Leidenschaft – Schreibung, Definition, Bedeutung, Etymologie, Synonyme, Beispiele | DWDS
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Leidenschaft, die

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GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Leidenschaft · Nominativ Plural: Leidenschaften
Aussprache 
Worttrennung Lei-den-schaft
Wortbildung  mit ›Leidenschaft‹ als Erstglied: leidenschaftlich · leidenschaftslos  ·  mit ›Leidenschaft‹ als Letztglied: Bauleidenschaft · Buchleidenschaft · Bücherleidenschaft · Jagdleidenschaft · Parteileidenschaft · Sammelleidenschaft · Sammlerleidenschaft · Spielleidenschaft · Theaterleidenschaft · Wettleidenschaft
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Bedeutungen

1.
überaus heftiges, ungestümes Gefühl, das von der Vernunft nicht kontrolliert werden kann
Beispiele:
eine feurige, brennende, blinde, kalte, ungezügelte, verborgene, dämonische, schöpferische, politische Leidenschaft
niedrige, entfesselte, verhängnisvolle Leidenschaften
etw. mit, ohne Leidenschaft tun
etw. entfesselt, entflammt, schürt, bändigt alle Leidenschaften
sie ist der Spielball ihrer Leidenschaften, lässt ihrer Leidenschaft freien Lauf
er ließ sich von der Leidenschaft des Spiels, Trunkes fortreißen
im Krieg wurden gefährliche Leidenschaften aufgewühlt
2.
überaus heftige Zuneigung, Liebe zu jmdm., Begierde
Grammatik: nur im Singular
Beispiele:
eine glühende, heftige, unbezwingliche, große, echte Leidenschaft für jmdn. empfinden
er wurde von einer heißen, feurigen, verzehrenden, stürmischen Leidenschaft (zu ihr) erfasst
er entbrannte in Leidenschaft
seine Leidenschaft für sie wurde immer stärker, war erloschen
3.
überaus heftige Neigung, sehr große Begeisterung für etw.
Grammatik: meist im Singular
Beispiele:
er hat eine (stille) Leidenschaft für gute Bücher, entdeckte seine Leidenschaft für Fußball
er betreibt die Jagd, das Briefmarkensammeln aus Leidenschaft, ist Angler aus Leidenschaft
einer Leidenschaft frönen
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
leiden · erleiden · Leiden · Leidenschaft · leidenschaftlich · leidlich
leiden Vb. ‘von körperlichem oder seelischem Schmerz gequält werden’, mit Akkusativ ‘etw. ausstehen müssen, ertragen, dulden, zulassen’, daher auch (bereits frühnhd.) jmdn., etw. (nicht) leiden können; ahd. līdan ‘ertragen, erdulden’ (Otfrid, 9. Jh., doch zuvor wohl schon gilīdan ‘mit jmdm. dulden’ für spätlat. compatī, 8. Jh. in St. Gallen), mhd. līden ‘ertragen, erdulden’ (vereinzelt ‘dulden’ ohne Akkusativobjekt), mnd. mnl. līden, nl. lijden, afries. lītha, schwed. lida, dän. lide ‘ertragen, dulden’. Das gemeingerm. Verb bedeutet ursprünglich ‘sich fortbewegen, gehen, vergehen’, so got. -leiþan (in Präfixbildungen), anord. līða (auch ‘dahingehen, sterben’; daneben spät ein schwaches Verb anord. līða ‘leiden, dulden’, unter mnd. Einfluß), asächs. līðan, aengl. līþan; Reste des alten Gebrauchs sind gleichfalls ahd. līdan im Sinne von ‘fahren, vergehen’ (8. Jh., meist in präfigierten Formen; hierzu wohl bereits langobard. līd in laib ‘geh ins Erbe!’, 7. Jh.), mhd. mnd. mnl. līden ‘gehen, vorübergehen’, nl. geleden Part. Prät. ‘vergangen, verflossen’, ferner schwed. lida, dän. lide ‘fortschreiten, vergehen’ (von der Zeit); s. auch leiten. Der im Ahd. zuerst nachzuweisende Bedeutungswandel setzt sich offenbar von Süden (alem., rheinfrk.) nach Norden durch, erreicht um 1300 die Küste und findet vom Nd. aus Eingang ins Nl., Fries. und in die nord. Sprachen. Diese semantische Entwicklung, die sich ebenso bei der später bezeugten Präfixbildung erleiden Vb. ‘etw. ertragen müssen, erdulden, durch etw. Schaden nehmen’ vollzieht (ahd. irlīdan ‘durchlaufen, bis zu Ende gehen, erreichen, fertigbringen’, 9. Jh., ‘durchstehen, erdulden’, um 1000, mhd. erlīden ‘bis zu Ende gehen, bestehen, erleben, ertragen’; vgl. got. usleiþan ‘weggehen, vergehen’), beruht vielleicht auf Einfluß der unter Leid (s. d.) dargestellten Wortgruppe, die jedoch etymologisch von leiden zu trennen ist. Da für germ. *līþan sichere Verwandte außerhalb des Germ. fehlen, bleibt sein Ursprung trotz mehrfacher Herleitungsversuche fraglich. Möglicherweise besteht ein Zusammenhang mit toch. AB lit- ‘fortgehen’, awest. raēθ- ‘sterben’, außerdem wird auf griech. ló͞itē (λοίτη) ‘Grab’, loité͞uein (λοιτεύειν) ‘begraben’ hingewiesen; dann wäre eine gemeinsame Wurzel ie. *leit(h)- ‘gehen, fortgehen, sterben’ anzunehmen. – Leiden n. ‘anhaltende Krankheit’, auch allgemeiner ‘Qual, Pein’, heute vor allem ‘seelischer Schmerz’, mhd. līden ‘Leiden Trübsal, Plage’; substantivierter Infinitiv des starken Verbs mhd. līden ‘ertragen, dulden’ (s. oben), der sich im Nhd. zunehmend verselbständigt (seit dem 18. Jh. wird dazu ein Plural gebildet), wohl begünstigt durch den biblischen Gebrauch; vgl. das Leiden Christi (häufig als Schwur- und Beteuerungsformel beim Leiden Gottes, Christi). Leidenschaft f. ‘intensive, das gesamte Verhalten bestimmende und vom Verstand nur schwer zu steuernde emotionale Reaktion’, namentlich ‘heftige Zuneigung zu einer Person, ausgeprägter Hang zu bestimmten Tätigkeiten oder Dingen’, Mitte des 17. Jhs. aufkommendes, jedoch erst im 18. Jh. geläufiges Übersetzungswort für frz. passion, auch für frz. passibilité (dieses eigentlich ‘Leidens-, Empfindungsfähigkeit’, vgl. lat. passio ‘Leiden’, spätlat. ‘Empfindsamkeit’, spätlat. passibilitās ‘Leidensfähigkeit’); Ableitung mit dem Kompositionssuffix -schaft (s. d.) vom substantivierten Infinitiv Leiden (wie Wissenschaft, s. d.); dazu leidenschaftlich Adj. ‘von Leidenschaft getrieben, überaus heftig, von starker Zuneigung, großer Begeisterung erfüllt’ (18. Jh.). leidlich Adj. ‘gerade noch zu dulden, erträglich, halbwegs gut’ (15. Jh.), spätmhd. līdelich ‘leidend, für körperliche Leiden empfänglich, geduldig’ (zu mhd. līden ‘ertragen, dulden’).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Dynamik · Eifer · Energie · Heftigkeit · Leidenschaft · Leidenschaftlichkeit · Passion · Tatkraft  ●  Feuer fig. · Herzblut fig. · Energeia fachspr., griechisch · Verve fachspr.
Oberbegriffe
Assoziationen

