Sound der Woche: Slash lädt Stars zur Bluesrock-Party - Kultur Regional - Rhein-Neckar-Zeitung
Sound der Woche

Slash lädt Stars zur Bluesrock-Party

Reingehört haben wir auch bei The Avett Brothers, The Supersoul Brothers, Shannon and the Clams und The Lemon Twigs.

19.05.2024 UPDATE: 19.05.2024 04:00 Uhr 2 Minuten, 49 Sekunden
Foto: Kevin Dixon​

Von Steffen Rüth

Ein Sonntagmittag im Kölner Sonnenfrühling. Zwischen dem Rhein und jenem Luxushotel, in dem Slash residiert, süffeln zufriedene Menschen Aperol Spritz. Und auch der 58-Jährige selbst ist am Strahlen, als wir ihn im obersten Stock mit Domblick treffen. Er trägt Jeans, ein Micky-Maus-Muskelshirt und die Mähne leger – ein Rockstar im Freizeitlook.

Trotzdem: Auf die faule Haut gelegt hat sich der Kalifornier in jüngster Zeit nicht. 2023 war Slash mit Axl Rose und Co. auf Stadiontour, aktuell ist er mit seinem Soloprojekt unterwegs. Die Zwischenzeit hat er genutzt, um befreundete Musiker zusammenzutrommeln, mit denen sich Slash einen Kindheitswunsch erfüllt: sein eigenes Blues-Album.

Mit "Orgy Of The Damned" knöpft sich die Allstar-Riege elf Genre-Klassiker plus ein selbstkomponiertes Stück ("Metal Chestnut") vor. Erfrischend ruppig klingt das, manchmal auch ein bisschen nach Soul und – klar! – Rock.

Als besonderes Kleinod prägt sich "Awful Dream" ein, für das Slash seinen Spezi Iggy Pop gewinnen konnte. Ein weiterer Höhepunkt: das fulminante "Killing Floor" mit Brian Johnson als Sänger und Steven Tyler an der Mundharmonika. Ansonsten konnte der Herr mit dem Zylinder Starkollegen wie Beth Hart, Chris Robinson, Demi Lovato, Paul Rodgers oder Billy Gibbons für sein Herzensprojekt gewinnen. Ja, selbst der kanadische Tierfilmer Les Stroud mischt bei einer Nummer mit. "Wirklich, Mann" schwärmt Slash, "ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als Musik mit meinen Freunden zu machen!"

Eine Frage haben wir dann aber doch noch: Warum steht der Sohn eines Briten und einer Amerikanerin denn überhaupt so sehr auf Blues? Seine Oma mütterlicherseits habe ihn mit B. B. King vertraut gemacht, als er fünf oder sechs war und gerade frisch von London nach Los Angeles übergesiedelt. "Wenn du dich so jung verliebst, dann hält das ein Leben lang", sagt Slash lachend. "Der Blues ist einfach die Basis von allem."

Info: "Orgy Of The Damned" erscheint diesen Freitag. Im Sommer tourt Slash damit durch die Vereinigten Staaten.






Sound der Woche


The Avett Brothers

The Avett Brothers

Folkrock Gott wohnt im Alltäglichen: in einer preiswerten Tasse Kaffee, in einer zarten Bewegung der Liebe, in den ersten Schritten eines Kindes. Davon handeln die neun Songs auf dem elften Studioalbum der Avett Brothers, das schlicht den Bandnamen trägt. Lange schon haben die beiden Brüder aus North Carolina das Spektrum ihrer Musik erweitert. "Country Kid" ist ein lupenreiner Country-Song, es gibt hier aber auch Klavier getragene Americana-Tracks wie "2020 Regret” und mit dem rockigen "Love Of A Girl” sogar den Rückflug zu den Grunge-Anfängen. Produziert hat das in Nashville, Concord und Malibu aufgenommene Werk Rick Rubin. Was soll da noch schiefgehen? (welf) ●●

Für Fans von: The Wood Brothers

Bester Song: Cheap Coffee


The Supersoul Brothers

By The Way

Soul Die wahren Nachfahren von James Brown, Little Richard und Otis Redding kommen aus Frankreich. Aus einem Hauch Memphis, einem Spritzer Motown und einer Dosis Rock’N’Roll erschaffen die Supersoul Brothers um ihren charismatischen Sänger David Noél einen quicklebendigen Sixties-Cocktail. Ihrem 12-Song-Mix rührt die Band sogar noch eine geschmackvolle Portion Jazz im Stil der frühen Chicago und Blood Sweat & Tears unter. Das Ergebnis: à la bonne heure! (gol) ●●●

Für Fans von: Supercharge

Bester Song: Snow Day In The World


Shannon and the Clams

The Moon Is In The Wrong Place

Garage-Rock Irgendwas ist anders. Frontfrau Shannon Shaw dringt nicht ganz so krawallig durch wie im genialen Vorgänger-Album "Year Of The Spider" (2021). Die Arrangements: gewohnt dicht, im Retro-Gitarren-Sound, aber doch gedämpft. So der erste Eindruck. Und, tatsächlich, der Begleittext verrät: Das hier ist Trauerarbeit. Eine Platte, mit der die Sängerin an ihren Verlobten Joe Haener erinnert, den ein Autounfall aus dem Leben riss. "Life is unfair", singt Shannon – findet aber Trost. (sös) ●●●

Für Fans von: Jake Bugg

Bester Song: Bean Fields


The Lemon Twigs

A Dream Is All We Know

Poprock Ein gemeines Gedankenexperiment: Man könnte dieses Album als LP kaufen, mit den Fingernägeln bearbeiten und dann einem nichtsahnenden Opfer vorspielen. Die Wahrscheinlichkeit, dass er oder sie "A Dream Is All We Know" in den Sechzigern verortet, läge bei 100 Prozent. Ja, die Lemon Twigs reiten konsequent die Retro-Welle. Damit erinnert das Brüderpaar Brian und Michael D’Addario an Greta Van Fleet – nur, dass bei diesen Multiinstrumentalisten nicht Led Zeppelin, sondern die Beach Boys, Zombies und Beatles Pate stehen. In ein paar Jahren kriegt eine KI das vielleicht genauso spritzig hin. Bis dahin sollten wir uns an diesen süffig-sommerlichen Harmonien berauschen! (dasch) ●●

Für Fans von: Sechziger-Nostalgie

Bester Song: My Golden Years