Die Russische Linie des Herzoglichen Hauses Mecklenburg Strelitz bis zur aktuellen Situation
Georg zu Mecklenburg (1824–1876)
Herzog Georg zu Mecklenburg, Porträt von Iwan Nikolajewitsch Kramskoi (1876)
Georg August Ernst Adolf Karl Ludwig, Herzog zu Mecklenburg [-Strelitz] (* 11. Januar 1824 in Neustrelitz; † 8. Junijul./ 20. Juni 1876greg. in Sankt Petersburg, begraben in Mirow) war ein russischer General und begründete die russische Linie des Hauses Mecklenburg-Strelitz.
Georg war das vierte Kind und jüngster Sohn des Großherzogs Georg von Mecklenburg-Strelitz und seiner Frau Marie von Hessen-Kassel. Friedrich Wilhelm (1819–1904), später Großherzog von Mecklenburg(-Strelitz) und Karoline Charlotte Marianne (1821–1876) waren seine Geschwister.
1851 heiratete er in Sankt Petersburg Großfürstin Katharina Michailowna Romanowa (1827–1894), Tochter von Großfürst Michael Pawlowitsch Romanow und Charlotte von Württemberg und Enkelin Zar Pauls I. Zur Hochzeit erhielt er Gut und Schloss Remplin als Familienfideikommiss für sich und seine Nachkommen. Das Paar lebte aber weitgehend in Sankt Petersburg, wo es im für Katharinas Vater erbauten Michailowski-Palast residierte.
Georg und Katharina Michailowna hatten vier Kinder:
Nikolaus (* † 11. Juli 1854)
Helene (1857–1936)
∞ Albert von Sachsen-Altenburg
Georg Alexander (1859–1909)
Carl Michael (1863–1934)
Georgs Leichnam wurde nach Mecklenburg überführt und am 27. Juni 1876 in der Fürstengruft der Kirche von Mirow beigesetzt.
Zur Erinnerung an ihn und seine nur kurz vor ihm am 1. Juni 1876 verstorbene Schwester Caroline sftiftete ihre Mutter, Großherzoginmutter Marie den Neubau der Kirche von Remplin.[1]
Carl Michael zu Mecklenburg
Carl Michael, Herzog zu Mecklenburg[1], auch: Karl Michael, vollständiger Name Carl Michael Wilhelm August Alexander, russ. Михаил Георгиевич (* 5. Junijul./ 17. Juni 1863greg. auf Schloss Oranienbaum; † 6. Dezember 1934 auf Schloss Remplin) war ein Mitglied des russischen Zweiges des großherzoglichen Hauses Mecklenburg-Strelitz und Kaiserlich-russischer General.
Carl Michael war der jüngste Sohn von Herzog Georg zu Mecklenburg und seiner Frau Großfürstin Katharina Michailowna Romanowa (1827–1894), der Tochter von Großfürst Michael Pawlowitsch Romanow und Enkelin Zar Pauls I. Seine Schwester Helene (1857–1936) heiratete Albert von Sachsen-Altenburg. Georg Alexander (1859–1909) war sein ältester Bruder.
Carl Michael ging zu Studienzwecken nach Straßburg und wurde 1887 von der Universität Straßburg zum Dr. der Staatswissenschaften promoviert. Er schlug wie sein Bruder die Offizierslaufbahn im kaiserlich-russischen Heer ein und wurde Artillerie-Offizier. 1903 war er Oberst und Kommandeur der 1. Batteriedivision der 1. Gardefeldartilleriebrigade, später Generalleutnant.
1894 wurden Carl Michael und seine Geschwister Erben des umfangreichen Vermögens ihrer Mutter. Daraus verkauften sie den Michailowski-Palast für 5 Millionen Rubel an Zar Nikolaus II., der darin das Russische Museum einrichtete.
Nach dem Tod seines Bruders 1909 bestellte ihn Großherzog Adolf Friedrich V. zum Vormund der Kinder aus dessen morganatischen Ehe mit Natalie, Gräfin Carlow: Katharina, Marie und Natalia und Georg.
