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ROSA ALBACH-RETTY – FILM UND THEATER

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Rosa Albach-Retty war eine in Österreich sehr bekannte Persönlichkeit, eine Schlüsselfigur der österreichischen Theater- und Filmgeschichte, auch wenn sie heute vor allem als Großmutter von Romy Schneider erinnert wird.

Eine berühmte „Oma“

Die großartige Romy Schneider ist heute eine Ikone in der ganzen Welt, die auch denjenigen, die sich nie für Filme interessiert haben, bekannt ist. Auch wenn ihr Name – zusammen mit ihrem schönen Gesicht und ihrer legendären Eleganz – heute Teil der kollektiven Vorstellung ist, erinnern sich nur wenige an den Namen Rosa Albach-Retty. Und doch war Rosa Albach-Retty zu ihrer Zeit eine äußerst bekannte Persönlichkeit in Österreich, eine Schlüsselfigur der österreichischen Theater- und Filmgeschichte, wenngleich sie im Laufe ihres langen Lebens aufgrund ihrer politischen Orientierung auch viele Kontroversen auslöste. Was haben diese beiden Künstlerinnen also gemeinsam? Ganz einfach: Rosa Albach-Retty war die Großmutter von Romy Schneider, ebenfalls eine Schauspielerin, die aus einer bekannten Künstlerfamilie stammte.

Rosa Clara Franziska Helene Retty wurde am 26. Dezember 1874 in Hanau, Deutschland, geboren. Ihre Mutter hieß Catarina Maria Schaeffer, und ihr Vater war Schauspieler und Regisseur Rudolf Retty. Von ihrem Vater, bei dem sie auch Unterricht nahm, erbte die junge Rosa also ihre Leidenschaft für die Kunst und ihr Talent für die Schauspielerei. Ihr Theaterdebüt gab sie bereits 1890 in Berlin, genauer gesagt am Lessingtheater, wo sie die erste Titelrolle in Gotthold Ephraim Lessings Stück Minna von Barnhelm erhielt. In diesen Jahren konnte sich die Schauspielerin auf alle möglichen Rollen spezialisieren, spielte oft auch Männerrollen (wie zum Beispiel in Der kleine Lord oder Der Kaufmann von Venedig) und wurde allmählich eine geschätzte Darstellerin.

Nach ihrer Übersiedlung nach Wien im Jahr 1895 arbeitete Rosa Albach-Retty zunächst am Volkstheater, dann am Burgtheater, wo sie 1905 zur Hofschauspielerin ernannt wurde, bevor sie 1928 zum Ehrenmitglied ernannt wurde, und wo sie 1958 zum letzten Mal auftrat.

Die mit dem kaiserlichen Offizier Karl Albach (von dem sie ihren Nachnamen übernahm) verheiratete Schauspielerin brachte 1906 ihr einziges Kind zur Welt, Schauspieler Wolf Albach-Retty, den späteren Vater der berühmten Romy Schneider. Im Laufe ihres Lebens kam es jedoch, wie bereits erwähnt, zu einigen recht kontroversen Ereignissen. Dies betrifft vor allem die Zeit, als Hitler an die Macht kam. Als Sympathisantin der nationalsozialistischen Partei – gemeinsam mit ihrem Mann – feierte Rosa Albach-Retty 1938 in der Kleinen Volks-Zeitung enthusiastisch den Anschluss. Auch Hitler, den sie sehr schätzte, nahm sie angesichts ihres Ruhmes in die so genannte Gottbegnadeten-Liste auf, eine Liste all jener Künstler, die für das nationalsozialistische Regime als wichtig galten und die während des Krieges problemlos arbeiten durften. Nach Kriegsende hatte sie jedoch im Gegensatz zu vielen ihrer Kolleginnen und Kollegen (darunter Paula Wessely und Attlia Hörbiger) keine Probleme mit den Behörden wegen ihrer politischen Entscheidungen und konnte ihre Arbeit fortsetzen, als ob nichts geschehen wäre.

Was das Kino betrifft, so gibt es nur wenige Filme, in denen Rosa Albach-Retty während ihrer langen und produktiven Karriere mitwirkte. Ihr Filmdebüt gab sie 1930 – als sie nicht mehr ganz jung war – im Film Geld auf der Straße unter der Regie von Georg Jacoby, danach folgten unter anderem Spielfilme wie Episode (Walter Reisch, 1935), Wen die Götter lieben (Karl Hartl, 1942) und Der Kongreß tanzt (Franz Antel, 1955), der letzte Film, in dem sie mitwirkte. In der Tat erhielt Rosa Albach-Retty im Kino nur kleine Rollen. Ihre Welt war das Theater, wo sie bis zu ihrem vierundachtzigsten Lebensjahr arbeitete und wo sie als wahre Legende galt.

Trotz der fortschreitenden Zeit hat sich die Schauspielerin stets einen lebhaften und dynamischen Geist bewahrt, und nachdem sie hundert Jahre alt geworden war, veröffentlichte sie sogar ihre Autobiografie: So kurz sind 100 Jahre. Eine äußerst reiche Karriere also, verbunden mit einem abenteuerlichen Leben, das am 26. August 1980 im Alter von hundertfünf Jahren endete. Heute ist Rosa Albach-Retty also quasi Teil der Wiener Stadtgeschichte, wovon ein nach ihr benanntes Gebäude im 19. Bezirk und ihr Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof, wo sie gemeinsam mit ihrem Sohn und dessen zweiter Frau, Schauspielerin Trude Marlen, begraben ist, zeugen. Und sicher wird sich noch jemand an ihre berühmten Bühnenauftritte erinnern, ohne sie ausschließlich als Romy Schneiders Großmutter in Erinnerung zu haben.

Info: Die Seite von Rosa Albach-Retty auf iMDb