New Moon - Biss zur Mittagsstunde (2009)

Was hier steht, ist im Grunde egal. Fangirls werden "New Moon" ohnehin st�rmen. Aber wie sieht's mit allen aus, die keine Lust auf die Buchvorlagen haben und vom Trailer ausgehend Fantasy-Action mit Werw�lfen und Vampiren erwarten?
Die Antwort: Kommt drauf an, wie niedrig die pers�nliche Hemmschwelle f�r �berzogenen Kitsch, steife oder alberne Dialoge und einen handlungsarmen Plot ist. Was CGI angeht, hat sich im Vergleich zu "Twilight" immerhin ein bisschen was verbessert. Aber das war’s auch schon.

Doch der Reihe nach: Die in "Twilight" behauptete epische Liebe zwischen dem perfekten Vampirj�ngling Edward und dem tollpatschigen Teenager Bella Swan wird hier zun�chst mit "Wer liebt wen mehr"-Dialogen weitererz�hlt. Nach einer desastr�sen Geburtstagsfeier l�sst Edward seine Bella dann im Nationalpark hinter ihrem Haus fallen. Drei Monate klinische Depressionen sind die Folge, was genauso tr�be anzusehen ist, wie es klingt. Dann entdeckt Bella, dass sie sich mit gef�hrlichen Adrenalinkicks Visionen vom v�terlich mahnenden Edward herbeibeschw�ren kann – eine Superidee f�r liebesk�mmernde 12J�hrige – und benutzt dazu den freundlichen Indianer Jacob, der ihr zwei alte Motorr�der reparieren soll. Doch auch Jacob, der sich ebenfalls in Bella verliebt, hat ein �bernat�rliches Geheimnis... Und schlie�lich d�mpelt die schon im Buch fahrige Plotentwicklung auch hier auf plumpen Irrwegen in ein italienisches Bergdorf, wo Bella dann ihrem Edward das Leben die untote Existenz retten muss.

Wenn man sich mit dem Gedanken angefreundet hat, dass ein 109j�hriger, "vegetarischer", in der Sonne glitzernder Vampir sich in eine interessenlose, leicht tollpatschige 17J�hrige verliebt, mag "New Moon" vielleicht einigerma�en fesseln, auch wenn orangefarbene Kontaktlinsen und Bellas Per�cke einiges tun, die Leidenschaft im Zaum zu halten – auch ganz ohne die altert�mlich-pr�den Moralvorstellungen der Autorin. Ansonsten langweilt oder belustigt die "Trag�die" abwechselnd, zumal keiner der beiden au�er obssessiver Liebe irgendwelche Pers�nlichkeitsmerkmale zeigt. Die Figur des Jacob Black bietet eine Weile willkommene und einigerma�en lebendige Abwechslung – bis auch er zum �bersinnlichen Superwesen mutiert und Bella verf�llt.
Und damit w�ren wir beim Grundproblem: Bella Swan ist eine klassische Mary Sue (= Wunschprojektion, mit der sich eine Autorin in die Story einbringt). Das einfache, nicht besonders herausragende M�dchen mit ach-so-liebenswerten Macken, in die sich zwei ungew�hnlich gutaussehende, perfekte und leidenschaftliche junge M�nner nicht nur unsterblich verlieben (ohne besondere Gr�nde, versteht sich), sondern auch gleich noch eifrige Bereitschaft zeigen, f�r sie zu sterben. Da sie nur als hei� umschw�rmtes Liebesobjekt fungiert, bildet Bella f�r pr�bubertere Teenager oder in dieser Hinsicht frustriertere �ltere nat�rlich eine perfekte Identifikationsfigur. F�r alle, die sie als das sehen, was sie darstellt, ist der leidende Swan bestenfalls am�sant, meistens aber eine unausgegorene Nervens�ge. Kristen Stewart bem�ht sich redlich, der bewusst schwammigen Buch-Bella (die nat�rlich auf so viele Leserinnen wie m�glich passen muss) Farbe und Charakter zu geben. Allerdings scheitert sie dabei meist an den hahneb�chenen, steifen Dialogen, die man ihr in den Mund legt. Robert Pattinson steht als Edward meist mit gequ�lt-besorgtem Gesichtsausdruck herum und sorgt am Schluss unfreiwillig f�r den Lacher des ganzen Films. Taylor Lautner darf als Jacob vorwiegend seinen hart antrainierten Bizeps zur Schau stellen (ab der Mitte sieht man ihn eigentlich nur noch oben ohne). In einer Nebenrolle ragt immerhin Anna Kendrick als zurecht von Bella genervte Klassenkameradin Jessica heraus – obwohl sie eigentlich eine Unsympathin geben sollte.

F�r wen "Twilight" den Gipfel der Romantik ausmacht, d�rfte auch der Nachfolger nicht entt�uschen. Bella und Edward schmachten wie eh und je; mit Jacob kommt ein zweiter Traumprinz f�r Bevorzugerinnen des maskulin-animalischen Typs hinzu. F�r Robward-Fangirls gibt es nicht allzu viel zu sehen – daf�r aber etwa zehn Sekunden Pattinson oben ohne. F�r alle, die Vampire und Fantasy-Action lieben, ist "New Moon", wie auch schon "Twilight", auf gar keinen Fall zu empfehlen. Und alle, die Kristen Stewart zur Abwechslung auch mal richtig schauspielen sehen wollen, k�nnen das derzeit mit "Das gelbe Segel" tun.