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Clara Zetkin (1857–1933)

Sozialistin, Pazifistin und Kämpferin für die Rechte von Frauen

Als eine der bedeutendsten Vertreterinnen der Arbeiterbewegung und der proletarischen Frauenbewegung in Deutschland und Europa kämpfte Clara Zetkin vor allem für die gesellschaftlichen Rechte und für die ökonomische Unabhängigkeit der Frauen. Der mitreißenden Rednerin und politischen Aktivistin gelang es, zu überzeugen – auch in ihrer Partei, der SPD. 1891 nahm diese die Gleichberechtigung der Frauen in das Parteiprogramm auf, 1895 stellte die SPD-Fraktion im Reichstag den Antrag auf ein allgemeines, gleiches und direktes Wahlrecht auch für Frauen. Nachhaltig wirkte Clara Zetkin in der Internationalen Frauenbewegung. 1907 wurde sie auf der ersten Internationalen Konferenz sozialistischer Frauen in Stuttgart zur Vorsitzenden des Internationalen Frauensekretariats gewählt und begründete zusammen mit Käte Duncker den Internationalen Frauentag, der 1911 unter dem Motto „Heraus mit dem Frauenwahlrecht“ erstmalig begangen wurde. Zetkin war überzeugte Pazifistin und kämpfte zusammen mit Rosa Luxemburg – anders als die Mehrheit ihrer Parteigenossen – gegen den aufziehenden Ersten Weltkrieg. Nach dem Zerwürfnis mit ihrer Partei in der Kriegsfrage wurde sie Kommunistin.

Clara Josephine Zetkin, geb. Eißner, wurde am 5. Juli 1857 im sächsischen Wiederau geboren. Ihr Vater war Dorfschullehrer, Kantor und Anhänger der 1848er-Revolution. Die Mutter war in der bürgerlichen Frauenbewegung aktiv. 1878 absolvierte Clara Zetkin in Leipzig das Examen zur Fachlehrerin für moderne Sprachen und arbeitete zunächst als Hauslehrerin. Im selben Jahr trat sie in die Sozialistische Arbeiterpartei (SAP), die spätere SPD, ein. Im russischen Tischler Ossip Zetkin fand sie den geliebten Lebenspartner und politischen Gefährten. Sie nahm seinen Namen an, heiratete aber nicht – wohl nicht nur als Verfechterin einer freien Liebe, sondern auch, um die deutsche Staatsbürgerschaft nicht zu verlieren. Die beiden hatten zwei Söhne.

Die Zeit der Sozialistengesetze „gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie“ (1878–1890) verbrachte Clara Zetkin mit der Familie im Pariser Exil. Hier setzte sie sich intensiv mit dem Marxismus auseinander und wurde in der Arbeiter- und proletarischen Frauenbewegung aktiv. 1889 begann ihre politische Karriere auf dem Internationalen Arbeiterkongress in Paris mit ihrer berühmten Rede „Für die Befreiung der Frau“. Im selben Jahr starb ihr Lebenspartner Ossip an Tuberkulose. Clara Zetkin kehrte 1891 mit den Söhnen nach Deutschland zurück und ließ sich in Stuttgart nieder, wo sie die Redaktion der SPD-Frauenzeitschrift „Die Gleichheit – Zeitschrift für die Interessen der Arbeiterinnen“ leitete. 1899 heiratete sie den Porträtmaler Georg Friedrich Zundel. Im gemeinsamen Haus in Sillenbuch traf sich die internationale sozialistische Elite. Das Paar ließ sich 1928 scheiden.

