“Ich habe getötet, aber ein Mörder bin ich nicht”

Der Völkermord an den Armeniern, die Rache der Opfer und die Geheimoperation Nemesis

(6 Kundenrezensionen)

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Artikelnummer: 9783800078608 Kategorie:
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Beschreibung

Im Namen der Gerechtigkeit

Quer durch Europa und in den Kaukasus, von Paris über Genf nach Berlin, von Istanbul über Wien nach Rom und Tiflis führt die Spur der Geheimoperation Nemesis.

Nach dem Genozid an 1,5 Millionen Armenierinnen und Armeniern ab 1915 wollte sich eine Gruppe junger Männer nicht mit der Opferrolle abfinden. Sie verübten Attentate auf die Hauptverantwortlichen des Völkermords, die sich der Justiz durch Flucht entzogen hatten. So erschoss 1921 ein junger Armenier den früheren osmanischen Innenminister Talat Pascha in Berlin auf offener Straße. Es folgte eine Serie von weiteren Attentaten, zum Beispiel auf den ehemaligen Großwesir Said Halim, den früheren osmanischen Marineminister Cemal und den Ex-Innenminister von Aserbaidschan Behbud Javanshir.

Birgit Kofler-Bettschart erzählt die dramatische und faszinierende Geschichte der Geheimoperation Nemesis (Vergeltung) und ihrer Akteure vor internationaler Kulisse und einem historischen und politischen Hintergrund, der bis heute nachwirkt.

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Details zum Buch

Erscheinungsdatum: 03/2024
Einband: Hardcover
208 Seiten
Abmessungen 15,1cm x 21,6cm
ISBN: 978-3-8000-7860-8

AUTOR:INNEN

Birgit Kofler-Bettschart

Dr. Birgit Kofler-Bettschart stammt aus Tirol und lebt und arbeitet als Autorin in Wien und Triest. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften arbeitete sie für die UNESCO in Paris, im österreichischen diplomatischen Dienst und als Kabinettchefin im österreichischen Gesundheitsministerium, bevor sie sich als Journalistin, Kommunikationsberaterin und Verlegerin selbständig machte.

PRESSESTIMMEN

Das Buch füllt eine wichtige Leerstelle. Und eine wunderbar geschriebene noch dazu. Denn KoflerBettschart beschreibt, wie es dazu kommen konnte, dass nationale Gerichte nicht für Gerechtigkeit sorgten und sich die Täter ihrer juristischen Verantwortung letztlich entziehen konnten. Und auch, wie die Nemesis-Verschwörer immerhin für Genugtuung sorgten, weil sie den Überlebenden zeigten, wie man aus der Opferrolle herausfinden kann. “Das Kalkül, mittels Anschlägen auf ehemalige Politiker, die für die systematische Vernichtung von Armenierinnen und Armeniern verantwortlich waren, die internationale Öffentlichkeit auf das Leid, das Morden, Plündern und die Vertreibung aufmerksam zu machen, ist zweifellos aufgegangen”, bilanziert die Autorin. Wie sie dieses Urteil herleitet, ist zweifellos beeindruckend.
SALZBURGER NACHRICHTEN | Ingo Haswend
Ich hoff, dass das vorliegende Buch die breite Leserschaft erhält, die es verdient, birgt es doch epische Komponenten, aus denen große literarische und filmische
Themen gewoben werden: Verbrechen, Schuld, Rache, Sühne, Gerechtigkeit, dunkle Geheimnisse und tragische Schicksale.
ÄRZTE WOCHE | Raoul Mazhar
Die österreichische Publizistin Birgit Kofler-Bettschart hat sich wie eine Kriminalistin auf die Spuren der Attentäter dieser Geheimoperation “Nemesis” gemacht. In ihrem empfehlenswerten, informativen Buch beschreibt sie nicht nur die Vorgehensweise der Gruppe “Nemesis”, sondern auch, wie ihre Taten heute bewertet werden.
DAS PARLAMENT | Dr. Aschot Manutscharjan

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Pressetext zur redaktionellen Verwendung

Rache der Opfer des Armenien-Genozids: “Ich habe getötet, aber ein Mörder bin ich nicht”

