Horst Köhler: Viele Kinder und viele Frauen - WELT
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Ausland Horst Köhler

Viele Kinder und viele Frauen

In Brasilien traf Köhler auch die Präsidentin des Obersten Gerichtshofes, Ellen Gracie Northfleet. In Brasilien traf Köhler auch die Präsidentin des Obersten Gerichtshofes, Ellen Gracie Northfleet.
Ellen Gracie Northfleet, Präsidentin des Obersten Gerichtshofs Brasiliens, begrüßt Staatsgast Horst Köhler
Quelle: REUTERS
Der Bundespräsident zu Besuch in Brasilien - und WELT ONLINE-Reporter Daniel Friedrich Sturm ist mit dabei. Er beschreibt Köhlers Tagesablauf - von der Kolonnenfahrt über rote Ampeln bis zum Besuch bei einem Keramikkünstler.

Sonntag, 17 Uhr

Der brasilianische Keramikkünstler Francisco Brennand begrüßt das Ehepaar Köhler in seinem Skulpturenpark. Brennand soll viele Kinder von vielen Frauen haben. Seine Skulpturen legen das nahe, sexuelle Motive sind unverkennbar stark präsent. Zu trinken gibt es unter anderem Caipirinha, ein Getränk, das sehr vitaminhaltig sein soll.

Samstag, 18.30 Uhr

Eva Luise Köhler sitzt inmitten vieler Kinder im UNICEF-Kinderheim „Casa de Acolhimento“. Sie fordert die Kinder, die zum Teil lange auf der Straße leben mussten, auf: „Ihr könnt mich etwas fragen?“ Die erste Frage kommt sogleich; „Wie heißt der deutsche Präsident?“ Antwort: „Horst Köööhler.“

Samstag, 16 Uhr

Schon eine Stunde lang weilt Horst Köhler im Sozial- und Jugendzentrum Nascedouro in Recife. Mit Tänzen und Trommeln wird der Präsident begrüßt. Köhlers Umfeld ahnt: Wo Trommeln sind, wird sich die „Nummer eins“ lange aufhalten. Genau so kommt es. Köhler liebt es und wird zuweilen sentimental, wenn getrommelt wird. Köhler betrachtet die trommelnden Musiker begeistert. Ob er einige von ihnen zum nächsten Sommerfest im Garten des Schlosses Bellevue einlädt?

Samstag, 13.15 Uhr

Der Bundespräsident trifft mit seinem Tross nach einem dreistündigen Flug innerhalb Brasiliens im Hotel „Atlante Plaza“ ein. Das befindet sich in Recife im ärmlichen Nordosten des Landes, direkt am Ozeanstrand. Hier warnt ein großes Schild vor Haien. Horst Köhler, der ja leidenschaftlich gern schwimmt, sollte also nicht zu weit hinaus schwimmen. Jens Wagner von der deutschen Botschaft warnt: Immer wieder kommen Menschen durch Haie um. Ein Trost bleibt dem Tross. Auf dem Dach des Hotels befindet sich ein Pool. Doch der nächste Termin drängt, ein besuch im Sozial- und Jugendzentrum Nascedouro.

Freitag, 21 Uhr

Empfang in der Pinakothek von Sao Paulo. Köhler verweist auf das deutsche Engagement in Brasilien und bemerkt: „Irgendwann werden Deutsche auch wieder kommen, der Bundespräsident oder auch andere.“ Dann berichtet er von seinem Besuch im Kinderheim und erwähnt dabei: „Ich habe dort heute zwei Fußbälle signiert.

Freitag, 15 Uhr

Mit deutschen und brasilianischen Fähnchen (in der DDR sagte man „Winkelemente“) begrüßen mehrere hundert Kinder den Bundespräsidenten im Kinderheim „Lar Social Girassol“ – ein Projekt, das auf bewundernswertem Engagement einiger Deutscher beruht. Die Köhlers werden Augenzeugen eines Tanzes, den einige Jugendliche aufführen und der an den Widerstand gegen die Sklaverei erinnert. Sie schauen sich in den Räumen, in denen genäht und gelernt wird, um. Dann soll Horst Köhler für drei junge Brasilianer zwei Volleybälle signieren. Er tut dies – und fragt sogleich: „Na, wer spielt denn von Euch Fußball?"

