Zusammenfassung
Als vorletztes Werk des Autors gehört diese 1838 erschienene Novelle bereits der ausgehenden, sich zum Realismus öffnenden Romantik an; romantische und realistische Weltsicht und Erzählweise durchdringen einander so, dass verklärende Poesie und bare Wirklichkeit sich gegenseitig relativieren und in Frage stellen. Zugleich weist das Werk inhaltlich schon auf die Idylle des Biedermeier hin.
Ursprünglich veröffentlicht unter © J.B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH
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deutsch
FormalPara HauptgattungEpik / Prosa
FormalPara UntergattungNovelle
Als vorletztes Werk des Autors gehört diese 1838 erschienene Novelle bereits der ausgehenden, sich zum Realismus öffnenden Romantik an; romantische und realistische Weltsicht und Erzählweise durchdringen einander so, dass verklärende Poesie und bare Wirklichkeit sich gegenseitig relativieren und in Frage stellen. Zugleich weist das Werk inhaltlich schon auf die Idylle des Biedermeier hin.
Ein junges Ehepaar, Heinrich und Klara, lebt verarmt in einer schäbigen Dachstube. In den langen Dialogen und feinsinnigen Reflexionen der Liebenden offenbart sich ihre Kraft, durch das persönliche Glück Armut und Isolation von der Umwelt zu überwinden. Ihrer Liebe wegen – Klaras Vater duldete die Verbindung seiner adligen Tochter mit dem bürgerlichen Diplomaten Heinrich nicht – mussten beide fast mittellos aus der Heimatstadt fliehen. Als sie im Winter kein Holz mehr kaufen können, zersägt und verfeuert Heinrich die Treppe, die als einzige Verbindung zwischen der Dachkammer und der Außenwelt noch bestand. Gerade durch das Fehlen der Treppe aber wird der Bezug zwischen Dachstubenidylle und gesellschaftlicher Realität wiederhergestellt: Von einer Kur zurückgekehrt, wütet der Hausbesitzer über den „Verbrauch“ der Treppe. Er holt die Polizei und droht mit einer Klage vor Gericht. In letzter Minute wendet sich alles zum Guten: Heinrichs Freund Andreas Vandelmeer kehrt aus dem Orient zurück, wo er viele Jahre gelebt hat; auch für Heinrich hat er mit einer kleinen Geldsumme spekuliert und ihm ein großes Vermögen erworben. Er befreit die Liebenden aus ihrer Notlage und versöhnt sie auch wieder mit Klaras Vater, der seine Härte bereut.
Die Poesie der Idylle, in der Liebe, Glück und Humor den Alltag unwirklich werden lassen, wird dem Zustand einer Gesellschaft gegenübergestellt, die in ihrer materialistischen Enge und rationalen Einseitigkeit das Individuum zu unterdrücken droht.
Bibliographie
Literatur
E. Lüer: Romantik und Realismus. Zu L. T.s ‚Des Lebens Überfluß‘, in: Gustav-Freytag-Blätter 49, 1991, 22–36.
U. Kiermeier: T.s ‚Des Lebens Überfluß‘ als romantische Adaption von Gottfrieds ‚Tristan‘, in: Vita pro litteris, Hg. E. Tomiczek, 1993, 231–242.
I. Meyer: L. T.s ‚Des Lebens Überfluß‘. Zur Dekomposition eines narrativen Zeit-Raumes, in: Seminar 37, 2001, 3, 189–208.
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Heidenreich, E. (2020). Tieck, Ludwig: Des Lebens Überfluß. In: Arnold, H.L. (eds) Kindlers Literatur Lexikon (KLL). J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05728-0_19410-1
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