Die dramatische und faszinierende Geschichte der Geheimoperation Nemesis

“Alle sollen die Geschichte von Nemesis und die Wahrheit über die Menschen, die dabei waren, kennen“.
Dieses Buch erzählt die wahre Geschichte einer Geheimoperation, die zwischen 1920 und 1922 den hunderttausendfachen Mord an osmanischen Armenierinnen und Armeniern rächen sollte. 
Es beschäftigt sich mit den Ereignissen nach dem Genozid am armenischen Volk, mit dem Unrecht nach dem Unrecht, mit der fehlenden internationalen Gerichtsbarkeit gegen die für den Völkermord verantwortlichen politischen und militärischen Führer und mit der verweigerten Anerkennung der Schuld und Wiedergutmachung.

Zwischen 1915 und 1918 wurden etwa eineinhalb Millionen armenischer Kinder, Frauen und Männer ermordet, insgesamt starben bis 1923 an die zwei Millionen Armenierinnen und Armenier im Zuge von Massakern und Massengewalt.

Birgit Kofler-Bettschart erzählt die dramatische und faszinierende Geschichte der Geheimoperation Nemesis (Vergeltung) und ihrer Akteure vor internationaler Kulisse und einem historischen und politischen Hintergrund, der bis heute nachwirkt.

In diesem Buch wird die Spur der Geheimoperation Nemesis nachgezeichnet, von Boston über Paris und Genf nach Berlin, von Jerewan und Istanbul über Wien und Rom bis nach Tiflis.

Ziel dieser Operation war es, jene Politiker und Entscheidungsträger aufzuspüren, die die Hauptverantwortung für den Genozid an den Armenierinnen und Armeniern trugen und sich nach der Kapitulation des Osmanischen Reichs zu einem Großteil ins Ausland abgesetzt hatten. Zwischen 1920 und 1922 wurden eine Reihe anderer hochrangiger osmanischer und aserbaidschanischer Expolitiker, zum Beispiel der ehemalige Innenminister und Großwesir Talat, getötet. Nach den Vorstellungen ihrer Initiatoren sollte diese Untergrundaktion der Welt vor Augen führen, wie systematisch im Schatten des Ersten Weltkriegs eine ganze ethnische Gruppe weitgehend ausgelöscht wurde und wie wenig Unterstützung die Überlebenden erhielten.

Die Vorgeschichte von Nemesis, die Vorbereitung und Durchführung der Attentate und ihr politischer Kontext werden geschildert und immer auch in Beziehung gesetzt zu den politischen Entwicklungen, die zeitgleich die Region prägten, und zum Prozess der Verhandlungen um die Friedensverträge und eine Nachkriegsordnung.
Es wird auch gezeigt, wie im Zuge dieser Entwicklungen die anfänglichen Versprechungen, die der Westen den 
Armeniern nach Kriegsende gemacht hatte, immer mehr von der politischen Agenda verschwanden und das verfolgte Volk im Stich gelassen wurde.

Die Autorin beschreibt die Lebenswege der Beteiligten an der armenischen geheimen Kommandoaktion, die später unter dem Namen „Operation Nemesis“ bekannt werden sollte: der Organisatoren, Financiers, Logistiker, Informationsbeschaffer, Unterstützer und Attentäter. 
Man erfährt, was aus den Hauptakteuren nach dem Ende der Geheimoperation wurde. Vor allem die Schicksale jener Nemesis-Attentäter, die in der Sowjetunion blieben und mit wenigen Ausnahmen in stalinistischen Gulags verschwanden oder ermordet wurden, werden hier erstmals ausführlich dargestellt.

Es geht um Grausamkeit und Gerechtigkeit, Schuld und Rache, den Ruf nach Anerkennung des Unrechts und die 
Verleugnung des Verbrechens, Straflosigkeit und Selbstjustiz. Sie zeigt auch ein ethisches, moralisches und rechtliches Dilemma auf. Was, wenn nationale und internationale rechtsstaatliche Verfahren bei einem Verbrechen so unvorstellbarer Dimension wie einem Völkermord nicht vorhanden sind oder versagen? 

