Widerständler mit kantigem Charme: Josef Bierbichler feiert 75. Geburtstag
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Widerständler mit kantigem Charme: Josef Bierbichler feiert 75. Geburtstag

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Josef Bierbichler
: Kantig, heimatverbunden und sehr erfolgreich.
Josef Bierbichler : Kantig, heimatverbunden und sehr erfolgreich. © Fibinger/Archiv

Der Ambacher Schauspieler, Regisseur und Autor Josef Bierbichler feiert seinen 75. Geburtstag. In seiner Heimatgemeinde macht man nicht viel Aufheben um den Ehrentag des prominenten Bürgers.

Münsing – „Irgendwann habe ich gemerkt, dass die Landschaft, in die ich seit der Kindheit gedankenlos hineingeschaut habe, auf mich zurückgeschaut hat. Und da habe ich als junger Mann das erste Mal meine Wurzeln gespürt.“ Das sagt der Gastwirtssohn Pankraz mit Blick auf den Starnberger See in „Zwei Herren im Anzug“, dem Kinoerfolg von und mit Josef „Sepp“ Bierbichler, basierend auf seinem großteils autobiografischen Roman „Mittelreich“. Diese Wurzeln prägen Bierbichlers künstlerische Arbeit, seine Kraft und seine Ausstrahlung. Am Mittwoch feierte der Ambacher Schauspieler, Autor und Regisseur seinen 75. Geburtstag.

Josef Bierbichler in Ambach: Gelegentlich trifft man ihn in seiner Wirtschaft „Zum Fischmeister“

In seiner Heimatgemeinde macht man nicht viel Aufheben um den Ehrentag des prominenten Bürgers und Besitzers des beliebten Ausflugslokals „Zum Fischmeister“. Bürgermeister Michael Grasl sagt, er komme erst ab dem 80. Geburtstag zum Gratulieren – und auch nur auf ausdrücklichen Wunsch des Jubilars.

Eigenbrötler Bierbichler würde wohl eh keinen gesteigerten Wert legen auf offiziellen Besuch. Wenn er nicht wegen Theater- und Filmprojekten unterwegs ist, wohnt der 75-Jährige in seiner Wohnung über dem „Fischmeister“. Gelegentlich trifft man ihn in der Wirtschaft beim Essen an.

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Noch viel lieber ist er im eigenen Wald unterwegs und schlägt Holz, oft mit seinem Sohn Simon Donatz, einem von drei Kindern. Wenn er mit seinen Händen arbeiten kann, ist er in seinem Element, erzählen die Dorfbewohner. Gerne und oft sitzt er in seinem Lieblingscafé „Krümel und Korn“, trinkt Cappuccino und isst eine Butterbreze.

Er liest Zeitung, ab und an unterhält er sich mit Freunden und Bekannten. Bei Festen, etwa beim Degerndorfer Sonnwendfeuer, mischt er sich unters Volk, und in der Pizzeria „Pinocchio“ ist er Stammgast. Dort las er vor einigen Jahren auch aus „Mittelerde“, seinem Generationenbuch, in dem er die eigene Familiengeschichte ohne Heimatnostalgie aufarbeitete.

Josef Bierbichler wird 75: Nicht nur Künstler, sondern auch Kämpfer für Erhalt seiner Heimat

Aber nicht nur als Künstler, auch als Kämpfer für den Erhalt seiner Heimat kennt man den kantigen Ambacher. Zuletzt trat er in einer Bürgerversammlung gegen das damals geplante und mittlerweile genehmigte Seniorenwohnstift direkt bei ihm um die Ecke ein.

Der Landwirts- und Gastwirtssohn machte zunächst eine Lehre als Hotelfachmann. Erst mit 23 bewarb er sich an der Otto-Falckenberg-Schauspielschule – und wurde mit seinem unverkennbar bayerischen Idiom berühmt von Hamburg bis Wien. Anfangs durch seine Freundschaft mit Herbert Achternbusch, der bei ihm in einer Art Kommune lebte, und die damit verbundenen künstlerisch-politischen Skandale.

Bierbichler wurde Ensemblemitglied am Münchner Residenztheater, spielte auf Bühnen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Fürs Kino und Fernsehen gab er Patriarchen, strenge Väter, Bauern und Unternehmer. Dreimal wurde er zum „Schauspieler des Jahres“ gewählt.  Von Tanja Lühr

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