Ein toter Mann und einer im Koma. Die Trauer der Witwen h�lt sich in Grenzen. Die anf�nglichen Rivalinnen m�ssen sich zusammenraufen, um nicht im Kittchen zu landen. Urs Eggers h�chst vergn�gliche schwarze Beziehungskom�die aus Wien, in der es neben Lisa Martinek als Frau Selbstkontrolle und Nina Proll als Miss Sexus noch mehr zu entdecken gibt als „Pretty Woman“-like Garderoben und Hitchcock-verd�chtige Blondinen-Frisuren.
Foto: ZDF / Oliver RothNoch ist der treulose Gatte munter... Uwe Ochsenknecht und Lisa Martinek
Vermeintlich abgeschmackt beginnt diese Kom�die aus Wien. Da ahnt man noch nicht, dass das gedoppelte Crescendo, hier ein Symphonieorchester mit einer Violinenvirtuosin, dort ein kleiner Hans Wurst, der sich und sein Zwitscherl zum Orgasmus rammelt, dem Erz�hlprinzip dieses filmischen Beziehungsreigens entspricht, in dem es stets zu einer Duplizit�t von Ereignissen kommt. Alle drei haben eines gemeinsam: eine fade Ehe. Der Vierte im Bunde, der Mann der Geliebten, f�llt bald aus: Autounfall – Exitus. Die werte Gattin, Sexy-Hexy Ilona, ist nicht ganz unschuldig. Auch die Million�rin mit der Geige hat keinen unbetr�chtlichen Anteil daran, dass ihr treuloser Ehemann im Koma liegt. Im Affekt schubste sie ihren Frederik so ungl�cklich, dass er hochkant aus dem Fenster eines Hochhauses flog.
Gezwungenerma�en m�ssen sich die einstigen Rivalinnen zusammenraufen. Denn zwei Kommissare ermitteln in zwei F�llen. Also sagen sie so aus, dass sie sich gegenseitig ein Alibi verschaffen. Seltsam findet das die Polizei schon: die eine hat ein Verh�ltnis mit dem Mann der anderen, und die wiederum f�hrt den Mann der Nebenbuhlerin tot. „Das widerspricht jeder Wahrscheinlichkeit!“, wei� Kommissarin Jablonski. Ihr Kollege himmelt derweil die sch�ne Musikerin an, die ihrerseits den Lieblingsspruch ihres G�nnergatten zum Besten gibt: „Sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht.“ Ende der Vernehmung! Doch dann erwacht der Spr�cheklopfer aus dem Koma und hat den Fenstersturz genauestens vor Augen.
Foto: ZDF / Oliver RothAu�er der Farbe nicht viel gemeinsam: die Rivalinnen (Lisa Martinek & Nina Proll)
„B�ses Erwachen“ erz�hlt eine aberwitzige Geschichte �ber seltsame Freundschaften und noch seltsamere Beziehungen. Der Film entwickelt sich zunehmend zu einer schwarzen Kom�die, die an die tragikomischen Versuchsanordnungen des franz�sischen Filmemachers Bertrand Blier („Zu sch�n f�r dich“) erinnert. Moral leistet sich in der b�rgerlichen Gesellschaft kaum noch einer. Jeder beschei�t jeden. Vor allem der treulose Ehemann kann von seinem liebgewordenen Ritual nicht lassen. Er hat nichts dazu gelernt – seine Frau schon!
So nimmt die Geschichte gegen Ende noch ein paar Umschw�nge – und Drehbuchautor Michel sorgt f�r ausgleichende Gerechtigkeit. Der Film ist h�chst vergn�glich, mal derb, mal schr�g, mal b�se – bleibt aber im Rahmen der ZDF-Prime-Time. Lisa Martinek und Nina Proll geben ein k�stliches Duo: Frau Selbstkontrolle und Miss Sexus – da gibt es mehr zu entdecken als „Pretty Woman“-like Garderoben und Hitchcock-verd�chtige Blondinen-Frisuren. Und Regisseur Urs Egger sorgt mit einer klaren Filmsprache f�r gutes Timing und pr�zisen Witz. „Wir suchten Bilder, die die Figuren fast klinisch beobachten, aber auch den Druck rhythmisieren, unter dem sie stehen“, betont der Grimme-Preistr�ger.
Foto: ZDF / Oliver RothEs wird ein b�ses Erwachen f�r den Ehemann geben. Ochsenknecht, Martinek, Proll
Rainer Tittelbach arbeitet als TV-Kritiker & Medienjournalist. Er war 25 Jahre Grimme-Juror, ist FSF-Pr�fer und betreibt seit 2009 tittelbach.tv. Mehr
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