Wie lässt sich sicherstellen, auch heute, dass internationale Mechanismen zur Bestrafung solcher Verbrechen tatsächlich greifen?

„Schon Franz Werfels ‚Die 40 Tage des Musa Dagh‘ hat die Welt wegen der Tragödie des Völkermords an den Armeniern aufgerüttelt, dieses Buch leistet einen weiteren Beitrag dazu.“.
Dr. Herbert Lackner

„Die Ermordung eines Individuums ist ein Verbrechen. Ist es dagegen kein Verbrechen, mehr als eine Million Menschen zu töten?“ Initiator und Hauptautor der Genozid-Konvention der Vereinten Nationen Raphael Lemkin

TALKING POINTS:

  • Armenien – Der erste christliche Staat der Welt
  • Armenier leben in mehr als 120 Staaten der Welt
  • Berühmte Armenier aus den Bereichen Kunst und Kultur, Wissenschaft, Politik und Finanzwesen und Sport: Wirtschaftswissenschaftler Daron Acemoğlu ,Tennis-Star Andre Agassi, Schauspieler und Sänger Charles Aznavour, Sängerin Cher, Schachmeister Garri Kasparow,  u.v.m.
  • In Österreich leben ca. 4.500 Armenier
  • Kulturzentrum des Armeniertums in Österreich: Die Wiener Mechitaristen Kongretation
  • Wien als wichtiger Nemesis-Schauplatz: Sympathisanten- und Unterstützer-Netzwerk für die Kämpfer
  • Der Armenische Völkermord war der erste Genozid, der als solcher benannt wurde.
  • Am 24. April alljährliches Gedenken an den Genozid  
  • Den Initiatoren des Völkermords ging es darum, aus dem multikulturellen Osmanischen Reich einen ethnisch und religiös homogenen muslimisch-türkischen Staat zu machen, nicht-türkische, nicht-muslimische Völker sollten aus Kleinasien verschwinden.

  • Ehre, Gerechtigkeit und Sühne: Warum sind die Teilnehmer an der Geheimoperation Nemesis für viele Menschen in Armenien Nationalhelden?

  • Operation Nemesis stellte die Ehre des armenischen Volkes wieder her, ließ Beteiligte aus der Opferrolle herausgetreten und aktiv werden.
  • Die vielen Dimensionen der Abrechnung mit den Genozid-VerantwortlichenRache für Mord und Vertreibung, Ausplünderung und Verschleppung. Gerechtigkeit durch Bestrafung jener gegen nie Strafen vollstreckt wurden. Verhinderung von neuen Verfolgungen. 
  • Zentrale Botschaft der Operation Nemesis: Verantwortliche für Völkermord dürfen nicht einfach davonkommen.
  • Aktuelle Lage: Neue Gefahren für die die Staatlichkeit Armeniens
  • Die Geschichte des Genozids und der Operation Nemesis machen verständlich, wo die aktuellen Konflikte um Berg-Karabach und an der armenisch-aserbaidschanischen Grenze, ihre Wurzeln haben.
  •  So wie nach dem ersten Weltkrieg fühlen sich viele Menschen in Armenien und der armenischen Diaspora auch heute wieder von der internationalen Gemeinschaft im Stich gelassen, zum Beispiel als fast alle der 120.000 Armenierinnen und Armenier aus Berg-Karabach vertrieben wurden. Aserbaidschan testet auch immer wieder durch Grenzscharmützel aus, wie weit es militärisch gehen kann.
  • Bis heute bleiben Genozide ungestraft. Gerade einmal zehn Verurteilungen haben die Richter des Internationalen Strafgerichtshofs in den Haag seit seiner Gründung 1998 ausgesprochen, alle wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, und keine davon für Genozid.

Die Autorin im Gespräch zu Ihrem neuen Buch – das Interview kann zu redaktionellen Zwecken verwendet werden.

zum Interview

6 Bewertungen für “Ich habe getötet, aber ein Mörder bin ich nicht”

  1. Siglinde Haas

    Mir war der Genozid an den Armeniern als historisches Ereignis bekannt und die Tatsache, dass einige Nationen, besonders die Türkei, dies leugnen. In meinen Augen gute Gründe, sich mit der Thematik näher zu befassen.

