Welche Unternehmens­formen gibt es?

Welche Unternehmens­formen gibt es?

Jessika Fichtel Expertin für Entrepreneurship und Karriere

Aktualisiert am

Unternehmensformen können grundsätzlich in drei Arten unterteilt werden:

Außerdem gibt es die Mischformen GmbH & Co. KG oder die Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA).

Unternehmensformen im Überblick

Nachfolgendes Video von Finanzfluss.de gibt dir weitere Informationen zu den einzelnen Unternehmensformen:

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Nachfolgend findest du die Rechtsformen im Detail:

Einzelunternehmen

Wie es der Name bereits vermuten lässt, wird ein Einzelunternehmen von einer einzelnen Person gegründet.

Die Unternehmensform wird in erster Linie von Einzelkaufleuten, Freiberuflern, Kleingewerbetreibenden oder Einzelunternehmern gewählt.

Die Gründung von einem Einzelunternehmen ist im Vergleich zu anderen Unternehmensformen kostengünstig, einfach, schnell und formlos. Während sich Freiberufler lediglich an das Finanzamt wenden müssen, füllen Gewerbetreibende zusätzlich einen Gewerbeschein aus. Der Gang zum Notar und das Aufsetzen eines komplexen Gesellschaftsvertrags sind bei dieser Rechtsform nicht nötig.

Im Hinblick auf die Haftung kann gesagt werden, dass Einzelunternehmer mit ihrem gesamten Vermögen – also auch dem privaten – haften.

Das Einzelunternehmen im Überblick:

  • Anzahl der Gründer: 1
  • Stammkapital: nicht benötigt
  • Haftung: nicht beschränkt
  • Gründungsprozess: einfach, kostengünstig, formlos
  • Steuern: Gewerbesteuer, Umsatzsteuer, Einkommenssteuer

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Personengesellschaften

Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR)

Die Gesellschaft bürgerlichen Rechts gilt als einfachste Form der Personengesellschaft. Sie entsteht, wenn sich mindestens zwei Gesellschafter (natürliche und/ oder juristische Personen) zusammenschließen.

Der gemeinsame Zweck der Gesellschafter muss nicht zwingend wirtschaftlicher Natur sein. So schließen sich unter anderem Ärzte oder Anwälte häufig zu einer GbR zusammen, um als Gemeinschaftspraxis oder Sozietät aufzutreten. Wichtig ist letztlich, dass der gemeinsame Zweck in einem Gesellschaftsvertrag festgehalten werden muss.

Eine Einschränkung erfährt die GbR im Hinblick auf die Ausübung eines Handelsgewerbes. Wenn es sich bei deinem Unternehmen um eine kaufmännische Tätigkeit handelt, kommt für dich die offene Handelsgesellschaft (OHG) infrage.

Der Gründungsprozess einer GbR ist ähnlich unkompliziert wie der eines Einzelunternehmens. Zwar müsst ihr einen Gesellschaftsvertrag schließen, doch muss dieser nicht notariell beglaubigt und streng genommen noch nicht einmal schriftlich festgehalten werden.

Die GbR im Überblick

  • Anzahl der Gründer/Gesellschafter: mindestens 2
  • Stammkapital: nicht benötigt
  • Haftung: nicht beschränkt
  • Gründungsprozess: einfach, kostengünstig, formlos, Gesellschaftsvertrag ohne notarielle Beglaubigung
  • Steuern: Gewerbesteuer, Umsatzsteuer, Einkommenssteuer bzw. Körperschaftssteuer

Offene Handelsgesellschaft (OHG)

Die offene Handelsgesellschaft weist viele Parallelen zur GbR auf, bringt aber auch ein paar entscheidende Unterschiede mit sich.

So gibt es auch im Falle der OHG ebenfalls mindestens zwei Gesellschafter, sie sich für das Erreichen eines gemeinsamen Ziels zu einer Gesellschaft zusammenschließen und einen entsprechenden Vertrag aufsetzen.

Allerdings ist die OHG in erster Linie für Handelsunternehmen von Bedeutung. In anderen Branchen ist die Nachfrage nach dieser Unternehmensform eher gering.

Die Gründung einer OHG kann als einfach, unkompliziert und kostengünstig bezeichnet werden.

Alle Gesellschafter der offenen Handelsgesellschaft sind gleichberechtigt und haften uneingeschränkt – also auch mit ihrem privaten Vermögen.

