The Good Thief
The Good Thief

Diese Seite durchsuchen:

The Good Thief – Elliot Goldenthal

Nach seinem sehr melodisch-temperamentvollen, mit dem Oscar ausgezeichneten Score zu Frida legte uns Elliot Goldenthal mit seiner Filmmusik zum Krimi-Drama The Good Thief von Neil Jordan einen jazzigen, düster-romantischen, in manchen Teilen auch von experimentellem Klangdesign geprägten Score vor. Der Film startete am 9. Oktober in den deutschen Kinos und erzählt vor der glamourösen Kulisse Südfrankreichs die Geschichte des drogenabhängigen, alternden Gauner Bob Montagnet (Nick Nolte), der zusammen mit einigen Komplizen seinen wohl letzten großen Coup plant – einen Gemälderaub im Casino von Monte Carlo. Die exzellenten schauspielerischen Leistungen der Darsteller (besonders hervorzuheben sind hier Nick Nolte und die Newcomerin Nutsa Kukhianidze) und Jordans souveräne, ausgeklügelte Inszenierung machen diesen Film zu einem echten Geheimtipp.

 

Auch Elliot Goldenthals von französischem Flair angehauchte musikalische Untermalung kann sich durchaus hören lassen, passend zu den ästhetischen, formvollendeten Bildern des Films entstand eine größtenteils ruhige und getragene Klangschöpfung, ein poetischer, sowie auch ausdrucksstarker Film Noir-Score. Stilvoll verbindet Goldenthal schwermütig-melancholische Parts für Klavier, Saxophon und Mundharmonika (vereinzelt auch begleitet von einem kleinen Streichorchester) mit exotischer Jazz-Perkussion und fast albtraumhaft wirkendem, sphärischem Synthesizereinsatz. Im ersten Score-Track „Lucky Eyes" wird sogleich das reizvolle, von Mundharmonika und leisem Klavier vorgetragene Hauptmotiv präsentiert, das für die zerschundene Persönlichkeit der Hauptfigur steht. Auch die leidenschaftliche „Ouverture Francais" hält, was der ansprechende Titel des Stücks verspricht und glänzt mit wunderschönem Solo-Klavier und dramatischer Streicher- und Bassbegleitung. Den Höhepunkt des Scores bildet wohl der süßliche „Waltz for Anna", das Sekundärthema für die Prostituierte Anne, in dem Goldenthals mysteriös-romantische Seite hörbar wird, bekannt aus Final Fantasy („The Kiss") und auch Interview with the Vampire.

 

Im direkten Kontrast zu den sehr melodischen und wohlklingenden Passagen des Scores stehen die etwas extravaganter gestalteteren Stücke wie „Snake 5" oder auch „36 Hadjini Street" - hier bestimmen dissonante, mitunter auch sehr aggressive perkussive Einlagen, verzerrte E-Gitarren-Klänge und viel Synthesizer das Klangbild. Hier zeigt sich jedoch „Snake 5" als wesentlich weniger interessant als die anderen Stücke des Scores. Nur ein einziger, immer wiederkehrender, monotoner Rhythmus unterlegt mit verschiedenen Synthetik-Klangeffekten über eine Spieldauer von mehr als drei Minuten sorgt nicht gerade für beste Unterhaltung. „36 Hadjini Street" klingt besagtem Track zwar nicht unähnlich, kann aber durch häufige Rhythmuswechsel, arabisch anmutende Gitarren-Einsprengsel und deutlich bissigere und abwechslungsreichere Perkussion überzeugen. Auch von recht schroffer und beklemmender Natur sind „Endorphin Spoon" (das im Film den schmerzhaften Heroinentzug des Protagonisten untermalt) und „Confession To JC With Love", in denen Goldenthal ein schräg und gequält klingendes Saxophon einsetzt, kombiniert mit düsterer Synthesizer-Klangcollage.

 

Im letzten und mit mehr als 8 Minuten Spieldauer auch längsten Cue des Scores, „Redemption Rehearsal", schimmert nun auch Goldenthals markant-kompromissloser Stil durch; das Stück beginnt mit einer traurigen Klaviermelodie, die im Verlauf des Stücks auch von Streichern und Mundharmonika variiert wird (rhythmisch begleitet von E-Gitarre und leiser Perkussion), geht ca. ab Minute 4 in einen klimaktischen, orchestralen Höhepunkt über und endet in einem Goldenthal-typischen, absteigenden 4-Noten-Motiv, sanft intoniert von einer Harfe. Nun entspannt sich die Stimmung des Tracks wieder und schafft mit meditativen Elektronik-Klangflächen eine gelassene, wohlige Atmosphäre, die den Score mit einem angenehmen Gefühl von Zufriedenheit abschließt.

 

Leider ist Goldenthals Score auf der CD mit nur etwa 25 Minuten vertreten, der Rest der CD ist mit diversen Songs aus dem Film, unter anderem von Interpreten wie Cheb Kaled, Leonard Cohen, Johnny Hallyday und Rachid Taha gefüllt. Auch der recht schöne, von Goldenthal arrangierte Song „That´s Life" (gesungen von Bono) befindet sich mit auf dem Soundtrack. Klanglich steht alles zum Besten und auch die Auswahl der Songs kann durchaus als gelungen bezeichnet werden, da die Songs im Film eine tragende Rolle spielen und es sich hier glücklicherweise nicht um Dutzendware à la „inspired by the Motion Picture" handelt. Ein äußerst negativer Aspekt der Veröffentlichung ist jedoch der sehr unglücklich geratene Albumsschnitt. So wurde zwischen allen Score-Tracks ein Song platziert, nur jedes zweite Stück stammt von Goldenthal – somit gerät der Hörfluss ins Stocken, einzige Abhilfe bietet hier die Programmiertaste des CD-Players.

 

Abschließend lässt sich sagen, dass uns hier zwar keine hervorragende, aber dennoch sehr originelle und hörenswerte Filmmusik Goldenthals vorliegt, die vor allem durch ihre Eleganz und ihre expressive, ausgeprägte Tonsprache besticht. Im Resultat ist The Good Thief trotz einiger Schwächen nicht nur für Fans des Komponisten eine lohnende Anschaffung, auch Freunde ausgewogener Melodik, die bisher nichts mit Goldenthals avantgardistischem Stil anfangen konnten, kommen dieses Mal auf ihre Kosten. Die qualitativ hochwertigen Songs tun ihr Übriges und verhelfen dem Album zu einer Wertung von 4 Sternen und dadurch auch zu einer klaren Empfehlung.

 

Sebastian Schwittay, 01.11.2003

 

 

I. Die Musik

4 von 6 Punkten

 

 

I. Die Alben

 

-CD-

 

Spielzeit:

1 von 6 Punkten

 

Klangqualität:

4 von 6 Punkten

 

Schnitt:

2 von 6 Punkten

 

Begleittexte:

3 von 6 Punkten

 

Unterhaltung:

4 von 6 Punkten

 

Anspruch:

4 von 6 Punkten