Tagebücher des Generalfeldmarschalls Graf von Blumenthal aus den Jahren 1866 und 1870/1871

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Cotta, 1902 - Franco-Prussian War, 1870-1871 - 286 pages
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Page 190 - Moltke, die ihn seit einiger Zeit ohne jede Kenntnis und Teilnahme an den Operationen ließen, ja ihn eigentlich ganz unhöflich und grob behandelten. Er sprach es ganz positiv aus, daß er nicht eine Stunde lang Minister bleiben werde, wenn der Krieg vorbei sei. Die nichtachtende, unhöfliche Behandlung könne er nicht länger ertragen, er sei allein dadurch krank und müsse der Sache ein Ende machen, wenn er überhaupt noch länger leben wolle. Er schien ganz außer sich zu sein* und...
Page 121 - Presse" senden lassen, damit er „eine klarere Anschauung von den dortigen Stimmungen" gewinne; mit dem Erfolg, daß der Kronprinz seither nur noch mit zweifelnden Fragen von der Annexionsabsicht, „ja mit Leidenschaft über die Gefahren, die uns dereinst aus dem Elsaß erwachsen würden", sprach1).
Page 32 - Carl in hartem Kampf mit der ganzen österreichischen Armee. Es kam für uns nun Alles darauf an, so bald wie irgend möglich in die Schlacht einzugreifen und den Feind durch vehementen Angriff in der rechten Flanke und Bedrohung feines Rückzugs zum Weichen zu bringen.
Page 190 - Verhältnisse machten es durchaus notwendig, daß Ernst gezeigt würde; wir müßten schießen und wenn es auch nur fünfzig Schuß auf die Forts wären, sonst würde es ihm unmöglich sein, die fremden Mächte, namentlich Rußland und England, von der Einmischung abzuhalten; sie glaubten alle, wir wären am Ende mit unserer Kunst. Meinen Einwand, daß das nie...
Page 255 - ... Spannungen auf das äußerste verschärft. Man sieht das an dem Ingrimm, mit dem man im militärischen Hauptquartier die Nachricht aufnahm, Bismarck werde vielleicht zur Preisgabe Lothringens genötigt sein, um zum Frieden zu kommen. „Dies Aufgeben von Metz", schrieb Blumenthal in sein Tagebuch, „kommt mir wie eine Niederlage vor und wird einen schrecklichen Sturm in Deutschland erregen. Ich kann es noch gar nicht glauben, daß alles Blut vor Metz umsonst (!) geflossen sein soll. Die gute...
Page 191 - Bismarck mag sagen, was er will. Ein Zeichen, wie aufgeregt er war, ist es, daß er mir unter anderem sagte, er wäre als Royalist in den Krieg gezogen, er käme aber anders heraus; nach dem Kriege bliebe er nicht Minister.
Page 190 - ... Mittag war hier die Reichstagsdeputation und Graf Bismarck. Letzterer setzte sich nach dem Diner mit mir auf ein Sofa und begann, mich wegen der Beschießung zu bearbeiten; so einschmeichelnd und geschickt alle meine Einwände bekämpfend, daß ich laut auflachen mußte. Er sagte mir, Paris bombardieren zu wollen, wäre ihm nie eingefallen; er wisse recht gut, daß man die Stadt nicht erreichen könne, aber die politischen Verhältnisse machten es durchaus notwendig, daß Ernst gezeigt würde;...
Page 191 - Rolle spielen zu müssen. Daß andere in ihrem Kreise auch etwas leisten wollen und können, und daß es Dinge gibt, die auch einmal ein anderer besser verstehen kann, das scheint ihm wohl schon eine unberechtigte Anmaßung. Ich kann sehen, daß er gewiß schon öfter den letzten Trumpf ausgespielt und mit dem Abtreten gedroht hat. Dies Mittel scheint aber nicht mehr recht zu ziehen. Es wäre aber doch ein großes Unglück für Preußen, wenn er wirklich die Flinte ins Korn werfen sollte.
Page 89 - Cavallerie auf Infanterie machten uns viel Herzklopfen und das fortwährende Sehen durch das Fernrohr machte mich halb blind. Der Kreis um den Feind wurde allmählich enger und um 5 Uhr, nachdem wir die Flucht des Feindes nach der Festung lange beobachtet hatten, schwieg der Kanonendonner.
Page 191 - Ich sehe mir die Sache nur noch kurze Zeit an; hält der Stillstand der Operationen vor Paris an, so werde ich mit habe immer gegen die Belagerung von Paris gesprochen und halte sie für einen großen Fehler, ebenso die Einschließung, denn wir würden doch nie jemanden finden, der mit uns Frieden schließen könne. Er würde gern den Kaiser mit se1ner ihm anhängenden gefangenen Armee wieder einsetzen, denn der kranke Mann wäre nicht gefährlich. Der König wolle es aber durchaus nicht. - Ich glaube...

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