Bastian Pastewka

Es ist ein gutes Goodbye.

Mit der zehnten Staffel geht die Serie "Pastewka" zu Ende. Bei einem Pressegespräch berichtete Hauptdarsteller und Drehbuchautor Bastian Pastewka von den letzten Drehtagen und einem comedy-reifen Erlebnis in seinem echten Leben.

Bastian Pastewka

© Brainpool/Willi Weber

Das folgende Pressegespräch mit mehreren Journalisten fand im Dezember 2019 in Berlin statt, auch Schauspieler Dietrich Hollinderbäumer war dabei. Die zehnte und letzte Staffel von „Pastewka“ startet am 07. Februar beim Streaming-Dienst Amazon Prime. [Hier gibt es ein Interview mit Amazon Prime Video-Chef Christoph Schneider.]

Herr Pastewka, als Sie mit der Serie „Pastewka“ vom Free-TV-Sender Sat.1 zum Streaming-Anbieter Amazon gewechselt sind, hat sich da an der Arbeitsweise etwas geändert? Konnten Sie fortan ‚autonomer‘ agieren, weil Sie nicht mehr unter der Obhut von Fernsehredakteuren standen?

Bastian Pastewka: Wir haben zu jeder Zeit versucht, für Einflüsse von außen sehr offen zu sein und uns das auch anzuhören. Ich habe es immer verstanden, dass die Leute, die freundlicherweise ein Interesse an der Serie haben, sie vermarkten, bezahlen usw., wenn die sagen: ‚Wir hätten gern die ein oder andere Geschichte, die wir gern sehen oder die wir nicht gerne sehen würden.‘ Das ist für mich immer absolut ok.
Schwierig wird es, wenn man anfängt, über Gags zu diskutieren. Ein Versprecher-Satz wie in der neuen Staffel „Ist das nicht schädlich für Vagina… äh Veganer“ liest sich sehr schlecht – da fragt man sich, warum das lustig sein soll. Zu Sat.1-Zeiten habe ich in so einem Fall gesagt: Wir versuchen, es lustig zu machen und wenn es nicht klappt, können wir das immer noch rausschneiden. Das war immer der härteste Weg, aber da haben wir sehr schnell Überzeugungsarbeit geleistet. Es war nicht so, zumindest nach meiner Erinnerung, dass wir zu Sat.1-Zeiten immer jemand dagehabt hätten, der die ‚Polizei‘ gewesen wäre, und gesagt hätte: ‚Das kann man nicht machen.‘ Das hat es nicht gegeben.
Auch als unsere Quoten bei Sat.1 sanken, war es nicht so, dass irgendjemand kam und sagte: ‚Ist ja klar, das liegt daran, dass ihr dieses und jenes nicht gemacht habt‘ – das hat es nicht gegeben. Und bei Amazon es glücklicherweise genauso gewesen.
Ich verstehe aber immer, wenn jemand mit Kritik zu uns kommt. Ich freue mich auch darüber, weil ich denke: OK, sprechen wir doch darüber. Denn man ist ja selber total blind, wenn man irgendwann nur noch dreht, ein bisschen mitproduziert und schreibt. Ich freue mich immer, wenn jemand von außen etwas dazu sagt. Das ist vollkommen in Ordnung.

Kennen Sie die Abrufzahlen bei Amazon?

Pastewka: Nein.

Würden Sie sie gerne kennen?

Pastewka: Nein.

Dietrich Hollinderbäumer: Solange man ab und zu auf der Straße angequatscht wird – wir haben ja direkten Kontakt zum Publikum.

Pastewka: Eben. Speziell seit Staffel 8 kommen Menschen auf mich zu und sagen: ‚Toll, dass es weitergeht.‘ Kinder sprechen mich an auf der Straße, weil sie mich lustig und sympathisch finden und sagen: ‚Ich hab dich gesehen, du warst da mit dem Camping-Mobil unterwegs.‘ Worauf ich dann frage: ‚Äh, welche Folge hast du denn genau gesehen?‘ – man kommt plötzlich mit Kindern ins Gespräch. Ich habe sonst mit Kindern nichts zu tun, aber da freue ich mich. Das ist immer schön. Aber tatsächlich kenne ich die Zahlen nicht.

Zitiert

Wir hatten gerade erst angefangen, da ging schon die Heulerei los.

Bastian Pastewka

Nun heißt es, die zehnte „Pastewka“-Staffel ist die finale Staffel – wenn die Abruf-Zahlen stimmen würden, hätten Sie noch Potential? Oder ist es wirklich ein Schlussstrich?

