Erdbeben: aktuelle Nachrichten - Vulkane Net Newsblog

Campi Flegrei: Neues Erdbeben Mb 3,6

Spürbares Erdbeben der Magnitude 3,6 in der Campi Flegrei – Gefängnis wurde evakuiert

Datum: 22.05.2024 | Zeit: 06:28:00 UTC | Lokation: 40.8075 ; 14.1103 | Tiefe: 2,5 km | Mb 3,6

Gestern Abend verkündete das INGV das offizielle Ende des Erdbebenschwarms, der am Montag begonnen hatte und für viel Aufregung gesorgt hatte. Die stärkste Erschütterung hatte eine Magnitude von 4,4 und war das stärkste Erdbeben, das in der Caldera gemessen wurde. Das heißt nicht, dass es nicht zuvor stärkere Erdbeben gegeben haben kann, etwa im Vorfeld der Monte-Nuovo-Eruption. Die Magnitude dieser Beben lässt sich im Nachhinein jedoch nicht mehr exakt bestimmen. Der Erdbebenschwarm bestand aus 168 Erschütterungen. Dabei kam es zu einer relativ großen Streuung einzelner Beben.

Nach einer relativ ruhigen Nacht ereignete sich heute Morgen ein weiteres Erdbeben, das weithin spürbar war und eine Magnitude von 3,6 hatte. Die Tiefe des Hypozentrums wurde mit 2,5 Kilometern angegeben. Das Epizentrum befand sich im Westen des Golfs von Pozzuoli und manifestierte sich an einer lokalen Störungszone, die in den vergangenen Wochen öfter ähnliche Erschütterungen hervorbrachte. Ein größerer Erdbebenschwarm ist bis jetzt ausgeblieben.

In Pozzuoli glätten sich die Wogen langsam nach den Ereignissen vom Montag, doch es wurden weitere Schäden an Gebäuden gemeldet. Laut einem Video von Local Team wurde gestern das Frauengefängnis von Pozzuoli vorsorglich evakuiert. Alle 140 Insassen wurden in andere Einrichtungen verlegt. Als Grund wurde die Erdbebentätigkeit genannt.

Die Ereignisse der letzten Tage werden von Wissenschaftlern kontrovers diskutiert. Auch wenn man in den Wochen zuvor erkennen konnte, dass immer mehr Forscher die Seiten gewechselt haben und eine Eruption für möglich halten, gibt es immer noch ein Lager, das dies nicht denkt. Hier lautet der Grundtenor, dass die Existenz des Magmenkörpers, der sich nach einer neuen Studie in 5 Kilometern Tiefe befinden soll, erst noch durch weitere Studien bestätigt werden muss. Allerdings gab es bereits vor der neuen Studie wissenschaftliche Arbeiten, die Magma in 4-5 Kilometern Tiefe zumindest vermuten ließen. Die Forscher, die nicht an einen Magmenkörper in geringer Tiefe glauben, gehen von der Existenz eines größeren Magmenreservoirs in größeren Tiefen jenseits von 8 Kilometern aus. Von dort sollen die magmatischen Fluide aufsteigen, die für den Bradyseismos verantwortlich sind. Die Gretchenfrage ist jedoch, ob in diesen Magmenkörper weiterhin Magma aus noch größeren Tiefen aufsteigt oder nicht.




Da es, wie so oft, wenn es um die Prozesse im Erdinneren geht, vieles im Verborgenen bleibt und niemals Klarheit besteht, ob und wann z.B. ein großes Erdbeben kommt oder ein Vulkan ausbricht, muss man sich natürlich fragen, ob es empfehlenswert ist, mitten in einer aktiven Caldera zu siedeln.

Campi Flegrei: Angst vor Vulkanausbruch steigt

Nach starkem Erdbeben steigt die Angst vor einem Vulkanausbruch – Vulkanologen beruhigen

Der starke Erdbebenschwarm von gestern Abend beunruhigte die betroffenen Menschen sehr und viele übernachteten im Freien. Die Kommunalverwaltung hatte auf öffentlichen Sammelplätzen vier große Zelte aufstellen lassen, in denen Anwohner unterkommen konnten, die nicht in ihren Häusern übernachten wollten: Die Angst vor einem stärkeren Erdbeben war bei manchen groß. Es wurde auch psychologische Betreuung angeboten.

