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Bühne und Konzert Françoise Hardy

Für Mick Jagger war sie die schönste Frau der Welt

Eine unbekannte Sorbonne-Studentin wurde 1962 über Nacht zur Stilikone des Yéyé-Pop. Françoise Hardy war berühmt, bevor sie bekannt wurde – und sie behauptete sich. Eine Würdigung zum 70. Geburtstag.

Die Intellektuellen hörten Barbara, die Spießer Mireille Mathieu, alle anderen Françoise Hardy. Hardy war das Mädchen mit den langen Beinen und den hohen Wangenknochen und den abgrundtief traurigen Liedern. Das Mädchen, das in den bunten Sechzigerjahren von einem Mädchen sang, das alleine durch die Straßen lief. Ganz in Schwarz. Bonjour Tristesse.

Die unbekannte Sorbonne-Studentin, die sich auf der Gitarre, dem Abi-Geschenk der Eltern, ein paar Akkorde beigebracht hatte, wurde 1962 über Nacht zur Stilikone des Yéyé-Pop. Einer Mischung aus Chanson, Pop und Beat, mit Twist- und Swing-Elementen. Es war einer der großen Zufälle der Musikgeschichte.

Weil Frankreich auf die Ergebnisse des Referendums zur Unabhängigkeit Algeriens wartete und weil sich Präsident de Gaulle sich mit seiner Rede verspätete, wurde Françoise Hardy am 18. November vom Fernsehen als Pausenfüller eingespielt. Hardy sang, nein, sie hauchte ihr selbst gemachtes „Tous les garcons et les filles“, und aus dem Zufall wurde ein Wunder. Die ganze Nation lag der Achtzehnjährigen zu Füßen. Oder, wie „Paris Match“ rückblickend schrieb: „Françoise Hardy war berühmt, bevor sie bekannt wurde.“

Superstar und Einsiedlerin

Bis heute ist die mollgetönte Ballade vier Millionen Mal verkauft worden. Und Mademoiselle Hardy war keine Eintagsfliege. Sie produziert eine Platte nach der anderen, gab Konzerte und modelte nebenbei für Courrèges und Paco Rabanne, für Chanel und Yves Saint Laurent. Männer wie Mick Jagger und David Bowie erklärten sie zur schönsten Frau der Welt.

Natürlich drehte sie auch Filme. Mit anderen Berühmtheiten wie Roger Vadim („Château en Suède“) oder Jean-Luc Godard („Masculin-Féminin“). Eine große Schauspielerin wurde sie nicht. Statt dessen wurde ihr alles zu viel. Der Rummel, der Erfolgsdruck. 1968 – sie hatte gerade Serge Gainsbourgs „Anamour“ herausgebracht und einen Hit mit Patrick Modianos „Etonnez-moi“ – verkündete Françoise Hardy: „Ich trete nie mehr öffentlich auf.“ Damals war sie 24 Jahre alt.

Irgendwann in dieser Zeit traf sie den Chansonnier Jacques Dutronc. Den Intellektuellen der Yé-Yé-Ära. 1973 wurde der gemeinsame Sohn Thomas geboren. Konzerte gab sie keine mehr, aber sie machte weiter ihre Platten. In den Achtzigerjahren geriet sie auf den Esoterik-Trip. Hardy schrieb ein Buch über Astrologie, Etienne Daho, ein Synthie-Popper aus Rennes, schrieb ein Buch über Hardy: „Françoise Hardy – Superstar et Ermite“ (1986).

Zurück ins Rampenlicht

Plötzlich wirkte sie nicht mehr scheu, sondern weltfremd. Bemerkungen über die Arroganz der regierenden Sozialisten und missverständliche Bewertungen der rhetorischen Fähigkeiten des Rechtsradikalen Jean-Marie LePen brachten sie in Misskredit. Hardy versuchte sich zu wehren: Schwarz-Weiß-Denken sei nicht ihre Sache, dass sie gegen Rassismus und Intoleranz sei, habe sie als „implizit“ angesehen.

1993 trat sie wieder ins Rampenlicht. Mit dem Aids-Song „Si ça fait mal“, den sie gemeinsam mit Alain Lubrano sang. Und sie häutete sich: 1996 erschien „Le Danger“, das erste – stark vom englischen Independant-Rock beeinflusste – Studioalbum nach achtjähriger Pause, die erste Platte der „neuen“ Hardy.

Fortan war sie sie umringt von jungen Musikern wie Malcolm McLaren, Blur, Iggy Pop, Benjamin Biolay, Air. Im Frühjahr 2000 veröffentlichte Hardy die Chansonplatte „Clair obscur“, 2012 das Album „Amour fou“. Und dazu gleich noch einen Roman unter demselben Titel. Françoise Hardy war für eine ganze Generation der Inbegriff Frankreichs. Jetzt, am 17. Januar, wird sie unglaubliche 70 Jahre alt. Tous nos félicitations!

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