Morenga: Roman – Mit einem Nachwort von Robert Habeck von Uwe Timm bei LovelyBooks (Historischer Roman)

MorengaRoman – Mit einem Nachwort von Robert Habeck

3,7 Sterne bei

Neue Kurzmeinungen

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DieFlammende
vor 3 Jahren

Ein sehr historisches Werk, das sich oftmals in die Länge zieht, aber mir sehr viel über die deutsche Kolonialzeit und Anarchistmus zeigte.

Delfinflosses avatar
Delfinflosse
vor 4 Jahren

Geschichtsunterricht und Roman in einem. Es forderte mir aber ein enormes Maß an Konzentration ab.

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Inhaltsangabe

Zum 80. Geburtstag – Uwe Timms grandioser, historischer Roman ›Morenga‹

Deutsch-Südwestafrika, 1904. Beginn eines erbarmungslosen Kolonialkrieges, den das Deutsche Kaiserreich gegen die aufständischen Herero und Hottentotten führt. An der Spitze der für ihre Freiheit kämpfenden Schwarzen steht Jakob Morenga, ein früherer Minenarbeiter. Was damals mehr als drei Jahre lang in dem heute unabhängigen Namibia geschah, hat Uwe Timm in einer Montage von historischen Dokumenten und fiktiven Aufzeichnungen des Oberveterinärs Gottschalk aus Hamburg zu einem grandiosen historischen Roman verdichtet.

Buchdetails

Aktuelle Ausgabe
ISBN:9783423147613
Sprache:Deutsch
Ausgabe:Taschenbuch
Umfang:480 Seiten
Erscheinungsdatum:21.02.2020

Rezensionen und Bewertungen

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DieFlammendes avatar
DieFlammendevor 3 Jahren
Kurzmeinung: Ein sehr historisches Werk, das sich oftmals in die Länge zieht, aber mir sehr viel über die deutsche Kolonialzeit und Anarchistmus zeigte.
Ein Geschichtsroman: Kampf der Zivilisation gegen die Wilden?

"Ein Entsetzen über dieses fehlende Entsetzen. Eine Gleichgültigkeit, die keine Gleichgültigkeit sein durfte" (Timm: Morenga 164)

Uwe Timm hat sich als einer der ersten Autoren mit dem deutschen Kolonialismus beschäftigt und gab dadurch den entscheidenden Anstoß für die Wiederbeschäftigung.


Fakten und Fiktion

Timms Roman zeichnet sich durch eine unglaublich hohe Anzahl an historischer Dokumente aus. Ganze Kapitel bestehen aus historischen Dokumenten. Diese Dokumente zeichnen den Krieg ausschließlich aus deutscher Perspektive und damit ganz anders, als Timm es tut: als fatalen Vernichtungskrieg der Deutschen gegen die Herero und Nama. Nicht als die segensbringenden Zivilisierungsmissionen, sondern als inszeniert zur Landbeschaffung der deutschen Siedler. Timm liefert sowohl die vorgeschobenen Begründungen für die Kolonialisation, zeigt aber kurze Zeit später ebenfalls die dahinterliegende Gründe wie Geld, Land und Macht, auf. 

Jedoch basiert alles Dargestellte auf historischen Geschehnissen. Ein vielstimmiges Bild der Ereignisse entsteht, durch die gezeigt werden soll, dass es eine objektive Darstellung der historischen Ereignisse niemals geben kann.


Protagonisten

Ebenfalls sind Timms Protagonisten historisch untermauert. So spielt unter anderem Trothas Proklamation von 1904 eine wichtige Rolle, die in der Geschichte Namibias den Ausschlag für den ersten Genozid des 20. Jahrhunderts gibt. 

Timm beleuchtet den Kolonialkrieg aus der deutschen Perspektive des Oberveterinärs Johannes Gottschalk. Der Protagonist durchzieht den ganzen Roman, wobei jedoch eine außergwöhnlich hohe Anzahl an weiteren Neben- und Episodenfiguren das Werk durchkreuzen. Von Händlern, Missionaren, Humanmedizinern, Soldaten ist quasi jede Personengruppe vertreten. Alle Figuren haben eine wichtige Rolle, die mir oftmals auf den ersten Blick verborgen blieb, sodass ich das Buch mehrmals durchsuchen musste, um die Zusammenhänge zu verstehen. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass mit jedem Kapitel auch neue Figuren in den Roman eingefügt wurden, die aber (wenn man Gottschalk und einige wenige andere ignoriert) genauso schnell wieder verschwinden. Jedoch zeigt sich, dass jede deutsche Figur eigene Gründe für die Kriegsteilnahme haben.