Pastewka: Wir haben für uns entschieden, dass die zehnte Staffel wirklich die letzte ist. Und wenn Sie die letzte Folge anschauen, werden Sie auch erkennen, dass da ein wirklicher Schlusspunkt gesetzt ist. Das ist übrigens zum ersten Mal so, wir durften eine Staffel machen in dem Wissen: Es ist unsere letzte. Vorher gab es immer den Verdacht, es könnte sein, dass wir für immer in eine unbestimmte Pause gehen. Deshalb haben wir bei den vergangenen Staffeln am Ende immer etwas gemacht, was ein kleines Türchen nach hinten aufhält. Das ist diesmal nicht so und das haben wir sehr bewusst gemacht, weil wir für uns die Entscheidung getroffen haben, nach 15 Jahren, 10 Staffeln und 99 Folgen – und das passt für mich perfekt zum Geist der Serie, dass wir nicht zu 100 Prozent die 100 erreicht haben – dass wir Schluss machen. Das finde ich gut. Wie es weitergeht weiß man nicht, keine Ahnung. Aber es ist nichts geplant, was nach einer Fortsetzung schreit.

Wie war der letzte Drehtag?

Pastewka: Wir haben von Juni bis September gedreht und ich glaube, wir hatten zwischendurch schon immer ein wenig Abschiedsschmerz gehabt. Schon am fünften Drehtag hatten Teilnehmer des Ensembles ihren letzten Drehtag – wir hatten also gerade erst angefangen, da ging schon die Heulerei los (lacht). Wir haben es tatsächlich sehr zelebriert, weil jeder, auch von unseren Dauergästen, Claudia Rieschel, Peter Fricke, Michael Kessler, Anke Engelke, Hugo Egon Balder, René Steinke, alle Figuren, die zur Stammmannschaft gehören, irgendwann ihren letzten Tag hatten. Das haben wir für uns ausführlich, sehr geklärt, das war schon sehr stark und emotional – und dadurch auch sehr traurig.

Nach 15 Jahren „Pastewka“ – wie groß ist da der Phantomschmerz, wenn Schluss ist?

Pastewka: Ich kenne niemanden, der diese Erfahrung hat, 15 Jahre eine Rolle gespielt und dann aufgehört zu haben. Selbst Claus-Theo Gärtner spielt ja immer noch Matula. Ich weiß noch nicht, wen ich da fragen kann. Ich glaube die „Lindenstraße“ lacht uns aus, wenn sie im März 2020 zu Ende geht. Die hatte ja deutlich mehr Folgen.
Ich kann nur beim Betrachten dieser Staffel sagen, ich bin froh dass wir gemeinsam die Serie auf diese Weise verabschiedet haben. Ich glaube, es bleibt dann kein Phantomschmerz zurück. Nach der letzten Folge wird man glaube ich verstehen, was wir über die Jahre so angesammelt haben und hatten und das ist ein gutes Goodbye. Das fühlt sich auch besser an, als würde man noch eine Notstaffel hinten dran machen.

Die Serie war ja in gewisser weise Ihre zweite Persönlichkeit…

Pastewka: Meine Persönlichkeit kann ich von der Rolle nicht mehr trennen. Es passieren noch sehr oft Dinge in meinem Leben, wo ich denke, das könnte jetzt auch eine „Pastewka“-Folge sein. Eine Begebenheit, die mir wirklich passiert ist: Ich war am Potsdamer Platz in den Arkaden in einem Fast Foot-Restaurant, habe dort eine Kleinigkeit gegessen. Da kommt der Typ, dem der Laden gehört und sagt: Pass auf, wir machen einen Deal: „Wenn Sie mir Martina Hill vorstellen, dürfen Sie Ihr Leben lang bei mir umsonst essen.“ Ich habe das später meinen Autoren erzählt, ich dachte, das ist fantastisch als Anfang für eine „Pastewka“-Folge. Aber ich habe ihm gesagt: „Ich kann das nicht, ich kann jetzt nicht Martina Hill irgendwohin…“ Im wahren Leben habe ich drei Tage später Martina Hill getroffen, bei einer Veranstaltung. Und ich stand vor ihr und habe noch überlegt, vielleicht frage ich sie… weil du weißt ja nicht, wie lange die Sendung noch läuft, kriegst aber am Potsdamer Platz immer eine Bratwurst. Wir haben es dann leider nicht zu einer Pastewka-Folge gemacht. Aber solange mir solche Geschichten passieren, denke ich: Wir hatten irgendwie Recht mit unserer Serie.

Sie sind als Schauspieler vor allem im Humor-Fach bekannt und erfolgreich. Beneiden Sie manche Kollegen, die zwischen Humor und ernstem Fach wechseln? Oder könnten Sie sich das auch für sich selbst vorstellen?

Pastewka: Also, wenn „Der Untergang“ fortgesetzt wird, werde ich nicht angerufen. Das ist aber OK. Ich bin Komiker und Spaßmacher, bin mit diesen vielen Rollen bekannt geworden und dann ist es klar, dass man mich nicht für einen „Tatort“-Kommissar fragt. Ganz sicher nicht.

