Helene Thimig: Eine Frau, zwei Leben | DiePresse.com

Helene Thimig: Eine Frau, zwei Leben

Spätes Glück: Helene Thimig mit ihrem zweiten Ehemann, dem Schauspieler Anton Edthofer, um 1949.
Spätes Glück: Helene Thimig mit ihrem zweiten Ehemann, dem Schauspieler Anton Edthofer, um 1949.(c) Archiv Michael Heltau
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100 Jahre Salzburger Festspiele: 2020 wird viel von Festspiel-Initiator Max Reinhardt die Rede sein. Aber wer war eigentlich die Frau an seiner Seite? Helene Thimig: Versuch einer Annäherung.

Das Vorsatzblatt jener Reinhardt-Biografie, die die legendäre Sekretärin Gusti Adler aus dem Nachlass herausgab, ziert ein schönes Doppelporträt: Max Reinhardt und Helene Thimig Seite an Seite, im Profil, den „gemeinsamen Blick“ mit gelassener Heiterkeit in die Ferne gerichtet. Ein hoch symbolisches Foto. Es spricht von künstlerischen Zielen, die, weit über die privaten Anteile hinaus, die Grundlage dieser unorthodoxen, über ein Vierteljahrhundert währenden Beziehung bildeten. Einer Beziehung, die 17 Jahre nicht legalisiert werden konnte, weil Reinhardts erste Frau, Else Heims, die Scheidung verweigerte. Als die beiden 1935 in Amerika endlich heiraten können, ist sie 46 und er fast 62 Jahre alt.

Helene Thimig hat für ihr Leben mit Reinhardt nicht nur gesellschaftlichen Affront und juristische Konsequenzen riskiert. Sie hat ihm zuliebe unbeschreibliche persönliche Einschränkungen in Kauf genommen und zuletzt mit ihm das Schicksal der Emigration und des Abstiegs in die Bedeutungslosigkeit geteilt, verbunden mit existenzieller Not und persönlicher Demütigung. Ihr Weg schien so selbstverständlich mit dem seinem verknüpft, dass man ihr nach Reinhardts Tod 1943 vielfach das Recht auf ein Weiterleben absprach. In ihrem Erinnerungsbuch „. . . eine Handbreit über dem Boden“ berichtet sie, wie man ihr in Emigrantenkreisen den Selbstmord nahelegte. „Sie machten mir – offen oder mit versteckten Worten – klar, dass ich nach diesem Verlust unmöglich weiterleben könne . . . der Regisseur (Ernst) Lothar zum Beispiel. Und Frau Polgar. Herr Kortner hat mich die ,Lustige Witwe‘ genannt.“

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