In vielen Medien ist zu lesen, dass die Menschen in Panik verfielen, doch auf den zahlreichen Aufnahmen in den sozialen Medien sieht man zwar rege Betriebsamkeit in den Straßen und auf den für Notfälle ausgewiesenen Sammelplätzen am Ende der Evakuierungsrouten, doch die Leute wirken zum großen Teil ruhig und gefasst und nicht panisch oder verzweifelt.

Erdbeben Mb 4,4 verursachte leichte Schäden in Pozzuoli

Das Beben verursachte leichte Schäden an Gebäuden und Straßen. Vornehmlich kam es zu Rissbildungen, aber es sind auch kleinere Fassadenteile wie Putz und Verzierungen auf die Straßen gefallen. Es kam zu Verkehrsbeeinträchtigungen und der Bahnverkehr wurde eingestellt, da man die Gleise überprüfen musste. Am Rand der Solfatara ereigneten sich Steinschläge und Erdrutsche.

Das INGV hat die Magnitude des stärksten Erdbebens bei Mb 4,4 belassen, ohne sie zu korrigieren. Beim EMSC hingegen wurde die Magnitude auf 4,2 herabgestuft und das Epizentrum vor die Küste von Ischia verlagert, was mir wenig plausibel zu sein scheint. Aber auch mit einer reduzierten Magnitude liegt das Beben im Spitzenbereich der letzten 40 Jahre und teilt sich den Titel des stärksten Erdstoßes dann mit dem Beben Ende September 2023.

Obwohl das Beben immer als stark beschrieben wird, muss man das relativ sehen: Für ein Erdbeben mit vulkanischem Hintergrund ist es ein starkes Erdbeben gewesen und auch das stärkste je gemessene Erdbeben in der Campi Flegrei. Dennoch muss man es aufgrund der Magnitude im 4-er-Bereich als mittelstark einordnen. Es war zwar gut zu spüren gewesen, hatte aber nur ein geringes Zerstörungspotenzial. Es gibt noch Luft nach oben, bevor man mit katastrophalen Schäden rechnen muss. Vulkanisch bedingte Erdbeben werden selten noch stärker. Werden sie es doch, dann ist in der Regel Magma unterwegs, so wie wir es am 10. November auf Island sahen, als sich ein magmatischer Gang unter Grindavik ausbreitete, der sogar zu einem Rifting-Prozess geführt hat. Damals gab es Erdbeben bis zur Magnitude 5,2.

Vulkanologen beruhigen: Keine Anzeichen für unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch

Fumarole SolfataraWährend sich die Anwohner der Campi Flegrei also Sorgen machen, dass der Calderavulkan ausbrechen könnte, beruhigen die INGV-Vulkanologen. Sie schrieben in einem Statement, dass es keine anderen Anzeichen für einen bevorstehenden Vulkanausbruch gäbe. Weder die Bodenhebung hat sich beschleunigt, noch hat sich die chemische Zusammensetzung der Gase geändert, die von den Fumarolen im Bereich der Solfatara ausgestoßen werden. Wäre Magma bis kurz unter die Oberfläche aufgestiegen, würde man einen erhöhten Schwefeldioxid-Ausstoß erwarten.

Was die Bodenhebung anbelangt, bin ich skeptisch und gehe davon aus, dass wir in den nächsten Stunden schon eine Verstärkung der Hebungsrate sehen werden: Wahrscheinlich stand das starke Schwarmbeben mit magmatischen Fluiden in Verbindung, die die Deckschicht in 3 Kilometern Tiefe durchdrungen haben. Es dauert natürlich eine Weile, bis das Material durch die Risse aufsteigt und sich in den schwammartigen Ablagerungen des Hydrothermalsystems akkumulieren und so den Untergrund anheben.

