Großer Madron (942 m)
Pfadfindertour von Flintsbach durch die Wolfsschlucht
Der Große Madron ist ein echter Liebhaberberg für alle, die gerne auf einsamen Steigen wandern. Übermäßig viel Aussicht gibt es oben zwar nicht, aber dafür ein ruhiges Plätzchen zum Entspannen. Mit etwas Glück hat man es für sich allein, denn es steigen wirklich nur sehr wenige hinauf. (Stand: )
Vom Tal aus bildet der Große Madron mit seiner zylinderähnlichen Form und den nach drei Seiten steil abfallenden Felswänden eine stattliche Erscheinung. Dennoch nehmen ihn viele allenfalls als eine Art Hintergrundkulisse des Petersbergs wahr.Der Kleine Madron mit der Kirche St. Peter ist nämlich trotz seiner geringeren Höhe der bedeutendere der zwei Berge.Die von Sondengängern und Wallfahrern in seinem Umkreis gemachten Lesefunde, überwiegend Münzen und Keramikscherben, reichen von der Bronze- über die Römerzeit bis ins Mittelalter. Sie lassen ein gewisses Siedlungskontinuum vermuten. Bisher kamen bei den Ausgrabungen auf dem Petersberg allerdings lediglich die Fundamente des mittelalterlichen Klosters zum Vorschein, keine eindeutigen Spuren von Gebäuden einer prähistorischen oder antiken Höhensiedlung.
Auf den Spuren eines Gebietskenners
Bei der Recherche stieß ich auf einen alten Wanderbericht des Rosenheimer Bergsteigers Dr. Julius Mayr (1855–1935), der den meisten wohl vor allem wegen des nach ihm benannten Klettersteigs am Brünnstein bekannt sein dürfte. Mayr wanderte um 1900 auf den Großen Madron. Zwischen seinen blumigen Worten verbergen sich ein paar interessante Details.Schon damals war der Gipfel dicht bewaldet und wurde nur selten besucht.Mayr erwähnte außerdem das Hämmern eines Steinmetzes. Der mittlerweile stillgelegte Steinbruch an der Rachelwand war zu seiner Zeit also noch aktiv. Wer weiß, vielleicht kamen bereits die Steine des Klosters und der beiden Falkensteinburgen aus der Rachelwand. Der zugewachsene Bruch dort ist heute kaum mehr als solcher erkennbar. Seine Wände sind bei Kletterern beliebt.
Dagegen wird der überdimensionale Steinbruch Rauscher bei Fischbach am Fuße des Großen Madrons wohl ein dauerhafter Schandfleck in der Landschaft bleiben. Er lieferte ursprünglich Mauersteine und versorgte wohl auch einen Kalkofen. Das Bayerische Landesamt für Umwelt ordnet ihn als bedeutendes Geotop ein. Schöner macht ihn das aber nicht. Auf der Wanderung kann sich jeder selbst ein Bild davon machen. Beide Steinbrüche liegen am Weg.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Die kurze, wenig anstrengende Runde über den Madron eignet sich gut für die Übergangszeit oder als ausgiebige Feierabendtour. Ein halber Tag reicht leicht aus, wobei es mehrere Möglichkeiten gäbe, die Wanderung noch zu verlängern.Die vorgeschlagene Aufstiegsroute erfordert zumindest an einigen Stellen eine Pfadfindernase, ist ansonsten aber einfach. Teilweise kann es batzig sein. Zurück geht es auf beschilderten und befestigten Wanderwegen.
Wegbeschreibung
Talweg über Falkenstein nach Fischbach
Das Erste, was am Bahnhof Flintsbach auffällt, ist das Kircherl oben auf dem Petersberg. Dahinter erhebt sich der Große Madron. Am Fuße des Petersbergs steht die sanierte Burgruine Unter-Falkenstein. Wir überqueren südwestlich des Bahnhofs die Kufsteiner Straße und begeben uns dann zum großen Wanderparkplatz unterhalb der Ruine1. Ihre Besichtigung spart man sich am besten für den Rückweg auf.
Am schnellsten ginge es nun auf dem Petersbergweg zum Madron, doch die Strecke über die Wolfsschlucht ist abwechslungsreicher. Dazu muss man links zwischen den paar Häusern von Falkenstein hindurch und anschließend auf einem breiten Weg am Waldsaum entlang, bis nach einem Kilometer der aufgelassene Rauscherbruch kommt.
Geotipp: Einige Kilometer südöstlich von Flintsbach befindet sich neben der Autobahn der sehenswerte Fischbacher Gletschergarten. Das Geotop entstand durch den Inn-Gletscher, der dort einen Buckel aus hartem Wettersteinkalk überformte. Der wellenförmige Gletscherschliff besteht aus Rundhöckern und Gletschertöpfen. Er zählt innerhalb der Geotope des bayerischen Alpenraums zu den herausragendsten.
Durch die Wolfsschlucht
Am Ende des Steinbruchs wenden wir uns links nach Fischbach und zweigen schon wenige Meter weiter beim Wegweiser rechts über den Bach zur Wolfsschlucht ab.
