H�lderlin, Friedrich, Gedichte, Gedichte 1800-1804, [Hymnen], Patmos [Ans�tze zur letzten Fassung] - Zeno.org

Patmos

[191] Dem Landgrafen von Homburg


[Ans�tze zur letzten Fassung]


Voll G�t ist; keiner aber fasset

Allein Gott.

Wo aber Gefahr ist, w�chst

Das Rettende auch.

Im Finstern wohnen

Die Adler, und furchtlos gehen

Im Tagewerk die S�hne der Alpen �ber den Abgrund weg

Auf leichtgebaueten Br�cken.

Drum, da geh�uft sind rings, um Klarheit,

Die Gipfel der Zeit,

Und die Liebsten nahe wohnen, sehnsuchtsvoll, ermattet, auf

Getrenntesten Bergen,

So gib unschuldig Wasser,

O Fittige gib uns, treuesten Sinns

Hin�berzugehn und wiederzukehren.


So sprach ich, da entf�hrte

Mich k�nstlicher, denn ich vermutet,

Und weit, wohin ich nimmer

Zu kommen gedacht, ein Genius mich

Vom eigenen Haus. Es kleideten sich

Im Zwielicht, Menschen �hnlich, da ich ging,

Der schattige Wald

Und die sehns�chtigen B�che

Der Heimat; nimmer kannt ich die L�nder.[192]

Viel aber mitgelitten erfahren haben wir, Merkzeichen viel. So

In frischem Glanze, geheimnisvoll,

In goldenem Rauche bl�hte

Schnellaufgewachsen,

Herzlich erkannt, mit Schritten der Sonne,

Von tausend Tischen duftend, jetzt,


Mir Asia auf und geblendet ganz

Sucht eins ich, das ich kennete, denn nie gew�hnt hatt

Ich mich solch breiter Gassen, wo herab

Vom Tmolus aus f�hrt,

Ein unzerbrechlich Zeug, der goldgeschm�ckte Paktol

Und Taurus stehet und Messogis, und von Gew�rzen

Fast schl�frig der Garten,


Vom Jordan fern und Nazareth

Und fern vom See, an Capernaum, wo sie ihn

Gesucht, und Galil�a die L�fte, und von Cana.

Eine Weile bleib ich, sprach er. Also wie mit Tropfen, heiligen,

Stillte er das Seufzen des Lichts, das durstigem Tier war oder

Dem Schreien des Huhns �hnlich, jenes Tages, als um Syrien, verbl�ht,

Gewimmert der get�teten Kindlein heimatliche

Anmut wohlredend im Verschwinden, und des T�ufers[193]

Sein Haupt st�rzt und, das goldene, lag une�barer und unverwelklicher Schrift gleich

Sichtbar auf trockener Sch�ssel. Wie Feuer, in St�dten, t�dlichliebend

Sind Gottes Stimmen. Brennend ist aber, gewi�lich

Das gleich behalten, im Gro�en das Gro�e.

Nie eine Weide. Da� einer

Bleibet im Anfang. Jetzt aber

Geht dieses wieder, wie sonst.


Johannes. Christus. Diesen, ein

Lasttr�ger, m�cht ich singen, gleich dem Herkules, oder

Der Insel, welche gebannet, und angebl�mt, sinnreich, erfrischend,

Die benachbarte mit kalten Meereswassern aus der W�ste

Der Flut, der weiten, Peleus. Aber nicht

Genug. Anders ist es ein Schicksal. Wundervoller.

Reicher, zu singen. Unabsehlich

Seit dem die Fabel. Und auch m�cht

Ich die Fahrt der Edelleute nach

Jerusalem, und wie Schwanen der Schiffe Gang und das Leiden irrend in Canossa, brennendhei�,

Und den Heinrich singen. Aber da� uranfangs

Der Mut nicht selber mich aussetze. Schauen, m�ssen wir mit Schl�ssen,

Der Erfindung, vorher. Denn teuer ists,

Das Angesicht des Teuersten. N�mlich Leiden f�rbt

Die Reinheit dieses, die rein


Ist wie ein Schwert. Damals sah aber

Der achtsame Mann

Das Angesicht des Gottes,

Da, beim Geheimnisse des Weinstocks, sie

Zusammensa�en, zu der Stunde des Gastmahls,

Als in der gro�en Seele, wohlausw�hlend, den Tod[194]

Aussprach der Herr, und die letzte Liebe, denn nie genug

Hatt er, von G�te, zu sagen

Der Worte, damals, und zu bejahn schneewei�. Aber nachher

Sein Licht war Tod. Denn begrifflos ist das Z�rnen der Welt, namlos.

Das aber erkannt er. Alles ist gut. Drauf starb er.

Es sahen aber, geb�ckt, desunerachtet, vor Gott die Gestalt

Des Verleugnenden, wie wenn

Ein Jahrhundert sich biegt, nachdenklich, in der Freude der Wahrheit

Noch zuletzt die Freunde,


Doch aber mu�ten sie trauern, nun, da

Es Abend worden. N�mlich meistens ist rein

Zu sein ein Geschick, ein Leben, das ein Herz hat,

Vor solchem Angesicht, und dauert �ber die H�lfte.

Zu meiden aber ist viel. Zu viel aber

Der Liebe, wo Anbetung ist,

Ist gefahrreich, triffet am meisten. Aber jene nicht

Von Tr�nen und Schl�fen des Herrn wollten

Lassen und der Heimat. Eingeboren, gl�hend

Wie Feuer rot war im Eisen das. Und schadend das Angesicht des Gottes wirklich

Wie eine Seuche ging zur Seite, der Schatte des Lieben.

Drum sandt er ihnen

Den Geist, und freilich bebte

Das Haus und die Wetter Gottes rollten

Ferndonnernd, M�nner schaffend, zornige, wie wenn Drachenz�hne, pr�chtigen Schicksals,

Quelle:
Friedrich H�lderlin: S�mtliche Werke. 6 B�nde, Band 2, Stuttgart 1953, S. 191-195.
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