Freitag, 12 Uhr

Rucolasalat und Seezunge – das Ehepaar Köhler hat zu einem Mittagessen hoch über Sao Paulo geladen. Im Restaurant „Terraco Italia“, im 41. Stock mit Blick über die Stadt, deren Zahl an Hochhäusern New York bei weitem überrundet. Bei Petit fours und Kaffee unterhalten sich die Köhlers mit Katharina Bitz, Miriam Büser und Christopher Haarbeck. Die drei Jugendlichen sind in der Entwicklungshilfe engagiert und dürfen den Präsidenten auf seiner Reise begleiten.

Freitag, 10 Uhr

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Horst Köhler trifft auf einen Landsmann. Elmar Kampitsch ist Schwabe, sein Idiom ist nicht zu überhören. Kampitsch ist Aufsichtsratschef der Firma Schuler, die in Sao Paulo mit 1000 Mitarbeitern Großpressen produziert. Mit denen können bis zu 30 Autotüren in einer Minute geformt werden. Köhler besichtigt die Firma, spricht mit Mitarbeitern – und fragt sie: „Sind Sie mit Ihrem Gehalt zufrieden?“ Es kommen nur lobende Worte. Köhler bietet an: „Wenn es besser ist, die Chefs raus zu schicken, können wir das tun."

Donnerstag, 20 Uhr

Zwei Stunden lang haben rund 300 Gäste der deutsch-brasilianischen Außenhandelskammer auf den Bundespräsidenten gewartet. Rund eineinhalb Stunden lang hatte sich zuvor Köhlers Wagenkolonne durch die Metropole Sao Paulo gewunden. Von der Polizei eskortiert, konnten die Limousinen zwar mehrere Dutzend rote Ampeln ignorieren, gleichwohl zog sich die Tour durch die Stadt weit in die Länge. Mit Graf von Faber-Castell – dem Betreiber der in Brasilien befindlichen größten Buntstiftfabrik der Welt – diskutiert Köhler über soziale Verantwortung. Er fordert: „Wir müssen eine bessere Globalisierung gestalten.“ Viele Zuhörer schreiben mit, auf den Stühlen liegen Bleistifte. Von der Firma Faber-Castell.

Donnerstag, 17.30 Uhr

Ankunft in Sao Paulo. Kaum kommt das Flugzeug der Luftwaffe (mit dem einst Erich Honecker verreiste) zum Stehen, setzt ein heftiger Regen ein.

Nur mit riesigen schwarzen Schirmen wagen die „Holzklassen“-Passagiere den Weg vom Flugzeug ins das Gebäude. Der Honorarkonsul ist präsent. Köhler aber und seine Delegation bleiben noch eine ganze Weile an Bord – bis der Regen nach einer halben Stunde nachschlägt. In zwei Stunden soll auch George Bush in Sao Paulo landen. Bleibt die Frage: Symbolisiert der heftige Niederschlag das schlechte nordamerikanisch-südamerikanische Klima?

Donnerstag, 16.30 Uhr

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Mit der Luftwaffe fliegt Köhler und seine Delegation von Brasilia nach Sao Paulo. Nach einer halben Stunde Flug macht der Präsident den Journalisten, in der „Holzklasse“, die Ehre. Der Kollege Josef Oehrlein hat Geburtstag – und Köhler gratuliert mit einer opulenten Schokotorte, drapiert mit frischen Erdbeeren. „Kennen Sie das Lied ,Viel Glück und viel Segen’“, fragt Köher rhetorisch die Journalisten und die stimmen sogleich an. „Jetzt müssen Sie ihn verteilen“, meint Köhler und reicht Oehrlein zum Kuchen ein Messer. Köhler greift selbst zum Kuchen. „Süß“, sagt er, „das ist brasilianisch.“

Donnerstag, 12.58 Uhr

Bundespräsident Köhler und Präsident Lula treten nach ihrem Gespräch vor die Presse. Lula, der Sozialist mit dem Kurt-Beck-Haarschnitt, lobt mit seiner dunkel-rauchigen Stimme „meinen Freund Horst Köhler“. Lula erinnert an Verhandlungen, die er mit Köhler als Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) geführt hat. Lula setzt große Hoffnungen in Deutschland, setzt auf das deutsche Interesse an Biotreibstoff – und erwähnt dreimal namentlich Angela Merkel. Im Juni kommt Lula nach Deutschland, zum G8-Gipfel in Heiligendamm.

