Feuerbach – Philolex

Ludwig Feuerbach

Ludwig Feuerbach (1804–1872) war ein bedeutender deutscher Philosoph und Religionskritiker. Er studierte zuerst Theologie, dann Philosophie (u. a. bei Hegel) und geh�rte zu den  Junghegelianer. Sp�ter wurde er ein ganz entschiedenen Kritiker Hegels. Ab 1828 war er kurzzeitig Privatdozent in Erlangen aber wegen starker Angriffe von Theologen konnte er auf Dauer nicht Hochschullehrer werden. Aus vielen seiner �u�erungen sind Marx und Engels schon herauszuh�ren. [Was bedeutet, dass die viele ihrer Auffassungen einfach von Feuerbach �bernommen haben.]


Feuerbach ausf�hrlicher


Einige Aspekte der Philosophie Feuerbachs

Kritik an Hegel: An Hegel kritisierte Feuerbach dessen endgeschichtlichen Anspruch, das Konzept des absoluten Geistes, die intellektualistische und monologische Einseitigkeit und die Vernachl�ssigung der Sinnlichkeit des Menschen. Spekulative Philosophie war f�r Feuerbach eine betrunkene Philosophie und er forderte, die Philosophie solle wieder n�chtern werden.


Homo Homini Deus


Der erste Gegenstand des Menschen sei der Mensch: Feuerbach begr�ndete eine konsequent anthropologische Philosophie. Die bisherige Philosophie sei Hirngespinsten nachgejagt. (Gott, Jenseits,  Welt der Ideen etc.) Es gehe darum die Wirklichkeit des Diesseits, den Menschen und die Natur zum Gegenstand der Philosophie zu machen.

Sensualismus: Die sinnlich wahrgenommene Welt, das Hier und Jetzt ist f�r Feuerbach die einzige Wirklichkeit.

Das Wesen der Menschen sei nicht die Vernunft, sondern die Sinnlichkeit. Sie unterscheide den Menschen von den Tieren. [Sinnlichkeit haben auch schon die Tiere, sowie sie Vorformen von Vernunft haben.] Wahrheit, Wirklichkeit und Sinnlichkeit seien identisch. [Das l�uft auf den Naiven Realismus hinaus.]

Das Verh�ltnis von »Ich« und »Du« sei Liebe. [!?] Aus der Liebe und der dabei gemachten sinnlichen Erfahrung resultiere Sinn und Objektivit�t. [! Das erinnert mich an  Fromm und an  Platon.]

Religionskritik: Feuerbach ist besonders als Religionskritiker von Bedeutung. Er erkl�rte die Religion daraus, dass der Mensch ein Wesen mit W�nschen sei. »Was er selbst nicht ist, aber zu sein w�nscht, das stellt er sich in seinen G�ttern als seiend vor;« Phantasie und Gef�hl reichten allein nicht. H�tte der Mensch keine W�nsche, h�tte er keine G�tter. [ ! ] [W�nsche sind bewusstgewordene Bed�rfnisse. Und ohne Bed�rfnisse w�re der Mensch �berhaupt nicht existent.]


Die Religion ist ein kindlicher Traum der Menschheit. Sie muss aus ihm erwachen, um in der Wirklichkeit zu erlangen, was sie sich in der Religion ertr�umt.


Politik: Damit der Mensch in der Wirklichkeit erreichen k�nne, was er sich bisher in der Religion ertr�umt habe, m�sse er in der Wirklichkeit, in der Gesellschaft, im Staat aktiv werden. Die Politik wird zur neuen Religion.

Atheismus: Das Wesen Gottes bestehe darin, dass er ein eingebildetes, unwirkliches, phantastisches Wesen sei, von dem die Menschen glauben, es sei ein wirklich existierendes Wesen.

Der Egoismus sei die letzte Wurzel der Religion: Wenn die Verehrungs- und Anbetungsw�rdigkeit Gottes davon abh�nge, das er dem individuellen Menschen Unsterblichkeit und ewige Gl�ckseligkeit verschaffen k�nne, dann sei die Wurzel der Religion der Egoismus. [ ! ]

 Materialismus: Bevor der Geist den Leib bewusst bestimme, sei der Geist bereits unbewusst vom Leib bestimmt.


Der Mensch ist, was er isst.


Die Revolution von 1848 hielt Feuerbach von Anfang an f�r ein un�berlegtes und aussichtsloses Unternehmen. Er sah sich als Mitstreiter einer Revolution, die ihre Wirkungen erst nach Jahrhunderten entfalten w�rde: »Es handelt sich nicht mehr um das Sein oder Nichtsein Gottes, sondern um das Sein oder Nichtsein von Menschen; ... nicht darum, dass wir Gott geben, was Gottes ist, und dem Kaiser, was des Kaisers ist – sondern darum, dass wir endlich dem Menschen geben, was des Menschen ist ...«


Zitate von Feuerbach

»B�cher, die wir zu unseren Freunden machen, werden uns nie zum Ekel. Sie n�tzen sich durch den Gebrauch nicht ab.«