Wenig Vertrauen schaffen da einige Aussagen von Politikern, die in lokalen Medien verlautbart wurden, indem man die aktuelle Krise mit jener von 1982/84 vergleicht. Zwar ist es richtig, dass die Bodenhebungsrate damals deutlich höher war als jetzt und zeitweise 92 mm pro Monat betrug (jüngste Messungen kommen aktuell auf 20 mm), doch was die schiere Anzahl der Erdbeben anbelangt, lag der April tatsächlich auf gleichem Niveau wie damals, als pro Monat knapp 1300 Erschütterungen detektiert wurden. In den Berichten ist oft zu lesen, dass es im April nur ca. 450 Beben gewesen sein sollen. Doch diese Zahl bezieht sich auf Erdbeben, die in Schwärmen auftraten. Also, entweder werden unbeabsichtigt falsche Zahlen verbreitet, oder man will beruhigen.

Generell muss man sich auch fragen, was die früheren Bradyseismos-Phasen von der aktuellen Phase unterscheidet. Die letzten Phasen dauerten meistens selten länger als 2 Jahre, während die aktuelle Phase bereits 19 Jahre anhält. Dafür läuft sie deutlich langsamer ab, wobei in den letzten Jahren eine deutliche Beschleunigung zu sehen ist. Man darf sich natürlich auch fragen, ob man im letzten Jahrhundert genau genug gemessen hat, um die langsamen Anfänge einer neuen Phase mitzubekommen. Geht man davon aus, dass vermehrt magmatische Fluide freigesetzt werden, wenn sich im tieferen Untergrund eine größere Magmamenge ansammelt, dann sieht es so aus, als wäre bei früheren Phasen eine Magmablase aus der Tiefe aufgestiegen und hat in 4-5 Kilometern Tiefe ihren Aufstieg gestoppt. Jetzt sieht es eher nach einem kontinuierlichen Zustrom von Magma aus dem tiefer gelegenen Magmenkörper aus, so dass sich über die Jahre hinweg eine kritische (eruptionsfähige) Menge Schmelze ansammeln könnte. Kurzum: Je länger der Prozess anhält, desto größer die Ausbruchswahrscheinlichkeit. Einen VEI7-Ausbruch (Supervulkanausbruch) sehe ich noch nicht anstehen. Sollte die Hebung aber noch Jahrzehnte anhalten, kann ich mir so etwas auch vorstellen.



Campi Flegrei: Starkes Erdbeben Mb 4,4 erschüttert Solfatara

Erdbeben Mb 4,4 erschüttert Solfatara in der Campi Flegrei – Stärkstes Erdbeben der Hebungsphase verursacht Besorgnis

Datum: 20.05.2024 | Zeit: 18:10:03 UTC | Lokation: 40.828 ; 14.138 | Tiefe: 3 km | Mb 4,4

Am Abend manifestierte sich ein Erdbeben der (vorläufigen) Magnitude 4,4 unter dem Westen des Solfatara-Kraters in der Campi Flegrei. Die Tiefe des Hypozentrums wurde mit 3 Kilometern angegeben. Das EMSC verortete das Beben 11 Kilometer west-südwestlich von Neapel. Sollten sich die Angaben zur Magnitude bestätigen, wäre es nicht nur das stärkste Erdbeben der aktuellen Hebungsphase, sondern der stärkste jemals gemessene Erdstoß in der Caldera Campi Flegrei. Das bisher stärkste Beben hatte eine Magnitude von 4,2 und wurde Ende September letzten Jahres detektiert.

Das Erdbeben ereignete sich um 20:10:03 Lokalzeit (18:10:03 UTC) und war Teil eines sehr intensiven Schwarmbebens, das bis zur Stunde anhält und aus ca. 140 Erschütterungen besteht. Knapp 20 Minuten vor dem Beben Mb 4,4 gab es ein Beben Mb 3,5, das sich nordwestlich der Solfatara ereignete. Schon durch dieses Beben waren die Anwohner aufgeschreckt, doch nach dem Beben Mb 4,4 herrscht vor Ort große Besorgnis, um nicht zu sagen fast Panik. Menschen versammelten sich im Freien und entlang der Fluchtrouten. Einsatzkräfte sind unterwegs und kontrollieren die Infrastruktur auf schände. Der Bahnverkehr wurde eingestellt.

