Verschollenes U-Boot: Ehemaliger Titanic-Tourist erzählt von seiner größten Angst
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Verschollenes U-Boot: Ehemaliger Titanic-Tourist erzählt von seiner größten Angst

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Mike Reiss hat bereits vier Tauchgänge mit der Expeditionsfirma OceansGate unternommen. Bei jedem sei der Kontakt zum Mutterschiff abgebrochen.

München – Die Suche nach dem vermissten Touristen-Tauchboot „Titan“, das fünf Menschen zum Wrack der Titanic bringen sollte, läuft weiter. Die Tauchkapsel verschwand am Sonntag (18. Juni) im Atlantik. Eine Stunde und 45 Minuten nachdem sie zu Wasser gelassen wurde, empfing das Mutterschiff „Polar Prince“ kein Signal mehr. Seitdem fehlt jede Spur.

Für die fünf Passagiere an Bord des Tauchboots „Titan“ wird der Sauerstoff knapp. Am Donnerstag (22. Juni) um 13.08 Uhr deutscher Zeit solle laut US-Küstenwache der Sauerstoff ausgehen. Eine Sprecherin der Küstenwache nannte daher einen Countdown, der nun beginne. An der Sicherheit des Tauchbootes „Titan“ und der Firma OceanGate waren zuletzt immer mehr Zweifel aufgekommen.

Titanic-Tauchboot weiter vermisst: Verlust der Kommunikation sei Problem im System

Der US-amerikanische Drehbuchautor Mike Reiss hat in den vergangenen Jahren bereits vier Tauchgänge mit der Expeditionsfirma OceansGate unternommen. Gegenüber dem Nachrichtendienst ABC News berichtet er von seinen Erfahrungen. Demnach solle die Tauchkapsel bei allen vier seiner zehnstündigen Tauchgänge, einschließlich des Tauchgangs zur Titanic, den Kontakt zu seinem Trägerschiff verloren habe.

Name des TauchbootsTitan
UnternehmenOceanGate Expeditions
Breite2,80 Meter
Höhe2,50 Meter
Gewicht10.432 Kilogramm
Tauchtiefe4000 Meter

Der Verlust der Kommunikation sei jedes Mal als ein Problem im System dargestellt worden. Vor Antritt der Reise habe er habe „eine Verzichtserklärung unterzeichnet, in der auf der ersten Seite dreimal der Tod erwähnt wird“, berichtet Reiss gegenüber ABC News, „man hat immer im Hinterkopf, dass das gefährlich ist und dass jedes noch so kleine Problem zu einer großen Katastrophe werden kann“.

Titanic-Tourist berichtet: „Sogar ich konnte das U-Boot eine Zeit lang steuern und navigieren“

Weiter berichtet Reiss von der Einfachheit des Tauchbootes. Es werde demnach nur von zwei Ventilatoren an der Außenseite angetrieben. „Sogar ich konnte das U-Boot eine Zeit lang steuern und navigieren“, erzählt der US-amerikanische TV-Schreiber. Zudem habe er Angst gehabt, dass das Tauchboot nicht in der Lage sein würde, die Gewichte loszulassen, die es zum Abtauchen zwingen, sobald es an der Zeit wäre, an die Oberfläche zu steigen.

Der CBS-Journalist David Pogue hatte sich bereits ähnlich über die Situation an Bord einer Tauchkapsel geäußert. Auch er hatte in der Vergangenheit die Reise zum Wrack der Titanic in einem Tauchboot unternommen. „Es gibt kein Backup, keine Rettungskapsel“, so der Journalist. Pogue selbst war dreimal in der „Titan“, bei allen drei Tauchgängen soll die Kommunikation mit dem Mutterschiff abgebrochen sein. Die Passagierkammer sei mit Bolzen versiegelt, ohne Hilfe von außen gebe es keine Möglichkeit, zu entkommen.

Potenzielle Sicherheitsprobleme bei OceansGate: Mängel an Tauchkapseln

Die BBC berichtete unter Berufung auf US-Gerichtsdokumente, ein Oceangate-Mitarbeiter habe 2018 vor potenziellen Sicherheitsproblemen gewarnt. Von Mängeln im Karbonrumpf des Boots, die ohne strengere Tests unentdeckt bleiben könnten, war die Rede. OceanGate-Chef Stockton Rush selbst sprach schon über Sicherheitsbedenken.

Diese von OceanGate Expeditions zur Verfügung gestellte undatierte Aufnahme zeigt das «Titan»-U-Boot des Unternehmens OceanGate Expeditions. Im Nordatlantik suchen Rettungskräfte fieberhaft nach einem Tauchboot, das mit fünf Insassen auf dem Weg zum berühmten Wrack der «Titanic» war.
Diese von OceanGate Expeditions zur Verfügung gestellte undatierte Aufnahme zeigt das „Titan“-U-Boot des Unternehmens OceanGate Expeditions. Im Nordatlantik suchen Rettungskräfte fieberhaft nach einem Tauchboot, das mit fünf Insassen auf dem Weg zum berühmten Wrack der Titanic war. © OceanGate Expeditions

Für zahlungskräftige Kundschaft bietet OceanGate eine abenteuerliche Reise. Die achttägige Expedition kostete 250.000 U.S. Dollar pro Person und sollte 2023 die vorerst einzige ihrer Art sein. Die Tauchfart zur Titanic selbst solle aber immer nur einige Stunden dauern. (hg)

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