Rosa Luxemburg war in der Zeit von 1898 bis 1914 die Wortführerin der Linken in der SPD. Im August 1914 gründete sie die "Gruppe Internationale" aus der 1916 die "Spartakusgruppe" hervorging. Ziel der politischen Bewegung war die "Diktatur des Proletariat". Das Dilemma Luxemburgs war, dass sie zur Erreichung dieses Zieles zwischen legitimer Gewalt und von Ihr abgelehntem illegetimen Terror zu unterscheiden versuchte - ein kaum mögliches Unterfangen. Zum sog. Spartakusaufstand im Januar 1919 meinte sie dann, die Regierung Ebert-Scheidemann habe die "revolutionäre Arbeiterschaft gezwungen, zu den Waffen zu greifen".
Unzweifelhaft war Luxemburg in politischen Dingen kompromisslos, starr und unbeugsam (die reformistischen SPDler Ebert und Scheidemann bezeichnete sie in einem Artikel der "Roten Fahne" vom 8.1.1919 als "Totfeinde der Revolution"). Konzessionen, auch gegenüber engsten politischen Freunden, waren ihr ein Greuel.
Ihre Gegner waren natürlich auch nicht zimperlich und nannten sie nicht nur einfach "rote Rosa" sondern auch "bluttriefende Rosa" ( so die Coburger Zeitung vom 11.12.1918).
Ganz anders tritt uns Luxemburg in Ihren "Briefen aus dem Gefängnis " entgegen.
Aufgrund ihrer politischen Ansichten und Aktivitäten war sie mehrere Jahre ihres Lebens in Haft. Drei Jahre und vier Monate verbrachte sie allein zwischen 1915 und 1918 im Gefängnis.
Das kleine Bändchen Ihrer Briefe an Ihre Freundinnen Sophie Liebknecht und Luise Kautsky umfasst vor allem ihren Aufentfalt im Zentralgefängis der Festung Wronke und des Strafgefängnisses Breslau in der Zeit von August1916 und Mai 1918.
Man darf sich die Gefängnisse aber nicht als Kerker für politische Gefangene a la Bautzen vorstellen.
Ihre Freiheit war schon eingeschränkt, aber in Wronke hatte sie z.B. zwei Zimmer, sogar mit normaler Gardine,
kleinem Garten, der Möglichkeit weitgehend unbeschänkt Literatur zu studieren sowie freier (selbstbezahlter) Kost, auf die sie aufgrund ihrer Magenprobleme angewiesen war. Bezeichnend ist, dass sie natürlich politische Schriften und Briefe hinein- und herausschmuggeln musste, aber als sie in Breslau während eines Besuches von Sophie Liebknecht gleiche schwarze Handtaschen heimlich tauschte, sagte der beaufsichtigende Offizier , der dies trotzdem beobachtet hatte: "Meine Damen, sie haben die Taschen getauscht. Widersprechen sie nicht, ich habe es gesehen. Ich will aber darüber hinwegsehen, weil ich Frau Luxemburg hoch achte." (zitiert nach Ernst Ppiper, Rosa Luxemburg, Ein Leben).
Luise Kautsky schreibt dazu auf S. 71 des Büchleins (Vorwort der Herausgeberin):
"Die verknöchertsten preußischen Beamtenseelen, die rohesten Kalfaktoren und Gefängniswärterinnen waren ihr zugetan und gingen zarter mit ihr um, als mit ihren sonstigen Häftlingen.... mit einem der Herren, der ihr durch sein ritterliches Benehmen manche Härte der langen Haft erleichtert hat, blieb sie nachher noch in schriftlicher Verbindung".
Der Kontrast der politischen Luxemburg zur der, die uns in ihren Briefen entgegentritt, könnte größer nicht sein. Sie schrieb an Sophie Liebknecht "meine geliebte Sonitschka" und an die "liebste Lulu" (Luise Kautsky) und beendete ihre Briefe mit " Sonitschka, seien Sie heiter und schreiben Sie bald, bald, ich habe Sehnsucht" oder "Liebste, leb wohl für heute, ich umarme Dich."
Politik und Weltgeschehen spielen kaum eine Rolle in den Briefen, stattdessen ging es um den herrlichen Christbaum, den sie bekommen hatte, Vogelkästen, die eigens für sie angefertigt waren , ein Froschkonzert um Mitternacht sowie die Tier- und Pflanzenwelt, die stets ihre Aufmerksamkeit besonders beanspruchte und natürlich um ihr Befinden, das erheblichen Schwankungen unterlag.
