Buch über Carl von Württemberg
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Neues Buch 

Hommage an den Herzog: Neues Buch über Carl von Württemberg

Friedrichshafen / Lesedauer: 5 min

Ein neues Buch würdigt das Leben des verstorbenen Carl von Württemberg. Der langjährige Weggefährte Andreas Narr hat das Buch anhand persönlicher Gespräche geschrieben.
Veröffentlicht:05.05.2024, 17:00

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„Sein Leben war ihm Verpflichtung“ - unter diesem Titel ist ein dickes, reich bebildertes Buch über Carl Herzog von Württemberg erschienen. Anhand von persönlichen Gesprächen und Interviews mit langjährigen Weggefährten zeichnet der Autor Andreas Narr das Bild einer facettenreichen, starken Persönlichkeit, deren Bedeutung für Friedrichshafen und das Land Baden-Württemberg nicht hoch genug zu schätzen ist.

Als Angehöriger des Hochadels, als Ehemann und Vater, Unternehmer und Mäzen hat Carl Herzog von Württemberg wichtige Funktionen wahrgenommen und seinem Einfluss auf verschiedenen Gebieten geltend gemacht.

Ursprünglich war Biografie geplant

„Der Tradition verbunden, der Zukunft zugewandt“, so sah er seine Rolle und danach richtete er sein Handeln aus. In der Nachfolge der Könige von Württemberg und als Chef des Hauses Württemberg lagen ihm Institutionen und Traditionen des Landes besonders am Herzen. Er pflegte den Austausch mit Politikern, Wirtschaftsbossen, Kirchenvertretern und engagierte sich in zahlreichen sozialen Projekten. Obwohl er sich gelegentlich als Monarchist bezeichnete, achtete er die Demokratie und ihre Repräsentanten. Seinen Nächsten begegnete er mit Wohlwollen und Offenheit.

Ursprünglich sollte es eine Biografie geben, wie Andreas Narr, ehemals Chef des SWR-Studios in Tübingen, bei der Vorstellung des Buches im Schloss Friedrichshafen sagte. Doch der Tod des Herzogs am 7. Juni 2022 vereitelte das Vorhaben. Statt der geplanten zehn Interviews mit ihm seien nur noch zwei zustande gekommen. Um das Vorhaben nicht ganz scheitern zu lassen, sei er mit Herzog Michael, dem zweitältesten Sohn von Carl Herzog, übereingekommen, langjährige Weggefährten seines Vaters zu Wort kommen zu lassen. So wurde das Buch zwar keine autorisierte Biografie, sondern eine posthume Würdigung seiner Person aus ganz verschiedenen Blickrichtungen.

Carl Herzog von Württemberg.
Carl Herzog von Württemberg. (Foto: Felix Kästle)

Eingangs kommt der Autor selbst zu Wort und beschreibt seine Annäherung an Carl Herzog von Württemberg. Im ersten Interview erzählt dieser von seiner Kindheit und Jugend. Am 1. August 1936 in Friedrichshafen geboren, wurde er zunächst von Hauslehrern unterrichtet und kam ins Internat nach St. Blasien, wo es ihn aber nicht lange hielt. Das Abitur machte er 1957 am Gymnasium in Riedlingen an der Donau und studierte danach in Tübingen Rechtswissenschaft.

1960 wurde Carl zum Erbprinz

Einen Abschluss konnte er nicht machen, denn der Vater nahm ihn vorzeitig in die Pflicht. Nachdem sein älterer Bruder Ludwig auf die Nachfolge als Chef des Hauses Württemberg verzichtete, rückte Carl in der Erbfolge auf und wurde 1960 zum „Erbprinz“ erkoren. Im selben Jahr heiratete er Diane von Orleans, eine französische Prinzessin aus dem Hause Bourbon. Auf seine künftigen Aufgaben sollte er sich nicht an der Uni, sondern in der Familie und im Unternehmen Hofkammer vorbereiten.

Als Herzog Carl Anfang der 1970er Jahre die Verantwortung übernahm, begegneten sie sich zum ersten Mal: Carl Herzog von Württemberg und Martin Herzog. „Er war mein bester Freund“, sagt der ehemalige Oberbürgermeister von Friedrichshafen. Bei der Buchvorstellung sitzt er mit seiner Frau in der ersten Reihe. „Wir haben uns zu allen möglichen Themen ausgetauscht und festgestellt, dass wir oft einer Meinung sind“, sagt Herzog im Buch.

Weggefährten melden sich zu Wort

Die eine oder andere Episode weiß er zu berichten: etwa vom Bau des Uferwegs am Schloss, von einem Treffen mit Ministerpräsident Späth im Schloss Altshausen als es um die Zukunft des Regionalflughafens ging oder von Besuchen auf seiner Farm in Namibia. „Es wäre ein Segen, wenn die Welt mehrere solcher hätte wie Herzog Carl“, so Martin Herzog, der als einer der wenigen Weggefährten mit ihm per Du war.

Kurt König, gebürtiger Friedrichshafener, und von 1987 bis 2014 Bürgermeister von Altshausen, war mit ihm zwar nicht per Du, aber eng mit der Familie verbunden. Ihn hat er vor allem als „unglaublich liebenswerter und warmherziger Mensch“ beeindruckt.

Er hatte im klares Wertefundament und war ein weitblickender Gestalter.

Erwin Teufel

Manchmal ging er ins Altenheim und besuchte die Leute. Er lud Schüler ein, nahm aktiv am Gemeindeleben teil, unterstützte Vereine und die Kirche. Als 1989 die erste Flüchtlingswelle kam, baute der Herzog Carl ein Sechs-Familien-Haus für Geflüchtete und finanzierte zusätzlich eine Sozialarbeiter-Stelle. „Ich sehe jeden Menschen als Menschen an und versuche, mit jedem Menschen ins Gespräch zu kommen“, war seine Devise. „Er hatte im klares Wertefundament und war ein weitblickender Gestalter“, schreibt der ehemalige Ministerpräsident Erwin Teufel.

Persönlicher Schicksalsschlag 2018

Als 2018 sein ältester Sohn Friedrich bei einem Autounfall ums Leben kam, war das der härteste Einschnitt in seinem Leben. Mit 82 Jahren musste er diesen Verlust verkraften und die Nachfolge im Haus Württemberg neu regeln. Die Tradition des Hauses gab ihm dabei die Leitlinie vor. Sein Enkel Wilhelm, der älteste Sohn von Herzog Friedrich, sollte in seine Fußstapfen treten. Wie groß diese sind, weiß der heutige Chef des Hauses Württemberg. „Es sind große Fußstapfen“, schreibt der 29-Jährige im Vorwort.

In dem 250 Seiten dicken, großformatigen Buch kommen neben Herzogin Diane, Sohn Michael und Enkel Wilhelm auch der Präsident der Hofkammer, Henrik M. Lingenhölin, zwei Bischöfe, der Ortspfarrer von Altshausen sowie Weggefährten aus Politik, Wirtschaft, Finanz-, Bildungs- und Stiftungswesen zu Wort. Beeindruckend sind die Bilder, von denen die meisten aus dem Privatarchiv des Hauses Württemberg stammen und zum ersten Mal veröffentlicht werden.


Info zum Buch: Andreas Narr, Carl Herzog von Württemberg. Sein Leben war ihm Verpflichtung, a ramp book Reutlingen 2024. Herausgeber: Hofkammer des Hauses Württemberg, Friedrichshafen. ISBN: 978-3-948046-99-6. Preis 79 Euro.