Der Großteil der Figuren sind Kolonialisatoren, da Timm eine "Einfühlungsästhetik" als kolonialen Akt bezeichnet und diesen vermeidet. So bekommen die Nama im Roman kaum eine Stimme und werden meist aus Sicht der Deutschen als Kollektiv dargestellt. Dies wird in der Literatur zu Timms Roman ebenfalls kritisiert, da den Indigenen auch historisch gesehen keine Stimme bei Verhandlungen über ihr Land (Stichwort Berliner Afrika-Konferenz) gegeben wird. Obwohl die Indigenen nicht oft zu Wort kommen, zeigt sich doch Timms Parteinahme mit ihnen aufgrund der Tatsache, dass die Deutschen meist mit ironischem Biss gezeichnet und damit der Lächerlichkeit preisgegeben werden. Kritisieren tun die Indigenen die Kolonialisatoren nie aktiv oder wörtlich. Es werden nur einige wenige Indigene mit Namen genannt, darunter die Titelfigur sowie weitere Anführer oder Bambusen. Der kollektiven indigenen Gruppe werden aber allerlei stereotype Eigenschaften zugeschrieben, durch die sie klassifiziert werden.

Der Protagonist (sofern man bei einer Beteiligung von gut 40% im ganzen Buch von einem Protagonisten sprechen kann) ist Johannes Gottschalk. Er ist, im Gegenteil zu den meisten anderen Figuren nicht überzeugt von dem Handeln der Deutschen. So versucht er, den Nama auf verschiedenste Arten zu helfen und nähert sich ihnen, ganz im Sinne des Going Native, an. Er wird von Timm ganz anders gezeichnet als andere Deutsche. Gottschalk scheint darüber nachzudenken, was dort geschieht.

Die Titelfigur Morenga ist der Anführer der Aufständischen. Jedoch wird dieser nur ein oder zweimal wirklich dargestellt, durch Begegnungen mit Deutschen. Ansonsten werden ihm ausschließlich Eigenschaften zugeschrieben.


Schreibstil

Ich hatte leider Probleme beim Lesen. Morenga ist definitiv keine leichte Abendlektüre. Durch die vermischung der Fiktion mit historischen Dokumenten, liest sich der Roman eher wie ein Geschichtsbuch, da vom Leser / der Leserin viel aufgenommen werden muss. Auch die kleinen Anmerkungen, die Ironie, der Sarkasmus, muss herausgefiltert werden, um das ganze Potential des Romans erschöpfen zu können. Somit muss sehr aufmerksam gelesen werden. Ebenfalls die Vielzahl an Figuren erschwert die Lesbarkeit. Ich konnte keinem Protagonisten wirklich folgen. Während man irendwann von dem Gedanken Abschied nimmt, Morenga würde das Buch durchziehen, wechselt man zu Gottschalk, der in manchen Kapiteln aber ebenfalls nicht auftaucht. Durch Zeitsprünge in die Vergangenheit (beispielsweise 1855) oder in die Zukunft (1960) erschwert sich das Lesen nochmals.


Fazit

Meist zeigt sich Timms Kritik an kleinen, Aspekten, Teilsätzen oder gar einzelnen Wörtern. Er zeigt das rassistische Klischee der vermeintlichen Höherwertigkeit der Deutschen, das widerum ad absurdum geführt wird. Gleichzeitig werden aber auch die Gründe der Indigenen zum Widerstand aufgeführt: Sie kämpfen auf Leben und Tod; dadurch wird die
Tragweite des Krieges in Deutsch-Südwestafrika verdeutlicht. Zimm zeigt ebenfalls durch Rückblicke in die Vergangenheit, wie die Kolonie entstehen konnte, sowie durch Ausblicke auf eine Zukunft, was die Folgen der Kolonialisierung noch heute sein können. Timm dekonstruiert Stereotypen und zeigt, dass das Bild des Fremden nicht fest und fixiert ist.

Ich habe meine Masterarbeit über diesen Roman geschrieben und habe das Gefühl, trotzdem nicht alles verstanden zu haben, was Timm damit eventuell implizieren möchte. Es ist eine harte Lektüre, die sich mit dem deutschen Kolonialreich auseinandersetzt und die Geschichtsmythen aufhebt.

Ein LovelyBooks-Nutzervor 4 Jahren
Kurzmeinung: Ich bin froh, dass Uwe Timm mir diese Episode der deutschen Geschichte nähergebracht hat – auch wenn sie schrecklich ist.
Kolonialismus und Konzentrationslager

Deutsch-Südwestafrika (auf dem Gebiet des heutigen Namibia), 1904 bis 1908. Die Herero und Nama, spöttisch ‘Hottentotten’ genannt, kämpfen erbittert gegen die Kolonisten und Soldaten des Deutschen Kaiserreichs. Obwohl es zwischen den beiden Volksstämmen Spannungen und Konflikte gibt, eint der charismatische Jakob Morenga, Sohn eines Hereromannes und einer Namafrau, sie als Leitfigur des Konflikts.


Die Deutschen begehen den Fehler, ihre Unerfahrenheit mit den Lebensbedingungen in Südwestafrika zu unterschätzen, während die Nama dies in einem Guerillakrieg klug ausnutzen. In letzter Konsequenz gleichen die Usurpatoren das aber mit erbarmungslosem Einsatz aller verfügbaren Kräfte aus.