    Das Buch legt den Schwerpunkt auf die Operation Nemesis, eine Aktion von armenischen Attentätern durch die Ermordung der verantwortlichen des Genozids , Gerechtigkeit zu schaffen. Um ihr Handeln zu verstehen, ist es notwendig zu wissen, was sich hinter dem Wort Genozid verbirgt, nämlich die Ermordung von Millionen von Armeniern mit dem Ziel, osmanisches, später türkisches Gebiet ethnisch und religiös zu säubern. Das an sich ist schon Gräuel genug, was mich zusätzlich mit weiterem Schrecken und Abscheu erfüllt hat, es liest sich wie eine Blaupause für die Shoah. Hier wie dort hat die Weltgemeinschaft zugesehen und nicht gehandelt. Dies führte zu dem Plan, die Täter selbst zu richten, um Gerechtigkeit zu schaffen und ein Zeichen zu setzen. Auch hier gibt es Parallelen zu den jüdischen Vergeltungsaktionen gegen Nazi-Verbrecher.

    Mich hat beeindruckt mit welchem Willen und Überzeugung die Attentäter vorgegangen sind, getragen von einem Netzwerk der über den Erdball verstreuten Exil – Armeniern. Tatsächlich gelangen einige Attentate auf hochrangige Verantwortliche und zeitweise ist die Öffentlichkeit auch auf der Seite der Rächer. Das ändert sich dann und man sieht in ihnen nur noch Terroristen. Im Nachwort wird darauf hingewiesen, dass die Armenier auch heute noch von Verfolgung und Genozid bedroht sind.

    Ich fand das Buch aufrüttelnd , bewegend und auch wichtig, weil es eine “Randnotiz” der Geschichte ins Scheinwerferlicht stellt und die Öffentlichkeit mit diesem Unrecht konfrontiert.

    Was für mich das lesen erschwert hat, war die Fülle der Namen, die in meinen Ohren fremd klingen und deshalb für mich schwer , zu merken waren.

  2. Chris

    Ein Buch gegen das Vergessen

    Die Hardenbergstraße liegt in Berlin-Charlottenburg. Dort begeht der Student Soghomon Tehlirian im März 1921 ein Attentat auf einen gediegenen älteren Herrn mit Gehstock. Es stellt sich heraus, dass das Opfer Talaat Pascha zugleich Täter ist und auf Platz 1 einer Liste mit 100 Schuldigen steht. Der Tote ist der ehemalige Innenminister und Großwesir des Osmanischen Reiches und lebt in Berlin inkognito. Er hat sich dem Gerichtsurteil entzogen, er ist maßgeblich am Genozid des armenischen Volkes beteiligt. Der armenische Attentäter wird vom vorsätzlichen Mord freigesprochen.

    Das Sachbuch mit dem Titel „Ich habe getötet, aber ein Mörder bin ich nicht“ der Autorin Dr. Birgit Kofler-Bettschart ist harte Kost, aber nichtsdestotrotz ein wichtiges Buch. Der Titel des Buches bezieht sich auf das Zitat des Attentäters Tehlirian. Es ist für ihn kein Verbrechen, einen verurteilten Massenmörder zu töten. Das damalige Gericht sieht es genauso und lässt ihn wieder frei. Tehlirian gehört zur Geheimoperation Nemesis. Vergeltung, so nennt sich die Gruppe, die den ungesühnten Genozid an 1,5 Millionen Armeniern rächen wollen.

    Die Geheimoperation Nemesis hat zum Ziel, die Drahtzieher des Völkermordes auszuschalten und zugleich die Weltöffentlichkeit auf den Völkermord an den Armeniern aufmerksam zu machen. Interessant ist, dass Deutsche den Schuldigen geholfen haben, zu entkommen. Die Alliierten haben auf den Prozess gedrungen und die Liste mit den 100 Schuldigen gesammelt. Die Schuldigen der Massaker werden zwar aufgrund der Beweislage verurteilt, aber in Abwesenheit, weil sie nicht gefasst werden können. Das Urteil kann also nicht vollstreckt werden.

