Das Wunder von Bern
Deutschland nach dem Krieg: Eine zerrissene Familie findet über die Fußball-WM wieder zusammen. Preisgekröntes Familiendrama mit Peter Lohmeyer.
Regie
Dauer
118 Min.
Kinostart
10.06.2004
Genre
FSK
6
Produktionsland
Cast & Crew
Richard Lubanski
Matthias Lubanski
Paul Ackermann
Annette Ackermann
Christa Lubanski
Bruno Lubanski
Ingrid Lubanski
Sepp Herberger
Helmut Rahn
Fritz Walter
Holger Dexne
Horst Eckel
Martin Bretschneider
Hans Schäfer
Herbert Zimmermann
Redaktionskritik
Auf dem Festival von Locarno mit dem Publikumspreis ausgezeichnet: Sönke Wortmanns bewegender Vater-Sohn-Konflikt kurz vor Anpfiff der Fußball-Weltmeisterschaft von 1954
Die Putzfrau war’s. Wer sich je gefragt hat – und das waren Generationen –, woher der legendäre deutsche Nationaltrainer Sepp Herberger seine Fußballweisheiten bezog, der sollte sich Sönke Wortmanns "Das Wunder von Bern" nicht entgehen lassen. Zu Bern war es, im Weltmeisterjahr 1954, als Herberger nach der 3:8-Vorrunden-Niederlage gegen Ungarn wie ein geprügelter Hund durch das Mannschaftshotel schlich. Dabei begegnete ihm eine Putzfrau, die tröstend auf den Trainer einsprach: "Man muss auch mal fünfe gerade sein lassen. Der Ball ist rund. Und ein Spiel dauert neunzig Minuten."<p>
Natürlich ist diese Szene frei erfunden. Wortmann spielte gar mit dem Gedanken, sie zu streichen, weil in Deutschland ja immer alles historisch korrekt sein muss. Dabei steht die augenzwinkernde Ironie gerade diesem Film gut an. Denn es geht um ein nationales Erweckungserlebnis: den Sieg der deutschen Fußball-Nationalelf bei der WM 1954 in der Schweiz. "Das Wunder von Bern" ist aber weniger ein Fußball- denn ein Heimatfilm. Das Finale im Wankdorf-Stadion bildet den krönenden Abschluss der übergeordneten Familiengeschichte, die vom Bruch zwischen den Generationen im Schatten des Krieges erzählt.<p>
Peter Lohmeyer spielt den Bergarbeiter Richard Lubanski, der aus russischer Gefangenschaft in die Heimat zurückkehrt. Entfremdet von seiner Familie, sucht er sich mit Macht und Autorität wieder in deren Mittelpunkt zu rücken. Doch der ältere Sohn zieht aus, der jüngere (großartig: Louis Klamroth, Peter Lohmeyers Sohn) wendet sich von ihm ab. Gleichzeitig nähert sich in der Schweiz die WM ihrem Höhepunkt. Um die Liebe seines Jüngsten zurückzugewinnen, fasst Ludwig einen Entschluss: Vater und Sohn fahren zum Endspiel.<p>
"Das Wunder von Bern" ist das Psychogramm einer Gesellschaft zwischen den Gezeiten: Der Nationalsozialismus steckt noch in den Köpfen ("Ein deutscher Junge weint nicht!"), das neue Selbstbild ist erst im Entstehen begriffen. Wortmanns Film überträgt die nachkriegsdeutsche Seelenlage in ein hochgradig emotionales Zeitbild, das nach dem Tor von Helmut Rahn zu dem rührendsten Schluss findet, den sich ein deutscher Regisseur seit langem getraut hat: "Deutsche Jungs dürfen manchmal doch weinen."<p>
<b>Fazit: Stimmiges Familiendrama, eingewoben in eine mitreißende Chronik der Fußball-WM 1954</b>
Community-Kritiken zu Das Wunder von Bern