1914, nach dem Tod von Großherzog Adolf Friedrich, verzichtete Carl Michael am 24. Juni auf seine Thronfolgerecht in Mecklenburg-Strelitz. Am 7. August 1914 wurde er als russischer Staatsbürger naturalisiert. Im Ersten Weltkrieg diente er bis 1916 als Inspekteur der Garde-Artillerie.
Im März 1917 wurde er verhaftet und musste vor der Duma erscheinen.[2] Ihm gelang es, in den Kaukasus zu fliehen und von dort nach Dänemark ins Exil zu gehen.
Nachfolgekrise in Mecklenburg-Strelitz
Inzwischen war das Haus Mecklenburg-Strelitz mit dem Selbstmord von Großherzog Adolf Friedrich VI. in eine existenzielle Nachfolgekrise geraten.[3] Carl Michael war der nach dem Hausgesetz der mecklenburgischen Dynastie einzig mögliche Nachfolger, hatte aber auf sein Rechte verzichtet und war zudem Ausländer. So fungierte Friedrich Franz IV., der Schweriner Großherzog, bis zum Ende der Monarchie als Reichsverweser von Mecklenburg-Strelitz und versuchte, brieflich mit Carl Michael, der zu dieser Zeit auf der Flucht war, in Kontakt zu treten.
Eine Lösung der Strelitzer Thronfolgefrage wurde durch den Ausgang der Revolution 1918, die auch in Mecklenburg die Monarchie beseitigte, gegenstandslos. Im Januar 1919 verzichtete Carl Michael noch einmal auf sein Thronfolgerecht, was aber nur noch eine innerfamiliäre Angelegenheit war.
Rückkehr nach Mecklenburg
An seinen vermögensrechtlichen Ansprüchen hielt Carl Michael jedoch fest. Von Kopenhagen aus bemühte er sich, Ansprüche auf persönlichen Besitz in Mecklenburg geltend zu machen. Er erhielt sein Eigentum in Remplin bestätigt.
Nach einem Urteil des Landgerichts Schwerin, mit dem ihm eine einmalige Zahlung von 5 Millionen Mark in bar und das Forstgut Langhagen (am Langhäger See, heute Ortsteil von Neustrelitz, damals jedoch zum Amt Stavenhagen in Mecklenburg-Schwerin zugehörig)[4] zugesprochen wurde, und nach einem langwierigen Verfahren erreichten seine Vertreter 1921 einen Vergleich mit dem Freistaat Mecklenburg-Strelitz, mit dem dieser für eine weitere Million das Gut Langhagen erwarb. Im Gegenzug verzichtete Carl Michael auf alle zivilrechtlichen Ansprüche. Da Carl Michael im ersten Weltkrieg auf Seiten des Russischen Kaiserreichs gegen das Deutsche Reich gekämpft hatte, beschäftigte der Fall intensiv die Öffentlichkeit und war lange ein Argument der Befürworter der Fürstenenteignung. Der Vergleich war in den Augen der Kritiker ein abschreckendes Beispiel dafür, wie Landesverrat den reichen Segen Gottes und der Republik nach sich zieht[5]. Er sorgte dafür, dass Carl Michaels öffentliches Ansehen dauerhaft geschädigt blieb.
1928 adoptierte Carl Michael, der zeitlebens unverheiratet blieb, seinen Neffen Georg und machte ihn dadurch zum Erben und Nachfolger als Oberhaupt des Hauses Mecklenburg-Strelitz. 1930 kehrte er schließlich nach Remplin zurück, wo seit 1923 schon seine Schwester, seit 1902 Witwe, und Georg mit seiner Familie lebten.
Carl Michael wurde auf dem Friedhof von Remplin beigesetzt.
Georg Alexander zu Mecklenburg
Georg Alexander zu Mecklenburg als russischer Offizier
Georg Alexander zu Mecklenburg im Kostüm, Romanow-Jubiläumsball 1903
Georg Alexander, Herzog zu Mecklenburg (* 6. Juni 1859 in Remplin; † 22. Novemberjul./ 5. Dezember 1909greg. in Sankt Petersburg; vollständiger Name Georg Alexander Michael Friedrich Wilhelm Franz Carl, Herzog zu Mecklenburg) war ein Mitglied des russischen Zweiges des großherzoglichen Haus Mecklenburg-Strelitz und kaiserlich-russischer General.