Leichte Schäden an der Infrastruktur in der Campi Flegrei

Erste Bilder zeigen leichte Schäden wie umgestürzte Absperrzäune und einen umgekippten Verkaufsstand. Eine lokale Nachrichtenseite (fanpage.it) berichtet, dass bei der Feuerwehr Meldungen über leichte Gebäudeschäden wie Risse in Mauern und herabgestürzten Gesimse eingegangen seien. Die Stadtverwaltung hat eine Notfallnummer veröffentlicht, unter der die Menschen Schäden melden können. Allerdings ist diese Nummer wohl ständig belegt und die Mobilfunknetze und Internetverbindungen sind überlastet.

Beim EMSC sind bereits jetzt viele Wahrnehmungsmeldungen eingegangen. Sie stammen aus einem Umkreis von 20 Kilometern und reichen fast bis an den Fuß des Vesuvs heran. Auch von der Insel Ischia stammt eine Meldung. Der Tenor der Meldungen ist, dass es ein starker Erdstoß war, der deutlich länger anhielt als die üblichen Beben, die man bis jetzt spürte. Ein Bebenzeuge schreibt, dass er ca. 20 Sekunden lang anhielt.




Sehr wahrscheinlich geht das Schwarmbeben mit einer Beschleunigung der Bodenhebung einher. Der Ort des Bebens unter dem Solfatara-Krater gibt zusätzlichen Grund für Besorgnis, besonders, da erst gerade die neuen Forschungsergebnisse enthüllt wurden, nach denen sich in 5 Kilometern Tiefe eine Magmenansammlung befindet.

Indonesien: Erdbeben Mb 5,0 vor Halmahera

Mittelstarkes Erdbeben Mb 5,0 erschüttert Halmahera – Aktive Vulkane in der Nähe

Datum 19.05.2024 | Zeit: 16:57:2 UTC | Lokation: 2.41 ; 128.712 | Tiefe: 10 km | Mb 5,0

Gestern manifestierte sich vor der Nordspitze der indonesischen Insel Halmahera ein moderates Erdbeben der Magnitude Mb 5,0. Dieser Wert wurde vom GFZ ermittelt. Das EMSC kam auf eine Magnitude von Mb 4,7. Auch die Tiefenangaben schwanken. Während erstgenanntes Institut die Tiefe mit 10 Kilometern angab, kam das EMSC auf 41 Kilometer Tiefe. Das Epizentrum wurde 89 km nordnordöstlich von Tobelo verortet.

Obwohl die Angaben zum Erdbeben schwanken und es auch nicht das stärkste Erdbeben der letzten 24 Stunden war, ist es im Kontext von Vulkane.net von besonderem Interesse, da es sich in der Nähe von 2 aktiven Vulkanen befand, die sich in den letzten Tagen als besonders aktiv erwiesen. Möglicherweise wirkt sich der Erdstoß auf das Verhalten der Vulkane aus. Auf jeden Fall versinnbildlicht es die unruhige Erde der Region.

Bei den Vulkanen handelt es sich um Dukono und Ibu. besonders letzterer Vulkan ist ungewöhnlich aktiv und erzeugt seit letzter Woche explosive Eruptionen, die stärker sind als sonst und Vulkanasche bis zu 5000 Meter über Kraterhöhe fördern. So eine Eruption gab es auch heute wieder. Täglich werden mehr als 1000 vulkanotektonische Erschütterungen detektiert, die darauf hindeuten, dass sich ein größerer Magmenkörper unter dem Vulkan akkumuliert. Im Krater des Vulkans wächst seit Jahren ein Lavadom, der nun ordentlich Nachschub erhalten könnte. Andererseits können die Explosionen den Dom erodieren und sein Volumen verändern. Da der Ibu ziemlich weit vom Schuss liegt, wird er nicht so genau bewacht, wie etwa der Merapi auf Java. Daher fehlen Daten zum Domvolumen.

