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Klopp-Effekt: Darum sollten sich Manager und Politiker Jürgen Klopp zum Vorbild nehmen
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Von Kulttrainer Jürgen Klopp und seinem Führungsstil können auch Manager, Führungskräfte und Politiker Einiges lernen.
Getty Images/Justin Setterfield/Staff Von Kulttrainer Jürgen Klopp und seinem Führungsstil können auch Manager, Führungskräfte und Politiker Einiges lernen.
  • FOCUS-online-Gastautor
Dienstag, 21.05.2024, 10:09

Kulttrainer Jürgen Klopp prägt nicht nur den Fußball wie kaum ein anderer. Von seinem Führungsstil können auch Manager, Führungskräfte und Politiker Einiges lernen. Das wäre dem Standort Deutschland nur zu wünschen.

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Der Klopp-Effekt – Erfolg durch emotionale Führung

Klopp steht für Charisma und Leidenschaft. Aber der Klopp-Effekt besteht aus mehr als jubelnd am Spielfeldrand zu stehen oder motivierende Reden zu halten. Jürgen Klopp versteht die emotionalen Bedürfnisse der Fans, der Clubbesitzer und die individuellen Bedürfnisse der Spieler. Wie kaum ein Trainer vor ihm hat Jürgen Klopp die Identität Liverpools als Arbeiterstadt verstanden und verinnerlicht, wo harte Arbeit geschätzt wird und man sich nach Anerkennung sehnt.

Jürgen Klopp hat diese Identität aufgegriffen, lebt diese und stärkt diese Identität weiter durch seine Wortwahl, seine Ansprachen und der Leidenschaft. Klopp schafft dadurch ein Wir-Gefühl zwischen Mannschaft, Fans und Verein, wie selten zuvor und lebt dieses auch selbst in der Niederlage vor, wie zum Beispiel nach dem verlorenen Champions-League-Finale 2018, wo er die Leistungen der Spieler lobte und hervorhob, wie sie als Team gewachsen sind.

Über den Gastautor Kishor Sridhar

Kishor Sridhar
Kishor Sridhar Kishor Sridhar

Kishor Sridhar ist Executive Berater, Keynote Speaker und Buchautor. Er berät europäische Unternehmen zu Führung, Change, New Work und KI. Mit praxisnahen Erkenntnissen aus seinen Wirtschaftsstudien, wie z.B. „KI im Mittelstand“, begleitet er Führungsebenen in Veränderungsprozessen. Kishor Sridhar lehrt an der International School of Management in München Cross Cultural Leadership und New Work.

Visionär und Inspirator für den Erfolg

Jürgen Klopp ist nicht nur Trainer, sondern auch Visionär und wahre Führungskraft. Seine Vision eines schnellen, aggressiven Fußballs, geboren aus harter Arbeit, hat dem Team eine Identität gegeben und es zu einer dominanten Kraft im europäischen Fußball gemacht. Diese klare Ausrichtung und Spielkultur sind entscheidend für den Erfolg im Fußball, aber man braucht sie auch in Unternehmen oder der Politik. Nur welche Vision und Identität leben Führungskräfte in Unternehmen vor? Gewinnen will jeder, aber das Warum und die Identität fehlen oft.

Kaum ein deutsches Unternehmen hat noch eine ganz große Vision, die es an die Weltspitze führt - und mit Vision ist nicht Produktivität, Effizienz und Marktanteile gemeint. Das sind kalte Zahlen und Indikatoren wie im Fußball der statistische Ballbesitz. Nur gewinnt man damit keine Herzen. Jedoch sind Führungskräfte meist Techniker und eben keine emotionalen Leader, die es schaffen, über Vision zu führen.

Schlimmer noch in der Politik. Hier wird verwaltet, statt gestaltet, die Bedürfnisse von Wählern allenfalls technisch erkannt und in Talk-Show-Runden diskutiert. „Man müsse die Ängste verstehen“, nur versteht man sie leider oft nicht, noch schafft man es, eine Vision für die Zukunft zu entwerfen, die die Menschen berührt. Jene, die jedoch genau diese Bedürfnisse erkennen, ansprechen und somit eine Lücke füllen, sind leider meist Blender oder Populisten.

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Der Teufel steckt im Detail

Im Gegensatz zu Blendern und Populisten verfügt Jürgen Klopp nicht nur über Vision und emotionales Verständnis, sondern auch über enormes technisches und taktisches Wissen. Jürgen Klopp ist bekannt für seine akribische Arbeitsweise und sein Verständnis für Details und sein Faible für detaillierte Videoanalysen nach Niederlagen, wie zum Beispiel nach Liverpools 7:2-Niederlage gegen Aston Villa. Klopp identifizierte damals sofort die Schwachstellen des Teams und arbeitete hart daran, sie zu beheben. Genau an solchen inhaltlichen Auseinandersetzungen mit Details mangelt es Blendern und Populisten schnell, denn wenn man nach Lösungen fragt, entpuppen sich diese oft als nicht sonderlich durchdacht, weil man gar nicht darauf aus ist, Lösungen zu bieten, sondern eben nur Emotionen. Für den Erfolg braucht es aber beides.