Die OHG im Überblick

  • Anzahl der Gründer/ Gesellschafter: mindestens 2
  • Stammkapital: nicht benötigt
  • Haftung: nicht beschränkt
  • Gründungsprozess: einfach, kostengünstig, formlos, Gesellschaftsvertrag ohne notarielle Beglaubigung
  • Steuern: Gewerbesteuer, Umsatzsteuer, Einkommenssteuer bzw. Körperschaftssteuer

Kommanditgesellschaft (KG)

Die Kommanditgesellschaft gehört mittlerweile zu den Exoten unter den Unternehmensformen und wir nur noch von wenigen Gründern in Betracht gezogen. Wir finden: Völlig zu Unrecht, denn diese Rechtsform kann dir ein paar entscheidende Vorteile bescheren.

Die KG ist eine Sonderform der OHG und unterliegt als solche den gleichen Gesetzen und Vorschriften.

Der große Unterschied besteht darin, dass bei einer Kommanditgesellschaft zwei spezielle Gesellschafter auftreten:

  1. der Kommanditist
  2. der Komplementär

Die KG im Überblick

  • Anzahl der Gründer/Gesellschafter: mindestens 2 (ein Kommanditist und ein Komplementär)
  • Stammkapital: nicht benötigt
  • Haftung: teils beschränkt, teils nicht beschränkt
  • Gründungsprozess: einfach, kostengünstig, formlos, Gesellschaftsvertrag mit notarieller Beglaubigung
  • Steuern: Gewerbesteuer, Umsatzsteuer, Einkommenssteuer bzw. Körperschaftssteuer

Kapitalgesellschaften

Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH)

Die Gesellschaft mit beschränkter Haftung genießt derzeit in Deutschland so viel Ansehen und Vertrauen wie keine andere Rechtsform.

Doch trotzdem überlegen viele Gründer lange, bevor sie sich für diese Unternehmensform entscheiden. Nicht ohne Grund, denn die Gründung einer GmbH ist:

  • aufwendig
  • zeitintensiv
  • kostenintensiv

Hinzu kommt, dass du als (Mit-)Gründer einer GmbH ein Stammkapital in Höhe von 25.000 Euro nachweisen musst, bevor du den Geschäftsbetrieb aufnehmen kannst – für viele eine hohe Geldsumme.

Die Belohnung für diese finanzielle Vorleistung ist eine beschränkte Haftung. Das bedeutet: Sollte deine GmbH Insolvenz beantragen müssen, bleibt dein privates Vermögen unangetastet.

Interessant ist, dass die GmbH – trotz der Bezeichnung als Gesellschaft – auch von Einzelpersonen gegründet werden kann. Diese Sonderform wird auch gern als Ich-GmbH oder 1-Personen-GmbH bezeichnet.

Die GmbH im Überblick

  • Anzahl der Gründer/Gesellschafter: mindestens 1
  • Stammkapital: 25.000 Euro
  • Haftung: beschränkt
  • Gründungsprozess: aufwendig, zeit- und kostenintensiv, Gesellschaftsvertrag mit notarieller Beglaubigung
  • Steuern: Gewerbesteuer, Umsatzsteuer, Körperschaftssteuer

Unternehmensgesellschaft (haftungsbeschränkt)

Die UG (haftungsbeschränkt) ist eine Sonderform der GmbH und bei jungen Gründern besonders beliebt.

Der Grund hierfür: Sie bringt die Vorzüge einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung mit sich, verzichtet aber auf das hohe Stammkapital.

Eine haftungsbeschränkte Unternehmergesellschaft kann schon ab einem Euro Stammkapital gegründet werden.

Der Gründungsprozess an sich ähnelt dem der GmbH: Er ist ebenfalls recht umfangreich und bringt diverse bürokratische Hürden mit sich.

Hast du diese jedoch erst einmal gemeistert, kannst du ein Unternehmen mit Haftungsbeschränkung starten.

Die UG (haftungsbeschränkt) im Überblick

  • Anzahl der Gründer/Gesellschafter: mindestens 1
  • Stammkapital: mindestens 1 Euro
  • Haftung: beschränkt
  • Gründungsprozess: aufwändig, zeit- und kostenintensiv, Gesellschaftsvertrag mit notarieller Beglaubigung
  • Steuern: Gewerbesteuer, Umsatzsteuer, Körperschaftssteuer

Aktiengesellschaft (AG)

Die Gründung einer Aktiengesellschaft ist sehr formell und setzt die Organe Aufsichtsrat und Vorstand voraus. Aus diesem Grund und ein paar weiteren entscheiden sich nur wenige Gründer für diese Unternehmensform.

