Wild Things
Sex, Lügen und Mord. An einer Highschool in Florida geht es heiß zur Sache.
Originaltitel
Wild Things
Regie
Dauer
108 Min.
Kinostart
20.08.1998
Genre
FSK
16
Produktionsland
Cast & Crew
Ray Duquette
Sam Lombardo
Suzie Toller
Kelly Van Ryan
Gloria Perez
Ken Bowden
Sandra Van Ryan
Tom Baxter
Richterin Sylvia B. Waxman
Frankie Condo
Jimmy Leach
Det. Bryce Hunter
Art Maddox
Redaktionskritik
Es ist heiß in Florida, und das bezieht sich nicht nur aufs Wetter: Matt Dillon, Neve Campell und Kevin Bacon strampeln in einem diabolischen Netz aus Sex, Lügen und Mord.
Zu den bis heute nicht verbindlich geklärten Fragen der Menschheit gehört auch diese: Was machen eigentlich all jene Kinobesucher, die nach Ende des Films nicht einfach den Saal verlassen, sondern den Abspann bis zum Ende durchstehen? Zählen sie die Stuntleute? Überprüfen sie, ob der Hauptdarsteller einen neuen Toupet-Designer hat? Oder sind sie nur selig entschlummert? Im Fall von “Wild Things³ fällt die Antwort leicht: Sie schauen sich das Werk bis zu seinem tatsächlichen Ende an um sicherzugehen, daß sie keine der verblüffenden Wendungen verpassen.Schon mit der Eröffnungssequenz, die unheilverkündend blickende Alligatoren in der Schönheit der Sümpfe Floridas präsentiert, macht Regisseur John McNaughton klar, daß er die Oberfläche vor allem schätzt, weil sich darunter etwas extrem Bissiges, Destruktives verbergen könnte. Dieser Dialektik entsprechend werden in der ersten Hälfte des Films vorwiegend Klischees bestätigt. Man lernt das Universitätsstädtchen Blue Bay kennen, wo sich die Oberschicht nach Gutsherrenart sinnlich schwitzend eingerichtet hat, wo aber auch die Klasse des white trash in schedderigen Wohnwagen am Rande von Müllhalden vegetiert. Dann schreibt Sportlehrer Sam Lombardo “sex crime³ an eine Tafel, um so den Vortrag zweier örtlicher Polizisten anzukündigen.<P>“Was versteht man unter einem Sexualverbrechen?³ fragt Detective Ray Duquette eingangs. Einer der Schüler antwortet: “Kein Mädchen abzukriegen.³ Die Kamera steht in dieser und anderen Szenen ihren Mann. Wie erigiert blickt sie etwa auf Denise Richards, die eine höhere Tochter namens Kelly Van Ryan spielt; starrt gebannt auf ihr nasses T-Shirt und ihre Shorts, folgt ihren Bewegungen in Lombardos Haus, nachdem sie dessen Jeep gewaschen hat.Wenige Schnitte später hat der bis dahin beliebte Lehrer eine Anklage wegen Vergewaltigung am Hals obwohl es dafür keine körperlichen Anzeichen gibt. Lombardo, so behauptet die laszive Schülerin, hätte beim Mißbrauch damit geprotzt, daß ihn junge Mädchen nicht zum Orgasmus bringen können.<P>Zur Gerichtsverhandlung kommt es, weil eine weitere Studentin, die tätowierte Dosenbiertrinkerin Suzie Toller (“Scream³-Queen Neve Campbell), ebenfalls behauptet, von Lombardo vergewaltigt worden zu sein mit fast identischen Worten. Im Kreuzverhör zeigt sich allerdings, daß beide Aussagen abgesprochen waren. Der Lehrer erhält für seinen lädierten Ruf und den verlorenen Job eine millionenschwere Entschädigung von Kellys Mutter Sandra Van Ryan, die Blue Bay quasi beherrscht und mit der Lom-bardo in früheren Gigolo-Zeiten ein Verhältnis hatte. Nachdem sich die heimliche Seilschaft Kelly, Suzie und Lombardo zur Siegesfeier in einem Motel getroffen hat, geht der Film aber erst richtig los.<P>“Wild Things³ ist ein kleines, ziemlich dreckiges Meisterwerk. Mit der Impertinenz eines Losverkäufers formt Regisseur John McNaughton bekannt geworden durch die Psychostudie “Henry: Portrait of a Serial Killer³ und die Mafia-Cop-Komödie “Sein Name ist Mad Dog³ seinen Thriller in des Wortes ursprünglicher Bedeutung: als extremes, überwürztes, jedes Alltagsleben vergessen lassendes Jahrmarktvergnügen.<P>Was anfangs wie ein Kommentar zur sexuellen Belästigung und ökonomischen Abhängigkeit von Frauen aussieht, mutiert serpentinenartig zu einem Komplott, in dem immer mehr und immer andere Beteiligte mitmischen: Freunde werden brutal belogen, betrogen und ermordet, die sexuellen Identitäten als Heterosexueller oder Lesbe und die Beweggründe für das eigene Verhalten leichtfüßig gewechselt.<P>Plot-Profis dürften wohl bis zu fünf der geschätzten acht überraschenden Wendungen vorhersagen können. Für all jene, die nicht ganz so erfahren sind, liefert McNaughton im Abspann jene Bilder nach, die inhaltliche Lücken plausibel schließen um dann, wenn wirklich alle Namen auf der Leinwand erschienen sind, die Schraube noch ein wenig fester anzuziehen.Gesteigert wird der Spaß noch durch die respektlosen schauspielerischen Leistungen. Die Darsteller agieren, als stünden sie neben sich und würden sich darüber köstlich amüsieren allen voran Bill Murray als Lombardos schlitzohriger Anwalt. Als Manko erscheinen lediglich einige groteske Anschlußfehler und die Tatsache, daß eine gleichgeschlechtliche Duschszene im fertigen Film nicht mehr vorkommt: Das Studio hatte angeblich Angst vor den Reaktionen puritanisch eingestellter Kinobesucher in den USA. Doch selbst das könnte zu McNaughtons Strategie gehören: Wenn Trash fehlerfrei ist, das weiß er, ist es kein Trash mehr. <P>Dieser Film könnte Ihnen gefallen, wenn Sie <B>Angel Heart</B> und <B>Basic Instinct</B> mochten.<P>Helmut Ziegler
Community-Kritiken zu Wild Things