Luise Kautsky schreib in ihrem lesenswerten Vorwort (S. 70f).:
Ihre Briefe wirken "wie ein blutvolles farbiges Gemälde" ... "Die Symphonie ihres ganzen reichen Lebens tönt uns aus diesen Blättern entgegen..." .."sie verstand es,sich des Lebens zu freuen, wie wenige, seine Schönheiten zu genießen und ihm immer wieder neues Glück abzugewinnen."
Ihren Sinn für Neckereien und Schabernack zeigte Luxemburg z.B. auf dem Lübecker Parteitag der SPD von 1901 als sie im Hotel in die vor der Tür stehenden Stiefel des 60jährigen ehrwürdigen August Bebel (einer der Begründer und Parteivorsitzender der SPD) eine anonymen Zettel stecke , mit den Worten "Aujust , ick liebe Dir".
Wer also die private Rosa Luxemburg näher kennenlernen möchte, dem sei das Büchlein über die Gefängnisbriefe und insbesondere auch das Vorwort von Luise Kautsky empfohlen.
Audible-Hörprobe
Wiedergabe ...
Angehalten
Sommerangebot
1,95€1,95€
1,95€1,95€
- Sommerangebot: Audible 3 Monate für je nur 1,95 €.
- Nach 3 Monaten 9,95 €/Monat.
- Unbegrenzter Zugriff auf einen Katalog mit Tausenden Titeln.
- Jederzeit kündbar.
Verkauf und Bereitstellung durch Audible, ein Amazon Unternehmen
0,00€0,00€
0,00€0,00€
- Streame eine vielfältige Auswahl an Hörbüchern, Kinderhörspielen und Original Podcasts.
- Wähle monatlich einen Titel aus dem Gesamtkatalog und behalte ihn.
- Pausiere oder kündige dein Abo jederzeit.
- 9,95€9,95€ pro Monat nach 30 Tagen.
Verkauf und Bereitstellung durch Audible, ein Amazon Unternehmen
1,82€1,82€
1,82€1,82€
Listenpreis: 1,95€1,95€
Du sparst: 0,13€0,13€ (7 %)
Bei Abschluss deiner Bestellung meldest du dich bei Audible an und erklärst dich mit unseren AGB. einverstanden. Bitte lese auch unsere Datenschutzerklärung.
Verkauf und Bereitstellung durch Audible, ein Amazon Unternehmen
Briefe aus dem Gefängnis Audible Hörbuch – Gekürzte Ausgabe
Rosa Luxemburg war eine Führerin der deutschen Arbeiterbewegung und Mitbegründerin der KPD. Die "Rote Rosa" stritt an der Seite von Clara Zetkin und Karl Liebknecht vor allem mit ihren polemischen Zeitungsartikeln und Broschüren, ihren flammenden Reden gegen Krieg und Militarismus, für den Sozialismus und die Revolution. Drei Jahre und vier Monate musste Rosa Luxemburg während des 1. Weltkrieges in verschiedenen Gefängnissen verbringen.
Ihre heimlich verfassten "Briefe aus dem Gefängnis" dokumentieren eindrucksvoll die menschlichen Qualitäten dieser imposanten deutschen Politikerin, die ihre Überzeugungen mit dem Leben bezahlen musste.
Ihre heimlich verfassten "Briefe aus dem Gefängnis" dokumentieren eindrucksvoll die menschlichen Qualitäten dieser imposanten deutschen Politikerin, die ihre Überzeugungen mit dem Leben bezahlen musste.
©1918 Gemeinfrei (P)2014 Aureon Verlag GmbH
- Spieldauer1 Stunde und 38 Minuten
- Erscheinungsdatum1. Juni 2014
- SpracheDeutsch
- ASINB00KGGTAPY
- VersionGekürzte Ausgabe
- FormatHörbuch
Produktinformation
Spieldauer | 1 Stunde und 38 Minuten |
---|---|
Geschrieben von | Rosa Luxemburg |
Gesprochen von | Miriam Molitor |
Audible.de Erscheinungsdatum | 01 Juni 2014 |
Verlag | Aureon Verlag |
Format | Hörbuch |
Version | Gekürzte Ausgabe |
Sprache | Deutsch |
ASIN | B00KGGTAPY |
Amazon Bestseller-Rang | Nr. 86,810 in Audible Hörbücher & Originals (Siehe Top 100 in Audible Hörbücher & Originals) Nr. 2,096 in Politik & Regierungen Nr. 3,725 in Politische Ideologien Nr. 10,719 in Politikwissenschaft (Bücher) |
Kundenrezensionen
4,4 von 5 Sternen
4,4 von 5
147 globale Bewertungen
So funktionieren Kundenrezensionen und -bewertungen
Kundenbewertungen, einschließlich Produkt-Sternebewertungen, helfen Kunden, mehr über das Produkt zu erfahren und zu entscheiden, ob es das richtige Produkt für sie ist.