Nach einer Reihe von Fischteichen führt ein wurzeliger Steig mit Stufen und Brücken durch die Wolfsschlucht2. Die Raibler Schichten gestalteten darin ein unterhaltsames Felslabyrinth mit kleinen Auswitterungshöhlen. Überall plätschern Wasserfälle herab.
Leider erreicht man recht schnell das obere Ende der Wolfsschlucht, wo der Steig in eine Forststraße mündet.
Schleichwege zum Großen Madron
Wir folgen der Forststraße oberhalb der Wolfsschlucht nur gut hundert Meter und wechseln kurz nach einer Gabelung rechts auf einen unbezeichneten Trampelpfad.Die Forststraße würde zwar letztlich auch zum Madron führen, wäre aber ein erheblicher Umweg.Der Pfad schlängelt sich durch lichten Wald und passiert eine markante Felswand mit einer Nische3, gefolgt von einem ebenen Absatz. Danach geht es geradeaus durch den Hang bis zu einer sumpfigen Stelle, der man rechts ausweicht. Bei einem kuriosen Baumtor kreuzt ein etwas breiterer Weg. Auf diesem links hinaus zur Lichtung beim Bauer am Berg. Über die Lichtung verläuft die Kiesstraße zur Hohen Asten.
Von der Kiesstraße muss man zum Großen Madron gleich wieder spitz rechts zurück in den Wald. Das Gewirr aus Rückewegen dort auf dem letzten Stück kann für Verwirrung sorgen. Richtig ist immer der stärker ansteigende. So landet man bald auf der Gipfelkuppe4. Das Kreuz und der Aussichtsplatz liegen an ihrer Südspitze.
Der seit 1163 urkundlich fassbare Madron oder Matron, bei Apian Madra geschrieben, lateinisch Maderanus genannt, könnte einer der ältesten Bergnamen des Inntals sein. Ernst Quitzmann, der kein Sprachwissenschaftler war, vermutete dahinter das althochdeutsche Madal für einen Versammlungsort, ohne die gewagte These plausibel zu begründen. Als volksetymologisch gilt die Idee von Anton Wessinger, der Name stamme von Bergmähder ab. Laut den renommierten Flurnamenforschern Ludwig Steinberger, Karl Finsterwalder und Peter Anreiter dürft ein vorromanisches Wort für eine schroffe Erhebung dahinterstecken. Dieses könnte auch noch im ladinischen Matru und in Matrei fortleben. Mehr Info
Abstecher auf den Petersberg
Nach dem Abstieg vom Großen Madron gibt es verschiedene Möglichkeiten. Wer noch ein paar zusätzliche Höhenmeter verträgt, könnte weiter zur Hohen Asten wandern oder über die Riesenkopfalm zum Großen Riesenkopf aufsteigen.Auf jeden Fall eine gute Wahl ist es, im Anschluss an den Großen Madron auch bei seinem kleinen Bruder, dem Petersberg, vorbeizuschauen. Wir wandern dazu nordwärts über die Freifläche zum Bauer am Berg5.
Hundert Meter nach dem Bauernhaus gibt es rechter Hand eine winzige Lichtung. Von dieser leitet ein teils in den Fels geschlagener, etwas exponierter Steig in ein paar Minuten zum Petersberg6 hinauf. Verpasst man diese Steinerne Stiege, nimmt man einfach ein Stück weiter die Serpentinenstraße.
Oben steht die schlichte Kirche St. Peter am Madron. Im Kern ist sie romanisch. Die ehemalige Propstei neben der Kirche, in der früher der Verwalter lebte, wird als Gasthaus genutzt.
Rückweg über den Wagnerberg
Der Abstieg vom Petersberg erfolgt auf der Serpentinenstraße. Unten muss man spitz rechts. An der ersten Kurve der Kiesstraße empfiehlt es sich, links auf den beschilderten Weg über den Wagnerberg7 abzuzweigen. Das ist die schönere Strecke nach Flintsbach.
Der Hof am Wagnerberg gehörte übrigens zusammen mit dem Bauer am Berg sowie den beiden Astenhöfen dem Kloster und später der Propstei auf dem Petersberg.Bei Interesse wäre vom Wagnerberg ein Abstecher zu dem versteckten Burgstall der Rachelburg möglich, dem Vorgängerbau von Unter-Falkenstein. Unweit der Mauerreste liegt außerdem die mehrere Zehnermeter tiefe Rachelschlucht.Nach dem Wagner am Berg führt der Weg zügig talwärts. Schon fast ganz unten rinnt der Philosophenfall herab, der sich aus dem Maigraben speist.
Zuletzt geht es am verbauten Bachbett des Maigrabens entlang und dann rechts im Schatten der Rachelwand an dem eingangs erwähnten Steinbruch vorbei. So gelangen wir schließlich wieder zurück zum Ausgangspunkt bei der Ruine Falkenstein.