    Das Buch führt den Leser quer durch Europa und in den Kaukasus, von Paris über Genf nach Berlin, von Istanbul über Wien nach Rom und Tiflis. Dorthin verfolgen die Attentäter die Schuldigen. Es liest sich zuweilen wie ein Agententhriller. Die Männer der Vereinigung verüben zwischen 1919 und 1922 Attentate auf acht der 100 osmanischen und aserbaidschanischen Hauptverantwortlichen des Völkermords. Kofler-Bettschart erzählt die Geschichte der Geheimoperation. Sie hat sie bis ins kleinste Detail recherchiert und so lernt man die einzelnen Akteure kennen, deren Schicksal am Ende auch noch einmal aufgeführt wird.

    Den Lesern kann das Buch dabei helfen, zu erkennen, dass der Genozid an den Armeniern durch die Osmanen während des Ersten Weltkrieges systematisch organisiert worden ist. Deutsche und österreichische Regierungen haben, weil sie Verbündete der Osmanen gewesen sind, weggeschaut und sich nicht eingemischt. Obwohl sie von den Gräueltaten gewusst haben. Todesmärsche, Massaker und Deportationen – das alles wirkt wie eine osmanische Vorlage für die Nationalsozialisten.

    Fazit: Insgesamt bietet das Buch, im Ueberreuter Verlag erschienen und erst ab 16 Jahren empfohlen, gut recherchierte Hintergründe zum Völkermord an den Armeniern. Hier macht die Autorin Zusammenhänge sichtbar. Am Ende des Buches führt sie ein Interview mit der Armenien- und Genozid-Spezialistin Tessa Hofmann. Die Journalistin und Buchautorin Kofler-Bettschart hat mit diesem Buch einen wichtigen Beitrag zur Geschichte der Armenier geleistet. Es ist ein Buch gegen das Vergessen.

  3. Adele

    Ein Völkermord und die Welt schaut zu!

    „Ich habe getötet, aber ein Mörder bin ich nicht“ gibt tiefe Einblicke in den Genozid am Armenischen Volk und zeichnet die spätere Geheimoperation einer armenischen Gruppe nach, um die verantwortlichen türkischen Politiker zur Rechenschaft zu ziehen.

    Ich wusste vor der Lektüre nur sehr wenig über den Genozid und musste beim Lesen mehrfach pausieren, da die beschriebenen Taten eigentlich unvorstellbar sind. Dies nicht nur in ihrer Grausamkeit, sondern auch in der Systematik und Effizienz, mit der die intendierte Ausrottung betrieben wurde. Viel erinnert an den Holocaust, als ob der Genozid an den Armeniern eine schreckliche Vorlage dafür war.

    Umso unvorstellbarer ist, dass die Verantwortlichen nie wirklich zur Rechenschaft gezogen worden. Viele lebten unbehelligt im Exil, unterstützt von den jeweiligen Regierungen, wie beispielsweise auch in Deutschland.

    Die Geheimoperation Nemesis hatte das Ziel die Täter ihrer Strafe zuzuführen und gleichzeitig die internationale Aufmerksamkeit auf das Schicksal des armenischen Volkes zu lenken, in der Hoffnung Unterstützung für das zwischen verschiedenen Mächten zerriebene Land und sein Volk zu gewinnen. Im Detail legt die Autorin die Pläne offen und zeichnet die Anschläge der Gruppe auf die Verantwortlichen nach.

    Die Autorin hat gut recherchiert und trägt die Daten stets aus mehreren Quellen zusammen, gleicht ab, rekonstruiert. Besonders gut haben mir die Einblicke und Zitate aus der zeitgeschichtlichen Presse gefallen, da so ein Stimmungsbild der Gesellschaft und Politik entsteht.

    Sprachlich wurde ich nicht ganz überzeugt. Passagen und Informationen sind öfter redundant und stellenweise liest sich die Darstellung sehr zäh, als eine Aufzählung von Namen von Beschuldigten und Attentätern und ihren jeweiligen Unterstützer:innen.

