Ariel Scharon
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Ariel Scharon prägte jahrzehntelang die Geschicke Israels. Seine Anhänger schrieben ihm das Verdienst einer deutlichen Verbesserung der Sicherheitslage Israels zu, seine Gegner warfen ihm Kriegsverbrechen vor. Zu Scharons historischen Entscheidungen gehörte jene, die den Abzug der Israelis aus dem Gazastreifen in die Wege leitete. Außerdem war er für den Bau der Sperranlagen verantwortlich, die Israel vom Westjordanland trennen.
Scharon wurde am 27. Februar 1928 in Kfar Malal im britischen Mandatsgebiet Palästina geboren, trat in jungen Jahren der jüdischen Untergrundorganisation Haganah bei und kommandierte 1948 während des Unabhängigkeitskrieges eine Einheit der Infanterie. 1953 tötete das von ihm zur Terrorbekämpfung gegründete Kommando „Einheit 101“ in Jordanien 69 Menschen, von denen die meisten Zivilisten waren. Im Suezkrieg eroberte Scharon 1956 mit einer Fallschirm-Brigade den wichtigen Mitla-Pass. Später wurde ihm vorgeworfen, bei diesem Einsatz eigenmächtig gehandelt und das Leben vieler Soldaten unnötig geopfert zu haben.
1967 nahm Scharon am Sechstagekrieg teil, war einige Jahre später Mitbegründer des konservativen Likud-Blocks und erntete für einen Einsatz im Jom-Kippur-Krieg, den Ägypten und andere arabische Staaten gegen Israel führten, große Anerkennung. Scharon wurde Landwirtschaftsminister, 1981 Verteidigungsminister und befahl ein Jahr später im Kampf gegen die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) den Einmarsch in den Libanon. Als das Militär tatenlos zusah, wie christliche Milizen in Palästina Hunderte von Zivilisten töteten, geriet Scharons Politik heftig in Kritik.
In den neunziger Jahren setzte Scharon sich besonders für den Ausbau der Siedlungen in Palästina ein und war für die Annexion palästinensischer Gebiete verantwortlich. 1999 stieg er zum Vorsitzenden der Likud-Partei auf. Nach seinem demonstrativen Besuch des Tempelberges in Jerusalem eskalierten die Zusammenstöße zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften und führten zur „Zweiten Intifada“. Scharon wurde Premierminister, war für die Wiederbesetzung palästinensischer Städte und für den Bau der Sperranlagen in Palästina verantwortlich.
2005 begann im Rahmen des „Sharon-Plans“ der Abzug jüdischer Siedler aus dem Gazastreifen. Scharon bildete eine große Koalition aus der Likud- und der Arbeitspartei. Mit der Unterzeichnung des Waffenstillstandsabkommens zwischen Scharon und dem Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde Mahmud Abbas endete die „Zweite Intifada“.
Ariel Scharon erlitt mehrere Schlaganfälle und starb nach achtjährigem Wachkoma am 11. Januar 2014. Er war zweimal verheiratet und hinterließ zwei Söhne.