Angerer: "Weltklasse-Athletin" vor Karriereende in Portland :: DFB - Deutscher Fußball-Bund e.V.

Angerer: "Weltklasse-Athletin" vor Karriereende in Portland

Als Michelle Betos, die Torhüterin von Thorns FC, erfuhr, dass die deutsche Nationaltorhüterin Nadine Angerer ihre neue Teamkollegin wird, hatten schon die ersten Gruselgeschichten die Runde gemacht. "Eine von den Mädels hat sie vor allen anderen in der Kabine gesehen. Und sie hat nur gesagt: 'Habt ihr Nadine schon gesehen? Sie ist so groß! Das ist echt gruselig!'", erinnert sich Betos. "Als wir am Anfang der Vorbereitung nach Arizona gekommen sind, hab ich dann diese große, irgendwie furchteinflößende Frau erwartet. Aber natürlich war sie ganz anders."

Am Ende der NWSL-Saison 2015 wird Nadine Angerer ihre Fußballschuhe an den Nagel hängen. Ihre Titelsammlung: Zwei Mal Weltmeister, fünf Mal Europameister, der UEFA Women’s Cup, vier deutsche Pokale. Nebenbei noch der Rekord für die meisten Minuten ohne Gegentor bei einer Weltmeisterschaft. Egal, welche Maßstäbe man setzt: Angerer ist die erfolgreichste Torhüterin in der Geschichte des Frauenfußballs.

Sinclair: "Auf dem Platz ist sie ganz anders als privat"

Nadine Angerer hat zwei Seiten, die ihre Mitspielerinnen in den letzten zwei Jahren kennenlernen konnten. "Auf dem Platz ist sie ganz anders als privat", sagte Stürmerin Christine Sinclair, eine ihrer engsten Freundinnen in der Mannschaft. "Abseits des Platzes ist sie komplett verrückt, man würde nie denken, dass sie eine Weltklasse-Athletin und wahrscheinlich die beste Torhüterin der Welt ist. Aber sobald man sie im Tor sieht, hat sie einen Schalter umgelegt und sie kann dir echt Angst machen. Bevor ich sie kannte, war sie eine der wenigen Torhüterinnen, die wirklich einschüchternd waren, aber jetzt wo ich sie kenne, denke ich mir nur: 'So ist sie wirklich gar nicht!'"

Angerers Fokus und Intensität auf dem Platz und ihre Gelassenheit im Privatleben sind ein großer Grund dafür, dass sich ihre Mitspielerinnen immer wieder an sie wenden, wenn sie Rat brauchen. "Sie ist einfach eine super Freundin", sagte Betos. "Wir haben sehr ähnliche Ansichten über das Spiel. Wir sind beide richtig leidenschaftlich, das ist etwas, das wir teilen. Und wir haben gerne Spaß. Ich denke, dass unsere Dynamik wichtig für das Team ist, und auf dem Platz habe ich jeden Tag eine der besten Spielerinnen der Welt vor mir, die mich pusht."

Angerers Geschichte in Portland begann jedoch schon früher – als sie während der Weltmeisterschaft 2003 in den USA herumreiste. Die Rosenstadt hinterließ einen bleibenden Eindruck bei der damals 25-Jährigen. "Portland ist anders als der Rest der USA", sagte Angerer. "Viele Leute haben mich gefragt, ob ich es mir vorstellen könnte, in den USA zu leben. Und ich habe gesagt: 'Nein, aber Portland könnte ich mir vorstellen." Die deutsche Nationalspielerin liebt alles an Portland, von den offenen Menschen bis hin zu den Restaurants und Cafés, die überall zu finden sind. Das größte Lob hebt sie sich jedoch für die Fans von Thorns FC auf, die für sie im Frauenfußball einzigartig sind. "Sinc hat zu mir gesagt: 'Warte, bis du die Fans siehst', und ich habe mir gedacht: 'Was soll daran so besonders sein?'", erinnert sich Angerer. "Und dann bin ich raus auf den Platz und mir war klar, was so besonders ist."

Angerer: "Kein Verein der Welt hat solche Fans wie wir hier in Portland"

"Ich hab bei vielen Vereinen auf der ganzen Welt gespielt – in Australien, Deutschland, Schweden und hier – und ich habe so viele Einsätze in der Nationalmannschaft, aber kein anderer Verein der Welt hat solche Fans wie wir hier in Portland. Es ist unglaublich, vor diesen Fans zu spielen." Am Ende der NWSL-Saison 2015 wird Angerer sich von den Fans und dem Spiel verabschieden, dem sie so viel Zeit ihres Lebens gewidmet hat. Obwohl sie noch fit ist und im Zenit ihrer Karriere steht, findet Angerer, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um eine neue Phase ihres Lebens zu starten.