Der zweite Vulkan ist der Dukono, der näher am Epizentrum des Bebens liegt und in den letzten Wochen ebenfalls außergewöhnlich aktiv war. Auf Sentinel-Aufnahmen sieht man eine thermische Anomalie und es werden immer wieder größere Ascheeruptionen erzeugt, die allerdings nicht ganz so spektakulär wie am Ibu sind. Eine Satellitenaufnahme vom vergangenen Monat zeigte eine mehrere Hundert Kilometer lange Dampfschleppe.

Tektonisch betrachtet stand das Erdbeben im Zusammenhang mit der Plattengrenze zwischen der Halmahera-Mikroplatte und der Philippinischen Platte und manifestierte sich an einem Arm des hier auslaufenden Philippinengrabens.

Stärkstes Erdbeben der letzten 24 Stunden

Übrigens, das stärkste Erdbeben seit gestern manifestierte sich bei den Fox-Inseln, die zum vulkanischen Inselbogen der Aleuten gehören. Es hatte eine Magnitude von 5,9 und einen Erdbebenherd in 10 Kilometern Tiefe.
Ein weiterer starker Erdstoß der Magnitude 5,5 ereignete sich in der Grenzregion zwischen Kyrgyzstan und der chinesischen Provinz Xinjiang.

Campi Flegrei mit Erdbeben am 18.05.24

Ein weiterer Erdbebenschwarm erschüttert Campi Flegrei – Bodenhebung bei 20 mm im Monat

Unter der süditalienischen Caldera Campi Flegrei ist die Erdbebentätigkeit weiterhin hoch. Heute früh startete ein Erdbebenschwarm, dessen stärkste Erschütterung eine Magnitude von 2,8 aufwies. Zuerst wurde die Magnitude mit 3,7 angegeben und später korrigiert. Die Tiefe des Hypozentrums betrug 2,8 Kilometer. Das Epizentrum lag nördlich des Solfatara-Kraters. Ein weiterer Erdstoß erreichte eine Magnitude von 2,2. Er manifestierte sich an der Küste von Bagnoli, südöstlich der Solfatara. Seit gestern wurden mehr als 40 Erschütterungen registriert.

Eine Abschwächung des Geschehens ist nicht in Sicht, eher im Gegenteil: Die Erdbebentätigkeit scheint weiterhin zuzunehmen und das Gleiche gilt für die Bodenhebung. Diese ist zwar von ihrem Höhepunkt im April etwas zurückgegangen, doch wurde sie im INGV-Bericht der letzten Woche mit 20 mm angegeben. Das ist ein Durchschnittswert, bei dem die schubartigen Anstiege vom April eingerechnet sind. Sollte sich ein langfristiger Trend etablieren, dann handelt es sich um die stärkste durchschnittliche Bodenhebung seit Beginn der Hebungsphase im Jahr 2005. Seitdem hob sich der Boden um 126 Zentimeter.

Übrigens wurden in der Woche zwischen dem 6. und 12. Mai 2024 184 Erdbeben registriert. Das stärkste hatte eine Magnitude von 3,7. Die Gastemperatur der Pisciarelli-Fumarole lag weiterhin bei 95 Grad Celsius, gemessen in 5 Metern Abstand zur Fumarolenöffnung.

Ich habe mir auch den Monatsbericht für April 2024 angeschaut: Die INGV-Wissenschaftler berichteten, dass es 1252 Erdbeben gab. Das stärkste hatte eine Magnitude von 3,9. Der April war der Monat mit den meisten Erdbeben seit Beginn der Hebungsphase und übertraf sogar die Erdbebenhäufigkeit der kurzen, aber starken Hebungsphase von 1982/84. Damals hob sich der Boden allerdings um 179 Zentimeter. Die monatliche Durchschnittsrate lag bei 14,5 Zentimetern. Das stärkste Erdbeben hatte eine Magnitude von 4,0. Der schnelle Bodenanstieg und die starke Erdbebentätigkeit hinterließen ihre Spuren an der alten Bausubstanz in Pozzuoli und anderen Orten der Region. Es kam zur Räumung zahlreicher Gebäude in der Altstadt, die aufwendig restauriert wurden. Tatsächlich wurden damals bereits viele Anwohner dauerhaft umgesiedelt.




