Ravensburg: Viele Läden laufen so gut, dass sie erweitern
StartseiteRegionalOberschwabenRavensburgRavensburger Innenstadt: Viele Läden laufen so gut, dass sie erweitern

Einzelhandel

Ravensburger Innenstadt: Viele Läden laufen so gut, dass sie erweitern

Ravensburg / Lesedauer: 5 min

Der Einzelhandel berappelt sich und schreibt auch Erfolgsgeschichten. Spezielle Konzepte kommen an. Auch aus der Gastroszene gibt es Neuigkeiten.
Veröffentlicht:21.04.2024, 18:00

Von:
Artikel teilen:

Trotz aller Unkenrufe, Geschäftsaufgaben und Leerstände: Es gibt noch Läden in der Ravensburger Innenstadt, die gut laufen. Sogar so gut, dass die Betreiber einen zweiten Standort eröffnen. Andere beleben das Zentrum mit speziellen Konzepten. Und in der Gastronomie bleibt es ebenfalls spannend. Ein Überblick.

Ex-Rennfahrer und Unternehmer Achim Spahlinger hat sich mit einem kleinen Laden in der Ravensburger Innenstadt einen lang gehegten Wunsch erfüllt.
Ex-Rennfahrer und Unternehmer Achim Spahlinger hat sich mit einem kleinen Laden in der Ravensburger Innenstadt einen lang gehegten Wunsch erfüllt. (Foto: Spahlinger/Ruth Auchter-Stellmann)

„Ich bin selber eine Shoppingtante“, sagt Achim Spahlinger lachend. Weil er außerdem das Ravensburger Stadtleben „mit dem ganzen Drumherum“ mag und beim samstäglichen Kaffeetrinken teilweise mehr Kundengespräche führte als in der Verkaufshalle in Baindt, hat der ehemalige Radrennfahrer nun einen „kleinen schnuckeligen“ Laden in der Rosenstraße aufgemacht. In der „Radklamotte“ gibt es mittwochs von 14 bis 18 Uhr und samstags von 9.30 bis 13 Uhr ausgefallene Radklamotten, nichts von der Stange, wie Spahlinger betont. Dass er mit dem Laden in Ravensburg, der Werkstatt samt Verkaufshalle in Baindt und dem Onlinegeschäft drei Plattformen betreibt, hält er für die ideale Kombination.

Mehr Laufkunden in der Kirchstraße

Auch für Sabine Kästle, die sich mit ihrer Boutique „Love and Peace“ vergrößert hat und eben von der Eichelstraße in die ehemalige Engel-Apotheke in der Kirchstraße gezogen ist, steht fest: „Wir müssen uns bewegen und was tun.“ Das bedeutet unter anderem: Regelmäßige Modenschauen und Posts auf der Social-Media-Plattform Instagram sind ein Muss. Trotz aller Online-Aktivität ist Kästle aber doch erstaunt, wie sehr sich der Standortwechsel auszahlt: Die Laufkundschaft habe in der Kirchstraße enorm zugenommen.

Geschimpfe ist unverständlich

Doch auch in der Eichelstraße geht was: Hier hat Benedikt Briehl, der mit seiner Mutter Heike Buchmüller seit neun Jahren „Mutter + Kind“ führt, den Laden nebenan dazu genommen. Dort, wo eben noch „Love and Peace“ drin war, gibt es nun bei „Tutto bene“ auf 50 Quadratmetern Damenmode. Wer Kinder und Enkel mit Kleidung versorgen will, findet diese nach wie vor bei „Mutter + Kind“. Warum der Laden läuft? „Wir haben spezielle Marken, eine große Auswahl und eben keine Babybodys für 5,95 Euro“, beschreibt Briehl das Erfolgskonzept. Dafür kämen Kunden aus Österreich, der Schweiz und auch mal aus München zu ihm. Er für seinen Teil könne nicht verstehen, „dass viele schimpfen und meinen, in der Innenstadt sei nichts los“.

Auch Viktoria Artunc ist zufrieden und möchte zu dem 33 Quadratmeter großen „Miss Elegance“ am Marienplatz 59 im Mai ein zweites, 90 Quadratmeter großes Geschäft in der Bachstraße dazunehmen. Sie verkauft Accessoires von Taschen über Gürtel, Schals und Schmuck bis hin zu sogenannten Duftzwillingen - das sind günstigere Doubles bekannter Parfums. Auch jüngere Kunden würden sich bei ihr etwa mit erschwinglichem Modeschmuck aus Edelstahl eindecken: „Die wollen Kommunikation“, so Artuncs Erfahrung, wonach junge Leute nicht nur online shoppen, sondern auch noch in Läden gehen.

