Ex-Ministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) ist nun auch an einer Medienplattform beteiligt.
APA/Georg Hochmuth

Da soll noch einmal jemand sagen, Politikerinnen und Politiker hätten es nach dem Ende ihrer politischen Karriere schwer, in der Privatwirtschaft Fuß zu fassen. Wer hier Rat sucht, wie es gehen könnte, sollte bei Ex-Kanzler Sebastian Kurz und seinem einstigen türkisen Machtzirkel anklopfen. Sie alle haben sich an derselben noblen Büroadresse am Wiener Schubertring niedergelassen. Alle paar Monate ist von neuen oder zusätzlichen Posten und Beteiligungen zu lesen, die Kurz und seine Getreuen an Land gezogen haben.

Rückzug aus der Politik

Nun steigt die einstige Landwirtschafts- und Tourismusministerin Elisabeth Köstinger also ins Mediengeschäft ein: Die 44-Jährige beteiligt sich an der Medienplattform hektar.com. Zehn Prozent Anteile soll sie an der 2021 von einem Werbeunternehmer gegründeten Plattform, die sich der Entwicklung und Vermarktung ländlicher Inhalte widmet, übernommen haben. Dort soll sie ihr Know-how beisteuern.

Bis zu Köstingers erstem beruflichem Engagement nach ihrem Rückzug aus der Politik im Mai 2022 sollte es jedenfalls nicht lange dauern. Im August 2022 wurde bekannt, dass Kurz’ treueste Gefährtin CEO beim Fonds- und Finanzdatenanbieter Mountain-View Data des österreichischen Unternehmers Christian Baha wird – das war sie dann aber nur kurz, bis Jänner 2023. Seit April ist sie Mitglied im Aufsichtsrat der irischen Billigfluglinie Ryanair. Kürzlich hat sie sich mit ihrem neu gegründeten Unternehmen E+ Ventures selbstständig gemacht.

Rasante Karriere unter Kurz

Köstinger steht wie kaum eine andere für die Ära Kurz. Er war ihr Mentor, der ihre politische Karriere rasant vorantrieb. Diese hatte schon früh begonnen. Mit 17 Jahren leitete die Kärntner Bauerntochter, die auf dem Zwölf-Hektar-Hof des elterlichen Biobetriebs aufwuchs, die Landjugendgruppe ihrer Heimat Granitztal. Mit 25 stand sie an der Spitze der Jungbauernschaft, der Jugendorganisation des Bauernbundes.

2009 wurde sie EU-Abgeordnete, 2014 Vizeparteichefin – noch unter Reinhold Mitterlehner. Unmittelbar nach der türkisen Machtübernahme 2017 machte sie Kurz zur Generalsekretärin der Partei. Viel Schelte bescherte ihr im selben Jahr ihre kurze Amtszeit als Zweite Nationalratspräsidentin – ihre Überparteilichkeit streifte sie nach nur 36 Tagen für ein Ministeramt in der türkis-blauen Regierung ab. Dort galt sie als engste Kurz-Vertraute. Als dieser im Herbst 2021 endgültig gehen musste, blieb auch Köstinger nicht mehr lange. (Sandra Schieder, 20.6.2023)