Die Geschehnisse gipfeln in einen Genozid, der an Menschenverachtung kaum zu überbieten ist. Zirka 40.000 bis 60.000 Herero sowie etwa 10.000 Nama werden kühl berechnend ausgerottet.


___


“Die Geschichte lehrt die Menschen, daß die Geschichte die Menschen nichts lehrt.”

Mahatma Gandhi


Man weiß, wie Schwarze, Andersgläubige oder in sonstiger Form von der eigenen vermeintlichen Überlegenheit abweichende Menschen im Laufe der Geschichte behandelt wurden – und vielerorts leider noch immer behandelt werden. Ich schreibe diese Rezension im Jahr 2020, während der “Black Lives Matter”-Proteste, und aktueller könnte das Thema nicht sein.


Trotzdem ist es schwer, in diesem Buch zu lesen, wie die Ureinwohner in Südwestafrika behandelt wurden: in Konzentrationslager eingesperrt, aufgeknüpft, ausgepeitscht, vergewaltigt oder zur Arbeit gezwungen. Man trieb Tausende in die Wüste, wo sie elendig verhungerten und verdursteten – und so verhielten sich die gleichen Menschen, die sich über die “Wilden” und deren angebliche Verrohung beklagten.


Selbst Frauen und Kinder wurden mit klinischer Teilnahmslosigkeit getötet. Alles im Namen der weißen Überlegenheit – deutsche Gründlichkeit wie später unter Hitler.


Aber man kann keine Zivilisation auf den Knochen Unschuldiger errichten. Nicht mal mit den allerbesten Absichten, und selbst die sind hier nicht gegeben. Das prangert Timm glasklar an, ohne es dem Leser vorbeten zu müssen. Was geschah, ist auch neutral betrachtet eine deutliche Anklage.


Als “Morenga” 1978 das erste Mal erschien, wurde Timm als Verräter angefeindet, weil er die schöne deutsche Kolonialzeit gnadenlos entlarvte. Es ist immer wieder ernüchternd, wie sehr der Mensch Dinge pervertieren kann, selbst grundlegende ethische Prinzipien, die selbstverständlich sein sollten.


Eigentlich ist schockierend, dass ich über den Völkermord an den Herero und Nama in der Schule nichts gelernt habe – oder dass die Vereinten Nationen ihn immer noch nicht als Genozid anerkannt haben! Auch wenn er zahlenmäßig nicht mit dem Holocaust “mithalten” kann, sollte es nicht weniger wichtig sein, ihn im kollektiven Gedächtnis nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.


Das Buch vereint verschiedene Stile und verschiedene Herangehensweisen an das Thema. Manche Passagen, in denen es zum Beispiel um die Erlebnisse des jungen Oberveterinärs Gottschalk geht, lesen sich unterhaltsam und leicht wie ein Roman, jedoch niemals flach oder gar beschönigend. Andere wirken dagegen wie Auszüge eines Sachbuch mit Gefechtsprotokollen, Truppenbewegungen und einer Vielzahl von Namen, Jahreszahlen und Orten. Geballtes Wissen, nur wenig gestrafft.


Deswegen las ich “Morenga” zusammengenommen eher wie ein populärwissenschaftliches Sachbuch mit Romanelementen. Aber das änderte nichts daran, dass ich es sehr gelungen und interessant fand.


Gut gefiel mir auch, dass ganz ungezwungen und nahtlos Geschichten einfließen, die an afrikanische Volkserzählungen erinnern. Zutiefst absurd lesen sich dagegen die Bemühungen der Missionare, ohne jegliche Erfahrungen mit diesem Lebensraum den Einwohnern zu erklären, wie man x, y oder z besser macht – was oft schiefgeht, weil es auf dieses Klima oder diesen Boden einfach nicht anwendbar ist.


Zum Totlachen? Nur bis zur nächsten Beschreibung einer unbeschreiblichen Grausamkeit.


“Eine Zeit lang ging Gottschalk dem verrückten Gedanken nach, aus der Landschaft und von den Einwohnern ein neues Denken zu lernen, mit dessen Hilfe man alles anders sehen könnte, tiefer und genauer.”

(Zitat)


Oberveterinär Gottschalk ist sicher eine Identifikationsfigur, jedoch kein strahlender Held. Der Kontrast zwischen seinem Empfinden und seinen Verhalten ist oft unangenehm und schmerzlich – eine stete Erinnerung daran, wie wenig Widerstand es in den Reihen der Deutschen gegen diesen Genozid gab. Sein Denken und Sehnen zeigt ihn als Menschen, der weiß, dass er Geschehnisse miterlebt, die moralisch nicht zu entschuldigen sind, der quasi schon auf dem Sprungbrett steht – jedoch den Sprung nicht wagt. Ich lasse hier offen, ob er am Ende springt oder nicht.


Was mir sicher noch lange in Erinnerung bleiben wird, sind seine Ängste, er könne abstumpfen, er könne aufhören, Unrecht als Unrecht zu sehen. Sein moralischer Kompass funktioniert – und dennoch lässt er sich im Verlaufe der Handlung auch auf fatale Abwege leiten, meist aus einem Gefühl der Ohnmacht heraus.