Vielleicht wird sich noch herausstellen, dass es ein Fehler war, Pozzuoli zu sanieren und nicht aufzugeben. Zwar sind die Schäden der aktuellen Hebungsphase bei weitem nicht so groß wie damals, was auch an der Renovierung liegen dürfte und daran, dass sich die aktuelle Phase deutlich langsamer abspielte als in den 1980er Jahren. Doch seit feststeht, dass die Bodenhebung wenigstens teilweise von Magma verursacht wird, das sich in etwa 5 Kilometern Tiefe ansammelt, muss man davon ausgehen, dass es irgendwann zu einem Vulkanausbruch kommen wird. Wenn nicht in der aktuellen Hebungsphase, dann in einer anderen. Die Probleme müssen gelöst werden, doch sie werden immer weiter verschoben, wie praktisch alles, was dem Menschen unangenehm ist, in weiter Zukunft zu liegen scheint und dennoch nach Lösungen schreit.

Island: Erdbeben am Reykjanes-Ridge

Erdbeben Mb 3,5 erschütterte Ozeanrücken vor Reykjanes-Halbinsel auf Island

Datum 16.05.2024 | Zeit: 04:01:48 UTC | Lokation: 63.406 ; -24.052 | Tiefe: 10 km | Mb 3,5

Heute Morgen erschütterte ein Erdbeben der Magnitude 3,5 den mittelatlantischen Rücken vor Island. Das Beben ereignete sich um 04:01:48 UTC und hatte einen Erdbebenherd in 10 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum lag offshore, genauer 54 Kilometer vor der Südwestspitze von Reykjanes, und wurde 15,4 Kilometer südwestlich von Eldeyjarboði verortet. Dort ereignete sich im Jahr 1830 ein submariner Vulkanausbruch. Es folgte ein gutes Dutzend weiterer Erdstöße.

Das Erdbeben weckte auch das Interesse der isländischen Medien und MBL fragte die IMO-Naturgefahrenexpertin Sigríðar Magneu Óskarsdóttur, ob der Erdstoß mit den Ereignissen auf Reykjanes zusammenhängt. Die Forscherin erwiderte, dass man das nicht mit Sicherheit sagen könnte. Denkbar wäre, dass die Magmenbewegungen und Bodenhebungen bei Svartsengi Spannungen verursachen, die sich auch auf weiter entfernte Störungen auswirken und tektonische Erdbeben verursachen. Darüber hinaus gab es in jüngster Zeit bei Eldey starke Schwarmbeben, die möglicherweise mit Magmenintrusionen im Zusammenhang standen. Nicht auszuschließen ist natürlich auch ein rein tektonisches Erdbeben an der kontinentalen Naht des Mittelatlantischen Rückens ohne direkten Bezug zum Magmatismus.

Sigríðar meinte im Bezug zur Aktivität im Bereich von Svartsengi, dass sich seit dem 16. März mittlerweile mehr als 14 Millionen Kubikmeter Schmelze im Untergrund angesammelt haben. Ein Wert, der seit über 2 Wochen immer wieder in Statements der Wissenschaftler genannt wird. Sollte sich vor 2 Wochen tatsächlich schon so viel Schmelze im Magmenkörper befunden haben, müsste er mittlerweile eigentlich um ca. 18 Millionen Kubikmeter Schmelze beinhalten.

Im Bereich der Reykjaneshalbinsel bebte es in den letzten 48 Stunden insgesamt 149 Mal. Viele Erdbeben gab es nordwestlich von Grindavik und um den Sundhnukur-Krater. Die Verlagerung der Bebentätigkeit in den Bereich nordwestlich von Grindavik finde ich besonders spannend. Hier zeigten die GPS-Messungen an der Messstation GRVM gestern einen Sprung in der Bodenhebung, während der heutige Messpunkt wieder den normalen Anstieg anzeigt. Auf jeden Fall reicht die Bodenhebung bis in diesen Bereich hinein und es akkumuliert sich Magma vor den Toren der Stadt. Auch wenn es in den letzten Wochen ruhiger um Grindavik geworden ist, heißt es nicht, dass sich der Ort und seine Bewohner in Sicherheit wiegen können.

