„Waffenstillstand“ ist ein starker Deb�tfilm. Lancelot von Naso bet�tigt sich nicht als Politbotschafter – und doch gibt diese handwerklich gro�artige Kino-Koproduktion eine Ahnung davon, was es hei�t, tagt�glich mit dem Tod konfrontiert zu sein. Au�erdem deutet er die Rolle der Medien an in diesem Szenario. Ein f�r deutsche Verh�ltnisse ungew�hnlicher Genre-Mix aus Drama, Abenteuer- und Antikriegsfilm, aus Politthriller und Road-Movie.
Foto: ZDF / Marc SchmidheinyDie Mitarbeiterin einer Hilfsorganisation & der Journalist. Reuten & von Pufendorf
Ein Fahrzeug rast durch den W�stensand. Es geht um Leben und Tod. Auch sp�ter. Jede Entscheidung kann die falsche – und die letzte sein. Im April 2004 ist der Krieg im Irak zwar offiziell vorbei, doch die Lage ist angespannt, die Stimmung zwischen amerikanischem Milit�r und irakischen Aufst�ndischen aufgeheizt. Besonders in Falludscha, der Hochburg des Widerstands. Drei Menschen in Bagdad wollen dorthin: Ein Arzt und eine Mitarbeiterin einer Hilfsorganisation, um Medikamente ins Krankenhaus der umk�mpften Stadt zu bringen, und ein junger Fernsehjournalist, weil er endlich mal eine Exklusivstory liefern m�chte. Gezwungenerma�en mit dabei sind sein Kameramann, der nicht begeistert ist, und der Fahrer Husam. Ein Waffenstillstand bis zum Sonnenaufgang des n�chsten Tages ist Ausl�ser f�r die Aktion. Ohne ihn w�re dieser Trip ein Himmelfahrtskommando. Dennoch gibt es keine Genehmigung. Und je l�nger die f�nf mit ihrem Minibus durch die W�ste scheppern, umso h�ufiger m�ssen sie sich die Frage stellen: Gibt es diese behauptete Feuerpause �berhaupt?��
Der abgekl�rte Kameramann f�hrt seinen Journalisten-Kollegen an:
„Wei�t du, was am Ende aus einer ‚Riesenchance’ wird? Ein 30-Sekunden-Beitrag. Wei�t du auch warum? Weil es keinen Arsch interessiert. Das Einzigste, was die interessieren w�rde: wenn sie uns beiden den Kopf wegpusten. Dann k�men wir gro� in den Nachrichten.“
„Waffenstillstand“ ist ein Deb�tfilm, der sich sehen lassen kann. Lancelot von Naso, geboren 1976 in Heidelberg, bet�tigt sich nicht als Politbotschafter – und doch transportiert der packende Film viele Wahrheiten �ber kriegerische Ausnahmezust�nde und er gibt eine Ahnung davon, was es hei�t, tagt�glich mit dem Tod konfrontiert zu sein – dem der anderen und dem m�glichen eigenen. Und er deutet die Rolle der Medien an in diesem Szenario. Der Film versucht sehr physisch, diese Extremsituation sp�rbar zu machen. „Mein Film sollte realistisch und auch politisch sein, aber dennoch Leute ins Kino locken“, bringt es von Naso auf einen etwas simplen Nenner. Dennoch bediene der Film – anders als im Mainstreamkino viele Erwartungen nicht, die er aufbaue. „In einem Hollywoodfilm w�rden die Idealistin und der Karrierist sich w�hrend eines Schusswechsels in die Arme fallen und ein Kind zeugen“.
Foto: ZDF / Marc SchmidheinyEin zynisch gewordener Arzt, der trotzdem weiterhin helfen will. Matthias Habich
Die Spannungsdramaturgie mit dem Moment der Zeitknappheit ist ein wichtiger Faktor, Action eher weniger. „Waffenstillstand“ ist ein f�r deutsche Verh�ltnisse ungew�hnlicher Genre-Mix aus Drama, Abenteuer- und Antikriegsfilm, aus Politthriller und Road-Movie. Kamera und Schnitt geh�ren zum Besten, was man in den letzten zwei, drei Jahren im deutschen Film sehen konnte. Die Schauspieler verstehen es wunderbar, ihren genrehaft typisierten, aber nie ins Klischeehafte driftenden Figuren eine Eigenheit zu geben, ohne dabei die Einheit der Handlung und die Geschlossenheit der Zweckgemeinschaft zu st�ren. Hannes Jaenicke sah man seit Jahren nicht mehr so gut. „Eher ein Reisefilm �ber Menschen, denen die Augen ge�ffnet werden, denn ein Kriegsfilm – findet ‚Waffenstillstand’ einige eindringliche Bilder f�r die Traumata eines gepeinigten Landes“, schrieb der SPIEGEL zur Kino-Premiere.
Foto: ZDF / Marc SchmidheinyLange sah man Hannes Jaenicke nicht mehr so gut und in einer so guten Rolle!
Rainer Tittelbach arbeitet als TV-Kritiker & Medienjournalist. Er war 25 Jahre Grimme-Juror, ist FSF-Pr�fer und betreibt seit 2009 tittelbach.tv. Mehr
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