JEDER SCHREIBT FÜR SICH ALLEIN

 

D: 2023 | Regie: Dominik Graf | Darsteller: Anatol Regnier, Florian Illies, Geraldine Mercier, Albert von Schirnding, Christoph Stölzl, Henrike Stolze, Günter Rohrbach, Gabriele von Arnim, Julia Voss und Willy Kristen | 167 Minuten

Konnte man sich als guter, gar überragender Schriftsteller mit dem nationalsozialistischen Regime arrangieren? Was hielt Autoren wie Erich Kästner oder Hans Fallada davon ab, nach der Machtübernahme Hitlers zu emigrieren? Welche Haltung entwickelten sie dem Nationalsozialismus gegenüber in ihrem Schreiben, Denken und Empfinden? Wie steht ihr Verhalten im Kontrast und Konflikt mit bekannten Exilautoren wie Klaus und Thomas Mann? Wie ist es möglich, dass gestandene Geistesgrößen sich nicht unmittelbar distanzierten, sondern vielleicht sogar mit dem Regime sympathisierten, dem Ruf und der Ästhetik einer „deutschen Kunst“ folgten oder einfach wegschauten?

Angeregt von Anatol Regniers gleichnamigen Buch, unternimmt der Filmemacher Dominik Graf mit „Jeder schreibt für sich allein“ den Versuch, sich einigen der zwischen 1933 und 1945 in Deutschland gebliebenen Schriftstellern und Schriftstellerinnen zu nähern. Gottfried Benn, Erich Kästner, Jochen Klepper, Hans Fallada, Hanns Johst, Ina Seidel oder Will Vesper: Mit leidenschaftlicher Neugier führt uns Anatol Regnier wie ein Forschungsreisender in die verschiedenen Biographien, besucht die für Leben und Wirken der Porträtierten bedeutsamen Orte, taucht ein in die Schriften und Archive.

Anhand von Gesprächen mit dem Autor und Kunsthistoriker Florian Illies, der Kunstkritikerin und -historikerin Julia Voss, der Journalistin und Schriftstellerin Gabriele von Arnim, dem Lyriker und Essayisten Albert von Schirnding, dem Historiker und Publizisten Christoph Stölzl und dem Filmproduzenten Günter Rohrbach diskutiert der Film das komplexe Verhältnis zwischen Kunst, Leben und politischem Handeln, Anpassung und Parteinahme, Autonomie und Komplizenschaft bis in die Gegenwart hinein.

„Jeder schreibt für sich allein“ ist ein faszinierender Filmessay, eine Spurensuche mit ungewissem Ausgang. Welche inneren und äußeren Widersprüche provozierte das Leben und Arbeiten unter dem Regime? Wie ging die kommende Generation mit den Taten und Positionierungen der Vorbilder und Väter um? Was lehrt uns das über die Gegenwart, die womöglich wieder an einer Zeitenwende angekommen ist? Und, vor allem: Wie sicher kann ein Mensch sich seiner selbst sein?

 

„Ein wunderbarer, spezieller, essayistischer Dokumentarfilm, eine Geschichte über Schicksale zwischen Kunst und Moral, Politik und Terror – schmerzhaft und brennend aktuell… Es ist ein großer Film.“ SWR 2

„Diverse Materialien, Formen, Fragen, Gedanken verschmelzen zu einem komplexen Kino-Geflecht… Interviewtöne und Visualisierungen erscheinen oft in verengten Bildkacheln, umgeben von Schwärze. Wissen und Nicht-Wissen gehen Hand in Hand. Sprechende Köpfe teilen sich in doppelte Perspektiven auf. Das Austarieren von Grauzonen, Ambivalenzen und Widersprüchen schreibt sich so eindrucksvoll in die Ästhetik ein.“ Kino-Zeit

„Es sind gerade die Ambivalenzen, die man nur aushalten und nicht auflösen kann, an denen es Dominik Graf und seinem Protagonisten Anatol Regnier gelegen ist.“ Filmstarts.de

„Wie die animierten Tintenklecksbilder, die als zentrale Metapher für die Unerkennbarkeit anderer Köpfe dienen, verändert sich auch dieser polyphone Essayfilm ständig in seiner Form, löst sich auf und bewegt Bilder innerhalb des Bildes.“Slant Magazine

„Eine humanistische und unideologische Aufmerk- samkeit für die Komplexität der verschiedenen analysierten Fälle macht die Vielfalt zum Markenzeichen dieses neuesten Films des deutschen Regisseurs. Und Vielfalt steht auch für den Stil eines Films, der formal eklektisch, nonkonformistisch, frei, zugleich wissenschaftlich und persönlich, dokumentarisch und essayistisch ist.“ Filmexplorer