Nein, Timm hat wahrlich kein Heldenepos geschrieben und vermeidet glorifzierendes Pathos.


Er erlaubt es dem weißen Leser nicht, sich in oberflächliche moralische Beruhigung zu flüchten, indem er ihm etwa einen weißen Protagonisten an die Hand gibt, der der Unterdrückung und den Grausamkeiten offen und mutig trotzt. Der Rassismus und die Abgründe der Kolonialisierung liegen in all ihrer Grausamkeit bloß und ekelerregend vor dem Auge des Lesers.


Morenga selber spielte eine deutlich kleinere Rolle als erwartet, obwohl er die größte Symbolfigur für den Konflikt war. Er muss eine beeindruckende Gestalt gewesen sein, charismatisch und intelligent – der wandelnde Beweis dafür, wie falsch ein Großteil der Deutschen damit lag, die Ureinwohner als minderbemittelt und fast schon tierhaft zu betrachten. Er wirkt in diesem Roman indes mehr wie eine Idee, eine Bewegung, eine Entwicklung als eine Person aus Fleisch und Blut – es ist Gottschalk, den ich als die wahre Schlüsselfigur des Buches sehe.


Fazit


Uwe Timm beschreibt den Beginn des deutschen Völkermords an den Herero und Nama (ab 1904 in Deutsch-Südwestafrika) in einer gelungenen Mischung aus Sachbuch und Roman.


Ich habe mich beim Lesen immer wieder gefragt: Warum habe ich das in der Schule nie gelernt? Warum hat mir niemand gesagt, dass es 1904 schon deutsch-bürokratischen Genozid und Konzentrationslager gab? Ich weiß nicht, ob es inzwischen Schulstoff ist, aber das sollte es ein.


Ich bin froh, dass Uwe Timm mir diese Episode der deutschen Geschichte nähergebracht hat – auch wenn sie so schrecklich ist, dass man sich beim Lesen wünscht, es wäre nur ein Roman.


Diese Rezension erschien zunächst auf meinem Buchblog:

https://wordpress.mikkaliest.de/rezension-uwe-timm-morenga/

renees avatar
reneevor 4 Jahren
Kurzmeinung: ein interessanter und berührender Blick auf d Treiben deutscher Kolonialisten und ein humanistischer Blick eines bewundernswerten Deutschen
Kolonialismus

Jeder, der sich die Frage stellt, was Kolonialismus für die Kolonisierten bedeutet, sollte dieses Buch lesen. Wobei man hier aber auch erwähnen sollte, dass das ganze Grauen nur angekratzt wird. Wobei das hier Erwähnte aber dennoch ausreicht. Ich habe dieses Buch in einer Leserunde erkunden und genießen dürfen und dies war eine sehr gute Entscheidung. Bedeutet doch eine anschließende Diskussion über ein monströses Geschehen ein noch erweitertes Begreifen dieser entsetzlichen Begebenheiten. Uwe Timm schafft es auch noch besagtes Buch nicht zu unterkühlt zu formulieren, was mir sehr gefallen hat. Ist dies doch etwas, was mich immer wieder bei der Lektüre manch deutschen Autos ereilt und auch abstößt. Leider! Dieses Buch ist ein interessanter und berührender Blick auf das Treiben deutscher Kolonisatoren und ebenso ein humanistischer Blick eines bewundernswerten Deutschen und seinem persönlichen Dilemma und ebenso ein Blick auf die Fähigkeiten eines besonderen Führers der Khoin und Herero. Gerade auch der Aufbau des Buches hat etwas für sich, diese Mischung aus Tatsachenbericht/geschichtlichen Fakten und romanhaftem Geschehen und ebenso auch die Mischung aus realen Personen und fiktiven Charakteren. Viel Nachschauen und Suchen im Netz lohnt sich hier. Uwe Timms Schreibe hat mir sehr gefallen, gerade weil seine Schreibe etwas empathischer und auch etwas gefühlvoller rüberkommt, nicht so kühl und kalt wie die Schreibe vieler anderer deutscher Autoren ist. Ein weiterer Punkt der mich begeistert hat, war der Zynismus des Autors, ich finde auf manches Geschehen kann man nur noch zynisch schauen, weil es so unbegreifbar und auch so abscheulich ist. 


