Benedikt von Nursia

11.07

Ob "Patron Europas", "letzter Römer" oder "Vater des Abendlandes" - an zugeschriebenen Titeln mangelt es diesem Heiligen der Oberliga nicht. Keine Frage: Benedikt von Nursia (um 480-547) ist der "Mr. Europa" des Heiligenkalenders. Der Sohn eines reichen Landbesitzers wurde zum Studium nach Rom geschickt, welches sich damals schon im Niedergang befand (der Kaiserhof war bereits nach Konstantinopel gezogen). Benedikt reagierte entsetzt auf den Sittenverfall der Großstadt, brach sein Studium ab und zog sich als Einsiedler in die Einsamkeit zurück. Doch immer mehr Menschen wollten diesen ungewöhnlichen Gottsucher sehen und eine Schülergruppe formierte sich. Nach zwei gescheiterten Versuchen gründete Benedikt mit seinen Gefährten eine Gemeinschaft auf dem Bergkegel des Monte Cassino zwischen Rom und Neapel. Dass diese gebildeten Männer aus besseren Verhältnissen mit ihren eigenen Händen ein Kloster bauten, muss die anwesenden Dorfbewohner überrascht haben: Körperliche Arbeit galt den antiken Römern als moralisch zwielichtiges Unterfangen. Für seine berühmte Benediktregel übernahm er Teile der anonymen "Regula Magistri" aus dem frühen 6. Jahrhundert und ließ sich besonders von dem bereits hochentwickelten orientalischen Mönchtum inspirieren. Benedikt starb am 21. März 547 in seiner Klostergründung Monte Cassino. Ab dem 9. Jahrhundert wurde die Benediktregel im fränkischen Reich verpflichtend für alle Klöster eingeführt. Diese entwickelten sich zu Bildungs- und Wirtschaftszentren und prägten jahrhundertelang das Gesicht des Kontinents.