Woanders ist es schlimmer

Martin Merk vom gleichnamigen Reformhaus, das Ende 2019 den einstigen Standort des Reformhauses Kuhn am Marienplatz bezog, freut sich über eine „positive Entwicklung“ auf einem „stabilen Markt“, wie er auf Anfrage der Redaktion sagt. Das Kaufbeurer Unternehmen betreibt zwölf Filialen zwischen Bodensee und Landsberg am Lech. Ravensburg halte man nach wie vor für einen sehr attraktiven Standort, an dem in Sachen Innenstadt vieles richtig gemacht wird, wie Inhaber Martin Merk findet. Andere Städte seien deutlich stärker von Frequenzrückgang und Leerständen betroffen, so seine Beobachtung.

Auch in der Adlerstraße 3 geht es weiter: Dort hat die Stadt bis Ende 2023 eineinhalb Jahre einen Pop-Up-Store betrieben. Mittlerweile wird die Miete nicht mehr von Stadt und Land subventioniert. Doch der Vermieter lässt Regine Volk, eine der Pop-up-Nutzerinnen, den Laden weiter mit ihren Taschen aus portugiesischer Fertigung bespielen - so lange sich kein dauerhafter Mieter findet. Volk hat mit dem Ofenbauer Thomas Widmer aus Ostrach und der Modedesignerin Michaela Fröhlich aus Wangen zwei Partner gefunden, die den Laden mit ihr betreiben. Geöffnet ist von Donnerstag bis Samstag jeweils von 10 bis 17 Uhr.

Spätis laufen wie geschmiert

Zudem ist der erste Ravensburger Späti ein paar Häuser weiter gewandert und befindet sich jetzt in der Kirchstraße 25, an der Ecke zum nördlichen Marienplatz. „Hier sieht man uns besser“, sagt Inhaberin Christina Lau und freut sich über mehr Kunden in dem größeren Laden. Im Späti kann man sich vor allem Getränke und Snacks zu später Stunde holen - unter der Woche bis 0 Uhr, am Wochenende sogar bis 3 Uhr nachts. Sonntags und an Feiertagen ist geschlossen.

Offenbar hat Ravensburg Kapazitäten für zwei Spätis: Denn Hüsamettin Cicek hat einen Spätkauf, wie man solche Läden vor allem in Berlin nennt, in der Zeppelinstraße eröffnet. „Ich war viel in Großstädten und hab überall Spätis gesehen“, sagt er. Zu seiner Klientel, die unter der Woche bis 23 Uhr, freitags bis 1.30 und samstags bis Mitternacht bei ihm einkaufen kann, zählen eher Autofahrer und Leute aus der Nachbarschaft. Probleme wegen Lärms in der Nacht habe es noch keine gegeben. „Ich pass auf, dass keiner rumschreit“, sagt Cicek.

Neuer Stoffladen kommt

Auch Monique Klar wagt einen Neustart: Sie zieht mit ihrem Stoffhandel von Hagen nach Ravensburg. Im Juni will die „Farbenwelt der Stoffe“ in der Bachstraße 66 eröffnen. Manuela Dressel von Prokschi-Immobilien freut sich, dass Ravensburg das ebenfalls anvisierte Konstanz aus dem Rennen geworfen hat. Klar, deren Konzept laut Dressel seit mehr als zehn Jahren erfolgreich funktioniere, will nicht nur Stoffe und Nähmaschinen verkaufen, sondern auch Näh- und Stickkurse anbieten.

Freut sich, dass er sein Restaurant Il Podio erweitern und insbesondere die Bar verlängern kann: Costantino Marongiu.
Freut sich, dass er sein Restaurant Il Podio erweitern und insbesondere die Bar verlängern kann: Costantino Marongiu. (Foto: Ruth Auchter-Stellmann)

Wer einen Espresso an der Bar trinken möchte, kann das in absehbarer Zeit auch im Il Podio am Marienplatz: Dort hat der Betreiber nämlich das Nachbarhaus gekauft. Costantino Marongiu will im Erdgeschoss einen Durchbruch machen und die bereits bestehende Theke des Restaurants in den zusätzlichen 40 Quadratmeter großen, angrenzenden Raum hinein verlängern. Bis der Umbau durch ist, werde es allerdings wohl Anfang 2025 werden, vermutet er. Seit zehn Jahren betreibt Marongiu das Restaurant, mit guter Resonanz, wie er sagt. Personalprobleme hat er nicht. Über Bekannte oder soziale Netzwerke wie Facebook fänden sich immer die nötigen Servicekräfte.