Der Hauptcharakter des Buches wäre, nicht wie der Titel vermuten lassen würde, vor allem Gottschalk, ein Veterinär der deutschen Kolonialarmee, der sich durch sein humanistisches Gedankengut auszeichnet und die Taten der Deutschen in Deutsch-Südwestafrika betrachtet und verurteilt, der aber letztendlich aus seiner Misere nicht heraus findet, weil es vielleicht manchmal wirklich schwer ist sich richtig zu entscheiden. Der titelgebende Morenga, ein Führer der Khoin und auch einiger Herero, hätte durch seine Bildung und auch durch seine Herkunft (der Vater: ein Herero und die Mutter: eine Nama) ein wirklich bedeutender Kämpfer und Vereiniger der einheimischen Bevölkerung des südlichen Afrika gegen die Kolonisatoren werden können, tritt eigentlich erst im letzten Drittel des Buches auf. Das Hauptthema von Timms Morenga ist das Treiben der Kolonisatoren in Namibia und das Hadern eines Gottschalk. Ein wirklich gutes Buch. Und ein Buch, welches mir sehr gefallen hat. 

walli007s avatar
walli007vor 4 Jahren
Der Gute

Beworben hat sich der Oberveterinär Gottschalk nicht für den Einsatz in den deutschen Kolonien. Doch mit seinem Kollegen Wenstrup versteht er sich und gemeinsam lernen sie von ihrem Laufburschen die Nama-Sprache. Die Idylle trügt, denn die Einheimischen werden rebellisch. Verständlicherweise wollen sie ihr Land behalten und ihre eigenen Herren bleiben. Besonders Jakobus Morenga bereitet dem deutschen Militär Schwierigkeiten. Strategisch geschickt plant er seine Scharmützel und schlägt die Deutschen mehr als einmal in die Flucht. Je mehr sich Gottschalk mit Land und Leuten im damaligen Deutsch Südwestafrika beschäftigt, desto weniger kann er verstehen, wieso gegen die einheimische Bevölkerung ein solcher Krieg geführt wird.


Zum 80. Geburtstag des Autors wurde dieser bereits 1983 erstmals erschienene Roman erneut herausgebracht. Genau aus historischen Quellen und auch im heutigen Namibia recherchiert zeichnet Uwe Timm ein beeindruckendes Bild von den Aufständen der Herero und Nama und dem darauf folgenden Krieg. Sein Veterinär Gottschalk ist dabei das Abbild einer traurigen Hoffnung auf einen guten Deutschen. Er ist einer der Wenigen, die klar sehen, dass hier ein Volk vernichtet wird und der es dennoch erst nach den Ereignissen schafft, um seine Entlassung aus der Armee nachzusuchen. Wenn Gottschalk meint, die Lage verbessern zu können, verkehrt sich die Wirkung gerade ins Gegenteil.


Erschütternd, mit welcher dummdreisten Leichtigkeit die Militäroberen über die Vernichtung von Menschen entscheiden. Kleinste Anlässe werden als Entschuldigung für schärfste Strafen genommen. Und tödliche Erkrankungen werden billigend in Kauf genommen. Wenn man bedenkt, dass es eines ganzen Heeres bedurfte, um ein paar Hundert Aufständische zu besiegen, zeigt dies, dass die Deutschen wohl doch keine so guten Strategen waren. Wie bedauerlich ist es, dass die sogenannten Sieger die verbleibenden Herero und Nama nach ihrem Gutdünken niedermachen konnten. Nicht das erste Mal steht man fassungslos vor der Schlechtigkeit der sogenannten Herren und fragt sich, wieso die Welt nicht besser ist. Im Übrigen ist dieser zwar etwas sperrige, aber sehr beeindruckende Roman auch verfilmt worden. 

kingofmusics avatar
kingofmusicvor 4 Jahren
Kurzmeinung: Antikolonialistisch geprägte Mischung aus historischen und fiktiven Episoden. Anspruchsvolle Literatur, die nicht immer leicht zu lesen ist.
Ein dunkles Kapitel deutscher Kolonialgeschichte

„Vielleicht wird es einmal selbstverständlich, jeder Kreatur zu helfen und ebenso den Bäumen, Büschen und Blumen, ja sogar der Erde, der Landschaft.“ (S. 407)


Obiges Zitat ist nur einer von vielen bemerkenswerten Sätzen in Uwe Timm´s erstmals 1978 erschienenen und nun wieder neu aufgelegten Romans „Morenga“. Wobei die Kategorisierung „Roman“ hier nur bedingt „greift“ – ist das Buch doch eher eine Mischung aus historisch verbürgten Tatsachenberichten und eines fiktiven Handlungsstrangs um den Oberveterinär Johannes Gottschalk aus Hamburg, der sich im September 1904 von Hamburg aus nach Deutsch-Südwestafrika aufmacht, um die dort ansässigen deutschen Truppen gegen die Aufständischen Herero und Nama zu unterstützen und sich um die erbeuteten Tiere zu kümmern.


Doch schon zu Beginn wird klar, dass Timm mit der Person des Johannes Gottschalk eine Person „gestrickt“ hat, die dazu bestimmt ist, seine (also Timm´s) antikolonialistisch geprägten Thesen zu „verbreiten“. So lässt er Gottschalk immer mehr an seinem und dem Tun der deutschen Kolonialherren zweifeln und schließlich seinen Dienst quittieren. Dabei legt Uwe Timm keinen Wert auf plakative Statements, sondern platziert seine Meinung „zwischen den Zeilen“ und überlässt es den Leser*innen, diese für sich zu bewerten – sehr geschickt :-).


