Herfried & Marcel: Die Sabitzers sind Österreichs neue Fußball-Familie Nummer eins - kicker
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Herfried & Marcel: Die Sabitzers sind Österreichs neue Fußball-Familie Nummer eins

Mit 78. Länderspiel die Flögels abgelöst

Herfried & Marcel: Die Sabitzers sind Österreichs neue Fußball-Familie Nummer eins

Papa Herfried links und Sohnemann Marcel rechts: Die Sabitzers für Österreich.

Papa Herfried links und Sohnemann Marcel rechts: Die Sabitzers für Österreich. GEPA pictures

Gut 30 Jahre lang waren Rudi und Thomas Flögel das erfolgreichste Vater-Sohn-Gespann der österreichischen Länderspiel-Geschichte. Vater Rudi, der Rapidler, trug von 1960 bis 1969 40 Mal den Dress mit dem Adler auf der Brust, Sohn Thomas, der bei der Austria das Kicken und in Schottland das Kämpfen gelernt hat, kam ihm zwischen 1992 und 2003 auf drei Länderspiele nah.

Mit gemeinsam 77 Länderspielen ließen sie die Brouseks (Vater Ludwig ein Länderspiel, Sohn Richard vier) und die Brineks (Theodor sen. ein Länderspiel, Theodor jun. 17) von Haus aus hinter sich. Und weil Thomas Hickersberger die 39 Länderspiele von Papa Pepi in der Familienwertung nur um eines erhöhen konnte, dauerte es bis in die Gegenwart, ehe die Lainers und Sabitzers den Flögel-Rekord unter Beschuss nahmen.

Für die Lainers (Vater Leo 28 Länderspiele, Sohn Stefan bisher 38) ging es sich (noch) nicht aus, die Sabitzers aber sind seit Freitag, seit Marcels Einwechslung beim 1:1 gegen die Republik Moldau, neue Rekordhalter.

Wie der Vater …

Den Grundstein dafür hat Papa Herfried Sabitzer in den 1990er-Jahren mit sechs Länderspielen gelegt. Gegen Liechtenstein hat sich der heute 53-jährige Steirer auch einmal die Torschützenliste eingetragen. "Aber mittlerweile hat mir Marcel schon den Rang abgelaufen", musste der frühere Salzburg-, LASK- und GAK-Torjäger bereits vor Jahren eingestehen. Einen der Gründe dafür kennt er auch: "Ich habe in meiner aktiven Laufbahn nie den austrainierten Körper eines Modellathleten gehabt." Marcel schon. Der 29-jährige Sohn, der auf Stationen wie RB Leipzig, Bayern München und Manchester United zurückblicken kann und nunmehr für Borussia Dortmund kickt, hält auch deshalb nach elf Jahren im Nationalteam bei 72 Länderspielen und 14 Toren.

"Der Unterschied zwischen uns und unseren Söhnen", verglich Herfried einmal die beiden Fußballer-Generationen, "wir hatten nicht solche Väter wie sie." Die Stationen des Bundesliga-Papas prägten Marcel von Anfang an. Geboren wurde er in Wels, weil der Papa beim LASK unter Vertrag stand, seine ersten Fußball-Schuhe zerriss er in Anif, weil der Vater für Austria Salzburg stürmte. Als der Senior nach Bad Bleiberg weiterwanderte, kickte der Junior bei der benachbarten Admira Villach und landete schließlich beim GAK, weil der Alte in Mattersburg seinen letzten Profivertrag unterschrieb.

2007 rückte der damals 13-jährige Marcel erstmals ins Blickfeld der interessierten Öffentlichkeit, als er die Sporthauptschule Weiz im Wiener Horr-Stadion mit zwei Final-Toren zum Schülerliga-Titel schoss und danach in bestem Steirisch in seinem ersten ORF-Interview der Hoffnung Ausdruck gab, "dass i in a paar Jahr' in der Bundesliga spüü und ins Ausland hoit a no kumm."

Alles nach Plan

Das Ausland, genauer Bayern München, rief schon ein Jahr später, wie Herfried Sabitzer Jahre später, im Zuge von Marcels Wechsel von Leipzig zu den Bayern, im Transfersommer 2021 verriet. Der 14-jährige Marcel hatte sich noch dagegen entschieden, vertraute vielmehr dem Karriereplan des Vaters, der ihn bald in die Südstadt zur Admira führte, wo er 2010, noch 16-jährig, sein Zweitliga-Debüt gab. "Es hat dann Angebote von Schalke, Kaiserslautern oder Gladbach gegeben", so der Vater, aber der Plan war ein anderer. Der Bub sollte sich zuerst bei einem Spitzenklub in der Bundesliga etablieren und machte deshalb im Jänner 2013 den nächsten Schritt zu Rapid. Da hatte er sein Länderspiel-Debüt als 18-Jähriger bereits hinter sich.

Nach eineinhalb Saisonen in Hütteldorf und seinem umstrittenen Wechsel (via Leipzig und Leihe) nach Salzburg war Marcel reif für die große Bühne. "Wenn du selbst dein Leben mit dem Fußball verbracht hast, freut es dich, wenn dein Kind es schafft", ist Herfried Sabitzer stolz auf seinen Sohn. Dass er 1998, nach dem Vertragsende beim GAK, nicht selbst ein Auslandsangebot angenommen hat, bereut er heute noch. "Eigentlich war alles fix mit West Bromwich. Da hätte ich nur mehr Ja sagen müssen. Ich habe mich dann aber entschieden, in Österreich zu bleiben und zurück nach Salzburg zu gehen."

Stur zum Sieg

Die Beurteilung, wie ähnlich Vater und Sohn einander sind, überlässt Herfried Sabitzer lieber anderen. "Die Leute sagen, dass er mir ähnlich sieht, wenn ich ihn anschaue, sehe ich eher seine Mutter. Aber ich habe immer sehr ungern verloren und bin oft stur, das hat er von mir."

Und das darf Marcel am Dienstag (20.45 Uhr, LIVE! bei kicker) gerne auch in Schweden zeigen. Stur bleiben und gewinnen. So wie in seinen ersten drei Duellen gegen die "Tre Kronor".

Horst Hötsch