Winterurlaub: Bretter, die die Welt bedeuten - WELT
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Bretter, die die Welt bedeuten

Sie müssen Deutschland zum Skifahren nicht mehr verlassen. Die Schneedecke am Alpenrand ist zwar nicht überragend, aber rund um die Zugspitze sind die Bedingungen gut. Eine erlebnisreiche Tour von Garmisch-Partenkirchen aus in die Berge.
Fussgängerzone am Kurpark, Garmisch-Partenkirchen, Oberbayern, Bayern, Deutschland Fussgängerzone am Kurpark, Garmisch-Partenkirchen, Oberbayern, Bayern, Deutschland
Die verschneite Fußgängerzone am Kurpark, mitten in Garmisch-Partenkirchen
Quelle: Bildagentur Huber/Bildagentur Huber/R. Schmid

Unser Freund Ludwig ist ein gemütlicher Mensch, also schwört er auf den Kramer-Plateau-Weg. Es gebe nichts Besseres für den ersten Tag, sagt er, eine kleine Wanderung sei ideal zum Akklimatisieren, wenn man aus dem Flachland komme. Als langjähriger Stammgast von Garmisch-Partenkirchen muss er es wissen. Zuerst geht es mächtig bergauf, knapp 100 Höhenmeter. Dann teilt sich der Weg, Steigungen gibt es kaum. Die Bewaldung ist parkartig locker und bietet uns Durchblick auf den Ort und auf die Bergfront, die sich auf der anderen Seite des Tales dramatisch aufbaut.

Garmisch-Partenkirchen will partout keine Stadt sein, sondern klammert sich mit seinen 30.000 Einwohnern an die betuliche Bezeichnung "Marktgemeinde". Die Berge, die ihre Felsgipfel, -wände und -grate dahinter himmelwärts aufrichten, machen dagegen alles andere als einen gemütlichen Eindruck. Sie sind steil, hart und im Winter unzugänglich, ihre Flanken strahlen Kälteschauer aus.

Im Herzen der Bayerischen Alpen

Freund Ludwig zeigt uns die schroffen Waxensteine, die stolze Pyramide der Alpspitze, ihren Gegenpart, die Dreitorspitze im Wettersteinkamm, und noch weiter drüben das ebenso abweisende Dreigestirn des Karwendelgebirges. Die imposante Bergwelt lässt keinen Zweifel aufkommen, dass wir im Herzen der Bayerischen Alpen sind. Direkt gegenüber von unserem Aussichtsplatz zeigt Ludwig uns mit dem Stolz des Stammgastes die neuen Errungenschaften des Olympiaortes: rechts die drei Stützen der berühmten Kreuzeckbahn, links die nagelneue Hausbergbahn.

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Dazu gehört natürlich auch die Alpspitzbahn, der besondere Stolz der Garmisch-Partenkirchner, weil man angesichts der alpinen Kulisse um die Bergstation meinen könnte, man sei in der Schweiz. Oder zumindest in Österreich.

Hier ist das Zentrum des Classic-Pistenreviers zwischen Hausberg und Osterfelderkopf. Es ist wohl eines der vergnüglichsten Skigebiete in den Bayerischen Alpen. Derzeit liegen etwa 25 Zentimeter frischer Pulverschnee, zehn von 16 Liften sind in Betrieb.

Auch Spaziergänger kommen hier auf ihre Kosten

So führt vom Kreuzeck eine Promenade zur Hochalm, wo genügend Liegestühle auf sonnenhungrige Faulpelze warten. Wer sich hingegen auf Skiern wohler fühlt, für den ist die legendäre olympia- und weltcupbewährte Kandaharpiste - sie ist ebenfalls offen - eine gesuchte Herausforderung. Der Streckenrekord für die 940 Höhenmeter der 3,7 Kilometer langen Abfahrt liegt unter zwei Minuten; wer es sturzfrei unter fünf Minuten schafft, kann sich stolz auf die Schulter klopfen.

Am nächsten Tag wollen wir die Region rund um die Zugspitze erkunden. Es ist ein strahlender Wintermorgen mit stahlblauem Himmel. Für Spötter ist Deutschlands höchster Berg ein grandioses Exempel dafür, was sich Menschen alles einfallen lassen, um nicht zu Fuß auf einen Berg gehen zu müssen: drei Gondelbahnen, eine Zahnradbahn, zwei Umsteigebahnhöfe. Die Zugspitze dürfte der am meisten durchbohrte und verdrahtete Berg in den Alpen sein.

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Dafür kann er sich mit dem Platt schmücken: einem weitläufigen Gelände für Skifahrer und Snowboarder. 18 Pistenkilometer sind im Winter präpariert, es gibt blau, rot und schwarz markierte Abfahrten und für Boarder eine "Superpipe". Derzeit sind fünf der sechs Lifte in Betrieb, und die Wintersportbedingungen sind mit 135 Zentimeter Pulverschnee recht gut.

Nach einem Tag auf dem sonnigen Platt ist man gut beraten, den Umweg ins Tal über den Gipfel zu nehmen: zuerst also mit der Gletscherbahn ganz hinauf, wo der Panoramablick auf die Dreitausender der Zentralalpen noch grandioser ist. Und abwärts dann mit der Seilbahn zur Eibsee-Talstation. Damit schließt sich für alle, die mit der guten alten Zahnradbahn gestartet sind, der Rundfahrtkreis, der allerdings ziemlich ins Geld geht.

Ob die Lösung dieses Problems das beliebte Spielkasino im Kurhaus ist, muss jeder für sich entscheiden. An unterhaltsamen Alternativen für den Abend fehlt es jedenfalls nicht. Der Veranstaltungskalender von Garmisch-Partenkirchen kann sich sehen lassen: Theater, Konzerte, Shows mit und ohne Eis und nicht zuletzt die traditionellen Wettkämpfe der Spitzenskispringer und Weltcupabfahrer.

Am nächsten Tag packen wir unsere Langlaufskier ein. Eine federleichte Schneeschicht liegt auf den gespurten Loipen am Hausberg und am Skistadion. Doch wir misstrauen dem schönen Anblick und entscheiden uns für den Rundkurs Kaltenbrunn. Rund 850 Meter hoch gelegen, ist die Schneedecke hier beständiger, und kein vorwitzig aus der Loipe schauender Stein kratzt am Wachs. Im Gasthof "Barmsee", bei Apfelstrudel und Glühwein, treffen wir unseren Freund Ludwig wieder. Die steilen Passagen der Loipe bei Kaltenbrunn hat er mit der Bahn genommen, er ist eben ein Lebenskünstler. "Das ist das Schöne hier", sagt er, "du kannst alles machen, musst es aber nicht."

Tipps zur Reise:

-"Reindls Hotel Partenkirchner Hof" (4 Sterne): Familienbetrieb mit großem Komfort, Tel. 08821/94 38 70

-"Hotel Leiner" (3 Sterne): gemütliches Haus, Tel. 08821/952 80

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-Tourist-Information der Kurverwaltung, Tel. 08821/18 07 00,

www.garmisch-partenkirchen.de

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