Zwischen den Abschnitten über Gottschalk gewährt Timm den Leser*innen immer wieder einen tiefen Einblick in die afrikanische Geschichte oder berichtet aus Originalquellen der deutschen Truppen. Diese „Gefechtsberichte“ sind teilweise etwas ermüdend und bestimmt nicht für jede*n interessant. Wer sich hingegen für Militärgeschichte interessiert, wird diese Abschnitte mit großem Interesse lesen. Hingegen ist die „Landeskunde“ äußerst interessant und lehrreich. Es lässt sich leider nicht immer ganz erkennen, wo die Grenze zwischen Realität und Fiktion verläuft – da wären unterschiedliche Schriftarten oder eine genaue Kennzeichnung sicher sinnvoll gewesen. Aber Timm wollte wahrscheinlich bewusst alles „aus einem Guss“ erscheinen lassen. Und so muss die geneigte Leserschaft öfter mal in das neumodische Lexikon mit dem Anfangsbuchstaben „W“ gucken, ob das, was gerade erzählt wurde, wahr oder fiktiv ist.


Somit ist „Morenga“ definitiv keine „mal so nebenbei ein Buch lesen“-Lektüre, sondern höchst anspruchsvoll.


Der titelgebende Morenga (einer der Anführer der Herero) kommt entgegen der Vermutung, dass es hauptsächlich um IHN geht, nur selten im gesamten Buch zum Zuge, was merkwürdig anmutet, aber im Nachgang für mich nicht weiter tragisch ist; schließlich wollte Timm kein biografisches Heldenepos schreiben, sondern auf die Missstände der deutschen Kolonialpolitik aufmerksam machen. Das ist ihm in meinen Augen zu 100% gelungen.


Auch wenn die Lektüre von „Morenga“ alles andere als einfach war, habe ich das Buch mit stetig wachsender Begeisterung gelesen und werde mir einzelne Passagen wohl auch zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal „zu Gemüte führen“.


Klare Leseempfehlung und 5*.


©kingofmusic

wandablues avatar
wandabluevor 4 Jahren
Kurzmeinung: Die Kriegsverbrechen Deutschlands außerhalb des Zweiten Weltkriegs werden oft unter den Tisch gekehrt. Hier sind sie entsetzlich greifbar.
Zynismus als Aufschrei. Reicht das?

Der 2020 wieder aufgelegte und überarbeitete Roman „Morenga“ aus dem Jahre 1978 von Uwe Timm, ist es ganz sicher wert, gelesen zu werden. Er beschreibt den Genozid, den Deutschland und England, beide zusammen, an den Hereros und Hottentotten in Namibia in den Jahren 1904ff. begangen haben. Das Stilmittel als Aufschrei ist Timms spezieller Zynismus.


 Der Roman orientiert sich größtenteils an reinen Fakten, das hießt, es werden zeitgenössische Dokumente mit eingearbeitet. Diese Fakten allein beweisen schon die Unmenschlichkeit, mit der vorgegangen wurde. Die Einheimischen wurden von den Militärs nicht als Menschen betrachtet und entsprechend behandelt: geschlagen, gefoltert, vergewaltigt, eingesperrt, verhungernd, verdurstend: Rassismus niedrigster Art war Alltag in den Köpfen der Europäer. Die Einheimischen leisteten Widerstand. Es herrschte Krieg. Guerillakrieg. Der Anführer der Widerstandskämpfer war ein Häuptling namens Morenga. Dank der zahlreichen Überlegenheit der europäischen Militäre, erlangten diese den Sieg und zwangen die Menschen zum „Frieden“. Und das war das Ergebnis: 


 „Der Grundbesitz und das Vieh aller aufständischen Stämme der Herero und Hottentotten wurde enteignet. Gesetze wurden erlassen, die es den Eingeborenen verboten, Grundstücke zu erwerben, Großviehzucht zu betreiben und Reittiere zu haben. … Mehr als zehn Eingeborenenfamilien durften nicht zusammen auf einem Grundstück wohnen. Die Bestimmungen zielten darauf, die Afrikaner wirtschaftlich zu entmachten, sie zugleich dazu zu zwingen, Arbeit bei den Weißen anzunehmen. Darüber hinaus sollte, um die wirtschaftliche Entmachtung und den Zwang zur Arbeit wirksam zu machen, auch die traditionelle Stammesorganisation zerstört werden.“ 




Uwe Timm zeigt in seinem Werk, wie Rassendünkel und falscher Missionarseifer zu gemeinen und oft skurrilen Ergebnissen führen. Sein Zynismus ist zuweilen grenzenlos. Solche Berichte brauchen wir. Doch die Auseinandersetzung mit dem Geschehenen findet eigentlich nicht statt. Das alles muss der Leser leisten anhand des Berichteten. 