Dietrich Hollinderbäumer: Ich sehe das anders, gerade mit Blick auf „Morgen hör‘ ich auf“, das hat mir sehr gefallen.
Man wird so leicht in eine Schublade gesteckt. Ich glaube, wir alle machen verschiedene Rollen. Das ist ein Glück. Es gibt Leute, die dürfen das nicht machen, aber wir dürfen andere Sachen spielen. Bastian hat auch diesen schönen Film gemacht „Mutter muss weg“, das war eine ernste Rolle. Jerry Lewis hat mal gesagt: Comedy comes out of pain. Unser Humor ist ja bedingt von Selbstironie, der Fähigkeit, sich selbst ironisch zu betrachten. Die Themen sind immer ernst, auch bei „Pastewka“, es sind immer ernste Konflikte. Und ich glaube nicht, dass wir das immer so spielen nach dem Motto „guck mal wie lustig wir sind“, dann fällt das durch.

Bastian Pastewka mit Dietrich Hollinderländer und Matthias Matschke in der 10. "Pastewka"-Staffel © Brainpool/FrankDicks

Bastian Pastewka mit Dietrich Hollinderbäumer und Matthias Matschke in „Pastewka“ © Brainpool/FrankDicks

Welche Serien schauen Sie selbst bei Amazon Prime?

Pastewka: Ich freue mich auf „The Marvelous Mis Mazle“, ich habe die ersten zwei Staffeln in einem Rutsch gesehen und war komplett begeistert. Dann habe ich bei Amazon auch Unter-Kanäle wie Amazon-Circus gebucht. Weil dort seltene, sehr alte, britische Krimiserien laufen, die nie synchronisiert wurden, mit Untertiteln. So etwas schaue ich mir momentan gern an. Ich habe ein großes Faible für „Inspector Morse“.

Als „Pastewka“ zu Amazon wechselte, war das Medien-Echo, dass in die Serie mehr Drama hineingekommen ist, weniger Sitcom und mehr ‚Dramedy‘. War das Ihrer Meinung nach eine richtige Entscheidung, mehr Ernsthaftigkeit reinzubringen?

Pastewka: Ich würde sagen, ja. Wir haben, wenn man genau schaut, in Staffel 6 & 7 das angelegt, was wir dann in 8, 9 und 10 fortgeführt haben. In der ersten Hälfte der Serie hatten wir das Abenteuer der Woche, der Prominente der Woche, der Kochkurs der Woche … Aber wir haben irgendwann gemerkt: Unsere Figuren, je mehr wir sie spielen, desto mehr verlieren sie diese Zweidimensionalität, es sind plötzlich richtige Charaktere. Und irgendwann habe ich festgestellt, bei der siebten Staffel: Wir haben drei Folgen, wo die Anne am Schluss dem Bastian eine scheuert und zornig rausrennt – und in der nächsten Folge ist wieder alles bei Null. Da haben wir uns gefragt: Wie sehen die Zwischenräume aus, wie sieht das aus, was zwischen diesen zwei Folgen vorgefallen ist? Haben die sich versöhnt, hat Bastian ihr ein Angebot gemacht? – Wir haben also irgendwann gesagt: Wir wollen mal sehen, wie das ist, wenn der Bastian ohne seine Anne voranschreitet.
Die Fans haben uns das erst mal mit einem großen Fragezeichen quittiert. Aber dazu haben wir ja, unter anderem, die zehnte Staffel gemacht – vielleicht könnte es da nochmal vorsichtig zu einer Annäherung kommen.

Amazon ist ein sehr großes Unternehmen mit vielen Unternehmenszweigen, von denen manche auch Kritik hervorrufen. Gibt es eine Auseinandersetzung mit der Kritik an Amazon, oder ist es eine komplette Identifikation mit dem Unternehmen?

Pastewka: Die Kritik an all dem, was da ist, die muss man ernst nehmen. Aber es hat kein Echo auf unsere Serie. Wir müssen in dieser Sekunde halt versuchen, unsere kleine Geschichte so gut wie möglich zu schreiben, zu drehen, zu schneiden, zu produzieren usw. Das sind zwei verschiedene Felder.

Und Sie persönlich: Setzen Sie sich kritisch damit auseinander?

Pastewka: Ja, als Betrachter des Ganzen.

3 Kommentare zu “Es ist ein gutes Goodbye.”

  1. olaf (RBB-Netz) |

    ja, es wirkt ein bisschen so als würde man nix eigenes auf die reihe kriegen – so viele interviews gibt’s hier ja sonst auch nicht. sind die etwa auch geklaut?

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  2. Frau Shakira |

    Bitte keine Abschriften von Pressekonferenzen. Danke.

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    1. M.S. |

      Danke, Shakira. Für den Kommi – sehe ich genauso.

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