Donnerstag, 11.30 Uhr

Die Kapelle spielt auf, die schwarze S-Klasse mit dem deutschen Stander nähert sich gemächlich dem Präsidentenpalast. Der riesige Platz vor dem Palast wirkt überdimensioniert und ist fast menschenleer. Präsident Lula und seine Frau warten bereits im Palast. Um eine halbe Stunde verspätet treffen Horst und Eva Köhler ein, Der Bundespräsident wird – das ist ungewöhnlich – allein militärisch begrüßt. Es ertönen 20 Böllerschüsse und die Hymnen. Dann Handshake der Präsidenten und ihrer Ehefrauen. Die Brasilianer lieben den Pomp: Eine riesige Reiterstaffel präsentiert sich vor dem Palast. „Das findet hier fast jeden Tag statt“, sagte ein erfahrener Kollege: „Die Pferde werden hier direkt um die Ecke gehalten und gepflegt.“

Donnerstag, 8.15 Uhr

Im Viertelstundentakt ist das Programm des Bundespräsidenten geplant. Zunächst trifft er die Mitarbeiter der Botschaft, wenig später frühstückt er mit den Mitgliedern des brasilianischen Kabinetts. Sodann besucht er den Nationalkongress. Das Parlament mit seinen zwei Kammern hat 10.000 Mitarbeiter – eine Kleinstadt.

Mittwoch, 19 Uhr

Besuch und Empfang in der deutschen Botschaft in Brasilia. In der Lobby der Residenz grüßt ein Berliner Bär aus der Heimat: „Berlin – 12.056 Kilometer“ heißt es auf dem Marmorsockel. Das Botschaftsgebäude wurde renoviert, Köhler weiht es ein. Der Zeitplan ist im Verzug, der Botschafter redet, es muss alles ins Portugiesische übersetzt werden. Köhler entspannt die Lage: „Ich habe gerade mein Manuskript durchgesehen. Ich halte meine Rede jetzt nicht.“ Der Bundespräsident spricht frei, wenige Sätze nur. Für Präsident Lula gibt’s lobende Worte. Den trifft Köhler am Donnerstag. Der CSU-Abgeordnete, der den Bundespräsidenten begleitet, trompetet am Rande des Empfangs: „Wen’s interessiert: Bayern hat 2:1 gegen Madrid gewonnen.“

Mittwoch, 17.40 Uhr

Die brasilianischen Soldaten stehen bereits am roten Teppich Spalier. Horst Köhler wird begrüßt, es folgt eine Begegnung mit den höchsten Richtern des Landes.

Ungewöhnlich für deutsche Verhältnisse: Das Gespräch wird im Fernsehen übertragen, auf einem eigenen Justizkanal. Die Themen, die die brasilianischen Richter ansprechen, sind Köhler aus Deutschland bestens vertraut: Es geht etwa um das Verhältnis von Bund und Bundessstaaten. Um den Föderalismus also.

Mittwoch, 16.30 Uhr Ortszeit

Der Bundespräsident landet zu seinem Staatsbesuch in der brasilianischen Hauptstadt Brasilia. Im Eiltempo geht es für Horst Köhler ins Hotel. Mit dabei: Ehefrau Eva Luise und die Delegation. Dem Bundespräsidenten bleiben im Hotel nur wenige Minuten Zeit. Der nächste Termin ruft – ein Besuch im Obersten Gerichtshof. In ihrer Suite finden die Köhlers einige freundliche Zeilen des deutschen Botschafters. Und eine Flasche Zuckerrohrschnaps. Damit kann man Caipirinha mixen.

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