Italien: Spürbares Erdbeben am Gardasee

Erdbeben Mb 3,6 erschüttert Region östlich vom Gardasee – Menschen reagierten besorgt

Datum 13.05.2024 | Zeit: 20:50:03 UTC | Lokation: 45.491 ; 10.845 | Tiefe: 23 km | Mb 3,6

Am Dienstagabend manifestierte sich in der italienischen Region Venetien ein Erdbeben der Raumwellen-Magnitude Mb 3,6. Das Epizentrum wurde vom INGV 13 km west-nordwestlich von Verona lokalisiert. Der Gardasee liegt etwa 8 Kilometer entfernt, und der Ort Pescantina befand sich lediglich 2 Kilometer entfernt. Dort war der Erdstoß am deutlichsten zu spüren. Obwohl das Hypozentrum 23 Kilometer tief lag, wurden dem EMSC sogar Wahrnehmungsmeldungen aus Entfernungen von bis zu 50 Kilometern zum Epizentrum gemeldet. Die meisten Augenzeugen gaben an, das Erdbeben nur kurz gespürt zu haben, jedoch nahmen die meisten ein tiefes Grollen wahr. Ich selbst bin mit diesem Geräusch vertraut, das oft einige Sekunden vor dem spürbaren Erdstoß zu hören ist. Reagiert man entsprechend schnell, kann einem dieses Grollen eine kurze Vorwarnzeit vor einem Erdbeben geben, sodass genug Zeit bleibt, die empfohlenen Schutzmaßnahmen zu ergreifen und Schutz zu suchen. Das Geräusch tritt vor dem eigentlichen Schock auf, da es von den P-Wellen verursacht wird. Diese longitudinale Wellen breiten sich aus, indem sie sich zusammenziehen und ausdehnen, ähnlich wie Schallwellen. Die S-Wellen treffen erst danach ein und verursachen die stärker zu spürenden Erschütterungen, da sie sich als Transversalwellen ausbreiten.

Das Erdbeben manifestierte sich höchstwahrscheinlich an der Solferino-Monte Pastelletto-Verwerfung, die südöstlich des Gardasees verläuft und einen Bogen bildet, der die auslaufenden Alpen von der Po-Ebene trennt. Obwohl die Region tektonisch aufgrund der Suche nach Erdöl gut erforscht ist, sind die Prozesse, die hier im Mittelalter zwei starke Erdbeben verursachten, noch nicht vollständig verstanden. Diese Beben ereigneten sich im Januar 1117 und im Dezember 1222 mit Magnituden zwischen 6,5 und 7,0 und verursachten erhebliche Zerstörungen in Verona und Brescia. Daher bleibt unklar, ob ähnliche katastrophale Ereignisse auch in Zukunft zu erwarten sind.

Äthiopien: Erdbeben im Riftvalley

Erdbeben Mb 5,0 im Süden von Äthiopien: Vulkanregion betroffen

Datum 12.05.2024 | Zeit: 21:36:11 UTC | Lokation:  5.350 ; 36.765 | Tiefe: 10 km | Mb 5,0

Im Süden von Äthiopien ereignete sich gestern ein Erdbeben mit einer Magnitude von Mb 5,0. Das Hypozentrum lag in einer Tiefe von 10 Kilometern, während das Epizentrum 36 km süd-südöstlich von Jinka lokalisiert wurde. Das Besondere an diesem Erdbeben ist, dass es nicht im Bereich des Afar-Dreiecks, sondern in der Nähe des natronhaltigen Turkana-Sees stattfand, der zu den Seen des Riftvalleys gehört und an der Grenze zu Kenia liegt. In dieser Region gibt es mehrere Vulkane, wobei der nächstgelegene der Chiracha ist, über dessen jüngsten Ausbruch jedoch keine genauen Daten vorliegen. Historisch gesehen waren die Vulkane am Turkana-See aktiv. Im See befinden sich sogar drei kleine Vulkaninseln, die nach ihrer Lage benannt sind: Nordinsel, Zentralinsel und Südinsel. Die Südinsel ist ein 18 Kilometer langer Spaltenvulkan, der zuletzt im Jahr 1888 ausbrach. Die Nord- und Zentralinsel sind hingegen Schlackenkegel, wobei der Zentralvulkan fumarolisch aktiv ist. Es besteht also das Potenzial für weitere Vulkanausbrüche, die möglicherweise durch Erdbeben ausgelöst werden könnten.