Eine Besonderheit der AG ist die Verteilung der Geschäftsanteile in Form von Aktien an Aktionäre. Wenn nur eine Person die AG gründet, erhält sie 100 Prozent der Aktienanteile.

Zur Gründung einer Aktiengesellschaft benötigst du neben 50.000 Euro Grundkapital auch einen notariell beglaubigten Gesellschaftsvertrag.

Die Haftung ist wie bei allen Kapitalgesellschaften auf das unternehmerische Vermögen beschränkt. Dein Privatbesitz bleibt demnach unangetastet.

Die Aktiengesellschaft im Überblick

  • Anzahl der Gründer/Gesellschafter: mindestens 1
  • Grundkapital: 50.000 Euro
  • Haftung: beschränkt
  • Gründungsprozess: formal, Gesellschaftsvertrag mit notarieller Beglaubigung
  • Steuern: Gewerbesteuer, Umsatzsteuer, Körperschaftssteuer

Die Limited by Shares

Die Limited ist keine deutsche, sondern eine britische Unternehmensform. Sie kann allerdings dank der europäischen Niederlassungsfreiheit auch hierzulande zum Einsatz kommen.

Die britische Limited ist der deutschen UG (haftungsbeschränkt) sehr ähnlich, unterscheidet sich aber auch in wesentlichen Punkten.

So setzt diese internationale Rechtsform beispielsweise einen Unternehmenssitz in Großbritannien voraus und unterliegt dem britischen Recht.

Wenn du vorrangig in Deutschland tätig bist, wirst du allerdings hier deine Steuern zahlen. Auch eine Eintragung in das deutsche Handelsregister ist dann Pflicht.

Hierdurch ergibt sich eine mitunter komplizierte Zwitter-Stellung, die dir deinen Unternehmensalltag erschweren kann.

Die Limited im Überblick

  • Anzahl der Gründer/Gesellschafter: mindestens 1
  • Stammkapital: mindestens 1 britisches Pfund (etwa 1,10 Euro)
  • Haftung: beschränkt
  • Gründungsprozess: relativ unkompliziert, allerdings nach britischem Recht und meist nur mithilfe einer Agentur möglich
  • Steuern: Gewerbesteuer, Umsatzsteuer, Körperschaftssteuer

Wahl der richtigen Unternehmensform

Wann welche Unternehmensform?

Eine Frage, die nicht immer sofort beantwortet werden kann. Dabei ist es wichtig, genau zu wissen, unter welchen Umständen welche Rechtsform die passende für dich und dein Unternehmen ist.

Um die richtige Unternehmensform zu finden, solltest du dir zunächst einmal ein paar grundlegende Fragen stellen.

Hier ein paar Beispiele:

  • Möchte ich allein oder im Team gründen?
  • Wie risikoreich ist meine Geschäftsidee?
  • Wie viel Startkapital steht mir zur Verfügung?
  • Wie viel bürokratischen Aufwand möchte ich haben?
  • Wie schnell soll mein Unternehmen an den Start gehen?

All diese und viele weitere Aspekte werden einen großen Einfluss auf deine Wahl der Unternehmensform haben. Nimm dir entsprechend viel Zeit, dich umfassend zu informieren. Dies kannst du beispielsweise in unseren tiefer gehenden Beiträgen zu den einzelnen Rechtsformen tun.

Außerdem solltest du dir immer den Rat eines Experten einholen. Sowohl Steuer- als auch Unternehmensberater werden dir dabei helfen, die ideale Unternehmensform zu finden.

Das richtige Geschäftskonto für deine Unternehmensform

Nachdem du dich für eine Unternehmensform entschieden hast, wirst du dir Gedanken um die Auswahl eines passenden Geschäftskontos machen müssen.

In unserem Artikel zum Thema findest du alle Details, die du bei der Auswahl eines Geschäftskontos beachten solltest.

Was ist eine Unternehmensform?

Die Unternehmensform – häufig auch synonym als Rechtsform bezeichnet – bildet die Rahmenbedingungen für deine Selbstständigkeit.

