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Punk-Opa hat Geburtstag

Zu Iggy Pops 70.: So erinnert sich seine Berliner Freundin an den Star

Waren ein Liebespaar: Iggy Pop und Esther Friedman
Waren ein Liebespaar: Iggy Pop und Esther Friedman Foto: Esther Friedman

Als Iggy Pop in Berlin lebte, waren sie sieben Jahre ein Liebespaar. Zu seinem 70. Geburtstag erinnert sich Esther Friedman an die gemeinsame Zeit mit der lebenden Punkrock-Legende.

Kaum einer dachte, dass er mit seinem Lebenswandel, dem Drogenkonsum und den exzentrischen Bühnenshows so alt wird. Doch am 21. April feiert „Iggy Pop“ alias James Osterberg, der „Godfather of Punk“, seinen 70. Geburtstag.

Die Fotografin Esther Friedman, die mit Iggy Pop in den Siebzigerjahren wilde Zeiten in West-Berlin erlebte und dokumentierte, erstaunt das nicht: „Alle betonen zu sehr seine exzentrischen Auftritte, aber er hatte schon immer seriöse Seiten“, erinnert sie sich im B.Z.-Gespräch.

Markenzeichen nackter Oberkörper: Iggy Pop (Foto: REUTERS)
Markenzeichen nackter Oberkörper: Iggy Pop (Foto: REUTERS) Foto: DB/YH

Friedmann: „Seine wilden Zeiten sind doch auch längst vorbei.“

Zum Geburtstag würden sie sich nie anrufen, aber wenn sie ihn erreichen müsse, dann sei das möglich.

Living next door to Iggy

Sieben Jahre lang waren Esther und Jim, wie sie ihn nennt, ein Paar. Sie wohnten mit David Bowie in der Hauptstraße 155 in Schöneberg, sie im Hinterhaus und Bowie im Vorderhaus.

Beide Musiker hatten Drogenprobleme und wollten ausgerechnet in Berlin davon loskommen. „Die wussten wirklich nicht, dass es hier Drogen gibt, so kamen sie vom Regen in die Traufe“, sagt Friedman. Das sei nicht immer einfach gewesen.

Beide haben jedoch viel gearbeitet, in den Hansa-Studios Superhits wie „The Passenger, „Lust for Life“ und „Heroes“ aufgenommen.

Bierchen mit David Bowie

„Unser Alltag war normal, eher spießig und langweilig, wir lebten zurückgezogen. Manchmal habe ich Kochbücher aus der Bibliothek geholt, wenn wir Heimweh nach bestimmten Gerichten hatten, und sie zubereitet“, erzählt Friedman, die Amerikanerin ist und in Frankfurt wohnt.

Verstohlene Blicke auf Iggy Pop in der Bülowstraße, 1978
Verstohlene Blicke auf Iggy Pop in der Bülowstraße, 1978 (Foto: Knesebeck Verlag) Foto: Knesebeck Verlag

Sie betont, dass Iggy Pop privat ein sehr ruhiger Typ ist, viel liest. Mit Bowie habe er damals gern Bier in der Kneipe „Die letzte Haltestelle“ getrunken, sei dort lieber gewesen als im „Anderen Ufer“.

„Spießiger und langweiliger Alltag“

Alles in West-Berlin sei für Iggy Pop ein Erlebnis gewesen, er konnte ungestört durch die Straßen gehen, „kam nach hause und erzählte begeistert, er hätte in einem Hinterhof eine echte Kuh gesehen. Oder Geschäfte entdeckt, wo es komische karierte Hemden für zwei Mark gibt“.

Esther Friedman, die auch seine Tournee-Fotografin war, lernte Iggy 1976 kennen, sie war 23, er 29. Lachend sagt sie: „Ich war sehr verliebt in Jim. Und habe kein einziges gescheites Foto von David Bowie gemacht, weil ich immer nur ihn fotografiert habe.“ Die private Seite von Jim mochte sie als Motiv besonders.

Auch Backstage an seiner Seite

„Das Nackte und Exzessive war eben die Iggy-Pop-Show. Daran musste ich mich erst gewöhnen. Schlimmer war es, wenn er sich auf der Bühne verletzte und blutete. Ich wollte gleich einen Arzt rufen, doch niemand hat sich Backstage sonderlich aufgeregt.“

James Osterberg alias Iggy Pop wartet 1978 auf die U-Bahn am Kleistpark
James Osterberg alias Iggy Pop wartet 1978 auf die U-Bahn am Kleistpark (Foto: Knesebeck Verlag) Foto: Knesebeck Verlag

Heute gibt es, ihrer Ansicht nach, diese Trennung zwischen James Osterberg und Iggy Pop nicht mehr. „Sie ist nach wie vor begeistert von seiner Stimme und Musik. Live sei er unschlagbar. Die weltweit ausverkauften Konzerte des US-Musikers geben ihr recht. Sogar „VW“ hat Iggy Pops 40 Jahre alten Super-Hit „The Passenger“ für die Werbung entdeckt.

Esther Friedman wünscht sich nicht nur zu seinem 70. Geburtstag, „dass für Iggy alles so gut weiterläuft wie bisher. Bei vielen in seinem Alter ist die Party over, bei ihm geht sie weiter.“

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