Die Turkana-Senke erstreckt sich als flache Landschaft zwischen den Hochländern Kenias und Äthiopiens, wobei eines der drei Becken sich im Gebiet des Erdbebens befindet. Tektonisch betrachtet gibt es hier eine Abfolge von Horsten und Gräben, die eine Breite von 250 Kilometern aufweist. Durch das Gebiet verlaufen große Verwerfungen, die in östlicher Richtung ausgerichtet sind. Die drei Becken sind nicht nur von Störungen an ihren Rändern begrenzt, sondern werden auch von weiteren Verwerfungen durchzogen, wobei die meisten im östlichen Teil der Senke zu finden sind. Richtung Süden erscheint die Senke stufenartig, bedingt durch Verwerfungen. Obwohl dieser Teil des Riftvalleys als tektonisch inaktiv gilt, bezeugt das Erdbeben, dass dennoch seismische Aktivität vorhanden ist.

Mexiko – Guatemala: Erdbeben Mw 6,4

Offshore-Grenzregion von Mexiko und Guatemala wurde von starkem Erdbeben schüttert

Datum 12.05.2024 | Zeit: 11:39:14 UTC | Lokation: 14.452 ; -92.363 | Tiefe: 75 km | Mw 6,4

Heute Mittag manifestierte sich vor der Küste des Grenzbereichs zwischen Mexiko und Guatemala ein Erdbeben der Magnitude 6,4. Das Epizentrum wurde 18 km südwestlich von Brisas Barra de Suchiate lokalisiert. Das Hypozentrum befand sich in einer Tiefe von 75 Kilometern. Aufgrund der relativ großen Tiefe des Erdbebenherds wirkte sich der Erdstoß oberflächlich weniger stark aus. Auch Tsunamigefahr bestand nicht. Dennoch ist das Erdbeben von gewissem Interesse für uns, da der Domvulkan Santiaguito in relativer Nähe zum Epizentrum liegt. Auch die Vulkane Fuego und Pacaya liegen noch im Wirkungskreis des Erdbebens, das die Eruptionen der Feuerberge beeinflussen könnte.

Die Vulkanologen von INSIVUMEH bezeichnen die Aktivität des Santiaguitos als hoch: Der Dom wächst und es gehen Schuttlawinen und kurze pyroklastische Ströme ab. Mehrmals täglich kommt es zu explosiven Eruptionen, bei denen Aschewolken einige Hundert Meter hoch aufsteigen.

Vulkane in der Nähe des Epizentrums

Der Fuego eruptiert mit einer Frequenz von bis zu 10 Explosionen pro Stunde und fördert glühende Tephra bis zu 300 m hoch. Vulkanasche erreicht eine Höhe von 4800 m über dem Meeresspiegel und es kommt zu Abgängen von Schuttlawinen.

Der Payaca ist weitestgehend inaktiv und stößt nur Gaswolken aus. Sollte es eine Beeinflussung der vulkanischen Aktivität infolge des Erdbebens geben, dann wäre sie hier am auffälligsten. Natürlich könnten auch an den beiden anderen Vulkanen Eruptionen getriggert werden, die stärker als die aktuellen Ausbrüche sind. Beide Vulkane sind in der Lage, Paroxysmen zu erzeugen.

Vulkane und Erdbeben finden in dieser Region ihren Ursprung in der Kollision der Cocos-Platte mit der Karibischen Platte, wobei die Cocos-Platte subduziert wird. Bei diesem Prozess werden einerseits Spannungen aufgebaut, die sich in Erdbeben wie dem aktuellen entladen. Andererseits kommt es in größeren Tiefen zum partiellen Schmelzen des Mantelgesteins, so dass Magma entsteht, das an den Vulkanen eruptiert wird.