Autostopp – Einsiedler Anzeiger
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Früher war die Welt einfach besser. Oh yeah! Da gabs noch Autostopperinnen. Können Sie sich erinnern? Das waren solche zumeist sehr gut aussehende Girls, die da am Strassenrand standen und hofften, von einem Fahrer wie mir mitgenommen zu werden. Das gab es tatsächlich. Obwohl natürlich nur die wenigsten Autolenker das Vergnügen hatten, dass die Schönheiten auch tatsächlich zugestiegen sind. Die Girls hatten schliesslich die Auswahl.

Ich jedoch war auf der Strecke Einsiedeln–downtown zurich und umgekehrt als Gratistransport dermassen gefragt, dass ich ernsthaft darüber nachdachte, meinen Pontiac (Sie wissen schon, das Einzige, was mir der Scheidungsanwalt gelassen hat), dass ich also überlegte, aus meinen Superschlitten eine wandelnde Datingplattform zu machen, eine Art fahrende Partnerbörse. Really. Ich wäre der erste weltweit gewesen. Das wäre so revolutionär wie einstmals der Stützlisex. Einfach ohne Stützli und ohne Sex.

Das Projekt war natürlich noch nicht ganz ausgereift. Trotzdem stand für mich ausser Frage, was unbedingt in meinen Pontiac eingebaut werden musste: eine Kontaktbar mit versenkbarer Champagnerflasche à la James Bond, Surround-Softmusiksystem, leicht verständliche Kundinnenzufriedenheitsformulare, modernste Video-Calls mit Flirt-Funktion, lustige Suchanfragen für den Gesprächseinstieg, staubfreie Romantik- Rosensträusse, getönte Scheiben in variablen Farben für absolute Diskretion und – wenns hoch kommt – auch noch herunterklappbare Sitze.

* Es brauchte damals nicht erst einen Kostenvoranschlag, um Herrn Hanspeter Gyr zur Räson zu bringen. Das Thema erledigte sich sozusagen auf natürliche Weise: Irgendeinmal gab es schlicht und einfach keine Autostopperinnen mehr – ganz sicher keine Superblondinen, die nur darauf warten, von einem Pontiac abgeschleppt zu werden.

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