Es ist zwingend notwendig, dass du im Zuge deiner Gründung eine Unternehmensform wählst, da diese bestimmte Strukturmerkmale hinsichtlich Haftung, Organen, Steuern und Kapital vorgibt.

Da die Unternehmensformen einem sogenannten Typenzwang unterliegen – das heißt, es gibt nur eine limitierte Auswahl – darfst du als Gründer keine eigene erschaffen.

Häufig gestellte Fragen

Bei der Auswahl der richtigen Unternehmensform treten regelmäßig die gleichen Fragen auf.

Wir haben diese nachfolgend gesammelt und beantwortet.

Welche Unternehmensform ist am besten?

Diese Frage kann nicht pauschal beantwortet werden. Denn „die beste Unternehmensform“ gibt es nicht.

Wenn du auf der Suche nach der optimalen Lösung für dein Unternehmen bist, musst du unbedingt einen individuellen Blick auf die unterschiedlichen Rechtsformen werfen und die weiter oben genannten Fragen stellen.

Da es keine allgemeingültige Regelung gibt, wirst du um eine subjektive Prüfung der Möglichkeiten nicht herum kommen.

Welche Unternehmensform ist in Deutschland am häufigsten?

Die mit Abstand am häufigsten gewählte Rechtsform ist das Einzelunternehmen. (Quelle)

Welche Unternehmensformen haften mit Privatvermögen?

Grundsätzlich haften Einzelunternehmen und Personengesellschaften – also GbRs, OHGs und KGs – mit ihrem privaten Vermögen. Man spricht in diesem Fall auch von einer unbeschränkten Haftung, sollte das Unternehmen insolvent gehen.

Ist ein Wechsel der Unternehmensform möglich?

Ob nun Veränderungen im Unternehmen oder doch die falsche Entscheidung – die Wahl einer Unternehmensform ist nicht in Stein gemeißelt und kann in der Regel immer geändert werden.

Du musst allerdings wissen, dass dieser Prozess mit einigem Aufwand und Geld verbunden ist und gut durchdacht werden sollte.

Zu den gängigsten Wechseln der Unternehmensform gehören

  • Einzelunternehmen zu UG oder GmbH
  • UG zu GmbH
  • GmbH zu Aktiengesellschaft

Welche Unternehmensform hat man als Freiberufler?

Freiberufler – also etwa Künstler, Journalisten, Ärzte, Notare und Übersetzer – genießen stets einen Sonderstatus unter Selbstständigen.

Was vielen jedoch gar nicht wirklich bewusst ist: Sie gehören zu den Einzelunternehmern und müssen diese Rechtsform auch gelegentlich angeben.

Welche Unternehmensformen besitzen keine private Haftung?

Wenn du nicht mit deinem privaten Vermögen haften möchtest, dann solltest du eine Kapitalgesellschaft gründen.

Hierzu gehören zum Beispiel:

  • GmbH
  • UG (haftungsbeschränkt)
  • Aktiengesellschaft
  • Limited

Auch der Kommanditist einer KG haftet ausschließlich mit seinem unternehmerischen Vermögen.

Ist die Unternehmensform gleich Rechtsform?

Die Begriffe Unternehmensform und Rechtsform können synonym verwendet werden. Das heißt: Sie bedeuten das gleiche.

Während das Wort Unternehmensform gern im allgemeinen Sprachgebrauch eingesetzt wird, gilt Rechtsform als förmlicher.

Zusammenfassung

Die Auswahl der richtigen Unternehmensformen ist meist komplex und zeitintensiv.

Du solltest dich daher intensiv mit den verschiedenen Optionen, die für dich in Frage kommen, auseinandersetzen.

Ein genauer Blick auf die unterschiedlichen Merkmale zeigt dir oftmals schnell, welche Rechtsform für dein Unternehmen ungeeignet sind. Das führt wiederum dazu, dass du dich letztlich nur noch zwischen zwei oder drei Formen entscheiden musst.

Autor

Jessika Fichtel

Jessika Fichtel hat sich im Laufe ihrer bisherigen Karriere als Freelance-Autorin auf die Themenschwerpunkte Karriere und Entrepreneurship spezialisiert. Sie gehört seit 2017 zum Team von Junge Gründer. Jessikas besonderes Interesse gilt kreativen Startups, die sich vom „Mainstream“ abheben und sich trauen, anders zu sein. In ihren Artikeln lässt die freiberufliche Texterin gern eigene Erfahrungen einfließen.