Hingabe · Leidenschaft · Liebe

(jemandes) Passion · Leidenschaft (für) · ausgeprägtes Interesse · großes Interesse · starkes Interesse
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Leidenschaft‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Leidenschaft‹.

Verwendungsbeispiele für ›Leidenschaft‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Schuhe, liebe Eva, zählen vermutlich auch zu Ihren modischen Leidenschaften. [Graudenz, Karlheinz u. Pappritz, Erica: Etikette neu, Berlin: Deutsche Buch-Gemeinschaft 1967 [1956], S. 150]
Mit der Leidenschaft eines zähen Kämpfers verbiß er sich in seine Idee. [Rhein, Eduard: Du und die Elektrizität, Berlin: Ullstein 1956 [1940], S. 345]
Du hast meine Leidenschaften, mein heißes Herz, mein wildes Blut. [Braun, Lily: Memoiren einer Sozialistin. In: Lehmstedt, Mark (Hg.) Deutsche Literatur von Frauen, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1909], S. 1227]
Das ist die große Leidenschaft des »Philosophen«, der sokratische »Eros«. [Natorp, Paul: Platons Ideenlehre. In: Philosophie von Platon bis Nietzsche, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1903], S. 6067]
Wie das so ist mit Leidenschaft: Sie schafft auch Leiden. [Die Zeit, 18.02.1999, Nr. 8]
Zitationshilfe
„Leidenschaft“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Leidenschaft>.

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