Helene zu Mecklenburg(-Strelitz)
Grab Helenes auf dem Friedhof von Remplin
Helene, Herzogin zu Mecklenburg [-Strelitz], verheiratete Prinzessin von Sachsen-Altenburg, Herzogin zu Sachsen (* 4. Januarjul./ 16. Januar 1857greg. in Sankt Petersburg; † 28. August 1936 in Remplin; vollständiger Name Helene Marie Alexandra Elisabeth Auguste Katharina, Herzogin zu Mecklenburg) war ein Mitglied des russischen Zweiges des großherzoglichen Hauses Mecklenburg-Strelitz.
Georg Herzog zu Mecklenburg
Georg Alexander Michael Friedrich Wilhelm Albert Theodor Franz Herzog zu Mecklenburg, bis 1950: Herzog zu Mecklenburg, Graf von Carlow (* 22. Septemberjul./ 4. Oktober 1899greg.[1] im Schloss Oranienbaum bei Sankt Petersburg; † 6. Juli 1963 in Sigmaringen) war der einzige Sohn des Herzogs Georg Alexander zu Mecklenburg[-Strelitz] (1859–1909) und dessen Frau Natalja, Gräfin von Carlow (1858–1921). Seine ersten Taufpaten waren der Großherzog Friedrich Wilhelm (1819–1904) und die Großherzogin Augusta Caroline (1822–1916). Da die Ehe seiner Eltern morganatisch war, trug er zunächst nur den Titel Graf von Carlow.
Nach dem Tode seines Vaters im Jahre 1909 wurde dessen Bruder Herzog Carl Michael durch den Zaren Nikolaus II. und den Großherzog Adolf Friedrich V. zum Vormund ernannt. 1912 wurde Graf Georg von Carlow aufgrund eines russischen Gesetzes als Majoratsherr russischer Staatsbürger. Nach der Anerkennung der Sowjetunion durch die Westmächte 1922 wurde er staatenlos und blieb es bis in die 1950er Jahre.
Nach dem Umsturz in Russland flüchtete die Familie über den Kaukasus zunächst nach Frankreich, wo seine Mutter 1921 in Cannes starb, dann nach Dänemark und zog 1923 auf den mecklenburgischen Besitz Schloss Remplin in Remplin bei Malchin, wo sie bis zur Zerstörung des Schlosses und der Vertreibung durch die Nationalsozialisten 1940 wohnte. In dieser Zeit studierte Georg Politikwissenschaften und promovierte zum Dr. rer. pol. an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau.
1920 heiratete er Irina Michailowna Rajewskaja (1892–1955). Sie hatten zusammen vier Kinder, wovon eines bereits im Kindesalter starb. Im gleichen Jahr konvertierte er zur römisch-katholischen Kirche.
1928 wurde Georg von seinem Onkel Herzog Carl Michael unter Zustimmung des Chefs des Zarenhauses und des ehemaligen Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin adoptiert und erhielt den Namen Herzog von Mecklenburg, verzichtete aber auf seine ohnehin nur theoretischen Thronansprüche. Von 1934 bis 1963 war er Chef des Hauses Mecklenburg-Strelitz.
Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Familie von Georg Herzog zu Mecklenburg wegen der Zugehörigkeit zum internationalen Hochadel, ihrer russischen Vorfahren und „politischem Katholizismus“ verfolgt. Im Jahr 1940 brannte das Schloss Remplin ab, vermutlich durch Brandstiftung der Nazis. 1944 wurde Georg Herzog zu Mecklenburg im Konzentrationslager Sachsenhausen in Einzelhaft eingekerkert.
In der unmittelbaren Nachkriegszeit lebte er in Sigmaringen und galt als Mentor monarchistischer Bestrebungen in Südwestdeutschland.[2]
Nach einer familieninternen Verabredung verzichtete er am 18. Dezember 1950 auf die bis dahin als Namenszusatz geführte Bezeichnung „Graf von Carlow“.