Um die Gesamtbewertung der Sterne und die prozentuale Aufschlüsselung nach Sternen zu berechnen, verwenden wir keinen einfachen Durchschnitt. Stattdessen berücksichtigt unser System beispielsweise, wie aktuell eine Bewertung ist und ob der Prüfer den Artikel bei Amazon gekauft hat. Es wurden auch Bewertungen analysiert, um die Vertrauenswürdigkeit zu überprüfen.
Erfahre mehr darüber, wie Kundenbewertungen bei Amazon funktionieren.-
Spitzenrezensionen
Spitzenbewertungen aus Deutschland
Derzeit tritt ein Problem beim Filtern der Rezensionen auf. Bitte versuche es später erneut.
Rezension aus Deutschland vom 10. Februar 2019
Melden
5 Personen fanden diese Informationen hilfreich
Nützlich
Rezension aus Deutschland vom 4. Oktober 2014
Die Briefe haben mich schwer beeindruckt. Die Rosa Luxemburg hat trotz schwerer Zeiten im Gefängnis versucht den Menschen draußen Mut zu machen und immer positiv in die Welt zu sehen.
Sehr schade, dass sie den Frühling im Jahr 1919 nicht mehr erleben durfte. Sie hatte es sich so sehr gewünscht nach der langen Haft, die Natur zu sehen und zu genießen.
Sehr schade, dass sie den Frühling im Jahr 1919 nicht mehr erleben durfte. Sie hatte es sich so sehr gewünscht nach der langen Haft, die Natur zu sehen und zu genießen.
Rezension aus Deutschland vom 20. Juli 2012
Bevor ich dieses Buch gelesen hatte, wusste ich von Rosa Luxemburg fast nichts, abgesehen davon, dass sie Sozialistin war. Mit dem Lesen dieser Lektüre wollte ich mehr über sie erfahren.
In den verschiedenen Briefen, die in dem buch abgedruckt wurden, konnte ich einen sehr guten Einblick in ihre Gefühlswelt und vor allem ihre Haltung zu anderen Menschen - ihre liebende, lebendige Art und Weise - erhalten.
Allerdings bietet das Buch kaum weiteren Einblick in die Politik Rosa Luxemburgs. Wer sich hier weiterbilden möchte, sollte zu anderen Werken von und zu Rosa Luxemburg greifen.
In den verschiedenen Briefen, die in dem buch abgedruckt wurden, konnte ich einen sehr guten Einblick in ihre Gefühlswelt und vor allem ihre Haltung zu anderen Menschen - ihre liebende, lebendige Art und Weise - erhalten.
Allerdings bietet das Buch kaum weiteren Einblick in die Politik Rosa Luxemburgs. Wer sich hier weiterbilden möchte, sollte zu anderen Werken von und zu Rosa Luxemburg greifen.
Rezension aus Deutschland vom 2. Februar 2022
s.o.
Rezension aus Deutschland vom 27. November 2012
Nachvollziehbar, wer schon mal mit Inhaftierte zu tun hatte. Die Briefe werden von mal zu mal trauriger. Was für mich nachvollziehbar ist. Möglicherweise, lesenswert für Psychologen.
Rezension aus Deutschland vom 3. August 2013
Ich hatte leider noch nicht die Zeit alles zu lesen, aber was ich gelesen habe ist sehr bewegend. Luxemburg schildert in ihren Briefen sehr eindringlich ihre Gefuehle, als sie bereits inhaftiert war. Sicher nichts, was man an einem sonnigen Tag am Strand lesen sollte. Es sind sehr persoenliche und schmerzhafte Eindruecke, die aufs Gemuet schlagen, aber einen tiefen Einblick in die Kraft und Staerke einer aussergewoehnlichen Frau geben.
Ein Zeitdokument, dass man kennen sollte!
Ein Zeitdokument, dass man kennen sollte!
Rezension aus Deutschland vom 8. Dezember 2011
Ich hatte mir die Briefe eigentlich nur auf meinen Kindle geladen, weil sie kostenlos waren, und wusste von Rosa Luxemburg abgesehen davon, dass sie Sozialistin war, kaum etwas. Beim Lesen ihrer Briefe kam mir unwillkürlich in den Sinn: Das ist eine Heilige! Soviel Liebe spricht aus ihren Briefen. Dazu ihr märtyrerhaftes Ende. Vermutlich war sie Atheistin, aber ich denke, dass sie von der Nachfolge Jesu mehr verstanden bzw. gelebt hat als mancher verehrte Heilige. Absolut lesenswert!
Rezension aus Deutschland vom 30. Juli 2013
ich bin etwas enttäuscht , ich hatte mir etwas anderes vorgestellt , das hat aber nicht mit Rosa Lusemburg zu tun ,