    Insgesamt bietet das Buch wichtige und gut recherchierte Informationen und Hintergründe zum Völkermord an den Armenier:innen sowie die Operation Nemesis und bettet diese in das historische politische Klima ein. Damit ist es absolut empfehlenswert!

  4. abookatnight

    Das Thema des Buches ist unfassbar komplex.

    Die Autorin rollt sämtliche Handlungen, Motive und historische Hintergründe auf, um der lesenden Person einen tiefen und umfänglichen Einblick in die ganzen Geschehnisse zu ermöglichen.

    Das gelingt ihr auch sehr gut, allerdings muss ich anmerken, dass mich das Buch extrem gefordert hat (und teilweise sogar überfordert). Ohne Vorwissen haben mich die Namen, Zahlen und Daten erschlagen. Mir hätte es geholfen zuerst einen allgemeinen Abriss, bzw eine Einordnung zu lesen. Was ich dann gemacht habe ist, dass ich das Interview, das ganz am Ende steht, vorzuziehen. Das hat mir das Lesen dann ein wenig erleichtert. Generell bin ich dann immer mehr dazu übergegangen hin und her zu springen. Klar, macht eine chronologische Vorgehensweise erstmal Sinn, allerdings ist das ja kein Roman, bei dem ich überrascht werden möchte. Vielmehr möchte ich das Ganze so vollumfänglich wie möglich verstehen und begreifen können. Dazu ist es manchmal, gerade in einer reflektierten Wiedergabe, nötig die chronologische Lesart zu verwerfen. Jedenfalls ginng es mir so.

    Was mir im Laufe des Buches gefallen hat sind die kleineren Überschriften und Absätze. Ebenso wie die Karte zu Beginn und die Bilder mancher rellevanten Personen. Gerne hätte man Namen, Daten und Zahlen auch noch anders hervorheben oder darstellen können, zum Beispiel durch einen Zeitstrahl.

    Zusammenfassend kann ich sagen, dass das Buch sehr empfelenswert für Leute ist, die sich bewusst mit dem Thema auseinander setzen wollen. Die breite Masse wird das Buch leider nicht erreiche und somit aufklären können. Dazu fehlt ein leichterer Zugang.

  5. Janina

    Mit “Ich habe getötet, aber ein Mörder bin ich nicht” hat Birgit Kofler-Bettschart ein sehr wichtiges Sachbuch über ein oft vergessenes Kapitel der Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts geschrieben: den Völkermord an den Armeniern durch die Türken, und die Vergeltungsaktion Nemesis einiger junger armenischer Männer danach, Anfang der 1920er.

    Der Völkermord an den Armeniern durch die Türken während des 1. Weltkrieges ist – wie man auch in diesem gut recherchierten Buch sieht – eine vielfältig belegte historische Tatsache und etwas, wovon sogar Hitler Kenntnis hatte und was er als Rechtfertigung für seine eigenen abscheulichen Taten genommen hat, von ihm ist offenbar die Aussage belegt, dass ja auch der Völkermord an den Armeniern nach zwei Jahrzehnten niemanden mehr interessiere. Gleichzeitig ist es nach wie vor im Kontakt mit der Türkei ein heikles politisches Thema und wird dort nicht unter dieser Bezeichnung diskutiert, geschweige denn aufgearbeitet. Umso mehr Chapeau, Frau Kofler-Bettschart, sich diesem wichtigen Thema anzunehmen.

    Das Buch ist grundsätzlich sehr wertig gestaltet, mit Landkarten der entsprechenden Gebiete ganz am Anfang, einem Interview einer Armenien- und Genozidspezialistin ganz am Ende, und einer sehr sorgfältig dokumentierten Darstellung sowohl des Völkermords an den Armenien als auch der Vergeltungsaktion Nemesis. Für Lesende, die sich bisher noch nicht viel mit dem Thema beschäftigt habe, ist es durchaus anzuraten, das Interview der Spezialistin ganz am Anfang zu lesen, dann lässt sich auch der Rest des Buches noch einmal besser verstehen und einordnen.