Als erste Frau rückte Clara Zetkin in die Führungsspitze der SPD auf und war von 1909 bis 1917 im Parteivorstand tätig. Im Zuge des Ersten Weltkrieges kam es jedoch zum Bruch. Gegen die Zustimmung der SPD zur „Burgfriedenspolitik“ und zu den Kriegskrediten agitierte sie unter anderem mit einem Aufruf an die Arbeiterinnen aller Länder, mit Sabotageakten gegen den Krieg zu kämpfen. Wegen versuchten Landesverrats wurde sie deswegen vier Monate inhaftiert. Das Zerwürfnis mit der SPD war endgültig, als sich Clara Zetkin, die hoffnungsvoll auf Lenins Revolution in Russland blickte, dem Spartakusbund und der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD) zuwandte. Nun wurde ihr die Leitung der „Gleichheit“ entzogen.1919 trat sie der neu gegründeten Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) bei, für die sie als eine der ersten Frauen 1919 in die Verfassunggebende Landesversammlung Württembergs und von 1920 bis 1933 als Abgeordnete in den Reichstag gewählt wurde. Gebrechlich und fast erblindet hielt sie dort 1932 als Alterspräsidentin ihre letzte Rede und rief zur Einheitsfront gegen den Faschismus auf.

In den 1920er-Jahren fand Clara Zetkin in der Sowjetunion eine zweite, auch politische Heimat. Mit Lenin und dessen Frau befreundet, konzentrierte sie sich auf die kommunistische Weltbewegung und übernahm zahlreiche Ämter wie die Leitung der Zeitschrift „Die Kommunistische Fraueninternationale“ (1921–1925) oder den Vorsitz der Internationalen Roten Hilfe und des Roten Frauen- und Mädchenbunds (1925–1933). In der KPD vertrat Zetkin den gemäßigten Flügel und geriet als Gegnerin des späteren sowjetischen Diktators Josef Stalin und des Parteivorsitzenden Ernst Thälmann zunehmend ins politische Abseits. Nach außen hin hoch dekoriert, wurde die durch ihre sozialdemokratischen Wurzeln „belastete“ Genossin zusehends vom politischen Geschehen ausgeschlossen.

Clara Zetkin starb am 20. Juni 1933 in Archangelskoje bei Moskau. Ihre Urne wurde an der Kremlmauer in Moskau beigesetzt. Stalin persönlich trug sie bei der Beisetzung. In der früheren DDR wurde Zetkin als Ikone der kommunistischen Bewegung verehrt. In Stuttgart-Sillenbuch trägt das Waldheim ihren Namen. Seit 2011 vergibt die Partei „Die Linke“ den Clara-Zetkin-Preis für herausragende Leistungen von Frauen in Gesellschaft und Politik.

Download der Kurzbiographie (PDF)

Anregungen zum Weiterlesen:

  • BADIA, Gilbert: Clara Zetkin. Eine neue Biographie, Berlin 1994.

  • HERVÉ, Florence (Hrsg.): Clara Zetkin oder: Dort kämpfen, wo das Leben ist, Berlin 2011.

  • PLENER, Ulla (Hrsg.): Clara Zetkin in ihrer Zeit – neue Fakten, Erkenntnisse, Wertungen, Berlin 2008.

  • RIEPL-SCHMIDT, Mascha: Pogromstimmung vor den Toren der Hauptstadt. Clara Zetkin in ihrer Sillenbucher Zeit, in: Herrmann G. Abmayr (Hrsg.): Sillenbuch & Riedenberg: zwei Stadt-Dörfer erzählen aus ihrer Geschichte, Stuttgart 1995,
    S. 104–113.

  • RIEPL-SCHMIDT, Mascha: Clara Zetkin. Die „rote Emanze“, in: Maja Riepl-Schmidt (Hrsg.): Wider das verkochte und verbügelte Leben. Frauen-Emanzipation in Stuttgart seit 1800, Stuttgart 1990, S. 157–172.


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Filmtipp:

Rosa-Luxemburg-Stiftung: Lesung aus bisher unveröffentlichten Briefen Clara Zetkins

 

Rosa-Luxemburg-Stiftung: Lesung aus bisher unveröffentlichten Briefen Clara Zetkins

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