Eigentlich ist der Roman auch gar kein Roman. Er ist ein Zeitzeugnis, eine Dokumentation, aufgehübscht mit einigen lesbaren Elementen. Es ist folgerichtig, dass der Roman sehr nüchtern gehalten ist und auch gar keinen Helden hat, sondern einen Mitläufer.  Immerhin klinkt sich Gottschalk, der Antiheld, eines Tages aus. Das ist vielleicht die weiterreichende Botschaft, sich ausklinken ist das Wenigste, was du du tun kannst. Das aber könnte eigentlich jeder! 


 Das Dokumentarische, das sich auch darin niederschlägt, dass viele Kampfhandlungen in langwierigen Passagen nachvollzogen werden, ist jedoch ermüdend. Morenga, die titelgebende Gestalt, spielt nur eine Nebenrolle. 


Ein Nachwort von Robert Habeck bringt keinen Gewinn. Es gibt keine Bereitschaft zur Übernahme politischer Verantwortung. Kein Eingeständnis nationaler und historischer Schuld. Kein Ausblick auf die jetztigen und künftigen Beziehungen, kein Wort zu Reparationszahlungen, zur Entwicklungspolitik. Da ist mehr als dürftig. 


 Fazit: Man kann dem Roman selber im Grunde keinen Vorwurf machen, sein Informationsgewinn ist unschlagbar, aber Timms Bindung ans bloß Beschreibende und die Fakten sowie die ausufernde Darstellung von Kriegshandlungen im Einzelnen haben mich oft an die Grenzen meines Interesses gebracht. 


 Kategorie: Politisches Buch. Sachdokudrama.
Dtv, 2020

Lena_AwkwardDangoss avatar
Lena_AwkwardDangosvor 7 Jahren
Kurzmeinung: Gut recherchierter Roman über die Kolonisation Südwestafrikas, ab und an ein bisschen zäh
Gut recherchierter Roman über die Kolonisation Südwestafrikas


Der Roman war eine Pflichtlektüre für mein Germanistikstudium, die ich Anfang des Monats beendet habe. Ich habe nur hin und wieder einige Seiten neben anderen Büchern gelesen, weshalb ich für Morenga ein bisschen länger gebraucht habe.


♥ Inhalt ♥

Deutsch-Südwestafrika, 1904. Beginn eines erbarmungslosen Kolonialkrieges, den das Deutsche Kaiserreich gegen aufständische Hereros und Hottentotten führt. An der Spitze der für ihre Freiheit kämpfenden Schwarzen steht Jakob Morenga, ein früherer Minenarbeiter. Was damals in dem heute unabhängigen Namibia geschah, hat Uwe Timm in einer geschickten Montage von historischen Dokumenten und fiktiven Aufzeichnungen zu einem grandiosen historischen Roman verdichtet

Text: dtv


♥ Cover & Ausstattung ♥

Ein mattes, hauptsächlich weißes Taschenbuch mit einem schlichten Cover. Die Abbildung zeigt wahrscheinlich ein Gemälde der Landschaft Namibias, in dem die Handlung des Romans spielt. Die schlichte Aufmachung fängt die Atmosphäre der Geschichte ein und gefällt mir recht gut.


♥ Meine Meinung ♥

Morenga erzählt die Geschichte der deutschen Kolonisation Südwestafrikas (heute: Namibia) und des jungen Veterinärs Gottschalk, der 1904 als Verstärkung gegen die Aufstände einreist. Die Geschichte seiner Reise beruht auf einer wahren Begebenheit, weshalb der Roman biografische Züge annimmt und hautnah von der Unterdrückung der Herero, den Eindrücken von Land und Kultur sowie den Lebensumständen in der Kolonie berichtet. Der recht naive Gottschalk findet sich Stück für Stück in seiner neuen Heimat zurecht, malt sich seine Zukunft dort aus, lernt sogar die Sprache der Herero zu sprechen und führt ein Tagebuch über seine Reiseeindrücke, dessen Einträge sich alle paar Seiten auch im Buch finden. Uwe Timm hat sein Werk gekonnt aus historischen Romanpassagen, Tagebucheinträgen und zeitgenössischen Berichten zusammengesetzt, die sich abwechseln und eine meist kontinuierliche Geschichte erzählen, sieh man von einigen Rückblenden ab. Die Tagebucheinträge sind dabei sehr interessant zu lesen und man merkt auf jeder Seite, wie unglaublich gut Timm recherchiert hat und wie athmosphärisch er die damaligen Ereignisse und Ansichtsweisen in seinen Worten einfangen kann.