Nach dem Tode seiner ersten Gemahlin heiratete er 1956 Charlotte Habsburg-Lothringen (1921–1989), eine Tochter des letzten österreichischen Kaisers Karl I.
Ab 1953 versuchte er, eine Stellung im Auswärtigen Dienst zu erhalten. 1956 gab es die Überlegung, ihn zum deutschen Vertreter im Ausschuss des Internationalen Suchdienstes in Arolsen zu machen. Der Vorschlag wurde aber zurückgezogen.[3]
Er starb am 6. Juli 1963 im Prinzessinnenpalais in Sigmaringen.
Georg Alexander Herzog zu Mecklenburg (1921–1996)
Alexander (*/† 1922)
Helene Herzogin zu Mecklenburg (* 1924; † 7.Juli 1962 in Birgte bei einem Flugzeugabsturz[4]) ∞ Hassan Kamil (1918-1991)[5]
Georg Alexander Herzog zu Mecklenburg
Georg Alexander Herzog zu Mecklenburg (* 27. August 1921 in Nizza; † 26. Januar 1996 in Mirow; vollständiger Name: Georg Alexander Andreas Carl Michael Peter Philipp Ignatius Maria Herzog zu Mecklenburg) war der älteste Sohn von Georg Herzog zu Mecklenburg und ein Ururenkel des Großherzogs Georg (1779–1860), des Regenten von Mecklenburg-Strelitz, dem Bruder der Königin Luise von Preußen
Georg Alexander war von 1963 bis 1996 Chef des Hauses Mecklenburg-Strelitz nach einer Übereinkunft mit dem Haus Mecklenburg-Schwerin aus dem Jahre 1950. Er war Ehren- und Devotionsritter des Souveränen Malteserordens.
Bis 1940 wohnte er auf Schloss Remplin bei Malchin. In der Nacht zum 11. April 1940 wurde es auf Veranlassung des Gauleiters von Mecklenburg-Lübeck gebrandschatzt. 1944 wurde er nach der Inhaftierung seines Vaters im Konzentrationslager Sachsenhausen durch die Gestapo auf einem stauffenbergischen Schloss interniert. Nach 1945 galt er als Verfolgter des NS-Regimes. Er studierte Jura und absolvierte eine Banklehre.
Aufsehen erregte der Antrag Georg Alexanders auf Rückübertragung der während der NS-Diktatur verlorenen Gebiete in Mecklenburg an seine Familie im Jahre 1990. Das Verfahren galt als eines der schwierigsten Rückübertragungsverfahren im Vereinigungsprozess und wurde erst zehn Jahre nach seinem Tod Anfang 2006 endgültig im Sinne der Familie und im Einvernehmen mit den Beteiligten abgeschlossen. Georg Alexander hatte es abgelehnt, zur Beschleunigung des Verfahrens zu klagen oder Druck auf die Institutionen auszuüben. Bereits im Sommer 1991 hatte er auf Einladung der Mirower Stadtvertretung wieder seinen Wohnsitz nach Mecklenburg verlegt und widmete sich insbesondere der Geschichte und dem Denkmalschutz. So geht z. B. die Restaurierung der Denkmalanlage auf der der Schlossinsel vorgelagerten Liebesinsel auf seine Initiative und Begleitung zurück.
Georg Alexander heitrate 1946 Ilona von Habsburg-Lothringen. Aus dieser Ehe gingen vier Kinder hervor:
Elisabeth Christine Herzogin zu Mecklenburg (* 1947)
Maria Katharina Herzogin zu Mecklenburg (* 1949) ∞ 1978 Wolfgang von Wasielewski (* 1951)
Irene Herzogin zu Mecklenburg (* 1952)
Georg Borwin Herzog zu Mecklenburg (* 1956) Chef des Großherzoglichen Hauses Mecklenburg-Strelitz ∞1986 Alice Wagner (* 1958)
Sohn Borwin Herzog zu Mecklenburg (* 1956), außer seinen beiden Söhnen der letzte Träger der männlichen Form des Familiennamens
Er wurde 1996 als bisher letztes Familienmitglied in der Fürstengruft in der Johanniterkirche auf der Schlossinsel (Mirow) beigesetzt.