Die durch die H�lle gehen (1978)

Ein Film, bei dem alles passt: Die Kritiker liebten ihn, die Zuschauer liebten ihn und machten ihn zu einem Riesenerfolg, und schlussendlich liebte ihn auch die Filmindustrie. "The Deer Hunter" (Der Hirschj�ger), so der Originaltitel, wurde f�r neun Academy Awards nominiert, von denen er f�nf gewinnen konnte: Als "Bester Film", f�r die "Beste Regie", f�r Christopher Walken als "Bester Nebendarsteller", f�r den "Besten Ton" und den "Besten Schnitt". Die Library of Congress nahm die Produktion 1996 in das National Film Register auf, um es f�r seine "kulturelle, historische oder �sthetische Bedeutung" f�r alle Zeiten zu sichern. Und noch heute z�hlt dieses Drama zu den besten Filmen aller Zeiten.

In epischer Breite erz�hlen Regisseur Michael Cimino und Drehbuchautor Deric Washburn, wie der Vietnam-Krieg das Leben von Menschen in einer kleinen Industriestadt in Pennsylvania beeinflusst und auch zerst�rt. Obwohl es besonders die Szenen in Vietnam sind - darunter die umstrittene Sequenz, in welcher der Vietcong Walken und Robert De Niro dazu zwingt, zum Wettspa� Russisches Roulette zu spielen - die das Werk ber�hmt gemacht haben, spielt nur ein Drittel des dreist�ndigen Streifens wirklich im Krieg. Das Drittel davor und danach schildert das Leben der Hauptfiguren De Niro, Walken und Meryl Streep in ihrer Heimat. Cimino hatte klar gesagt, dass er einen Film �ber "Amerika und den Krieg", nicht �ber den Vietnam-Krieg per se machen wolle.

Die in Vietnam spielenden Szenen wurden in Thailand produziert, wobei Bangkok als Kulisse f�r Saigon genutzt wurde. Cimino, der alles so detailgetreu und realistisch wie m�glich darstellen wollte, drehte alles vor Ort, ohne Filmstudios. Wie so beinahe zu erwarten, dauerten die Dreharbeiten l�nger und wurden fast doppelt so teuer als geplant. Als Cutter Peter Zinner das Filmmaterial auf den Tisch bekam, hatte es eine L�nge von unfassbaren 182.000 Metern, das entspricht einer zeitlichen L�nge von 270 Stunden. Zinner schaffte es, einen Film von dreieinhalb Stunden daraus zu schneiden, der Cimino zufriedenstellte, das Filmstudio Universal Pictures allerdings weniger. Universal-Chef Thom Mount taufte den Film damals sarkastisch "The Deer Hunter and the Hunter and the Hunter". Es begann ein z�hes Ringen zwischen den Produzenten und dem Regisseur, der um jede einzelne Einstellung k�mpfte. Schlie�lich f�hrte man im Mittleren Westen bei Probeauff�hrungen dem Publikum sowohl 150 wie 180 Minuten lange Fassungen vor, wobei sich Cimino's l�ngere durchsetzte. Schlie�lich behielten alle Recht: Der gewaltige Erfolg war der Gradmesser f�r den so m�hsam hergestellten - alleine die Tonmischung nahm f�nf Monate in Anspruch - und dann doch so meisterhaften Streifen.

Auf der Berlinale 1979 sorgte die Russisches Roulette-Szene f�r den Auszug der sowjetischen Delegation, die gegen die Darstellung der vietnamesischen Soldaten protestierte. Auch Jury-Mitglied Julie Christie verlie� demonstrativ die Vorf�hrung. Bei der "Oscar"-Verleihung gab es ebenfalls Proteste durch Demonstranten, die mit Plakaten wie "Nein zu Rassismus" und "'The Deer Hunter' ist eine L�ge" die Limousinen der Stars begr��ten. Ebenso diskutierten die Medien kontrovers dar�ber, wie viel "kreative Freiheit" erlaubt sei. Der Asien-Kenner Peter Scholl-Latour zeigte sich zum Beispiel emp�rt �ber das frei erfundene Russische Roulette.

Diese Einseitigkeit in der Darstellung des Kriegsgeschehens und die �ber-L�nge des Films m�gen seine Schw�chen sein, aber die mit den Charakteren mitf�hlende Inszenierung und die gewaltigen schauspielerischen Leistungen - auch De Niro und Streep wurden f�r ihre Darstellungen nominiert - machen es mehr als wett.