"Ich könnte locker noch zwei oder drei Jahre spielen. Sogar meine Nationalmannschaftstrainerin hat versucht, mich zu überreden. Meine Mitspielerinnen aus der Nationalmannschaft auch. Ich glaube, das ist der beste Zeitpunkt, um aufzuhören – wenn Leute dich noch überreden wollen, weiterzumachen." Das war auch während der Weltmeisterschaft 2015 klar, als Angerer bis zum Spiel um den dritten Platz gegen England im Tor der deutschen Nationalmannschaft stand. Ihre Paraden waren Mal um Mal entscheidend, der gehaltene Elfmeter im Viertelfinale gegen Frankreich sicherte Deutschland das Weiterkommen ins Halbfinale gegen die USA.

Obwohl sie, wie sie auch selbst sagt, noch weiterspielen könnte, freut Angerer sich auf die nächste Herausforderung in ihrer Fußballkarriere: Trainerin sein. "Ich würde wirklich gerne Torwarttrainerin werden", sagt sie. Nächstes Jahr will sie die Trainingseinheiten von Torhütern bei verschiedenen Herren- und Frauenvereinen kennenlernen und dann in Deutschland an ihrer Trainerlizenz arbeiten. "Ich habe meinen eigenen Stil. Ich habe meine eigenen Ideen und meine eigene Philosophie, ich will aber trotzdem andere Wege kennenlernen", erklärt sie.

Betos, die zwei Jahre von Angerer lernen konnte, spricht von ihr schon wie von einer Mentorin. "Manchmal ist sie wie ein zweiter Trainer", sagte Betos. "Ihr ist die Position und der Sport so wichtig. Letztes Jahr haben wir mit deutschen Trainingsmethoden gearbeitet, das waren Sachen, die ich noch nie gemacht habe, aber ich habe sofort Verbesserungen in meinem Spiel gesehen." Angerer freut sich auf ihre Zukunft im Sport, aber Portland und die Thorns zu verlassen fällt ihr auch schwer. "Portland hat mir so viel gegeben, und gibt mir immer noch viel. Ich bin mir sicher, dass ich zurückkomme – auch wenn es nur im Urlaub ist!"

Zur englischen Originalquelle auf der Hompage der Portland Thorns gelangen Sie hier.

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Als Michelle Betos, die Torhüterin von Thorns FC, erfuhr, dass die deutsche Nationaltorhüterin Nadine Angerer ihre neue Teamkollegin wird, hatten schon die ersten Gruselgeschichten die Runde gemacht. "Eine von den Mädels hat sie vor allen anderen in der Kabine gesehen. Und sie hat nur gesagt: 'Habt ihr Nadine schon gesehen? Sie ist so groß! Das ist echt gruselig!'", erinnert sich Betos. "Als wir am Anfang der Vorbereitung nach Arizona gekommen sind, hab ich dann diese große, irgendwie furchteinflößende Frau erwartet. Aber natürlich war sie ganz anders."

Am Ende der NWSL-Saison 2015 wird Nadine Angerer ihre Fußballschuhe an den Nagel hängen. Ihre Titelsammlung: Zwei Mal Weltmeister, fünf Mal Europameister, der UEFA Women’s Cup, vier deutsche Pokale. Nebenbei noch der Rekord für die meisten Minuten ohne Gegentor bei einer Weltmeisterschaft. Egal, welche Maßstäbe man setzt: Angerer ist die erfolgreichste Torhüterin in der Geschichte des Frauenfußballs.

Sinclair: "Auf dem Platz ist sie ganz anders als privat"

Nadine Angerer hat zwei Seiten, die ihre Mitspielerinnen in den letzten zwei Jahren kennenlernen konnten. "Auf dem Platz ist sie ganz anders als privat", sagte Stürmerin Christine Sinclair, eine ihrer engsten Freundinnen in der Mannschaft. "Abseits des Platzes ist sie komplett verrückt, man würde nie denken, dass sie eine Weltklasse-Athletin und wahrscheinlich die beste Torhüterin der Welt ist. Aber sobald man sie im Tor sieht, hat sie einen Schalter umgelegt und sie kann dir echt Angst machen. Bevor ich sie kannte, war sie eine der wenigen Torhüterinnen, die wirklich einschüchternd waren, aber jetzt wo ich sie kenne, denke ich mir nur: 'So ist sie wirklich gar nicht!'"