Die Charaktere sind allesamt blass und ich konnte mir die zahlreichen Namen und Personen nicht wirklich merken, doch sie stehen einfach nicht im Vordergrund, sondern die historischen Ereignisse. Der einfache, nüchterne Schreibstil trägt einen nur so durch die Seiten. Die damaligen Grausamkeiten werden dabei teilweise sehr knapp zusammengefasst, sodass sie fast nebensächlich erscheinen, und das mit einem sehr sarkastischen Unterton, der dem Leser die damaligen Ansichten, Ungerechtigkeiten und die Willkür verdeutlichen soll. So gab es einige sehr interessante Passagen, in denen die Ansichten der Kolonisten absolut zeitgenössisch und ungeschönt dargestellt werden. Als einen großen Kritikpunkt sehe ich allerdings das Ungleichgewicht zwischen wichtigen und unwichtigen Plotelementen. Es wird sich seitenweise über Nebensächlichkeiten und -handlungen ausgelassen, während die eigentliche Geschichte ein bisschen vor sich hinplätschert. Gerade der Aufständische Jakob Morenga, nach dem dieses Buch benannt ist, taucht bis kurz vor Ende nicht auf und hat nur einen sehr komprimierten Auftritt. Das fand ich dann doch etwas enttäuschend angesichts der Tatsache, dass dieser Mann über ewige Kapitel hinweg gefürchtet und eine gewissen Spannung aufgebaut wird, was es wohl mit diesem Mann auf sich hat. Ich habe von solch einem Roman keine spannungsgeladene Action erwartet, allerdings zog es sich insgesamt ein wenig.


♥ Fazit ♥

Ein gut recherchierter, atmosphärischer Roman, der eine wahre Geschichte auf seine eigene Art und Weise verarbeitet. Der Mix aus Roman, Tagebuch und historischem Bericht hat mir sehr gefallen, mir die Geschichte Namibias viel näher gebracht und sie interessant aufgearbeitet. Wer eine unterhaltende, lustige oder actiongelade Lektüre sucht, ist hier an der falschen Adresse. Wer sich aber für die Geschichte der Kolonisation und namibias interessiert, wird hiermit ein wahres Goldstück in den Händen halten.


3,5/5

TinaGers avatar
TinaGervor 10 Jahren
Kurzmeinung: Meisterhafte Verknüpfung von Fiktion und Authentizität.
Morenga - Uwe Timm

Morenga ist der kühne Held, der das Unmögliche versucht. Er kämpft gegen die Kolonialisierung für sein Land. Uwe Timm erzählt den Aufstand der Herero in Deutsch-Südwestafrika. Ein historischer Roman, der mehr kann und will, als Vergangenes romantisch zu verklären, wie es das Genre leider oft macht. Timm reichert die Handlung um den jungen Veterinär Gottschalk mit originalen Dokumenten der Kaiserzeit an und schafft somit eine meisterhafte Verknüpfung von Fiktion und Authentizität, die mich in den Bann geschlagen hat. Mit Gottschalk, der sich eingangs noch eine Zukunft als Farmer ausmalt, erschafft Timm eine grandios unprätentiöse Hauptfigur, die mit großer Empathie und einem Schuss Verrücktheit durch eine Geschichte führt, die den grausamen Schrecken eines großangelegte Vernichtungsfeldzugs nicht ausspart. Nichts für schwache Nerven, dennoch unbedingte Leseempfehlung für historische Interessierte.

PaulTemples avatar
PaulTemplevor 14 Jahren
Rezension zu "Morenga" von Uwe Timm

Grundthematik dieses Romans ist die deutsche Kolonialherrschaft Anfang des 20. Jahrhunderts im heutigen Namibia, das damals den Namen "Deutsch-Südwestafrika" trug. Die dort ansässige indigene Bevölkerung, die Herero, werden brutal unterdrückt, rebellieren schließlich in einem großen Aufstand, der schließlich getreu der Maxime "ein toter Herero ist ein guter Herero" vollständig von den Deutschen niedergeschlagen wird - knapp 14000 Herero sterben dabei.
In diesem Kontext begleitet der Leser den jungen Veterinär Gottschalk, der sich freiwillig für den Dienst in Afrika gemeldet hat und insgeheim von einer idyllischen Farm in der Kolonie träumt. Doch je länger er in Afrika stationiert ist, desto mehr wächst sein Respekt und seine Bewunderung für die Eingeborenen. Er fängt an ihre Sprache zu lernen, beschäftigt sich immer mehr mit der indigenen Kultur und distanziert sich erst im geheimen, später dann immer offensichtlicher von der deutschen Militärbesatzung und ihrem Besatzungssystem.

Uwe Timm spickt den Roman auf brillante Weise mit originalen Dienstmeldungen, Befehlen und Dienstvorschriften der Kaiserzeit, welche die Absurdität der deutschen Kolonialgeschichte verdeutlichen.

Für Geschichtsinteressierte definitiv empfehlenswert. :)

Delfinflosses avatar
Delfinflossevor 4 Jahren
Kurzmeinung: Geschichtsunterricht und Roman in einem. Es forderte mir aber ein enormes Maß an Konzentration ab.

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Pressestimmen

Es gibt Bücher, die haben eine Wirkung. Es gibt Bücher, die haben lange Nachwirkungen. Und es gibt den Roman ›Morenga‹ von Uwe Timm.
Süddeutsche Zeitung

Geschickt macht er aus einem Geschichtsthema eine fesselnde Geschichte.
Walliser Bote

Uwe Timm mischt in seinem Roman geschickt seine fiktive Geschichte mit historischen Dokumenten.
Radio Transglobal – TIDE 96,0 Hamburg

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