Die Spieler wachsen durch Jürgen Klopp

Viele Trainer behaupten es zu tun, nur wenige können es: die Spieler gemäß ihren Talenten weiterzuentwickeln. Gerade dieses Versäumnis warf erst kürzlich FC Bayerns Uli Hoeneß Thomas Tuchel vor, der sich wiederum in seiner „Trainer-Ehre“ verletzt fühlte. Zahlreiche Spieler loben Jürgen Klopp für seine gezielte Entwicklungsarbeit, wie zum Beispiel bei Trent Alexander-Arnold, der seine Karriere als Rechtsverteidiger bei Liverpool begann. Klopp, der aber dessen Potenzial in einer anderen Position sah, entwickelte ihn zu einem der besten Offensivverteidiger der Welt.

Gerade solche Entwicklungsarbeit ist mühsam und eine Investition in die Zukunft. In deutschen Führungsetagen wird jedoch meist eher der Status quo verwaltet oder man versucht Zahlen zu entwickeln, vergisst aber dabei, dass hinter den Zahlen die Menschen stehen. Jürgen Klopp pflegt nicht nur die Spieler und seine Mannschaft besser zu machen, sondern auch ihre menschlichen Qualitäten und Kompetenzen weiterzuentwickeln.

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Klopp ist sich seiner Fehler bewusst

Jürgen Klopp ist souverän genug zu wissen, wann er Fehler macht und wo er selbst noch besser werden muss. Die Herzen seiner Fans gewann er nicht allein durch Erfolge, sondern vor allem in Niederlagen, wie zum Beispiel nach dem 4:1-Verlust gegen Tottenham Hotspur im Oktober 2017, wo er selbstkritisch erklärte, was er anders hätte machen sollen. Hier zeigt Jürgen Klopp wahre Größe im Gegensatz zu anderen Trainern, die Kritik als persönliche Beleidigung auffassen und sich verbale Kämpfe mit Reportern und Kommentatoren liefern, anstatt souverän eigene Fehler zu erkennen, zu analysieren und den gleichen Anspruch an sich selbst zu haben, wie an die Spieler, nämlich besser zu werden.

Diese Fähigkeit zur Selbstkritik fehlt nicht nur bei manchen Führungskräften, sondern vor allem auch in der Politik, und das gilt für Vertreter sämtlicher Couleur. Schuld mögen alle anderen haben, aber die Verantwortung für die Lösung liegt nun mal immer bei einem selbst. Das wird leider oft vergessen.

Jürgen Klopps jetziger Ausstieg zeigt seine wahre Meisterklasse

Bei aller Selbstkritik und allem Anspruch besser zu werden, hat man irgendwann seinen Zenit in einer Position erreicht. Nur die wenigsten besitzen die Ehrlichkeit und Selbstreflexion, dies zu erkennen. Genau das hatte jedoch Jürgen Klopp bereits bei Borussia Dortmund im Jahr 2015. Nachdem er erkannt hatte, dass er seinen Zenit überschritten hatte und der Mannschaft nichts mehr geben konnte, verließ er den Verein verantwortungsvoll. Genau dasselbe geschieht nun wieder bei Liverpool. Jürgen Klopp bleibt sich treu: der Verein ist wichtiger als er selbst, und als hervorragende Führungskraft gilt es, Steine auf dem Weg zum Erfolg zu beseitigen. Und wenn man selbst der Stein ist, dann ist es nur konsequent, sich selbst herauszunehmen.

Diese Selbsterkenntnis macht ihn erst wirklich stark und sollten sich auch manche Unternehmer, Führungskräfte oder Politiker beherzigen. Anders ausgedrückt: Vielleicht sollten manche Größen in der Politik und der Wirtschaft genau dieselbe Größe haben und sich eingestehen, wann man seinen Zenit überschritten hat und daraus genauso souverän die Konsequenzen ziehen wie Jürgen Klopp, einem der ganz Großen – nicht nur des Fußballs.

Häufig gestellte Fragen zu diesem Thema

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Kishor Sridhar

Unternehmensberater, Trainer und Vortragsredner

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Dieser Text stammt von einem Expert aus dem FOCUS online EXPERTS Circle. Unsere Experts verfügen über hohes Fachwissen in ihrem Themenbereich und sind nicht Teil der Redaktion. Mehr erfahren.

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