»Je mehr sich unsere Bekanntschaft mit guten B�chern vergr��ert, desto geringer wird der Kreis von Menschen, an deren Umgang wir Geschmack finden.«

»Es geht uns mit B�chern wie mit den Menschen. Wir machen zwar viele Bekanntschaften, aber nur wenige erw�hlen wir zu unseren Freunden.«

»B�cher sind Brillen, durch welche die Welt betrachtet wird, schwachen Augen freilich n�tig, zur St�tze, zur Erhaltung. Aber der freie Blick ins Leben erh�lt das Auge ges�nder.«

»Es geht den B�chern wie den Jungfrauen. Gerade die besten, die w�rdigsten bleiben oft am l�ngsten sitzen. Aber endlich kommt doch einer, der sie erkennt und aus dem Dunkel der Verborgenheit an das Licht eines sch�nen Wirkungskreises hervorzieht.«

»Es geh�rt kein Mut, kein Charakter, keine Anstrengung, kein Opfer dazu, Christ zu sein. Christentum und weltlicher Vorteil sind identisch.«

»Denn nicht Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde, wie es in der  Bibel steht, sondern der Mensch schuf, wie ich im ›Wesen des Christentums‹ zeigte, Gott nach seinem Bilde.«

»Das Leben muss wie ein kostbarer Wein mit geh�rigen Unterbrechungen Schluck f�r Schluck genossen werden. Auch der beste Wein verliert f�r uns allen Reiz, wenn wir ihn wie Wasser hinuntersch�tten.«

»Liebe, aber wahrhaft! Und es fallen dir alle anderen  Tugenden von selbst zu.«

»Nur der ist etwas, der etwas liebt. Nichts sein und nichts lieben ist identisch.«

»Zu einem vollkommenen Menschen geh�rt die Kraft des Denkens, die Kraft des Willens, die Kraft des Herzens.«

»Der Religion ist nur das Heilige wahr, der Philosophie ist nur das Wahre heilig.«

»Fiat justitia, pereat mundus: ›Die Welt mag untergehen, wenn nur das Jus, das Recht gilt‹, ist ein Ausspruch der Jurisprudenz, der Gerechtigkeit. Aber in diesem charakteristischen Ausspruch der Justiz liegt gewiss kein Funke von G�te und selbst nicht von Weisheit; denn der Mensch ist nicht der Gerechtigkeit oder Justiz wegen, sondern diese Justiz ist des Menschen wegen.«

»Der Mensch ist der Anfang der Religion der Mensch ist die Mitte der Religion, der Mensch ist das Ende der Religion.«

»Der Ursprung, ja das eigentliche Wesen der Religion ist der Wunsch. H�tte der Mensch keine W�nsche, so h�tte er auch keine G�tter

»Die echten Schriftsteller sind Gewissensbisse der Menschheit

»Theologie ist Anthropologie, das hei�t in dem Gegenstande der Religion, den wir griechisch Theos, deutsch Gott nennen, spricht sich nichts andres aus als das Wesen des Menschen

»Niemand urteilt sch�rfer als der Ungebildete. Er kennt weder Gr�nde noch Gegengr�nde und glaubt sich immer im Recht

»Die einfachsten Wahrheiten sind es gerade, auf die der Mensch immer erst am sp�testen kommt.«


Kommentare zu Feuerbach

Marx ist stark von Feuerbach beeinflusst, hat aber auch manches an ihm kritisiert. Kompakt in seinen Feuerbachthesen.


Kritisches zu Feuerbach

Verglichen mit dem etwa zur gleichen Zeit wirkenden Kierkegaard ist mir Feuerbach h�chst sympathisch. Das �ndert aber nichts daran, dass er in gewisser Weise Wegbereiter eines naiven  Materialismus und Sensualismus bzw. Empirismus, und damit auch Naiven Realismus war, wie er sp�ter im Marxismus-Leninismus auftrat. Der Atheismus ist f�r mich als Skeptizisten letztendlich eine Vermutung, wie der Theismus. Als Skeptiker hat sich Feuerbach nicht verstanden. Feuerbachs �berbewertung des Sinnlichen war eine Reaktion auf Hegels �berbewertung des  Begriffs, des reinen Denkens. So betrachtet ist sie verst�ndlich, aber dadurch nicht auch gleich gerechtfertigt.

Dass die empirisch wahrnehmbare Welt die einzige Wirklichkeit ist, da habe ich Bedenken. Aber auf grund des  idealistischen und religi�sen Umfeldes, in dem Feuerbach lebte und lernte, war es verst�ndlich, dass irgendwann mal jemand mit aller Deutlichkeit auf die von uns unmittelbar erlebte Wirklichkeit hinweist. Dass diese dann gleich wieder als einzige Wirklichkeit verabsolutiert wurde, ist schade.


Literatur:
  • Gedanken �ber Tod und Unsterblichkeit, 1830
  • Das Wesen des Christentums, 1841 (Hauptwerk)
  • Vorlesungen �ber das Wesen der Religion, 1848
  • Theogonie (Entstehung der G�tter), 1857


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