Angerers Fokus und Intensität auf dem Platz und ihre Gelassenheit im Privatleben sind ein großer Grund dafür, dass sich ihre Mitspielerinnen immer wieder an sie wenden, wenn sie Rat brauchen. "Sie ist einfach eine super Freundin", sagte Betos. "Wir haben sehr ähnliche Ansichten über das Spiel. Wir sind beide richtig leidenschaftlich, das ist etwas, das wir teilen. Und wir haben gerne Spaß. Ich denke, dass unsere Dynamik wichtig für das Team ist, und auf dem Platz habe ich jeden Tag eine der besten Spielerinnen der Welt vor mir, die mich pusht."

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Angerers Geschichte in Portland begann jedoch schon früher – als sie während der Weltmeisterschaft 2003 in den USA herumreiste. Die Rosenstadt hinterließ einen bleibenden Eindruck bei der damals 25-Jährigen. "Portland ist anders als der Rest der USA", sagte Angerer. "Viele Leute haben mich gefragt, ob ich es mir vorstellen könnte, in den USA zu leben. Und ich habe gesagt: 'Nein, aber Portland könnte ich mir vorstellen." Die deutsche Nationalspielerin liebt alles an Portland, von den offenen Menschen bis hin zu den Restaurants und Cafés, die überall zu finden sind. Das größte Lob hebt sie sich jedoch für die Fans von Thorns FC auf, die für sie im Frauenfußball einzigartig sind. "Sinc hat zu mir gesagt: 'Warte, bis du die Fans siehst', und ich habe mir gedacht: 'Was soll daran so besonders sein?'", erinnert sich Angerer. "Und dann bin ich raus auf den Platz und mir war klar, was so besonders ist."

Angerer: "Kein Verein der Welt hat solche Fans wie wir hier in Portland"

"Ich hab bei vielen Vereinen auf der ganzen Welt gespielt – in Australien, Deutschland, Schweden und hier – und ich habe so viele Einsätze in der Nationalmannschaft, aber kein anderer Verein der Welt hat solche Fans wie wir hier in Portland. Es ist unglaublich, vor diesen Fans zu spielen." Am Ende der NWSL-Saison 2015 wird Angerer sich von den Fans und dem Spiel verabschieden, dem sie so viel Zeit ihres Lebens gewidmet hat. Obwohl sie noch fit ist und im Zenit ihrer Karriere steht, findet Angerer, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um eine neue Phase ihres Lebens zu starten.

"Ich könnte locker noch zwei oder drei Jahre spielen. Sogar meine Nationalmannschaftstrainerin hat versucht, mich zu überreden. Meine Mitspielerinnen aus der Nationalmannschaft auch. Ich glaube, das ist der beste Zeitpunkt, um aufzuhören – wenn Leute dich noch überreden wollen, weiterzumachen." Das war auch während der Weltmeisterschaft 2015 klar, als Angerer bis zum Spiel um den dritten Platz gegen England im Tor der deutschen Nationalmannschaft stand. Ihre Paraden waren Mal um Mal entscheidend, der gehaltene Elfmeter im Viertelfinale gegen Frankreich sicherte Deutschland das Weiterkommen ins Halbfinale gegen die USA.

Obwohl sie, wie sie auch selbst sagt, noch weiterspielen könnte, freut Angerer sich auf die nächste Herausforderung in ihrer Fußballkarriere: Trainerin sein. "Ich würde wirklich gerne Torwarttrainerin werden", sagt sie. Nächstes Jahr will sie die Trainingseinheiten von Torhütern bei verschiedenen Herren- und Frauenvereinen kennenlernen und dann in Deutschland an ihrer Trainerlizenz arbeiten. "Ich habe meinen eigenen Stil. Ich habe meine eigenen Ideen und meine eigene Philosophie, ich will aber trotzdem andere Wege kennenlernen", erklärt sie.

Betos, die zwei Jahre von Angerer lernen konnte, spricht von ihr schon wie von einer Mentorin. "Manchmal ist sie wie ein zweiter Trainer", sagte Betos. "Ihr ist die Position und der Sport so wichtig. Letztes Jahr haben wir mit deutschen Trainingsmethoden gearbeitet, das waren Sachen, die ich noch nie gemacht habe, aber ich habe sofort Verbesserungen in meinem Spiel gesehen." Angerer freut sich auf ihre Zukunft im Sport, aber Portland und die Thorns zu verlassen fällt ihr auch schwer. "Portland hat mir so viel gegeben, und gibt mir immer noch viel. Ich bin mir sicher, dass ich zurückkomme – auch wenn es nur im Urlaub ist!"

Zur englischen Originalquelle auf der Hompage der Portland Thorns gelangen Sie hier.