegen) ausgerichtet sind bzw. waren.

Im Zentrum des barocken Jagdgartens (der damit aus streng segmentierten Waldflächen bestand, in die Wildäcker eingelagert waren) befand sich ein großer Springbrunnen. Dieser barocke Jagdgarten wurde, obwohl dieser im Eigentum des Landes Salzburg steht, nach dem Zweiten Weltkrieg immer mehr zur Golfspiel-Anlage umfunktioniert und nach und nach gemäß spieltechnischen Erfordernissen und mit wenig Rücksicht auf das historische Erbe umgestaltet. Die geschlossene Parkanlage mit ihren geradlinigen barocken Wegachsen wurden so zwangsläufig beeinträchtigt. Der weitaus größte Teil des historischen Schlossparks mit dem Fischer von Erlach-Bau Hoyos-Stöckl steht damit der Allgemeinheit auch nicht als Erholungsraum zur Verfügung.

In den historischen Fasangarten hin wurde ein Golfclub errichtet, der die historische Substanz des Parks empfindlich beeinträchtigt und unmittelbar vor den Toren des Parks das Fussballstadion von Salzburg. Das Schlossgebäude selbst liegt zwar nur 300 m nördlich der Einflugschneise auf den Salzburger Flughafen, der Nordteil des Schlossparks ist dagegen im Norden bis einen Kilometer von dieser Achse abgerückt und wäre auch daher ein besonders wichtiger Naherholungsraum für die Taxhamer Bevölkerung.

Bilder

 Schloss Kleßheim – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki

Weblink

Literatur und Quellen:

Einzelnachweise

  1. Bundesgesetz betreffend den Schutz von Denkmalen wegen ihrer geschichtlichen, künstlerischen oder sonstigen kulturellen Bedeutung (Denkmalschutzgesetz - DMSG) StF: BGBl. Nr. 533/1923 (NR: GP I 1513 AB 1703 S. 209.)
  2. ANNO, Salzburger Wacht, Ausgabe vom 28. April 1921, Seite 4
  3. ANNO, Salzburger Chronik, Ausgabe vom 3. Juni 1921, Seite 2.
  4. Ott, Max: Bericht über meine 43-jährige Tätigkeit im öffentlichen Leben der Stadt Salzburg vom Jahre 1892 bis 1935. Salzburg 1938, S. 20ff.