    Den größten Teil des Buches nehmen die verschiedenen Vergeltungsaktionen ein. Mutige, entschlossene junge armenische Männer (gelegentlich unterstützt von wenigen Frauen, wobei die Rächer selbst ausschließlich Männer waren) haben sich – zeitweise durch den kurz unabhängigen Staat Armenien unterstützt – zur Geheimaktion Nemesis zusammengeschlossen und eine Liste der 100 am schwersten an der Planung des Völkermordes Beteiligten erstellt, um so viele wie möglich von diesen zu ermorden… einerseits aus Rache, andererseits, damit diese nicht noch weitere Verbrechen gegen das armenische Volk planen konnten. Monate- bis jahrelang wurden die Betreffenden ausspioniert, verfolgt und auf eine günstige Gelegenheit für die Attentate gewartet.

    So gelang es, zumindest einige der Drahtzieher des Völkermordes auszuschalten – und gleichzeitig, das war ein weiteres Ziel – die Weltöffentlichkeit auf den Völkermord an den Armeniern aufmerksam zu machen, etwa im Rahmen der vielbeachteten Gerichtsprozesse nach zweien der Attentate, in denen nicht nur das Attentat an sich, sondern vor allem auch der historische Kontext eine große und medial stark rezipierte Rolle spielten.

    Es ist ein Buch, das beim Lesen schon einiges an Mitdenken und Aufmerksamkeit fordert. Insbesondere, wenn man mit dem Thema noch nicht viele Berührungspunkte hatte. Wenn man sich darauf einlässt, ist es aber ein sehr gut recherchiertes und spannend geschriebenes Buch zu einem wichtigen Thema, das viel Wissen vermittelt, das dabei hilft, auch die Konflikte in der Kaukaususregion, etwa im Herbst 2023 um Berg-Karabach, noch einmal besser einordnen und verstehen zu können. Es hilft auch dabei, den 1. und 2. Weltkrieg mit all ihren Verbrechen gegen die Menschlichkeit und den dahinterstehenden Militärbündnissen in einem noch einmal differenzierteren Licht zu sehen: so hatten etwa Deutschland und Österreich-Ungarn schon beim Völkermord der Türken an den Armeniern im 1. Weltkrieg eine unrühmliche Rolle, da sie diesen aufgrund des Bündnisses mit der Türkei ebenfalls zu leugnen versuchten.

    Aufgrund des Themas ist es natürlich kein Unterhaltungsbuch für gemütliche Lesestunden, sondern ein sehr heftiges, hartes Buch zu sehr schlimmen Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Zu lesen, auf welch brutale Art im Rahmen des Völkermordes selbst Zivilisten, Frauen, Kinder und Greise unbarmherzig vernichtet wurden, ist zutiefst erschütternd, und reiht sich in andere unvorstellbare Verbrechen der Menschheitsgeschichte ein, steht diesen in nichts nach. Umso tröstlicher, dass zumindest ein paar der Verantwortlichen nicht ungestraft davon gekommen sind, hier mein Respekt vor der mutigen Operation Nemesis, die ich tatsächlich auch, dem Zitat eines der Attentäters entsprechend, nicht als Mörder im herkömmlichen Sinne ansehen würde (die Operation war, mit wenigen Ausnahmen, auch immer sehr bestrebt, keine Unschuldigen zu verletzen).

    Gleichzeitig ist es auch im Rahmen der Prävention und des Einsatzes für Frieden und Völkerverständigung so wichtig, darüber Bescheid zu wissen. Ich wünsche dem Buch deshalb eine breite Leserschaft und dem Thema eine differenzierte Diskussion, speziell auch in Schulen, was leider aufgrund bekannter Gründe nicht einfach sein wird.

  6. Franzi

    Der Völkermord an den Armeniern, die Rache der Opfer und die Geheimoperation Nemesis… dies alles wird in diesem sehr interessanten und aufschlussreichen Buch berichtet und sehr detailliert wiedergegeben. Durch die vielen Bilder, sowie von Tätern und Opfern, bekommt man eine noch bessere Vorstellung, was damals passiert ist.

    Wer geschichtlich an dem Thema Genozid interessiert ist, sollte dieses Buch auf jeden Fall gelesen haben.

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